1-2-Fly Testbericht

Spätherbst 2002 im Schwarzwald, unangenehmer Nieselregen, Nebel und recht frische Temperaturen. Das und vielleicht noch Schlimmeres müssen wir jetzt also über ein Vierteljahr lang ertragen. Schlechte Aussichten sind das.

Wenn diese Periode vorbei ist, dann ist es höchste Zeit für ein Auffrischen des Seelenzustands.

Das Reisebüro bietet die neuen Winterkataloge an, voll von verlockenden Zielen für sonnenentwöhnte und von Sehnsucht geplagte Menschen. Wir besorgen uns die wichtigsten und machen uns auf die Suche nach einem geeigneten Urlaubsziel.

Recht schnell sind wir dabei auf die kanarischen Inseln gestoßen, ein paar hundert Kilometer vor der marokkanischen Küste im Atlantik gelegen.

Die Vielfalt an Hotels steht der Vielfalt an Preisen in nichts nach - suchen wir also mal etwas Günstiges für eine Woche, die erste Märzwoche des Jahres 2003.

Die TUI-Group hat da ein 1996 gegründetes Töchterchen, das sich 1-2-Fly nennt, in Hannover sitzt und das gezielt das Niedrigpreissegment des Tourismusmarktes bedienen will. Klingt ja gar nicht schlecht, das könnte man sich ja mal näher anschauen.

Im Reisebüro wurden wir darüber informiert, dass wir bei der Anzahl der Sterne eines Hotels im allgemeinen so etwa eine bis anderthalb abziehen müssen, um eine realistische Einschätzung zu bekommen. Gut, das können wir ja beachten.

Die Berichte bei Ciao lassen in der Mehrheit den Verdacht aufkommen, dass das Unternehmen besser „1-2-flieh“ heißen müsste. Na, dann wollen wir doch mal schauen.

Der Katalog bietet eine nicht allzu große, aber doch ausreichende Auswahl an Hotels unterschiedlicher Kategorien, wir beschränken uns auf die mit mindestens vier Sternen (weil man ja abziehen muss...) und vergleichen mit anderen Anbietern.

Die Angebote sind einigermaßen übersichtlich dargestellt, der Preisteil (bzw. die Preisteile - es gibt einen für Frühbucher und einen für die anderen...) sind recht verständlich. Wir haben jedenfalls keine Schwierigkeiten, den Hotels auch die Preise zuzuordnen. Natürlich müssen auch noch Flughafenzu- bzw. abschläge beachtet werden, je nach gewünschtem Abflughafen.

Recht schnell werden wir fündig: in zwei der uns vorliegenden Kataloge wird das Hotel „Orotava Palace“ in Puerto de la Cruz auf Teneriffa angeboten. Vier Sterne plus soll es haben.
Es gibt zwei Zimmertypen, die normalen Doppelzimmer sowie etwas geräumigere Suiten mit einem Wohn- und einem Schlafraum. Bei genauerer Lektüre stellen wir fest, dass die Suiten zusätzlich über eine Terrasse mit Jacuzzi verfügen.

Das klingt interessant. Und die Suiten sind ja nicht so viel teurer als die normalen Zimmer...
Das Frühstücksbüffet soll reichhaltig sein, das Abendbüfett abwechslungsreich. Sollen wir ???

Es wird nicht lange gefackelt, eine Woche in einer Suite wird gebucht. Etwa 800 EUR kostet uns das pro Person. Ein Viertel davon wird als Anzahlung fällig, die wir aber nicht beim Reisebüro bezahlen müssen. 1-2-Fly zieht ein Abbuchungsverfahren vor. Genau so beim Restbetrag, der wird etwa 2 Wochen vor der Abreise vom Konto eingezogen.

Probleme gibt es bis jetzt keine, die Abbuchung erfolgt pünktlich, die Reiseunterlagen erhalten wir etwa 1 Woche vor der Abreise im Reisebüro ausgehändigt. Die Unterlagen sind knapp gehalten, aber für meinen Bedarf ausreichend. Bei Durchsicht stellen wir fest, dass die Anfahrt zum Flughafen und die Rückfahrt vom Flughafen mit der DB bereits im Preis eingeschlossen ist - was uns wenig hilft, da wir morgens um 6 Uhr abfliegen. Und zu dieser Zeit schlafen bei uns noch alle DB-Bediensteten ;-).

Endlich ist der Tag der Abreise da, wir fahren bereits am nachmittag vorher nach Stuttgart, nutzen den Vorabend-Check-In und übernachten in der Nähe des Flughafens in einem Hotel, das uns am nächsten Morgen per Shuttle zum Airport bringt.

