1822direkt Testbericht

1822direkt

Ein Unternehmen der Frankfurter Sparkasse

1822direkt ist ein Finanzdienstleister

Shop-Informationen
5 Sterne
(9)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(1)
0 Sterne
(2)

Erfahrungsbericht von Levay

Warum ich abrate...

Pro:

Unschlagbares Filialnetz, interessanten Kontenangebote

Kontra:

gestörtes Verhältnis zu den Kunden

Empfehlung:

Nein

1. Einleitung

In wenigen Tagen, dies habe ich bereits in Auftrag gegeben, wird mein Konto bei der 1822direkt, einem Tochterunternehmen der Frankfurter Sparkasse geschlossen. Nach fünf Jahren, in denen ich ein zufriedener und nach eigenem Empfinden treuer Kunde war und auch die wenigen Ärgernisse in Kauf genommen habe, zu denen es kam, weil schließlich keine Bank und überhaupt gar kein Unternehmen der Welt perfekt sein kann, nach diesen fünf Jahren also, die die Hälfte meines Lebens als Kunde einer Bank ausmachen, hat mich die Kontoführungsabteilung mit Duldung oder vielleicht auch Unterstützung der Geschäftsleitung geradezu „genötigt“, die Bank zu wechseln. Ich hatte nicht vor, der 1822direkt alsbald den Rücken zu kehren, und selbst gröbere Missverständnisse hätten mich zu diesem Schritt nicht bewegen können.

Warum ich mein Girokonto nun aber trotzdem von einer anderen Bank führen lasse, werde ich weite unten darlegen. Außerdem möchte ich weitere Aspekte rund um die 1822direkt beleuchten. Für Informationen zu einzelnen Kontomodellen oder Gebühren empfehle ich einen Blick auf die Internetseite der 1822direkt. Einige kopieren zwar alle Informationen in ihren Erfahrungsbericht, um den Text länger werden zu lassen; sie halten diese Informationen aber dann nicht einmal regelmäßig auf dem neusten Stand.

2. Direktbank

Die 1822direkt ist, wie der Name andeutet, eine Direktbank. An ihrer grundsätzlichen Seriosität muss schon deswegen nicht gezweifelt werden, weil sie ein 100%-iges Tochterunternehmen der Frankfurter Sparkasse ist. Seriös in diesem Kontext soll lediglich bedeuten, dass hier keine Kriminellen am Werk sind. Wie unprofessionell sich die Bank durchaus verhalten kann, wird im Folgenden aufgezeigt werden.

Doch was ist eigentlich eine Direktbank? Es handelt sich dabei um ein Kreditinstitut, das nur per Internet oder Telefon zu erreichen ist. Von der Kostenersparnis, die durch den Verzicht auf Filialen bewirkt wird, profitieren die Kunden durch günstige Angebote, so auch, aber natürlich nicht nur bei der 1822direkt. Das „kleine Bonbon“ dieser Bank aber ist, dass den Kunden die Filialen der Frankfurter Sparkasse offen stehen. Übrigens haben beide Institute, Mutter wie Tochter, auch dieselbe Bankleitzahl, und es spielt keine Rolle, ob man bei seiner Bankverbindung nun die 1822direkt oder die Frankfurter Sparkasse angibt. Letzteres ist u.U. sogar vorzugswürdig, weil die Partner im Geschäftsverkehr, die Geld einziehen oder überweisen wollen, oft irritiert sind, wenn sie nach Eingabe der Bankleitzahl im Computersystem eine andere als die angegebene 1822direkt angezeigt bekommen. Selbst die BLZ-Verzeichnisse von Banken führen die 1822direkt nicht (immer) auf.

3. Auszahlungen

Damit ist dem geschätzten Leser bereits an dieser Stelle klar: Einzahlungen sind nicht ohne weiteres möglich oder nur unter gewissem Aufwand. Anders verhält es sich allerdings mit Auszahlungen: Hier hat die 1822direkt das Manko fehlender Schalter nicht nur wettmachen können, sondern meines Erachtens ein viel attraktiveres Angebot eingeführt. Natürlich lassen sich mit der Kundenkarte der Bank alle Geldautomaten Deutschlands bedienen; interessant ist dabei aber nun, dass die Abhebung an allen Sparkassenautomaten des Bundesgebietes für den Kunden der 1822direkt sogar gänzlich kostenlos ist. Wenn die Sparkasse, an deren Automat der Kunde Geld abhebt, hierfür Gebühren verlangt, so werden diese von der 1822direkt getragen.

