Pro:
Ordentliches wie preisgünstiges Tele mit praktischer Makrofunktion | Gegenlichtblende inklusive
Kontra:
Autofokus nicht geräuschgedämpft, langsam und nicht immer treffsicher | Kleinigkeiten
Empfehlung:
Ja
Nachdem der Wunsch einer neuen Spiegelreflex-Knipse bereits in Erfüllung ging, stand noch ein weiterer Posten auf der Wunschliste: Ein Tele-Objektiv. Da die originalen meist ein gerüttelt Maß teurer sind als die von Drittanbietern, waren dies schon mal eher in der engeren Auswahl, als die für unsere SLT-A58K von Sony vorgesehenen DT oder SAL-Modelle. Allen voran SIGMA und TAMRON. Schließllich wurde es dann Letzteres in der Version A017S (Leicht zu merken: S für Sony), da erstens tatsächlich der Preis sehr attraktiv war und ich bereits in der Vergangenheit, aus analogen Zeiten, recht gute Erfahrungen mit diesem Hersteller gesammelt habe. Das 70-300mm Teleobjektiv für rund 120 Euronen empfahl sich auch aufgrund dessen, dass es on top eine 1:2 Makrofunktion aufweist. Das ist mir als hobbymäßigem Naturfotografen sehr wichtig. Ein wenig Online-Recherche (sprich: Kundenrezensionen) ergab, dass es wohl eine vergleichsweise große Serienstreuung in Sachen Verarbeitung gibt/gab - nichtsdestoweniger wurde das Teil schließlich bestellt. Denn: Erst Versuch macht kluch.
Im Lieferumfang befindet sich gleich die passende Gegenlichtblende in Bajonettausführung, die bei Nichtgebrauch platzsparend um 180° gedreht auf den Objektivtubus aufgesetzt werden kann. Die klassisch-konische Becherform ist insofern gut mitgedacht, als das sich der Tubus beim Fokussieren mitdreht, das heißt, dass eine Gegenlichtblende in Tulpenform - bei/nach der Scharfstellung - meist irgendwie verdreht aussehen würde. Das ist in erster Linie aber ein ästhetisches Problem - es sieht einfach doof aus. Ansonsten lässt sich eine solche natürlich jederzeit nachrüsten und auf das 62 mm Filtergewinde schrauben. Apropos: Wie bei allen Objektiven ist möglichst eine sofortige Bestückung mit einem entsprechendem UV-Filter sinnvoll. Er sorgt insgesamt für klarere Bilder und schützt die Linse zudem vor Fettfingern, Regen, Kratzern und ähnlichem Unbill. Die obligatorischen Abdeckkappen für Objektiv und Bajonett sind ebenfalls selbstredend mit dabei.
Doch zum Wesentlichen. Das - sowohl für analoge als auch für digitale SLRs taugliche - Objektiv macht bereits auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck. Die Verarbeitung ist nicht zu beanstanden, für ein Objektiv der 100-Euro-Klasse erst recht nicht. Angenehm Kompakt und mit 490 Gramm noch erträglich leicht, kommt das A17S daher. Das Bajonett ist zwar aus Plastik, das sind Sonys Originale beispielsweise aber auch. Bislang gab es jedenfalls keine Stabilitätsprobleme oder Fehlfunktionen deshalb. Es rastet sauber ein und die Kamera erkennt den neuen Spielkameraden und seine Fähigkeiten ohne Murren. Die griffig gummierten Fokus- und Zoomringe lassen sich straff aber noch vergleichsweise leicht drehen. Eine Arretierungsmöglichkeit um ein selbstständiges Ausfahren (durch Schwerkraft) des Tubus zu verhindern gibt es zwar nicht, war aber auch bisher noch nie nötig. Der "Rüssel" bleibt auch bei längerem kopflastigen Hängen der Kamera am Nackengurt brav eingefahren. Unabhängig ob auf MF- oder AF-Modus.
Im Brennweitenbereich zwischen 180 und 300mm lässt sich die Makrofunktion per Schiebeschalter aktivieren. Damit sinkt die Scharfstellgrenze auf beachtliche 95 cm, was in der Praxis auch ganz gut hinhaut, wenn man beispielsweise Insekten oder andere interessante Motive in absoluter Nahaufnahme einfangen will. Die A58 ändert das Erfassungsfeld automatisch, allerdings kommt es durchaus vor, dass die Fokussierung selbst nicht immer so recht gelingen will. Ohnehin ist der Autofokusmotor nicht der Schnellste und auch nicht grade ein Leisetreter seiner Zunft. Es surrt vernehmlich und grade wenn der Autofokus vergeblich hin- und hersucht, ist der genervte Griff schnell am Umschalter auf MF-Betrieb. Es geht in diesem Bereich manchmal eben nichts über gute alte Handarbeit - und ein sicheres Auge. Dennoch gelingen speziell mit der Makro-Funktion sehr schöne Bilder, wenn man ihre Eigenheiten kennt und sich darauf einstellt.
