Pro:
Sehr viel Qualität für diesen geringen Preis, Makrofunktion.
Kontra:
Plastikbayonett, leichte chromatische Aberration möglich, Schärfeabfall am langen Ende.
Empfehlung:
Ja
Das Tamron AF 70-300mm 4-5,6 Di LD Macro 1:2 ist ein Telezoom-Objektiv, das für Kameras aller drei großen Hersteller Sony/Minolta (alpha-Bayonett), Nikon und Canon erschienen ist. Die für Vollformatkameras geeignete Linse erweitert ihre Brennweite von eigentlich 70-300 mm an APSC-Systemen durch den kleineren Sensor auf 105-450mm. Neben dem Telebereich kann das Objektiv auch (begrenzt) den Makrobereich abdecken. Mit einem Abbildungsverhältnis von 1:2 werden Objekte formatfüllend dargestellt, die doppelt so groß sind wie der Kamerasensor.
Testsystem
Ich habe das Objektiv an meiner Sony alpha 35 getestet. Die Kamera ist mit einem APSC-Sensor ausgestattet, weswegen ich von der oben erwähnten, längeren Brennweite profitieren konnte. Der Anschluss am alpha-Bayonett funktioniert problem- und reibungslos. Ich hatte während der Nutzung in einigen Momenten Probleme damit, dass die Kamera plötzlich den Kontakt zum Objektiv verlor, allerdings trat dies nicht zum ersten Mal auf - auch andere Objektive sind bei mir betroffen, weswegen ich davon ausgehe, dass das Kamerabayonett durch längere Wanderungen ausgeleiert ist, bei denen ich die teils recht schweren Objektive an der Kamera lasse, die ich mir dann mit dem Gurt umhänge. Diese Kontaktprobleme treten allerdings ohnehin nur extrem selten und nur wenige Sekunden auf und haben mich bisher noch nicht großartig beim Fotographieren gestört. Ich vermute nicht, dass es mit dem etwas billiger produzierten Plastikbayonett des Objektivs zusammenhängt, da ich dieses Problem auch mit teureren Linsen hatte, die ein Metallbayonett aufweisen. Für gewöhnlich klappen die Plastikanschlüsse ebenso zuverlässig wie die aus Metall. Dieses Problem sei aber zumindest erwähnt.
Unterschiede zwischen den Versionen für die drei großen Hersteller
Der größte Unterschied zwischen Nikon und Canon auf der einen und Sony/Minolta auf der anderen Seite ist wohl der Bildstabilisator, der bei Sony bereits in der Kamera verbaut ist und deshalb im Objektiv fehlt. Für den Nutzer macht dies letztlich keinen großen Unterschied, der von Sony verbaute Stabilisator ist alles andere als schlecht und der von Tamron in die mit Nikon- und Canon-Anschlüssen ausgestatten Objektive eingesetzte Stabi soll das Bild ebenfalls sehr gut fixieren, ohne dass ich jedoch letztere Aussage testen konnte - wie gesagt, mein Testsystem ist eine Sony alpha Kamera.
Bildqualität
Mit ihren 16 Megapixeln ist die Sony alpha 35 sicherlich nicht DAS Gerät, um die Qualität des Objektivs zu überprüfen, allerdings bekommt man einen ziemlich guten Eindruck. Sowohl im Tele- als auch im Makrobereich macht das Objektiv eine gute Figur, wobei ein leichter Schärfeabfall am langen Ende zu erkennen ist. Ein wenig abblenden hilft allerdings, insgesamt lassen sich also gute bis sehr gute Ergebnisse mit dem Objektiv erzielen, man fotografiert schließlich nicht immer in der Kombination 300 mm und f/5.6.
