blau.de Testbericht

Da ich auf dem Mobiltelefon zu den Wenigtelefonierern gehöre, habe ich bisher eine Prepaid-Karte von T-Mobile genutzt. Seit es jetzt aber immer mehr Prepaid-Karten zu Dumping-Angeboten gibt, hatte ich das Gefühl, viel zu viel zu zahlen. Zumal ich keinen Überblick über die verschiedenen Tarife in die unterschiedlichen Netze und zu unterschiedlichen Uhrzeiten hatte. Dadurch habe ich Telefonate aus Angst vor Minutenpreisen von 80 Cent weitestgehend vermieden und lieber SMS getippt, was in manchen Situationen der schnellen Verständigung nicht unbedingt zuträglich war. Auf der Suche nach einem Anbieter mit sekundengenauer Abrechnung schwankte ich zwischen Aldi (günstigerer Minutenpreis) und blau.de (günstigere SMS). Den Ausschlag gab schließlich ein Angebot von blau.de, bei dem man das doppelte Startguthaben auf die Karte bekam – also für ein Guthaben von 20 € nur 19,95 € zahlen musste. Ich bekam die Karte also nicht nur gratis zum Guthaben dazu, sondern erhielt sogar noch ganze 5 Cent geschenkt ;-) Die Aktion läuft übrigens noch bis zum 9.4.

DER TARIF:

Der blau.de-Tarif ist schnell erklärt:
16 Cent pro Minute in alle deutschen Netze
11 Cent pro SMS
kostenlose Mailboxabfrage

Die Taktung bei Telefonaten erfolgt ab der zweiten Minute sekundengenau, man zahlt also für ein 70-Sekunden-Gespräch wirklich nur den Preis für 70 Sekunden. Allerdings ist das Guthaben laut Angebot nur ein halbes Jahr gültig, wenn man es nicht erneut auflädt. Durch Aufladen verlängert sich die Guthabengültigkeit aber um neue 180 Tage, so dass es nicht nötig ist, evtl. vorhandenes Restguthaben sinnlos abzutelefonieren.

Einem der Kommentare zu meinem Bericht konnte ich zudem entnehmen, dass diese Praxis der Mobilfunkanbieter gar nicht rechtens ist. Danach habe ich gegoogelt und die eindeutige Formulierung des Landgerichtes München vom Januar 2006 gefunden: "Ein Guthaben auf Prepaid-Karten verfällt auch dann nicht, wenn die SIM-Karte laenger nicht aufgeladen wurde." Somit ist die entsprechende Klausel ungültig bzw. kann man sich das verfallene Guthaben unter Berufung auf dieses Urteil bar auszahlen lassen - wenn das Urteil dann rechtsgültig ist. Wenn O2 - der Mobilfunkanbieter, gegen den das Urteil gefällt wurde - in Berufung geht, kann sich die Bewertung durch die Richter evtl. noch ändern. Zum Nachlesen hier ein Link:

http://www.geizkragen.de/magazin/kommunikation/urteil-guthaben-auf-prepaidkarten-darf-nicht-verfallen/C95-L52476.html

Normalerweise kostet die Karte 19,90 € und enthält ein Startguthaben von 10 €. Bei Glück erwischt man eine Sonderaktion und bekommt zum gleichen Preis 20 € Startguthaben. Bei blau.de telefoniert man im E-Plus-Netz.


MEINE ERFAHRUNGEN:

Am Montag habe ich die Karte auf blau.de beantragt, am Dienstag lag sie im Briefkasten und ich konnte lostelefonieren!

Die Webseite (www.blau.de) ist übersichtlich aufgebaut, links befinden sich die Menüpunkte „Home“, „Bestellen“, „Aktivieren“, „Tarif“, „Konto“, „Service“ und „Handys“. Darunter gibt es noch eine Eingabemaske für das Kunden-Login. Die Startseite zeigt das Warentest-Siegel („Günstigster Tarif“) sowie eine Art „Kosten-Regler“, bei dem man an zwei Skalen einstellen kann, wie viele Minuten man telefoniert und wie viele SMS man schreibt, um jeweils angezeigt zu bekommen, was man dafür mit dem blau.de-Tarif zahlt.

Bei Klick auf „Tarif“ findet man eine übersichtliche Auflistung der Eigenschaften des „blau.de-Preisbrecher-Tarifs“ sowie Links zu den ausführlicheren Tarif-Details und einem blau.de-Infopaket. Außerdem ziehen in einer Endlosschleife verschiedene Test-Siegel und ähnliche Referenzen über die Seite. Im Einzelnen sind dies:
- Stiftung Warentest: Günstigster Tarif für Wenig-, Normal- und Vieltelefonierer 1, 2 und 3/2006
- PC Praxis Empfehlung 04/06
- Computer Bild Heft 02/06: Platz 1 Vergleich der günstigsten Anbieter
- Verivox Testsieger Wenig-, Normal- und Vieltelefonierer im Vergleich von Prepaid-Karten
- Stern Heft 51/Dez. 05: blau.de ist einer der drei günstigsten Handytarife. Im Test: Prepaid-Anbieter
- www.teltarif.de: Platz 1 im Tarif-Vergleich (Wenignutzer)
- Chip Online: Testsieger
- Connect: Vergleich von Prepaid-Karten: blau.de „Günstigster Tarif“ (Heft 11, Oktober 2005)
- Mobilfunk News Ausgabe 1/2006: sehr gut

