1913: Der Sommer des Jahrhunderts (gebundene Ausgabe) / Florian Illies Testbericht

ab 10,99
Auf yopi.de gelistet seit 10/2013
5 Sterne
(2)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)
Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  sehr anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  sehr hoch
  • Spannung:  hoch
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  sehr ausschmückend

Erfahrungsbericht von margy

1913

5
  • Niveau:  sehr anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  sehr hoch
  • Spannung:  sehr hoch
  • Humor:  humorvoll
  • Stil:  sehr ausschmückend
  • Zielgruppe:  jedermann

Pro:

siehe bericht

Kontra:

siehe bericht

Empfehlung:

Ja

Zum Buch:

Die gebundene 320seitige Ausgabe dieses Buches erschien in der 12. Auflage am 23.10.2012. Unter der ISBN 978-3100368010 kostet es 19,99 €.

Buchumschlag:

Der Himmel ist strahlend bleu mit großen weißen Wolken. Auf dem Boden wächst das Gras und zwei Personen sind nur schemenhaft in weißen Kleidern zu erkennen.

Autor:

Florian Illies, geboren 1971, studierte Kunstgeschichte in Bonn und Oxford und wurde 1997 Feuilletonredakteur der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«; 1999 bis 2001 leitete er die »Berliner Seiten« der FAZ; anschließend war Florian Illies Feuilletonchef der neugegründeten »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«, Mitbegründer der Kunstzeitschrift »Monopol« und ihr Herausgeber. 2008 wechselte er als Ressortleiter Feuilleton und Literatur zur »Zeit«.
Illies ist jetzt Partner des Berliner Auktionshauses »Villa Grisebach« und dort für die Kunst des 19. Jahrhunderts verantwortlich.
Seine bislang vier Bücher verkauften sich über 1 Million Mal.

Klappentext:

Ein Buch so farbig, so schillernd, so vielgestaltig wie der Sommer des Jahrhunderts.
"Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen - Illies' Geschichten sind einfach großartig." Ferdinand von Schirach
Die Geschichte eines ungeheuren Jahres, das ein ganzes Jahrhundert prägte: Florian Illies entfaltet virtuos ein historisches Panorama. 1913: Es ist das eine Jahr, in dem unsere Gegenwart begann. In Literatur, Kunst und Musik werden die Extreme ausgereizt, als gäbe es kein Morgen. Zwischen Paris und Moskau, zwischen London, Berlin und Venedig begegnen wir zahllosen Künstlern, deren Schaffen unsere Welt auf Dauer prägte. Man kokst, trinkt, ätzt, hasst, schreibt, malt, zieht sich gegenseitig an und stößt sich ab, liebt und verflucht sich.
Es ist ein Jahr, in dem alles möglich scheint. Und doch wohnt dem gleißenden Anfang das Ahnen des Verfalles inne. Literatur, Kunst und Musik wussten schon 1913, dass die Menschheit ihre Unschuld verloren hatte. Der Erste Weltkrieg führte die Schrecken alles vorher schon Erkannten und Gedachten nur noch aus. Florian Illies lässt dieses eine Jahr, einen Moment höchster Blüte und zugleich ein Hochamt des Unterganges, in einem grandiosen Panorama lebendig werden.

Leseprobe:

Januar

"Die Konstruktion des Buches ist fabelhaft, Florian Illies' anekdotischen Gaben sind es nicht minder, die Charakterisierung von Personen und Situationen ist beeindruckend. Auch was ich zu kennen meinte, habe ich hier ganz neu gelesen." Henning Ritter
Das ist der Monat, in dem sich Hitler und Stalin beim Spazierengehen im Schlosspark von Schönbrunn begegnen, Thomas Mann fast geoutet und Franz Kafka vor Liebe fast verrückt wird. Zu Sigmund Freud auf die Couch schleicht eine Katze. Es ist sehr kalt, der Schnee knirscht unter den Füßen. Else Lasker-Schüler ist total verarmt, verliebt sich in Gottfried Benn, bekommt eine tolle Pferdepostkarte von Franz Marc, nennt Gabriele Münter aber eine Null. Ernst Ludwig Kirchner zeichnet die Kokotten am Potsdamer Platz. Der erste Looping wird geflogen. Aber es hilft alles nichts. Oswald Spengler arbeitet schon am »Untergang des Abendlandes«.