Auch im Makrobereich, der über einen extra dafür vorgesehenen Schalter am Objektiv aktiviert wird, macht das Tamron eine gute Figur. Makroaufnahmen sind im Brennweitenbereich von 180 bis 300 mm möglich, wenn man die Verschlusszeit entsprechend heruntersetzt und das System ruhig hält, sind insbesondere am kurzen Ende des Makrobereichs knackscharfe Aufnahmen möglich. Dank der hohen Brennweiten ist der Blitz zudem problemlos zuschaltbar, was in der ein oder anderen Situation sehr nützlich sein kann. Der lange Tubus des Tamron wirft keinen Schatten und auf einen Meter Entfernung (=Naheinstellgrenze) wird das Motiv meist genau richtig ausgeleuchtet. Das zusätzliche Licht kann dann zur Verkürzung der Belichtungszeit genutzt werden.
Fokus
Anders als das Mittelklassemodell mit Ultrasonic Silent Drive bietet das "kleine" Tamron AF 70-300mm 4-5,6 Di LD Macro 1:2 Objektiv keinen Ultraschallmotor, der Motor im Objektiv rattert also ganz schön, wenn man fokussieren möchte. Das ist nicht besonders gut für Videoaufnahmen, allerdings für Fotos letztlich sehr egal. Allerdings arbeitet der Fokus auch nicht besonders schnell, was insbesondere bei Makroaufnahmen, bei denen sich das Motiv teils schnell bewegt, nicht von Vorteil ist. Ich habe leider keinen wirklichen Vergleich, da das einzig andere Teleobjektiv, das ich besitze, über 200mm Brennweite an APSC-Kameras nicht hinauskommt (Tamron 55-200mm), allerdings würde ich subjektiv sagen, dass das Fokussieren auch deutlich schneller gehen könnte. Für Sportaufnahmen halte ich das Objektiv daher generell als ungeeignet. Allerdings kaufen sich Sportfotografen wohl sicherlich auch kein Tele, das weniger als 150 Euro kostet. Man kann also sagen, dass das 70-300mm genau das liefert, was man bei dem Preis erwarten kann: Der Fokus sitzt, allerdings dauert es manchmal wenige Sekunden. Die gute Bildqualität ist sicherlich auch noch übertreffbar, aber für Einsteiger absolut ausreichend und bei entsprechenden Kameraeinstellungen und Lichtverhältnissen kann man mit dem Tamron knackscharfe Bilder schießen, die viele Details wiedergeben.
Fazit
Das Preis-Leistungs-Verhältnis bei dem Tamron ist erstklassig. Ein Teleobjektiv zu diesem Preis und mit diesen Eigenschaften inklusive Makro-Funktion findet man nicht bei anderen Herstellern. Sigma bietet zwar ein Objektiv mit der selben Brennweite, gleichen Makroeigenschaften und einem noch etwas niedrigerem Preis, allerdings habe ich mich nach längerer Vor- und Nachteilstudie für das Tamron entschieden, da das Sigma im Bereich der Bildqualität im hohen Brennweitenbereich hinterherhinken soll. Das Tamron hat dafür etwas mehr Probleme mit chromatischer Abberation (Farbsäume), allerdings stören mich diese weniger und lassen sich durch Bildbearbeitungssoftware mehr oder weniger unkompliziert entfernen. Letztlich muss jeder für sich entscheiden, aber die paar Euro, die das Tamron mehr kostet, sind in meinen Augen keine Fehlinvestition. Es reicht manchmal auch, das zweitgünstigste Produkt auf dem Markt zu nehmen.
Das Tamron AF 70-300mm 4-5,6 Di LD Macro 1:2 ist alles in allem für Hobbyfotografen zu empfehlen, die zunächst etwas im Tele- und / oder Makrobereich herumprobieren möchten, bevor sie vielleicht 300 Euro oder mehr in die Hand nehmen, um eine hochklassige Linse zu erwerben. Im direkten Vergleich mit teureren Konkurrenten mag das hier getestete Tamron Defizite aufweisen, das Preis-/Leistungsverhältnis ist allerdings unschlagbar, weshalb ich 5 Sterne für das Objektiv vergebe. weiterlesen schließen
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