Unter dem Menüpunkt „Bestellen“ gelangt man zu einer Eingabemaske, in die man seine Daten eingibt. Auf der Suche nach seiner Wunschrufnummer kann man eine Zahlenfolge von bis zu fünf Ziffern eingeben, nach der die zu vergebenden Nummern dann durchsucht werden. Mit dieser Option hatte ich kein Glück, auch bei Eingabe von nur vier Ziffern war keine Nummer mit dieser Folge mehr zu haben. Da unterhalb des Eingabefeldes aber wechselnde Rufnummern angezeigt werden, habe ich dann eine davon gewählt, die mir gefiel. Gezahlt wird mit Kreditkarte, per Bankeinzug oder Überweisung, wobei letzteres natürlich dazu führt, dass man länger auf seine Karte warten muss. Ich habe mangels Kreditkarte per Bankeinzug gezahlt und erhielt kurze Zeit nach Ausfüllen des Online-Antrages eine Bestätigungsmail.

Am folgenden Tag hatte ich einen Brief im Kasten mit der Karte und einem Anschreiben mit PIN 1 und 2 sowie PUK 1 und 2. Zusätzlich enthielt der Umschlag noch ein Faltblatt „Willkommen bei blau.de“, das ein paar Sätze zum Unternehmen und zum Tarif enthält sowie Tipps zum Einrichten der Mailbox, zum Sperren der Karte bei Verlust oder Diebstahl und zum Aufladen des Guthabens (auf Wunsch bietet blau.de automatisches Wiederaufladen bei erreichen einer selbst gewählten Untergrenze an). Wer erstmals eine Karte in ein Handy einlegen muss, erhält hier die Anleitung, wie’s geht.

Natürlich habe ich gleich probehalber telefoniert und gesimst. Das E-Plus-Netz ist in unserer Wohnung nicht ganz so gut zu empfangen wie D1, was ich vorher gewohnt war, aber telefonieren funktioniert ;-) Meine Wohnung scheint auch das einzige Funkloch zu sein, ansonsten habe ich bisher nur sehr gute Erfahrungen gemacht. Selbst in der sächsischen und niedersächsischen Pampa hatte ich zumeist sehr guten Empfang. Einen Unterschied zu meinem bisherigen D-Netz sehe ich nicht. Die einzige Ausnahme stellt meine Wohnung dar, aber da Ausnahmen bekanntlich die Regel bestätigen, führt das zu keinem Punktabzug.

SERVICE:

blau.de bearbeitet Bestellungen und Anfragen in Rekordzeit. Nach der schnellen Kartenlieferung war ich zunächst verwundert, dass mein Handy bei der Kontoabfrage nicht die versprochenen 20 € anzeigte, sondern nur die regulären 10 €. Also schrieb ich eine kurze Mail an [email protected]. Die Antwort kam prompt – ich hatte einfach zu früh nachgeguckt. Die zweiten 10 € werden einem nach dem ersten kostenpflichtigen Gespräch gutgeschrieben. Übrigens wird bei Abfrage des Kontos auch das jeweilige Verfallsdatum des Guthabens angezeigt. Daran konnte ich erkennen, dass mein Bonus-Guthaben offenbar als zusätzliche Aufladung gewertet wurde und ich somit nicht nur 6 Monate, sondern ein ganzes Jahr Zeit habe, die 20 € abzutelefonieren.

DER ANBIETER:

Blau Mobilfunk GmbH
Stormsweg 3
22085 Hamburg

www.blau.de

So beschreibt blau.de sich selbst (entnommen aus dem Informationsfaltblatt, das einem mit der Karte zugeschickt wird):

„Wir haben uns vorgenommen, alle Menschen aus den Klammern der traditionellen Mobilfunkanbieter zu befreien. Wir geben Ihnen die Macht über das eigene Handy zurück.

Die Farbe blau steht für Freiheit, Offenheit und Klarheit. Und da man mit unseren fairen, einfachen Tarif nur das bezahlt, was man vertelefoniert, heißen wir blau.de.

Telefonieren ohne Grundgebühr, ohne Vertragsbindung, ohne Mindestumsatz und mit voller Transparenz und absoluter Fairness. Dafür stehen wir. Und so rufen wir der ganzen Welt zu: Sei schlau, telefonier blau.

Blau.de ist Deutschlands erster unabhängiger Mobilfunkanbieter. Bei blau.de telefonieren Sie im renommierten E-Plus-Netz.“

FAZIT:

Ein äußerst günstiger Tarif und ein guter Service des Anbieters sind die Pluspunkte von blau.de. Die relativ rasche Verfallszeit des Guthabens von 180 Tagen ist ein Nachteil des Karten-Vertrages, falls es sich aber um eine rechtswidrige Klausel handelt (auch wenn solche begrenzten Laufzeiten offenbar Usus sind), wird es demnächst wohl möglich sein, das Geld erstattet zu bekommen. Da ich die Erfahrung gemacht habe, dass es selbst bei seltener Handy-Nutzung ohnehin nötig ist, in ungefähr halbjährlichen Abständen aufzuladen und da zudem das Verfallsdatum angezeigt wird, führt dieser Haken in den Geschäftsbedingungen zu keinem Punktabzug.

Wer das Telefon jedoch tatsächlich praktisch ausschließlich nutzt, um erreichbar zu sein und keine Lust hat, auf das Urteil gegen O2 zu warten, sollte sich eventuell nach einer Karte mit unbegrenzt haltbarem Guthaben umsehen.

Wer noch unentschieden ist, findet hier eine Übersicht über die Prepaid-Discounter: http://www.teltarif.de/i/prepaid-discounter.html

Stand: 24. April 2006