Damit steht ihm das deutschlandweit mit Abstand größte Netz an Bankautomaten zur Verfügung, die unentgeltlich genutzt werden können. Das nächst größere Netz ist das der Cashgroup, einem Verbund aus Deutscher Bank, Commerzbank, HypoVereinsbank, Dresdner Bank und Postbank. Ihren etwa 7.600 Automaten stehen 23.000 der deutschen Sparkassen gegenüber. Eine Sparkasse hat mit anderen Worten jeder „um die Ecke“, so auch ich, wenngleich ich den längeren Weg zu einer Cashgroup-Bank zwar bedaure, aber nie und nimmer als Grund für den Verbleib bei der 1822direkt akzeptiert hätte.

4. Zahlungsverkehr

In puncto Zahlungsverkehr steht eine Direktbank anderen Kreditinstituten in nichts nach, auch die 1822direkt nicht. Für Überweisungen, Daueraufträge usw. stehen drei Möglichkeiten zur Verfügung: Kundenberater, Telefoncomputer oder Internet. Das Gespräch mit dem Kundenberater ist hiervon die schlechteste Alternative, weil jede Auftragsaufgabe hier wirklich teuer ist. Die Unterhaltung mit einem Sprachcomputer hingegen kostet nur die geringen Telefongebühren, ist aber wenig ansprechend. So bleibt nur noch das Internet, und wer darüber nicht ständig verfügen kann, sollte sich ganz besonders gut überlegen, ob er wirklich Kunde der 1822direkt oder überhaupt einer Direktbank werden möchte.


5. Online-Banking

Leider ist das Online-Banking der 1822direkt wenig überzeugend. In den letzten fünf Jahren ist es dabei auch noch nahezu unverändert geblieben. Positiv hervorgehoben werden kann die Übersichtlichkeit. In puncto Design (nicht von der Übersichtlichkeit, sondern vom ästhetischen Standpunkt her) und vor allem Funktionalität gibt es aber Abzüge. So ist es etwa nicht möglich, eine Rücklastschrift zu veranlassen - hier hilft dann nur noch das Telefonat mit dem Kundenberater. Warum dem so ist, bleibt ein Rätsel. Der Kundenberater nimmt den Auftrag zur Rücklastschrift nämlich ohne weiteres entgegen, führt also nicht etwa eine Prüfung der Begründung durch oder dergleichen, sodass völlig unklar ist, wieso der Kunde den Auftrag nicht online selbst erteilen kann.

Auch ist es nicht möglich, was doch eigentlich selbstverständlich sein sollte und wohl meistens auch ist, dass nämlich der Zahlungsempfänger im Zuge der Erteilung eines Überweisungsauftrags gespeichert werden kann, sodass seine Bankdaten bei künftigen Überweisungen per Knopfdruck ausgewählt und nicht jedes Mal neu eingegeben werden müssen.

Die einzige Möglichkeit, eine Terminüberweisung auszuführen (also eine Überweisung, die zu einem späteren, definierten Zeitpunkt erfolgen soll), beschränkt sich auf die Funktion des Dauerauftrages.

Im Vergleich zu der HypoVereinsbank, deren Kunde ich nun bin, ist das Online-Banking jedenfalls eher unausgereift. Allerdings hat es mir fünf Jahre letztlich gereicht, und so schlecht ist es nun auch wieder nicht, dass es allein einen Grund darstellte, nicht Kunde bei der 1822direkt zu werden. Wer mag, kann sich auf der Internetseite der Bank die Demo-Version ansehen.

6. Leistungsumfang

Wie bereits geschrieben, möchte ich die verschiedenen Kontomodelle der 1822direkt hier nicht en detail erklären. Ein paar Informationen möchte ich dennoch nicht verschweigen:

Jedes Paket enthält die 1822direkt-SparkassenCard, keines aber enthält noch eine EC-Karte. So, wie ich das verstanden habe, ist das „EC“ durch den Wegfall der Scheckgarantie entbehrlich geworden, und die meisten Banken lassen ihren Kunden vermutlich nur deswegen ihre alte Karten, weil dies die einfachste Lösung ist.

Entscheidend ist aber nicht mehr das „EC“, sondern nunmehr das „Maestro“, das sich auf allen EC-Karten und auch auf der 1822direkt-SparkassenCard befindet. Mit anderen Worten: Gezahlt werden kann mit der Karte der 1822direkt wie eh und je überall dort, wo es vorher auch möglich war. Kein Kassierer wundert sich, wenn er eine Karte gereicht bekommt, auf der das EC-Hologram des guten alten Beethovens fehlt.

