28 Tage (DVD) Testbericht

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ab 41,21
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Erfahrungsbericht von catmother

Die Last mit der Sucht

Pro:

aktuelles und bewegendes Thema, einige gute Ansatzpunkte

Kontra:

schwankt zwischen Melodram und Komödie,

Empfehlung:

Ja

Filme mit Sandra Bullock können im Normalfall kein Flop sein oder werden. Wo immer das Charming-Girl mitspielt, verbreitet sich Heiterkeit und Romantik. Könnte man annehmen.
Doch hier sehen wir sie mal in einer anderen Rolle. Mich hat vor allem das Thema interessiert und die Frage, ob das Sandra Bullock mit ihrem Image tatsächlich rüberbringen kann.


** Die Story **
Die Schriftstellerin Gwen Cummings (Sandra Bullock) ist ein echtes Partygirl und gemeinsam mit ihrem Freund Jasper (Dominic West) voll drauf zwischen Alkohol, Sex und Drogen. Als sie die Hochzeit ihrer Schwester Lily (Elisabeth Perkins) schmeißt und anschließend volltrunken mit einer Stretchlimousine in ein Haus reinknallt, wird sie von einem nachsichtigen Richter vor die Alternative gestellt: Knast oder Therapie.

Was für eine Frage?! Also begibt sich Gwen angewidert zu der Klinik, wo die Uhren erst mal anders gehen. All die Errungenschaften des modernen Yuppies (Handy, Laptop) werden einkassiert, Drogen sind strikt verboten und werden mit Rausschmiß geahndet (was dann bei diesem Urteil automatisch Knast bedeutet) und der Alltag ist streng geregelt.

Dumm nur, das alle anderen hier wirklich süchtig sind, nur Gwen nicht. Sie hat ja eigentlich überhaupt kein Problem. Und diese ganzen Selbstkasteiungen, dieser Gruppenhokuspokus – das ist doch alles lächerlich; und an die Typen hier würde Gwen in ihrem normalen Leben nicht eine Minute verschwenden. Also verweigert sie sich zunächst und ist entschlossen, sich lediglich anzupassen, nur ihre Zeit abzusitzen.
Damit zieht sie logischerweise die Verachtung der anderen Patienten auf sich.
Nicht mal Cornell (Steve Buscemi), der Anstaltsleiter und ebenfalls ehemaliger Alkoholiker kann zu ihr durchdringen.

So vergehen die ersten Tage mit Entzugserscheinungen, bis Gwen fast völlig zerstört ist. Gut das ihr Freund Jasper beim Wochenendbesuch für den dringend benötigten Nachschub sorgt und ihre Lieblingstabletten reinschmuggelt. In einem Anfall von Ekel vor sich selbst wirft Gwen die zwar aus dem Fenster, doch wenig später ist der Drang so groß, dass sie versucht, aus dem Fenster zu klettern und sich bei dem Sturz das Bein bricht. In diesem Moment macht es bei ihr Klick.


** Darsteller **
Der Film wird eindeutig durch die Präsenz von Sandra Bullock (Speed, Miss Undercover) getragen, die man hier mal in einer differenzierteren Rolle als die von ihr gewohnten sieht. Zwar ist sie überzeugend, aber irgendwie hat man dennoch im Hinterkopf, daß sie doch die eher romantische oder verrückte Darstellerin ist.

Sonst noch zu sehen sind Dominic West (Chicago, Mona Lisas Lächeln), Elisabeth Perkins (Das Wunder von Manhattan, Moonlight & Valentino), Steve Buscemi (Fargo, Con Air) und Viggo Mortensen (Ein perfekter Mord, Herr der Ringe).


** Filmkritik **
Filme, die das Thema Alkoholsucht und Medikamentenabhängigkeit zum Thema haben, gibt es nicht allzu viele bisher. Außer an „Der lange Weg nach Hause“ und „When a man loves a woman“ kann ich mich nicht an andere, noch dazu gute Streifen erinnern, die dieses immer bestehende Problem thematisieren.
Wie gesagt, und ob sie es dann noch gut tun, ist eine ganz andere Frage.

Hier sieht es zunächst recht danach aus. Eine Alkoholikerin wird gezwungen, sich mit ihrer Sucht auseinanderzusetzen, trifft dabei andere, die sich in einer ähnlichen Lage befinden und hat damit die einmalig Chance, etwas daraus zu machen. Doch...

Die Schwäche des Films besteht für mich darin, dass er sich nicht so richtig entscheiden kann zwischen Sucht-Melodram und Komödie. Für das erstere ist er entschieden zu oberflächlich, für das letztere ist das Thema zu ernst und eindringlich. Das mag auch an der Hauptdarstellerin liegen. Leider ist Sandra Bullock auf die Darling- und flippige Verrückte-Rolle eingeschworen. Damit will ich nicht sagen, dass sie die Rolle der Gwen nicht gut spielt, aber man nimmt sie ihr irgendwie nicht so richtig ab.

Dabei finde ich das Thema total bewegend: Gerade heute, wo bei Diskos und Partys jede Menge Designerdrogen und Alkohol angesagt sind, kann man schnell und eigentlich fast unbemerkt zur Süchtigen werden. Das Grundproblem ist dann, sich einzugestehen, das man ein Problem hat, das man krank ist und Hilfe braucht. Und das machen die wenigsten Süchtigen. Dazu braucht es manchmal eben eines entscheidenden Ereignisses, das einem vor Augen führt, das man so nicht weitermachen kann. Und manchmal hilft es, die Ursache zu finden und darüber zu reden.

Hier bei diesem Film und bei Gwen war es eben das Gefühl, von dem Menschen, den man am meisten liebt und braucht, nicht geliebt zu werden.
Die Methoden der Amis mit ihren Sitzungen und Selbstkasteiungen bei solchen Organisationen wie Anonyme Alkoholiker u.ä. mag von uns zwar oft belacht werden, aber ich kann mir vorstellen, dass allein schon das Bewusstwerden über seine Situation und die Tatsache, dass man damit nicht allein steht, ein entscheidender Anfang sein kann.


** Mein Fazit **
Aus den oben genannten Gründen leider nur mittelmäßig, aber für Bullock-Fans dennoch ansehenswert.


** Daten der DVD **
USA 2000
Genre: Melodram, Komödie
Originaltitel: 28 Days
Regie: Betty Thomas
Produzent: Jenno Topping
Drehbuch: Susannah Grant
FSK 12
Laufzeit Video: 100 Minuten
Anbieter: Columbia Tristar

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