Pro:
Moderne, gut ausgestattete Spiegelreflex-Kamera der Mittelklasse mit hervorragendem Preis/Leistungsverhältnis
Kontra:
Keine DSLR im herkömmlichen Sinne | Videofunktion unflexibel | Viel Plastik
Empfehlung:
Ja
P { margin-bottom: 0.21cm; }
Schon länger ward der
Wunsch nach einer moderneren Kamera in der Familie existent -
besonders seit wir wieder mehr Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten
haben, die mit Naturschutz verbunden sind. Das damit einhergehende,
schöne Hobby der Natur- bzw. Tierfotografie schlummerte bis vor
kurzem eher im Dämmerschlaf einer analogen Spiegelreflex- respektive
einer digitalen Kompaktkamera. Bei der eingehenden Recherche zur
Verbesserung dieser schier unhaltbaren Situation verdichtete sich das
Teilnehmerfeld der potentiellen Kandidaten auf die üblichen
Verdächtigen: Canon, Nikon und Sony.
Superzoom-/Bridge-/Systemkameras ala Panasonic Lumix oder Fuji
FinePix, wie sie die auf Einfachheit bedachte Pharaonin zunächst
favorisierte, wurden letztendlich durch mein persönliches Veto
verworfen. Eine Spiegelreflex sollte es sein, ich bin schlicht zu alt
und fototechnisch auch inzwischen zu verwöhnt, um solcherlei -
pardon - Spielzeug zu kaufen.
Überblick / Allgemeines
Sonys "Alpha"-Serie
buhlt mit einer Reihe schöner Features, dabei zählt sie gar nicht
in die Kategorie DSLR - und wiederum doch. Das Zauberwort heißt SLT,
wobei das T für "Translucent" steht, der Spiegel ist
halbdurchlässig. Somit ist das Bild im Sucher und im Display nämlich
bereits vom CMOS - sprich: elektronisch - aufbereitet und kein 1:1
optisches Abbild dessen, was das Objektiv einfängt. Daran muss man
sich gewöhnen und der Kamera somit ein wenig mehr Vertrauen
entgegenbringen. Puristen und Vertreter der reinen SLR-Lehre dürfen
ob dieses Tricks die Nase rümpfen, doch in der Praxis haut das
eigentlich immer ganz gut hin. Vorteil: Der Sucher bildet tatsächlich
100 % des Bildes ab, während es bei "richtigen"
Spiegelreflex oft nur 80-95% sind. Ohnehin richtet sich die Alpha 58
eher nicht an Profis, die bewegen sich in ganz anderen Sphären,
sondern preisbewusste Aufsteiger mit fotografischen Vorkenntnissen.
Dort ordnet sie auch Sony ein, wenn man sich auf der Produkt und/oder
Registrierungsseite einmal genau umsieht.
Die A58 ist übrigens
nicht die Nachfolgerin der beliebten A57, wie man vermuten könnte,
sondern ein Brückenmodell nach unten zur hauseigenen
Einsteigerklasse. Das soll aber nicht heißen, dass sie irgendwelche
Gimmicks grundsätzlich vermissen lässt. Im Gegenteil. 20.1 Mpix
CMOS, Full HD Video (1080p/Stereo) mit 25 Frames/sec und jede Menge
andere technische Finessen und Automatiken (u.a.LiveView,
Mehrfeld-AF, Gesichts-/Lächelerkennung, Panoramaautomatik und
allerhand weiterer Zipp und Zapp, den man der entsprechenden
Produktbeschreibung entnehmen kann und hier den Rahmen sprengen
würde) bringt die Kamera wie selbstverständlich mit. Diese
Funktionen sind auch allesamt sauber integriert. Man merkt den Preis
allerdings bei der generellen Art der Verarbeitung bzw. der Haptik:
Viel Plastik. Das mag den Technikgourmet abschrecken, stört die
reine Funktion aber keinesfalls. Es spart in erster Linie Kosten aber
nicht Gewicht. Mit knapp unter 500 Gramm (nur Body) liegt die Knipse
nämlich durchaus satt im Klassendurchschnitt.