Interessant ist noch, dass in einigen Angeboten eine Kreditkarte enthalten ist oder aber, wie etwa bei dem Paket „young giro“, eine Mastercard- oder VISA-Karte als Debitkarte. Diese ist vergleichbar mit einer EC- bzw. Maestrokarte, denn die mit der Karte getätigten Umsätze werden nicht, wie bei Mastercard und VISA sonst üblich, gesammelt und einmal pro Monat in Rechnung gestellt, sondern direkt vom Girokonto abgezogen. Einer der Vorteile von Kreditkarten ist damit hinfällig: Kredit wird hier nämlich nicht mehr gewährt. Der Vorteil ist natürlich, dass die Gefahr einer Überschuldung deutlich reduziert wird. Sinn macht die Ausgabe einer Debitkarte von VISA oder Mastercard trotzdem, denn für Zahlungen im Internet oder im Ausland sind sie regelmäßig die komfortabelste Lösung.

7. Service

Der Service der 1822direkt schien mir über Jahre nicht besser oder schlechter zu sein als der des durchschnittlichen deutschen Unternehmens, was natürlich an sich schon kein Kompliment ist, aber auch nicht zu größeren Abzügen führt. Wie bereits anfangs erwähnt, hat die 1822direkt, genauer die Kontoführungsabteilung, in den letzten Monaten meines „Kundeseins“ aber einen Umgang mit mir gepflegt, der mich letztlich die Bank wechseln ließ. Und das ist passiert:

Es begann zunächst vermeintlich harmlos mit einem Brief, in dem es hieß, meine Einkommensverhältnisse hätten sich verändert, sodass man keine Möglichkeit sehe, den eingeräumten Dispositionsrahmen in voller Höhe aufrechtzuerhalten. Zur Verdeutlichung arbeite ich nun mit fiktiven Zahlen, da ich meine wahren Vermögensverhältnisse hier nicht offen legen möchte:

Mein Dispositionsrahmen betrug 1.500 Euro. Es war nun das gute Recht der Bank, diesen jederzeit zu kürzen, woraus ihr in sofern kein Vorwurf zu machen ist. Wer sich einen Dispositionskredit gewähren lässt, lebt mit dem Risiko einer täglichen Kündigung des Dispos, die das Kreditinstitut aussprechen darf. Die 1822direkt machte davon Gebrauch und führte das Kreditlimit auf 1.000 Euro zurück.

Was aber nun heißt, mein Einkommen habe sich verändert? Es soll bedeuten, dass ich weniger verdiene. Und das ist ganz schlicht und ergreifend nicht wahr; in meinem ganzen Studentenleben habe ich nie einen Rückgang der Einnahmen verzeichnet, auch nicht zum Zeitpunkt des fraglichen Briefs.

Was die Angelegenheit noch prekärer macht, ist die Tatsache, dass ich zu eben jenem Zeitpunkt durch Beförderung im Nebenjob und Ausweitung meiner Arbeitszeit schon seit einer Weile jeden Monat mehrere Hundert Euro netto zusätzlich auf dem Konto hatte als zuvor. Die Bank hätte dies wissen müssen, sie wurde nämlich von mir darüber unterrichtet, und überhaupt sollte man von einer Kontoführungsabteilung ja erwarten, dass sie, während sie damit beschäftigt ist, ein Konto zu führen, auch ab und an einen Blick auf selbiges wirft.

Noch misslicher wurde der Fall durch meinen Kontostand, der zu diesem Zeitpunkt – 1.300 Euro betrug. Die 1822direkt hatte den Dispositionsrahmen zu dem Zeitpunkt, da mich der Brief erreichte, bereits gekürzt; der Kontoführer hatte dabei natürlich auch festgestellt, dass ich damit nun 300 Euro über dem Kreditlimit lag. Die einzig logische Folge für ihn war nun, meine Kundenkarte sofort zu sperren.

Mit anderen Worten: Von einem Tag auf den anderen hatte ich kein Geld mehr und keine Möglichkeit einzukaufen. Wer sich plötzlich in einer solchen Situation befindet und dann auch noch Kunde einer Direktbank ist, braucht jedenfalls Freunde, die dafür Sorge tragen, dass er nicht mitten in Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, betteln gehen oder verhungern muss.

Absurd wurde die Angelegenheit dann schließlich durch Rücklastschriften, die allein die Folge dieser plötzlichen Dispokürzung waren. Noch bevor ich den Brief erhalten hatte, habe ich verschiedene Zahlungen mit meiner EC-Karte getätigt. Nun, da der Dispositionsrahmen plötzlich um 500 Euro geringer und das Konto damit nicht mehr gedeckt war, hat die 1822direkt die Rücklastschriften konsequenterweise zurückgehen lassen und mir diesen Vorgang auch noch berechnet. Es handelte sich wohlgemerkt aber „nur“ um Einzugsermächtigungen, die vor der Dispokürzung erteilt, deren Buchung aber erst danach erfolgt sind.

