Pro:
Wendungen, Offenbarungen, Atmosphäre, konstant spannend, allen vorran : Haley Hudson
Kontra:
Logiklöcher, zu blasse Figurenzeichnung, letzte Bilder zu langgezogen
Empfehlung:
Ja
Wenn eine DVD sich selbst mit den Worten „Sie werden schreien vor Angst!“ an den möglichen Interessenten wendet, dann sagt mir dies des öfteren eher, dass hier hemmungslos übertrieben wird.
Nichtsdestotrotz setzte ich gewissermaßen sicherheitshalber meine gefüllte Tasse auf den Couchtisch ab, statt diese wie immer in den Händen zu belassen. Zusammengezuckt bin ich sodann inmitten der 85Minuten Spielzeit von
“The Pact“
tatsächlich hier und dort, während ich im Großen und Ganzen jedoch sagen muss, dass mich der Gruselstreifen nicht sonderlich vom Hocker gehauen hat. Einerseits gelungen, dass es hier nicht lange dauert, bis erstmals die Deckenbeleuchtung flackert und somit den ersten Hinweis dafür gibt, wie rasch sich die Atmosphäre gen Bedrohlichkeit verdichten wird. Andererseits hätte es „The Pact“ meines Empfindens nach an diversen Stellen durchaus gut getan, sich ein wenig mehr Zeit zu lassen und nicht direkt (buchstäblicherweise) mit der Tür ins Haus zu fallen.
Generell wirkt es nicht sonderlich innovativ, erneut eine Mutter frisch sterben zu lassen, um die Töchter Annie (Caity Lotz) und Nicole Barlow (Agnes Bruckner) zurück in das verhasste Haus ihrer Kindheit zu locken, in welchem sie ~ wie immerfort angedeutet wird ~ fürchterliche Zeiten verleben durften.
Während Annie sich anfänglich weigert, der Beerdigung beizuwohnen, taucht diese sodann dennoch auf, wohingegen Nicole urplötzlich verschwunden ist. Die gemeinsame Freundin Liz (Kathleen Rose Perkins) gibt bekannt, Nicole schon mehrere Tage nicht mehr erreicht zu haben, während Töchterlein Eva (Dakota Bright) am letzten Kontakttag durch die Webcam hindurch beobachten konnte, dass sich jemand durchs Haus der Mutter schlich, während weitere merkwürdige Dinge vor sich gingen...
Die Umsetzung
lässt dem Zuschauer kaum Zeit, gemächlich warm zu werden. Stattdessen beginnt „The Pact“ holterdipolter mit diversen Gruselsegmenten, die der Kenner bereits in Werken wie „Paranormal Activity“ betrachten durfte. Wackelnde Lampen bishin zu einem unsichtbaren Geisterwesen, welches die Ladys an den Beinen packt und durch die Flure schleift... bekannt, dennoch durchaus funktionell.
Weniger günstig erschien mir dementgegen der Aspekt, wie viele Unklarheiten sich in dem Film auftun, ohne das sich je die Mühe gemacht wird, diese auch nur ansatzweise aufzuklären.
Recht früh durfte ich mir die Frage stellen, warum Eva von dem fremden Menschen im Haus nichts erzählt haben soll, wo die Kleine im weiteren Verlauf zwischendurch generell abbleibt und wieso um alles in der Welt Nicole bzw. Annie überhaupt im vermeintlichen Spukhaus doch immer wieder aufs Neue nächtigen, anstatt sich ein Hotelzimmer zu gönnen.
Warum die Damen überhaupt „so lange“ vor Ort bleiben wollen, ob sie ihren Jobs nicht nachgehen müssen, welche Dinge eventuell im Haus zu erledigen sind. Und vor allem: was genau es in der wirklichen Welt eigentlich bringen kann, einer Blinden mit Fingerzeig zu deuten, wo sie sich einmal näher um“schauen“ soll.'''
Ferner spaziert Polizist Bill Creek (Casper van Dien) mal eben einfach so durch die Tür, um sich in Ruhe umzusehen und seine Fotos abzugleichen. Was ihn dazu schließlich bewogen haben mag, ist zwar durchaus verständlich dargestellt... die Frage nach einem vorliegenden Durchsuchungsbefehl kann ich mir nichtsdestotrotz nicht verkneifen.
Beantwortet wird dies allerdings nicht ~ und vermissen wird den guten Mann schlussendlich offenkundig auch niemand.
Fakt ist: „The Pact“ konzentriert sich ausschließlich auf die Geschehnisse, die mehr und mehr auf eine Geistererscheinung hinweisen, währenddessen sämtliche Drumherum-Dinge völlig außen vor bleiben.
Dies bedeutet nicht nur, dass nahezu der komplette Tagesablauf der Protagonisten hier förmlich als „unwichtig“ erscheint, sondern tragischerweise die Figurenzeichnung derartig oberflächlicher Natur ist, dass es mir recht schwer fiel, mit den entsprechenden Charakteren mitzufiebern.
Durch die Bank lobenswert unbestreitbar das wandelnde Medium Stevie (Haley Hudson), die bereits aufgrund ihrer Ausstrahlung für eine Atmosphäre sorgt, der ich persönlich mich nicht mehr entziehen konnte. Jene wahnsinnige Anziehungskraft vermisst man meiner Meinung nach jedoch umso deutlicher im Gesamtkonstrukt, welches sich zwar immerfort Mühe gibt, den Zuschauer durch (fürwahr) gelungene Wendungen bei Laune zu halten, '''sich dessen ungeachtet durch unfreiwillige Komik Marke „Holt den Edding raus '''wir zeichnen uns ein Ouija-Brett“ selbst im Wege steht.'''