Dazu addiert sich dann
noch das entsprechende Objektiv, wobei nicht nur nahezu jedes aus dem
reichhaltigen Sony-Sortiment passt, sondern auch Minolta/Dynax, die
sich mit der Sony die Bajonettform teilen. Natürlich haben sich auch
diverse Drittanbieter auf die Alpha eingeschossen, z.B. Tamron oder
Sigma. Diese sind in der Regel günstiger zu haben, müssen aber
nicht unbedingt schlechter geeignet sein, auch wenn sie (zumindest
diejenigen in der unteren Preiskategorie) natürlich meist qualitativ
und in Sachen Abbildungstreue nicht ganz an die Originale heran
kommen. Da die Alpha aber die Bildstabilisation im Gehäuse vornimmt,
ist eine Alternativbestückung der Kamera mit solchen (oft VC-losen)
Objektiven manchmal eine gute Art Geld zu sparen. Besonders wenn es
sich um Teleobjektive um 300er Brennweite handelt. Die Alpha 58 wird
übrigens hauptsächlich als Kit vertrieben - und zwar in zwei
Varianten:
SLT-58K : Body + Objektiv
DT1855 SAM II (Allrounder)
SLT-58Y : Body + Objektive
DT1855 SAM II und SAL55200 (Allrounder + 200er Tele)
Ab rund 400 Euro steigt
man mit dem SLT-58K-Kit ein (hier gibt es vereinzelt im Handel auch
ein interessantes "Starter-Paket" von Sony - mit Fototasche
LCS-AMB und 16 GB SDHC Class 10 Speicherkarte inklusive, gesehen etwa
bei Media Markt). Datenkabel und Akkuladegerät sind unabhängig
davon immer im Lieferumfang enthalten. Grundsätzlich leider nicht
mit dabei ist eine passende Gegenlichtblende oder ein UV-Filter (55mm
Filtergewinde). Beides ist am besten sofort mit zu kaufen. Beim
DT1855 SAM II dreht sich übrigens die Objektivfront beim Fokussieren
mit, was bei Verwendung einer Gegenlichtblende in klassischer
Tulpenform ziemlich dämlich aussieht, da diese dann auch rotiert.
Bei diesem Objektiv also lieber auf ein zylindrisches/konisches
Modell (z.B. Sony ALC-SH108 oder baugleich) ausweichen. Beim Bajonett
des Kit-Objektivs ist übrigens wieder Plastik der Werkstoff der Wahl
- nicht schön aber zweckmäßig. Ein Quick-Guide-Benutzerhandbuch
liegt zwar bei, die richtige Bedienungsanleitung ist aber per
Download zu beziehen. Das Studium derer ist auch dringend anzuraten,
bis man alle wichtigen Funktionen halbwegs gefressen hat.
Handling
Zunächst fällt schon mal
auf, dass Sony einen eigenen Weg geht, was die Anordnung einiger
Bedienelemente angeht. Besonders das Auswahlrad für die
Betriebs-/Automatikmodi ist anfänglich gewöhnungsbedürftig -
während fast alle anderen Hersteller dieses rechter Hand
positionieren, ist es auf der Alpha links. Symbolik und Funktionen
sind dabei aber nahezu identisch mit Canon, Nikon & Co. Der ganz
große Kulturschock bleibt aus - es findet sich prinzipiell alles
dort, wo man es zurecht vermutet: Ein/Aus, Auslöser, Blitz,
AF/MF-Umschalter, Multifunktionssteuerkreuz und Schnellzugriffstasten
häufig benötigter Funktionen (Papierkorb, Playback, Digizoom, ISO,
AEF, Movie etc.). Akkuschacht und Kartenslot (sowohl DuoMemoryStick
und SDHC kompatibel) sind voneinander getrennt. Anschlussseitig sind
Mikro-HDMI, Mini-USB, externes Mikrofon und externes Ladegerät
(beides nicht im Lieferumfang) vorgesehen. Der "Blitzschuh"
ist als Multifunktionsport ausgelegt, der nicht nur TTL-gesteuerte
Blitzgeräte, sondern eine ganze Reihe anderer (Sony-)Zubehöre
aufnehmen und betreiben kann.
Die A58 liegt angenehm in
der Hand, fährt erfreulich schnell hoch und ist quasi innerhalb
einer Sekunde schussbereit. Schon mit der werkseitigen
Grundeinstellung kann man frei von der Leber weg ansprechende Fotos
machen oder Filme "drehen" (wahlweise MP4 oder AVCHD
Format). Mit steigender Erfahrung probiert man dann sicherlich aus,
was das Teil sonst noch so Kreatives zu bieten hat. Und das ist eine
ganze Menge und nicht nur auf die Bildeffektspielereien beschränkt,
die mögen kann aber nicht muss. Mit wachsendem Vertrauen zum
Fotoapparat bleibt mehr Zeit für schöne, und manchmal auch gut
geplante, künstlerische Bildkompositionen. Für die Motivkontrolle
hat man dabei die Wahl zwischen dem klappbaren 2,7 Zoll Display und
dem OLED-Sucher. Der aktiviert sich erst sobald man sich mit dem Auge
annähert (Eye-Start-Mode ON). Beide zeigen identische Inhalte an,
wobei man die Flut der zusätzlich eingeblendeten Symbole und Skalen
kurzzeitig ausblenden kann, indem man die "Vorschau"-Taste
unterhalb des Objektivs drückt.
Ein konstruktionsbedingtes
Nachziehen sowie Farbrauschen der Anzeigen bei (insbesondere
schneller) Bewegung ist aber nicht zu leugnen. Beim Sucher erscheint
dies stärker ausgeprägt zu sein, als beim Display. Das ist - wie
zuvor kurz angeklungen - ein kleiner Nachteil gegenüber einer
"richtigen" Spiegelreflex, die grundsätzlich das im Sucher
darstellt, was durchs Objektiv zu sehen ist - und: es funktioniert
hier der Sucher auch nur, wenn die ´Kamera eingeschaltet ist.