Dazu ist zunächst einmal festzuhalten, dass eine Bank ihrem eigenen Kunden nach höchstrichterlicher Rechtsprechung keine Gebühren für Rücklastschriften berechnen darf; die 1822direkt (vielleicht auch andere Banken, ich weiß es nicht) reagiert darauf, indem sie den Begriff „Gebühr“ durch „Schadensersatz“ austauscht. Ob dies rechtlich zulässig ist, was ich bezweifle, wird vielleicht eines Tages in Karlsruhe entschieden. Jedenfalls setzt die Verpflichtung, Schadensersatz zu zahlen, immer auch Schuld voraus. Und wie viel Schuld bitte trage ich für eine Rücklastschrift, die ich beim besten Willen nicht vorhersehen konnte? Zum Zeitpunkt der EC-Kartenzahlung wies das Konto die erforderliche Deckung auf, und im Leben wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass eine Bank sich derart verhalten könnte. Ich habe den Fall später einer befreundeten Bänkerin vorgetragen, die die von mir erwartete Überraschung zeigte. Ob die 1822direkt sich hier nun rechtlich einwandfrei verhalten oder nicht: Ihr Verhalten war absolut inakzeptabel.

Nun könnte man das Ereignis womöglich teilweise mit der weit fortgeschrittenen Automatisierung der Vorgänge erklären. Zumindest bzgl. der Rücklastschriften und Schadensersatzforderungen möchte man hier an eine Exkulpation denken. So gutgläubig war auch ich seinerzeit noch. Ein sachlicher, höflicher Brief mit der Bitte um Korrektur und ein Entgegenkommen der Bank, geschickt an die Kontoführungsabteilung und die Geschäftsführung, brachte aber keine, wirklich überhaupt gar keine Reaktion. Weder der Hinweis auf die nun fehlende Möglichkeit, auch nur Lebensmittel einzukaufen, noch der auf die wohl kaum tragbaren, weil unverschuldeten Rücklastschriften und die definitiv inakzeptablen „Gebühren“ hierfür (die offiziell ja keine Gebühren mehr sind, vgl. oben) bewegte irgendjemanden im Hause dazu, mir gegenüber dazu auch nur eineinziges Wort zu verlieren, geschweige denn mir in irgendeiner Art und Weise entgegenzukommen. Dies war der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: keine Reaktion war genau eine Reaktion zu wenig.

8. Fazit

Ich möchte nun noch ein paar Worte dazu verlieren, warum ich die 1822direkt nicht empfehlen kann. Im Großen und Ganzen spricht eigentlich nicht viel gegen und ja durchaus auch ein wenig für sie. Wer also ihr Kunde werden möchte, der begeht nun auch nicht unbedingt gleich den größten Fehler seines Lebens.

Von der Möglichkeit, sich einen Dispositionsrahmen einrichten zu lassen, rate ich allerdings nach meinen Erlebnissen dringend ab. Wie plötzlich man damit in eine prekäre Lage geraten kann, habe ich ja ausführlich dargelegt. Dies gilt nun zwar für alle Banken (ich möchte nie wieder einen Dispositionsrahmen haben und zahle meinen eigenen derzeit ab, um hernach möglichst für immer davon frei zu bleiben), wohl aber besonders für die 1822direkt, jedenfalls so lange dieselben Mitarbeiter in der dortigen Kontoführungsabteilung arbeiten wie derzeit. Da die Geschäftsleitung Kenntnis von der Angelegenheit hatte oder durch mein Schreiben zumindest hätte haben müssen, würde ich sie ebenfalls als wenig vertrauenswürdig einstufen. Genau das war es ja, was die 1822direkt beschädigt hat: mein Vertrauen in sie, ohne dass ich unmöglich ihr Kunde bleiben konnte.

Letztlich würde ich die 1822direkt aber auch ohne Dispositionsrahmen nicht empfehlen, weil es viel bessere Alternativen gibt: Als Kunde einer Cashgroup-Bank etwa verfügt man ebenfalls über ein großes Geldautomatennetz. Kostengünstige oder oft sogar kostenlose Kontoführung bieten die meisten Banken eh an, jedenfalls für Studenten und Kunden ab einem bestimmten (oft nicht sehr hohen) Einkommen; dies gilt etwa für die Post- und die HypoVereinsbank. Online-Banking gehört auch zum Standard und im Fall etwa der beiden eben genannten Banken ist dies auch noch viel attraktiver als das der 1822direkt. Also, geschätzte Leser: Geht lieber in eine Filiale, redet mit echten Menschen, eröffnet dort ein Konto und erspart euch die potentiellen Probleme mit der 1822direkt, denen keine nennenswerten Vorteile gegenüberstehen.

23 Bewertungen