Dass die Zeichnungen auf dem Fußboden obendrein eine Weile unentdeckt bleiben sollen, will mir persönlich genauso wenig einleuchten wie die Art Ursache, die hinter dem Grusel-Bohei stecken soll. Sehr nette Idee durchaus, jedoch recht mangelhaft ausgeführt, wird man auch hier nicht um etliche Logiklöcher herumkommen.
Erstaunlicherweise tut sich '''dennoch eine gewisse Spannung auf, der ich mir nur schwer entziehen konnte. Dank '''diverser Wendungen, Offenbarungen wie anfänglichen unbeachteten Zusammenhängen''' blieb meine Aufmerksamkeit konstant, wenngleich die „x ist im Haus passiert, also muss ich y tun“ Szenarien ebenfalls etwas überstürzter Natur ihrer Platz fanden. Drücken wir also einfach ein Auge zu und sagen, dass Anna aufgrund ihrer christlichen Erziehung von Anfang an allem Übersinnlichen gegenüber mehr als aufgeschlossen ist.
Definitiver Pluspunkt: „The Pact“ kann sicherlich '''keine Langatmigkeit''' vorwerfen, wird dem Zuschauer hier keinerlei Entspannung gegönnt, worüber hinaus die ein oder andere fiese Szene wohlig dosiert ihren Platz fand und sich trotz marginaler Vorhersehbarkeiten eine Genre-passende Atmosphäre ausbreitet.
Die DVD selbst
gab sich durchaus redlich Mühe, Zuschauer zu gewinnen oder gar ein wenig in die Irre zu führen. Weder kann man meines Erachtens nach mit dem Werbeaufdruck “Der unheimlichste Film des Jahres“ konform gehen, noch ist das gezeigte Cover in irgendeiner Art und Weise im Film selbst zu sehen, wenn man sinnbildiches einmal ausschließt. So gesehen durchaus eine geniale Metaphorik-Idee ~ wer jedoch auf großartigen Haus-Grusel hofft, in dem es aus allen Ecken spukt, poltert und fies wird, der wird somit zwangsläufig a bisserl enttäuscht werden.
'''Bild und Ton''' ist vorbildlicher Natur; neben der deutschen kann der DVD-Inhaber lediglich den englischen Ton anwählen; als Untertitel liegt ausschließlich der deutsche vor.
Bei den '''BonusmaterialPunkten '''Die Darsteller '''Der Regisseur''' sowie '''Der Drehort''' handelt es sich zu meiner großen Überraschung keineswegs um Texttafeln, sondern um jeweils knapp 5minütige Beiträge, in denen die einzelnen Mitwirkenden zu Wort kommen und sich zu den entsprechenden Themen äußern. Sehr gut gemacht, recht interessant und durchaus sehenswert.
Weiterhin liegen der typische '''Audiokommentar''' wie auch der '''Originaltrailer''' nebst dem '''deutschen Trailer''' vor, dessen Sichtung ich mir in diesem Fall gespart habe.
Hinsichtlich der '''FSK16''' Freigabe gibt es von meiner Seite aus nicht zu moppern: zwei Szenen empfand ich persönlich als leicht-fies, während man bezüglich eines abgeschnittenen Kopfes in der Tat zweimal hinschauen muss, um diesen auf der gezeigten Fotografie überhaupt als solchen wahrnehmen zu können.
Nackte Haut gibt es bis auf eine dezente Toilettengangaufnahme nicht ~ „The Pact“ ist kein Film, der den Gucker daran erinnert, dass manche Menschen duschen gehen. Vermutlich liegt in jenem das Geheimnis begraben, warum Annie komplett ohne Gepäck durch die Gegend reist.
Summa summarum
stimmt mich insbesondere der filmische Ausgang von Nicholas McCarthy's Regiewerk unausgeglichen. Der Versuch, ein offenes Ende mit abschließender Gruselstimmung darzubieten, ging meines Erachtens nach dadurch etwas arg in die Hose, dass sich die dort platzierten Kamerafahrten durch das Haus schlicht und ergreifend zu lang anfühlen, um mit einem „Kabumm“-Abschluss eine gewisse Nachwirkung zu erzielen.
Zu guter Letzt kann wer will sich eine Theorie dazu überlegen, was genau der Filmtitel dem potentiellen Zuschauer überhaupt zu sagen versucht. Die meinige habe ich persönlich rasch finden können, werde diese hier allerdings nicht preisgeben, um nicht den wesentlichen Knackpunkt der Story vorwegzunehmen.
Möglich durchaus, dass ich mit meiner Schlussfolgerung absolut daneben liege ~ mit Sicherheit wissen werde ich es nie, so dass „The Pact“ immerhin noch dadurch ein paar Pluspünktchen sammelt, wie sehr man sich nach dem musikalisch rigoros gelungenen Abspann weiterhin mit dem Plot beschäftigen kann.
Ob man dies sodann auch möchte, muss mal wieder ein jeder für sich selbst entscheiden.
3 Sterne, Neutralitätsempfehlung gen „kann man sehr gut mal anschauen, alsdann jedoch genauso gut wieder aus dem Gedächtnis verbannen“. weiterlesen schließen
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