11:14 (DVD) Testbericht

11-14-dvd
ab 440,58
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von emmtie

Der beste rabenschwarze Humor seit langem (FFF 4)

Pro:

genialer bitterböser und rabenschwarzer Humor

Kontra:

absolut nichts

Empfehlung:

Ja

Alles Schöne geht irgendwann zu Ende. So ist es auch mit dem Fantasy Filmfest in Frankfurt. Auch wenn wir es in diesem Jahr „nur“ in 4 Filme geschafft haben, sind wir absolut zufrieden und haben uns als Letztes noch den (aus meiner Sicht) absoluten Höhenpunkt gegönnt, den Abschluss-Film, der im Rahmen des Festivals als Welt-Uraufführung lief:



11:14



Inhalt:
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Jack, ca. Mitte 20, fährt Nachts leicht angetrunken auf einer einsamen Straße als ihm plötzlich um 11:14 Uhr ein Mann von oben aufs Auto knallt. Während er feststellt, dass der Mann tot ist, hält neben ihm eine Frau in mittlerem Alter und bietet ihrer Hilfe an. Da sie die Leiche nicht sehen kann und glaubt, er hätte ein Reh angefahren, ruft sie hilfsbereit die Polizei an und fährt weiter. Jack lässt hektisch seine Flachmann verschwinden und schafft die Leiche in den Kofferraum seinen Wagens und schon wenige Minuten später erreicht ihn eine Polizeiwagen. Doch als der Polizist feststellt, dass Jack keinen Führerschein dabei hat, weil dieser ihm wegen Fahrens unter Alkohol entzogen wurde, nimmt er ihn fest und will routinemäßig den Kofferaum überprüfen.....

Aber nicht nur Jack gerät genau zum Zeitpunkt 11:14 Uhr in eine sehr missliche Situation. Da gibt es außerdem noch drei Jugendliche, die mit ihrem Bus durch die Stadt kurven und allerlei Unsinn machen, das von ihrem Papa behütete Mädchen, dass scheinbar mehrere Freunde hat und beiden erzählt hat, sie sollen für einen Schwangerschaftsabbruch zahlen, einen dieser Freund, der versucht, dass Geld durch einen fingierten Überfall auf den Laden, in dem er arbeitet, und in dem eine Freundin von ihm gerade dienst hat, zu bekommen, den Vater der Scheinschwangeren, der in Sorge um sein Töchterchen einige ganz falsche Schlüsse zieht und noch Einige mehr.

Die Aktionen all dieser Personen sind eng mit einander verknüpft und hängen von einander ab, auch wen sie selbst es nicht wissen. Und alles führt zu einem absoluten Höhepunkt.



Meine Meinung:
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Es ist wirklich schon lange her, dass ich im Kino so herzhaft und häufig gelacht habe. Denn was dieser Film an bitterbösem schwarzen Humor bietet, ist phänomenal. Eigentlich ist die Story ja eine richtiges Drama, das die Lebenssituation einiger richtiger Verlierer aufzeigt. Doch die Art und Weise, wie dies geschildert wird, lässt gar keine Wahl. Man hat kein Mitleid mit diesen Loosern, sondern freut sich eigentlich ununterbrochen darauf, was der Scriptschreiber sich noch für Gemeinheiten ausgedacht hat.

Ich bin kein Freud von Brachialhumor im Sinne von „Verrückt nach Mary“ und kann auch nicht über Shows wie MTVs „Jackass“, in der Stuntmen sich mit Basebällen bewerfen lassen oder in einem Einkaufwagen einen Hang heruntersausen, um dann später stolz ihre Blessuren zu zeigen, überhaupt nicht lachen. Der Humor in „11:14“ ist bestimmt nicht subtil oder feinsinnig. Dafür aber bitterböse und rabenschwarz. Aber trotz allem hat man nicht das Gefühl, dass mit billigem Slapstick oder auf Kosten der Figuren gearbeitet wird. Sie laufen zwar von einer irrwitzige Situation in die Nächste; aber trotz dieser Katastrophen hat alles doch irgendwie einen Sinn und ist nachvollziehbar.

Wie immer hängt natürlich viel an den Darstellern und die sind hier wirklich erstklassig. Man hat einen guten Mix zwischen etablierten Kräften und (zumindest mir) unbekannten Gesichtern gefunden. Als erstes ist natürlich die Oscar-preisträgerin Hillary Swank zu nennen, die als etwas einfältige, nicht besonders helle Ladenkassiererin mit Zahnspange brilliert, Patrick Swazye als besorgert Vater zeigt sich nach längerem Karrieretief einmal ganz anders als in Dirty Dancing oder Fakeln im Sturm und Colin Hanks, der Sohn von Tom Hanks, den manche vielleicht aus der 1.Staffel der Teenie-SF-Serie „Roswell“ kennen, zeigt durchaus das Talent vererbt werden kann (schließlich hat sein Vater auch mit Komödien wie „Big“ den Grundstein seiner Karriere gelegt). Dies sind nur die bekanntesten Namen, aber wie schon gesagt, der ganze Cast überzeugt.


