2001: Odyssee im Weltraum (VHS) Testbericht

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ab 8,30
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Erfahrungsbericht von firefly257

Kunst als Film, Film als Kunst?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Was soll man zu diesem Film am besten sagen?
Dass er eine weitere wirre Eskapade im Filmreigen des Stanley Kubrick ist?
Dass man ihn verstehen muss um ihn zu lieben?
Dass er die Geschichte der Menschheit in wenigen Stunden erzaehlt, ohne eigentlich wirklich etwas zu erzaehlen?
Oder soll man ihn einfach als das bezeichnen was er ist: ein komplizierter Klassiker, der bei massenkonformen, denkunwilligen Kinogaengern nur Verwirrung hervorufen wird, aber den ein weitaus kleinerer Teil der Bevoelkerung sich immer und immer wieder ansehen wird, um ihn jedesmal anders zu deuten?

Wie auch immer ihr ihn nun nennt, es laesst sich nicht bestreiten, dass Regisseur Stanley Kubrick mit diesem Film aus dem Jahre 1968 mal wieder neue Wege gegangen war. Wo es zuvor im Classical Hollywood Komoedien, Western, Ganovenfilme, und Musicals gab, findet man hier eine Art Gemaelde, ein \"bewegtes Bild\" im woertlichen Sinne. Doch bevor ich noch tiefer eindringe, doch erst einmal ein paar Worte zum \"Inhalt\":


\"2001: A Space Odyssey\" beginnt mit der wohl beruehmtesten Umsetzung von \"Also sprach Zarathrustra\". Ganz langsam oeffnet sich der Vorhang, das musikalische Begleitwerk wird vollkommen ausgekostet, und schliesslich bricht ein neuer Tag im Universum an, \"the dawn of mankind\" sozusagen.

Dann kommt die erste Geduldsprobe, in der einige Stumpfsinnige das Kino bereits wieder verlassen werden um noch das Geld wiederzubekommen. Es passiert naemlich eigentlich eine ganze Weile gar nix, sondern ohne besondere musikalische Untermalung lassen Kameras ihre Blicke im eleganten Weitwinkel ueber die neu erschaffene Welt gleiten.

Irgendwann wechselt die Szene dann zu affenaehnlichen Urmenschen, die sich dementsprechend verhalten; wieder alles wie in einer ethnographischen Studie. Keiner redet, und nur das Affengebruell zerreisst ab und an die Stille. Auf Wiedersehen an den naechsten Teil der Zuschauer, die hastig den Saal verlassen.

Die Szene geht weiter: erst verringert ein Leopard die Anzahl der Affen, dann kommt sogar eine andere Gruppe Menschenaffen und vertreibt sie. Darwinismus vom feinsten sozusagen.

Die Nacht bricht mittlerweile herein, und wir beobachten, wie sich die Affen in einer Hoehle aneinandergedraengt aufhalten. Diesmal dauert es nicht allzulang und der Morgen bricht wieder an. Irgendetwas ist anders. Langsam treten die Affen aus ihrem Versteck und kaum dass sie gegen die Sonne blinzeln sieht der Zuschauer die Panik in ihren Augen. Mitten in dieser steinigen Urzeitwelt steht ein perfekt geglaetteter, metallischer Monolith!
\"Winke, winke\" an die restlichen Popcorn-Kino-Besucher, die nun im letzten Moment die Flucht ergreifen.
Willkommen in Kubrick\'s Welt!

Wer jetzt noch vor der Leinwand (oder vorm Fernseher) sitzt, der wird sich sicher auch den Rest anschauen, daher moechte ich gar nicht zu viel zum weiteren Inhalt sagen. Nur soviel: einfacher und verstaendlicher wird es auf keinen Fall. Wenn ihr diesen Film bis zum Ende mitmacht, dann muesst ihr schon den ganzen Kopf frei haben und euch auf einiges gefasst machen!


Und was macht den Film nun so gut?

Nun, das muss eigentlich jeder fuer sich selbst entscheiden. \"2001\" ist eigentlich kein Film im herkoemmlichen Sinne. In den reichlich 2 Stunden bekommen wir grob geschaetzt eine halbe Stunde Dialoge, der Rest ist ein teils musikalisch untermaltes Kunstwerk, mit demselben Effekt wie ihn ein Goethe oder Shakespeare in Schulklassen erreicht: wer ihn versteht wird ihn lieben und begeistert zuhoeren; wer ihn wirr findet, wird sich abwenden und in der Klausur dankend die 4 in Empfang nehmen.

Noch nie war ein Strauss-Walzer so interessant, wenn zu dessen Klaengen Raumschiffe durch den Orbit gleiten; noch nie war der Weltraum so realistisch (Kubrick verzichtet auf die gaengigen Antriebsgeraeusche, denn im All herrscht Vakuum und deswegen hoert man Raumschiffe eigentlich gar nicht); und noch nie war ein Filmende so verwirrend und gleichzeitig brillant wie in \"2001\".

Man kommt sich wirklich vor wie in einer Kunstgalerie, nur dass man hier vor einem einzigen Bild haengenbleiben wird und alles andere um sich herum vergessen wird. Man wird sich fragen, wie es im Kopf Kubricks ausgesehen haben muss, um so etwas zu erschaffen. Und man wird sich ausserdem wundern, warum solch ein Film zu den Klassikern zaehlt. Als ich ihn das erste mal gesehen habe, in einem kleinen Hoersaal mit Holzstuehlen, gingen mir eben diese Gedanken durch den Kopf, doch kaum dass ich angefangen habe, mal wirklich zu ueberlegen, was uns der Film sagen will, konnte ich an nichts anderes mehr denken.


Kurz gesagt, der Film ist absolut untauglich fuer einen gemuetlichen Kino-/Fernsehabend, bei dem man den Verstand an der Tuer abgeben kann. Das Popcorn kann man eigentlich auch vergessen, denn irgendwann waehrend des Films wird es einem runterfallen und gefesselt durch das was ueber die Leinwand flackert wird man vergessen es aufzuheben.
Es ist wahrlich ein Meisterwerk, aber wer auf herkoemmlichen Science Fiction steht, sollte lieber bei Star Wars und Co. bleiben und sich hier nicht das letzte Stueck Hirn ruinieren.


Aus Sicht eines Zuschauers, der bis zum Ende geblieben ist: Note 1.


P.S.: Wer wirklich keine eigene Interpretation findet, und dennoch wissen will, was alles hinter der Story stecken koennte, dem sei http://www.modemac.com/2001/ ans Herz gelegt.


P.P.S.: Schauspieler sind hauptsaechlich Keir Dullea, William Sylvester und Gary Lockwood (allesamt mehr oder weniger unwichtig); das Drehbuch basiert auf den literarischen Erguessen von Arthur C. Clarke und Stanley Kubrick (wiederrum basierend auf Clarke\'s Buch); und der Supercomputer HAL 9000 ist ein weiterer Punkt der den Film genial macht, den ich aber hier nicht weiter erlaeutere, denn in diesen Genuss sollen nur die kommen, die nicht nach 5 Minuten die Flucht ergreifen :-))

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