Schreibstil:

in der Gegenwart, ironisch, gut gelaunt, in Abschnitten, skizziert Berühmtheiten

Meinung:

Es sind Abschnitte, betitelt mit Monaten, die aus dem Jahr 1913, ds Jahr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erzählen. Manchmal ist ein Abschnitt einige Seiten lang, manchmal besteht er aus einem einzigen Satz.
In der Gegenwart, so als sei es jetzt, erzählt Illies von Persönlichkeiten und ihrer Gesellschaft, was sie erlebten, wie es ihnen ging. Die Kommentare dazu sind sehr ironisch formuliert.
Der Autor geht auf die Lebensläufe der berühmten Persönlichkeiten ein. Es sind Maler und Schriftsteller, über die Illies schreibt und wer war mit wem zusammen? Welche Partner hatten sie? Darunter sind Oskar Kokoschka und Alma Mahler, Franz Kafka und Felice Bauer, Sigmund Freud und Carl Gustav Jung usw.
Zu jedem Kapitel dieses Buches, überschrieben mit den Namen der Monate gibt es jeweils ein Bild.
Da gab es ein Buch von Sigmund Freud mit dem Titel "Totem und Tabu" - auch darüber schreibt Florian Illies.
Dieses Buch erschien im Oktober vorigen Jahres und landete einen Monat später bereits auf dem 4. Platz der Bestsellerliste. Im Dezember dann stand es auf dem 1. Platz.
Illies zeichnet ein Bild aus dem Jahr 1913, die Zeit, in der Deutschland aus dem Frieden und dem Kaiserreich in den Krieg und in die Revolution, in Unruhen und Umbrüche überging.
Dabei übernimmt der Schriftsteller einige Zitate der einstigen Berühmtheiten und zeichnet ihr Leben nach.
Die Wegbereiter dieser beiden Welten vor dem Krieg und danach sind zu einem dichten Netz verwebt.
Das Buch besteht aus insgesamt 12 Kapiteln. Alles beginnt im Januar 1913 und endet 12 Monate später. Es ist ds Jahr 1913, das der Autor beschreibt anhand Heinrich und Thomas Manns, Louis Armstrong und anderen Personen.
Die einzelnen Kapitel bestehen aus Einträgen, aus Anektoden und kleinen Geschichten.
Ich erfuhr viel über dieses eine Jahr und die Menschen wie Robert Musil, Albert Camus und viele andere, vieles, was gar nicht so bekannt ist.
Es ist die Zeit, in der sich das Alte in eine neue Zeitgeschichte ändert. Der Weg in unsere moderne Zeit wurde damals gebahnt ohne es damals zu wissen. Die Neuerungen in der Kunst und die Ausstellungen finden Erwähnung, wie und was sich alles verändert, Krankheiten wie das Ausgebranntsein finden Erwähnung und schlagen einen Bogen in die heutige Zeit, in der es auch so oder so ähnlich aussieht.
Die Liebe und der Sex spielen eine Rolle, die Veränderungen, die in einer Partnerschaft stattfinden.
Es gibt auf jeden Fall Parallelen in die heutige Zeit, vieles, was es heute gibt, gab es damals schon wie zum Beispiel die Patchworkfamilien. So neu ist der Begriff gar nicht. Ihn gibt es bereits seit 100 Jahren.
Danach, 1914 dann, beginnt der Erste Weltkrieg, etwa 20 Jahre später der Zweite Weltkrieg. Dazwischen liegen einige Jahre Pause. Danach wird Frieden gehalten und so konnten sich die Bürger von den Schäden durch den Krieg erholen und der Wohlstand aufgebaut werden.
Die Form, die Perspektive des Erzählers der Anektoden und der Geschichten verändert sich wie die Zeit nach 1913. Einmal schreibt Illies in der Wir-Form, ein anderes Mal spricht er den Leser an mit lieber Leser.
Das, wovon Illies schreibt, liegt mittlerweile 100 Jahre in der Vergangenheit, doch durch die Gegenwartsform, die er benutzt, ist es so, als würde alles gerade erst geschehen und die Künstler und Literaten jener Zeit sind immer noch present. Die Namen sind uns alle noch bekannt und von den meisten wissen wir auf jeden Fall grob, was sie gemacht haben und wodurch sie berühmt bzw. bekannt wurden. Einfühlsam schreibt Illies über die Schriftsteller und Maler, über den Psychotherapeuten und viele andere mehr.
Es geht um ein sehr interessantes, ein sehr lesenswertes Buch.

15 Bewertungen, 6 Kommentare

  • Juri1877

    15.10.2013, 18:30 Uhr von Juri1877
    Bewertung: sehr hilfreich

    damals war die Welt noch in Ordnung

  • anonym

    15.10.2013, 11:30 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW und LG

  • Clarinetta2

    13.10.2013, 14:32 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr schön vorgestellt

  • anonym

    09.10.2013, 18:03 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Prima beschrieben - über eine Gegenlesung würde ich mich sehr freuen! GLG

  • mausi1972

    09.10.2013, 13:11 Uhr von mausi1972
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß Marion.

  • monagirl

    09.10.2013, 11:02 Uhr von monagirl
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schön berichtet. LG Mona