Im Normalbetrieb kann man den automatischen Helfer im Dienste der Schärfe dafür durchaus machen lassen, da ist er wesentlich treffsicherer, braucht aber grade bei schwindendem Licht und vielen potentiellen Fokuspunkten gelegentlich ein wenig Nachhilfe. Auch für sich schnell bewegende Motive ist der AF sicher nicht das Nonplusultra aber man kann mit ihm leben (lernen). Die Abbildungsqualität ist generell stark von den Lichtverhältnissen abhängig, wobei manche Kundenrezensionen vom "Schönwetterobjektiv" sprechen, was schon eine recht passende Charakterisierung darstellt, jedoch dem Tamron nicht ganz gerecht wird. Auch bei suboptimalen Verhältnissen kann man wirklich schöne, scharfe und farbtreue Ergebnisse zaubern - aber auch hier gilt: gewusst wie. Dieses Objektiv muss man sich schon ein wenig erarbeiten, wobei es wohl offenbar in großem Maße von der verwendeten Alpha-Kamera bzw. deren gewählten (Kompensations-)Modi abhängt, ob Brauchbares dabei heraus springt.
Um Chromatische Abberationen (CA) zu vermeiden ist das Objektiv mit einer LD-Vergütung ausgestattet. Diese violetten Farbsäume sind sonst höchst ungern gesehene Gäste an Konturen - insbesondere bei Makroaufnahmen. Diese lassen sich bei diesem Objektiv nur in ganz seltenen Fällen mal ansatzweise blicken. Dazu muss man aber erneut darauf hinweisen, dass speziell die neueste Generation der SLT-Kameras von Sony bereits dementsprechend effektive Auto-Korrektur-Möglichkeiten eingebaut hat. Somit ist von meiner Warte aus nicht zu beurteilen, ob das Tamron tatsächlich so gut vergütet und/oder konstruiert ist, dass kaum mal CA auftreten, oder ob die A58 diese schlichtweg heimlich, still und leise ausbügelt. Im Prinzip isses mir auch vollkommen wurscht, gelegentlich heiligt der Zweck ja die Mittel, und so soll das Endergebnis - nämlich die Reduzierung/Eliminierung von CA - zufriedenstellen. Das klappt zusammen mit der Sony absolut zufriedenstellend.
_Resümee_
Als Spielgefährte für die Alpha SLT- A58 ist es grundsätzlich schon einmal gut geeignet - diese stabilisiert intern und hat auch sonst die notwendigen Bildkorrekturfunktionen, um aus nicht ganz optimalen Verhältnissen/Objektiven immer noch ordentliche Fotos heraus zu holen. Das Tamron ist ansonsten aber ein wenig ambivalent veranlagt und der Kauf eine nicht ganz so einfach gelagerte Abwägungssache. Verkaufsargument Nummer 1 ist sicher der attraktive Preis für ein 70-300er mit sehr gelungener Makrofunktion. Dafür ist die Verarbeitung zwar klar kunststofflastig, doch erstaunlich robust und überdies schön kompakt sowie leicht. Das A17S macht schon irgendwie den Eindruck teurer zu sein, als es tatsächlich ist - eine großzügig dimensionierte Gegenlichtblende ist erfreulicherweise ebenfalls gleich mit dabei. Tamron ist darüber hinaus ziemlich selbstbewusst und gewährt registrierten Kunden eine 5-Jahres-Garantie.
Auf der anderen Seite darf man in diesem unteren Marktsegment selbstverständlich keine Wunderdinge erwarten, zudem soll es eine gewisse Serienstreuung bei der Verarbeitung geben. Mein Objektiv ist allerdings wohl eins derjenigen, das ohne irgendwelche Mucken und fiese Geräusche reibungslos funktioniert. Der Zoomring ist anfangs tatsächlich etwas schwergängig gewesen, arbeitete sich aber nach kurzer Zeit ein. Geschenkt. Der Autofokus ist zuweilen eigenwillig. langsam und nicht der Leisesten einer, das stört aber nur Foto- und Technikgourmets, die in dieser Preisklasse sowieso nicht glücklich werden können. Wer also mit einem gesunden Anspruch, und dem Willen was draus zu machen, an dieses Objektiv herangeht, bekommt ein passables Tele/Makro für viele Gelegenheiten, auch wenn Lichtstärke sowie Farbtreue ein Quentchen besser sein könnte. Dreieinhalb bis vier Sterne hat es sich redlich verdient. weiterlesen schließen
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