Über den Flug habe ich bereits in der Rubrik „Hapag-Lloyd“ berichtet, da war alles so weit im normalen Rahmen.

Nachdem wir endlich unser Gepäck erhalten haben, dürfen wir durch die Glastür hinaus in die Halle des Süd-Airports gehen. Dort wartet eine Horde von Reiseleitern der unterschiedlichsten Unternehmen auf ihre Schäflein. Gleichzeitig mit uns sind auch noch Maschinen aus England, Belgien, Holland usw. angekommen, was zu einer babylonischen Sprachvielfalt und in der Folge zu einem ziemlichen Lärm führt.

Macht nichts, wir erspähen den 1-2-Fly-Vertreter sofort, treten zielstrebig an ihn heran und werden freundlich begrüßt. Unsere Mitteilung, dass wir auf seinen Sammeltransport nach Puerto Cruz verzichten, weil wir einen Mietwagen ab Flughafen zur Verfügung haben, kann ihn nicht erschüttern. Er drückt uns noch einen Zettel in die Hand, auf dem Ort und Termin des Begrüßungstreffens verzeichnet sind und schon sind wir verabschiedet.

Nach einer gemütlichen Fahrt erreichen wir am späteren Nachmittag das Hotel und sind zunächst ganz angenehm überrascht. Es macht einen großzügigen und ordentlichen Eindruck, das Personal am Empfang spricht perfekt deutsch und ist sehr freundlich und zuvorkommend.

Wir erhalten schnell den Schlüssel zu unserer Suite im zwölften Stockwerk und machen uns auf den Weg nach oben. Es gibt drei Aufzüge, die mit einer ordentlichen Geschwindigkeit zwischen den Etagen verkehren, wir haben den Höhenunterschied recht schnell überwunden.

Die Spannung war gestiegen. wird die Suite unseren Vorstellungen entsprechen ? Ist sie im Katalog zutreffend beschrieben worden ?

Um es kurz zu machen: beide Fragen können wir mit „Ja“ beantworten. Die beiden Räume sind ordentlich eingerichtet, die Terrasse ist sehr groß, und tatsächlich. in einer Ecke prangt der versprochene Whirlpool...

Das Bad ist sehr sauber und es macht einen frisch renovierten Eindruck, die Einrichtung ist auch noch nicht sehr beansprucht worden. Im Schlafzimmer und im Wohnzimmer befindet sich je ein Fernseher, auf dem auch einige deutsche Programme empfangen werden können.
Also auch hier kein Grund, sich über 1-2-Fly zu beklagen.

Die Büfetts waren wirklich reichlich bestückt, morgens mit allen möglichen Abteilungen von der Heissfront über Brötchen und Marmelade, süße Stückchen bis hin zur Müsli-Ecke für die Gesundheitsfraktion. Da konnte jeder etwas finden.

Beim Abendbüfett ragten zwei Abteilungen besonders heraus: die Vorspeisen und die Nachspeisen. Einfach Klasse. Die Hauptgerichte waren nicht so mein Fall, aber es gab stets ein Fischgericht und das war immer recht gut. Wem das noch nicht reichte, der konnte sich auch noch frischen Fisch zubereiten lassen, meist Thunfisch oder Kabeljau oder Ähnliches. Gelegentlich gab es auch Fleisch - zarte Hühnerbrüstchen. Der Service war unauffällig, aber schnell, also auch hier kein Grund zur Klage.

„Leider“ haben wir sämtliche Sprechzeiten unserer Reiseleitung versäumt, zu den angegebenen Zeiten waren wir irgendwo auf der Insel unterwegs. Aber wir hatten auch keinen Bedarf, die Dame von 1-2-Fly zu sprechen. Wenn alle Hotels so sind wie unseres, dann hat sie wohl auch nicht viel zu tun ;-).

Tja, dieser Kurzurlaub war vollauf gelungen. Auch „Billigheimer“ können also eine ansprechende Leistung vermitteln. Wenn wir Ähnliches wieder einmal planen, dann werden wir sicher auch wieder in den Katalog von 1-2-Fly schauen. Gerade wenn man nicht so sehr auf eine Art „betreuten Urlaub“ aus ist, sondern vielmehr die eigene Planung und die eigene Programmgestaltung vorzieht, dann ist der vielleicht gegenüber anderen Anbietern etwas reduzierte Service eher von Vorteil.

Ach ja: die teureren Hotels anderer Anbieter haben auch keinen besseren Eindruck gemacht als unser Domizil...