Interessanterweise wird das dann endgültig abgespeicherte Bild dann
scharf und ohne Farbrauschen wiedergegeben. Dabei entspricht dies
aber nicht zwingend dem, was man zuletzt tatsächlich geschossen hat,
denn je nach Modus kann es sich um das Produkt mehrerer
Einzelaufnahmen handeln, welche die Kamera zu einer zusammengefügt
und/oder dank elektronischer Korrektur interpoliert hat. Bei
Verwendung der Videofunktion ist zu beachten, dass man je nach
Objektiv, deutliche Autofokusgeräusche mit aufzeichnet. Die
originalen, überdies fix arbeitenden Sony-Objektive mit SAM (Smooth
Autofocus Motor) - betrifft dies allerdings weniger stark.
Grundsätzlich
funktioniert die A58 also wie jede andere SLR/SLT-Kamera auch. Das
18-55er Kit-Objektiv zeigt sich als absolut alltagstauglicher
Begleiter. Der optische Zoombereich ist bauartbedingt natürlich
ziemlich begrenzt, reicht aber für allgemeine Aufgaben sehr häufig
aus - zur Not ist auch ein digitaler Dreifachzoom an Bord. Selbst mal
eine schöne Makroaufnahme haut man raus, wenn man weiß wie. Die
besten Erfolge hat man in diesem Fall beim oft eher Umschalten auf
manuellen Fokus, wobei der einstellbare Mehrbereichs-Autofokus in
aller Regel einen zuverlässigen und schnellen Job macht. Nur im
absoluten Nahbereich bei speziellen Situationen (z.B. filigrane
Insekten auf einer Blüte o.ä.) braucht er zuweilen Nachhilfe und
die helfende Hand des Fotografen. Dabei ist er auch nicht beleidigt,
wenn man in den motorischen Trieb eingreift. Die
Verwacklungsautomatik bügelt eine Menge aus und die
Gesichts-/Lächelerkennung arbeitet höchst zufriedenstellend. In der
Grundeinstellung speichert die Kamera sowohl das Originalbild, als
auch den vergrößerten Bildausschnitt mit dem Gesicht als zwei
getrennte Bilder ab.
Gespeichert werden
übrigens entweder RAW oder JPEG-Dateien, wobei eine 32 GB SDHC-Karte
für etwa 4000 Aufnahmen ausreicht. Der Akku schafft mit einer Ladung
deren etwa 600 - je nach Nutzerprofil, sprich: mit/ohne Blitz,
häufiger Autofokus etc. belastet den Energiehaushalt
selbstverständlich zusätzlich. Das proprietäre Li-Ion-Akkupack ist
in etwa anderthalb Stunden im externen Ladegerät aufgeladen. In
Sachen Video kann die Alpha 58 sowohl MP4 als auch AHCVD-Format
aufzeichnen. Ein Clip ist auf maximal 29 Minuten beschränkt, dann
muss die Movie-Taste erneut gedrückt werden. Während des Filmens
sind diverse Einstellungen fix und können nicht verändert werden,
der intelligente Autofokus führt die Schärfe natürlich
kontinuierlich nach. Wie bereits angeklungen kann dies bei Verwendung
des Onboard-Stereo-Mikrofons zu störender Klangkulisse werden,
insbesondere bei Verwendung nicht schallreduzierter Objektive. Die
Konvertierung von AHCVD und RAW übernimmt später beispielsweise die
"PlayMemories"-Bearbeitungs-/Verwaltungs-Software, welche
Sony für PC/Mac kostenlos zum Download anbietet. Inklusive 5 GB für
die Erstellung einer Online-Galerie.
_Kurz & Bündig_
Das "kleine"
A58K-Kit beweist erstklassige Allrounderfähigkeiten, die später
problemlos dank einer breiten Zubehör- und Objektivpalette (auch von
Drittanbietern, die sich inzwischen auf die Alpha-Serie sehr gut
eingeschossen haben) individuell spezialisiert und ausgebaut werden
kann. Akzeptieren muss man dafür, dass die Alphas grundsätzlich
keine "reinrassigen" Spiegelreflexkameras im herkömmlichen
Sinne sind und - speziell bei der A58 - die Materialwahl Sonys etwas
mehr in Richtung Plastik geht, was sich aber bislang nicht negativ
auf die Funktion oder gar die durchweg erfreuliche Bildqualität
ausgewirkt hat. Ein weiterer, für mich jedoch vollkommen
vernachlässigbarer, Punkt wäre vielleicht noch, dass im
Videobetrieb nicht der volle Funktionsumfang verfügbar ist. Schwamm
drüber, brauche ich in 99% der Fälle ohnehin nicht, da ich damit
fotografieren und nicht filmen möchte. Die - auch unter
ergonomischen Gesichtspunkten - gut ausbalancierte
Mittelklassen-Knipse ist besonders für Ein- und Aufsteiger ein guter
Kauf. Es gibt sicherlich bei der Konkurrenz sehr gute Kameras, mit
ganz ähnlichem Nutzerprofil, was Features und Anspruch angeht, doch
der ganz große Pluspunkt der Sony liegt in ihrem fast schon
unschlagbarem Preis-/Leistungsverhältnis. weiterlesen schließen
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