1987 - Whitesnake Testbericht
- Cover-Design:
- Klangqualität:
Erfahrungsbericht von Gemeinwesen
1987: Die Schlange häutet sich
Pro:
"Still of the Night" ist zwar nur leidlich originell, aber nicht ganz schlecht.
Kontra:
Das Gros des Songmaterials bringt es übers Mittelmaß nicht hinaus.
Empfehlung:
Ja
Led Clones ist der Titel eines Stücks auf Gary Moores hörenswertem Tonträger After the War, mit dem der Mann aus Belfast sich gemeinsam mit Sangeskollege Ozzy Osbourne über eine Masche lustig macht, nach der in den 80er Jahren plötzlich diverse Bands aus dem Bereich der gebrüllten Musik ihre aktuellen Veröffentlichungen strickten. Als habe es ein Kommando gegeben, sich auf das Oeuvre der Urväter des bluesbasierten Heavyrock „Led Zeppelin“ zurückzubesinnen, schien mit einem Mal jedes zweite Stück im Grenzbereich zwischen Hardrock und Heavy Metal so zu klingen wie Led Zeps „Kashmir“ (ein echter Kracher; zuletzt recycelt unter dem Titel “Come with me“ von einem Menschen, der unter dem Namen Puff Daddy auftritt). Wer damit angefangen hat, lässt sich schwer sagen. Unstrittig ist aber, dass sich auch Herr Coverdale seinerzeit auf den Led Zep-Zug aufgeschwungen hat: “Still of the Night“ wärmt deutlich hörbar die Zutaten auf, die das Rezept „Led Zeppelin“ erfolgreich gemacht hat.
Das wirklich Traurige daran ist freilich nicht der Mangel an eigenen Ideen, der daraus spricht. Wirklich traurig ist, dass der Opener “Still of the Night“ eindeutig zu den besseren Stücken des Albums gehört. Man könnte wohl auch sagen: besser wird die CD nicht mehr.
Neu sind von den insgesamt 11 Stücken auf der CD ohnehin nur neune: Mit “Crying in the rain“ und “Here I go again“ hat Coverdale einfach zwei altbewährte Whitesnake-Gassenhauer auf die schlicht “Whitesnake“ betitelte 1987er Veröffentlichung gepackt. „Seht her“, soll das wohl heißen, „das hier ist Whitesnake 2.0“. Zum Neustart des Band-Projektes gehörte auch, dass man altem wie neuem Material gewissermaßen ein neues Sound-Design verpasste. Was sich auf dem Vorgänger “Slide it in“ angedeutet hatte, fand in “Whitesnake“ seine Fortsetzung: Die typische, erdige Slide Guitar fiel ebenso dem musikalischen Kehraus zum Opfer wie Jon Lords Hammondorgel, die schon auf “Slide it in“ ganz weit in den Hintergrund gemischt worden war.
Mit der musikalischen Kehrtwende in Richtung Charttauglichkeit büßte Coverdales Band leider erheblich an eigenem musikalischen Profil, ja an Identität ein. Langjährige Fans schüttelten verwirrt bis verärgert den Kopf: Was war denn da plötzlich aus dem wahrscheinlich besten aller Deep Purple-Spinoffs geworden? Bandleader Coverdale wirkte mit blondiertem Haarschopf und 80er Jahre-Fönfrisur plötzlich wie eine in die Jahre gekommene Ausgabe von Joey Tempest, dem Sänger des One Hit Wonders “Europe“ (“The Final Countdown“); das Album selbst wirkte lärmig, das Songmaterial vergleichsweise uninspiriert.
Zu allem Überdruss war dem musikalischen Hausputz auch Martin Birch zum Opfer gefallen, der für bis dato für die saubere, druckvolle Produktion der “Whitesnake“-Alben zuständig gewesen war. Das konnte man nicht nur auf dem Cover nachlesen, das war und ist auch deutlich zu hören. Der Sound des Albums wirkt grässlich übersteuert – ganz besonders unangenehm wirken sich die zischelnden Höhen beim Schlagzeug aus, dessen High Hats bei “Bad Boys“ geradezu schmerzhaft in den Ohren rasseln.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass diese wie auch die folgende Veröffentlichung “Slip of the Tongue“ stimmliche Probleme von Sänger David offenbaren. Coverdales Gesang wirkt angestrengt, seine Stimme brüchig und schrill. Im Vergleich mit anderen Alben der Band fällt der musikalische Neuanfang also ziemlich schwach aus, zumal auch der Rest der Band sich, zumindest in meinen Ohren, durch nichts hervortut, das Beachtung verdiente.
Wer “Whitesnake“ durch Alben wie “Ready an’ Willing“, “Saints and Sinners“ oder das legendäre, tolle Live-Album “Live ... in the Heart of the City“ kennen gelernt hat, wird das 1987er Album daran messen und wahrscheinlich ähnlich enttäuscht davon sein wie ich. Zeitgenossen, denen der Name “Whitesnake“ gar nichts sagt und die ein Faible für Hardrock im Allgemeinen, vielleicht sogar für den der Led Zeppelin’schen Prägung im Besonderen machen, kann ich das Album, wenn auch mit Einschränkungen, aber dennoch empfehlen – Whitesnakes Neustart im Jahr 1987 gehört nicht zu meinen persönlichen Lieblingsalben der Band, aber im Vergleich mit vielen anderen Bands des Genres ist das, was hier geboten wird, sicher trotzdem überdurchschnittlich.
::::::::::::::::::::::::::::
Die Titel der CD /
meine Anspieltipps
::::::::::::::::::::::::::::
… … 1. Still Of The Night
… … 2. Bad Boys
… … 3. Give Me All Your Love
… … 4. Looking For Love
… … 5. Crying In The Rain
… … 6. Is This Love
… … 7. Straight For The Heart
… … 8. Don´t Turn Away
… … 9. Children Of The Night
… … 10. Here I Go Again
… … 11. You´re Gonna Break My Heart Again
40 Bewertungen, 13 Kommentare
-
23.11.2006, 17:25 Uhr von Sayenna
Bewertung: sehr hilfreichsh :-)
-
23.11.2006, 13:30 Uhr von superlativ
Bewertung: sehr hilfreichliebe grüße!
-
23.11.2006, 11:48 Uhr von phobee
Bewertung: sehr hilfreichSH & Liebe Grüße!
-
23.11.2006, 00:57 Uhr von LittleSparko
Bewertung: sehr hilfreichlg, daniela
-
23.11.2006, 00:53 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße Edith und Claus
-
23.11.2006, 00:36 Uhr von HiRD1
Bewertung: sehr hilfreich~~ SH. Gruß, Ralf ~~
-
22.11.2006, 23:17 Uhr von waltraud.d
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
-
22.11.2006, 22:58 Uhr von bigmama
Bewertung: sehr hilfreichlg Anett
-
22.11.2006, 22:22 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsh :o)
-
22.11.2006, 21:37 Uhr von Django006
Bewertung: sehr hilfreichsh & *lg* Alan ;>))))
-
22.11.2006, 21:29 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsh, LG Biggi :-)
-
22.11.2006, 21:21 Uhr von Vicky
Bewertung: sehr hilfreich* Sehr hilfreich - Vic *
-
22.11.2006, 21:17 Uhr von Sweeaty
Bewertung: sehr hilfreichein guter bericht! :) liebe grüße!!
Bewerten / Kommentar schreiben