Die Erzählstruktur des Filmes ist durchaus erwähnenswert. Man bekommt zuerst die Geschichte mit dem auf das Auto fallenden Mann geschildert; an dem Punkt, an dem Jack verhaftet wird, sieht im in Polizeiauto die Kassiererin und ihren Freund. In diesem Moment gibt es einen Zeitsprung zurück und ihr Handeln wird geschildert und man bekommt einige schon bekanten Dinge aus einem ganz anderen Blickwinkel gezeigt. Dieses Stilmittel wird dann noch mehrmals angewendet, bis man versteht, wie alles Handlungsfäden an dem titelgebenden Zeitpunkt 11:14 zusammenlaufen. Auch noch erwähnenswert ist die sehr passende Musik, die nach meinem empfinden zwar nur aus maximal 3-4 variierten Stücken bestand, aber immer genau zu der jeweiligen Situation passte.

Bei einem Film, in dem Menschen vor Autos fliegen und ähnliches passiert, stellt sich natürlich die Frage nach der Brutalität und in wieweit der Film für zartbesaitete Gemüter geeignet ist. Man sieht durchaus in einigen wenigen Szenen etwas brutalere Details. Aber aus meiner sicht nicht mehr und nicht weniger als in normalen heutigen Actionfilmen. Ich glaube sogar eher, das der Film weniger wegen der Szenen sondern viel mehr aufgrund des rabenschwarzen Wortwitzes für die empfindsameren nicht in Frage kommt


Wie man bei einer Welturaufführung innerhalb des Festivals (da wir in Frankfurt die 5.Station waren, ist er natürlich dadurch vorher schon viermal gezeigt worden :-) erwarten kann, war der Film natürlich nicht synchronisiert, sondern in der englischen Originalfassung. Da im Programmheft u.a. zur Rolle von Hillary Swank in etwas folgendes stand „grandios als kleingeistige Hillbilly-Frau in breitestem Slang“, hatten wir vorab etwas Befürchtungen in Punkto Verständlichkeit. Doch das Programmheft hat maßlos übertreiben, sowohl Swank als auch die andere Darsteller kann man mit normalen Schulenglischkenntnissen problemlos verstehen. Da habe ich im Rahmen des Festivals schon ganz andere filme gesehen, bei denen kein Hinweis stand und man trotzdem mit breitestem Südstaatenenglisch konfrontiert wurde; z.B. im vergangenen Jahr den Film „die Gabe“. Also wieder mein üblicher Tipp: ruhig mal im Original versuchen, ist leichter zu verstehen, als man denkt und tut auch noch ganz nebenbei was für die Bildung.


Da der Film kein absolutes Major-Projekt ist, gelten hier im Gegensatz zu Filmen wie „Herr der Ringe“ oder „Matrix“ noch die Zeitabstände zwischen amerikanischer und deutscher Veröffentlichung, die man früher gewohnt war. Laut Internet Movie Database soll der Film im Februar 2004 in die deutschen Kinos kommen. Also noch etwas Geduld, aber das warten lohnt sich.





Fazit:
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Der Abschlussfilm war das Highlight des Fantasy Filmfests. Für Fans schwarzen Humors ein Muss. Ich werde zum „normalen“ Kinostart garantiert noch einmal reingehen.




P.S.: Fakten zum Fantasy Filmfest
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Eigentlich vermeide ich es, fast wortgleiche Teile in mehreren Berichten zu verwenden, aber da ja ich nicht erwarten kann, daß jeder meine älteren Berichte liest und ich trotzdem der Meinung bin, dass man ein paar Infos zu diesem Festival geben sollte, kommt jetzt ein Teil, der im letzten Bericht fast identisch verwendet wurde:

Das Fantasy Filmfest gibt es jeden Sommer in mehreren deutschen Städten, vom 06. – 13.08. fand es im Turmpalast (am Eschersheimer Tor/Innenstadt) in Frankfurt am Main in den 2 größten Sälen statt. (Beide mit gut funktionierender Klimaanlage; wichtige Info zur Zeit :-))) Es wurden etwa 40 Filme gezeigt, wobei das „Fantasy“ im Namen verwirren kann, da es daneben auch SciFi, Horror und auch Thriller im Programm gibt, fast alle in der Originalversion, teilweise mit englischen Untertiteln, bei Filmen in weniger geläufigen Sprachen (wer spricht schon Koreanisch in Deutschland). Die Karten kosten 8 Euro (6,50 € für die Filme vor 16:00 Uhr). Programm und viele Infos findet man unter www.fantasyfilmfest.com . Momentan läuft es noch in Hamburg und Berlin.

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