AOL Testbericht

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ab 29,91
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

Erfahrungsbericht von FUJITOXY

Grundsätzlich

Pro:

DSL ab 9,90 EUR/mtl. ohne zeitliche Begrenzung

Kontra:

AOL ist AOL ist AOL

Empfehlung:

Ja

Ich bin nun seit etlichen Jahren Mitglied bei AOL, und glaube, sagen zu dürfen, ich kenne den Laden.

Der Einstieg ist wirklich denkbar einfach und unkompliziert. Die CD dudelt alles erforderliche auf den Rechner, dieser wählt sich ein und erkundigt sich zentral nach der Einwahlnummer, und schon hat man es eigentlich geschafft, jedenfalls wenn sich ein Sachbearbeiter zuvor per Telefon von der leibhaftigen Existenz überzeugen konnte oder man die Verifikation per Briefpost abwartet. So oder so erhält man nämlich seine persönliche PIN, und ohne die läuft erstmal nichts.

Was einen dann erwartet, ist - zumindest für den Anfänger - ein grauenhaftes Verwirrspiel, dass noch aus Tagen angelegt ist, wo es dem Konzern wohl nur darum ging, den User so lange wie möglich und bei laufendem Gebührenzähler in einem Stadium der Orientierungslosigkeit umherirren zu lassen.
Selbst heute noch sind einfache Übersichtsseiten nicht auf Anhieb zu erhalten, sondern erst durch Anwahl von zwei oder mehreren \'Vor\'-Menüs, und lassen sich zudem oftmals auch nicht direkt Bookmarken. Um zum Beispiel eine simple Übersicht aller Chaträume zu bekommen, muss man zunächst oberhalb der Symbolleiste auf \'Kontakte\' klicken, dann auf \'Chat\', dann auf \'alle Chaträume\', worauf eine Selectbox erscheint, wo man dann die Auswahl auf vorgefertigte oder userdefinierte Chaträume eingrenzen muss, worauf man dann eine mehr oder weniger vollständige Liste erhält, die man durch ständiges Anklicken eines \'mehr\'-Buttons auf die korrekte Größe \'aufpumpen\' muss, weil das zarte Progrämmchen nur ungern Inhalte mit mehr als 300 Worten ausgibt.

Was man dann in diesen Chaträumen erlebt, steht auf einem anderen Blatt, denn schließlich kann AOL ja nichts für seine Mitglieder [oder etwa doch?], dennoch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es hier zugeht wie im Tierreich und die Mehrheit der \'Members\' sich privat mit Grunzlauten zu verständigen scheint. Mehr als \'Bussibärchen grüßt Schnullerbacke\' ist jedenfalls in keinem Chatraum zu erwarten, und ähnlich verhält es sich auch mit anderen Inhalten wie etwa den zahlreichen Profilen und Kontaktanzeigen. Dies aber wirklich nur der Vollständigkeit halber, denn das Verhalten der Nutzer dem Anbieter zum Vorwurf zu machen, wäre wohl ungerecht, vielleicht sorgen auch die auf Verblödung angelegten Strukturen dafür, in jedem Fall aber stellt es ein ganz eigenwilliges Qualitätsmerkmal dar, welches sich durchgängig durch den gesamten angebotenen Dienst zieht.

Weshalb so Puristen wie ich dennoch bei AOL sind, und sogar noch zufrieden?
Weil man nichts anklicken muss. Niemand zwingt einen. Und wer den ganzen bunten Irrsinn ausser acht lässt, hat mit AOL derzeit ein recht preisgünstigen Anbieter, der mir das obligatorische DSL-Modem geschenkt hat und mich für 9,90 EUR ohne jede zeitliche Begrenzung Dauersurfen lässt, 2000 MB Traffic im Monat inklusive. Und sowie ich das Kontingent erreicht habe, wechsel ich zu \"Freenet DSL by Call\" und zahle nur 1,0 ct./MB zusätzlich, anstatt 1,5 ct. bei AOL.

Äußerst dreist hat sich der Konzern leider bei der Tarifumstellung verhalten und berechnete weiterhin stur nach Minuten ab, bis die gesamte Rechnungsperiode abgelaufen war, und zwar obwohl die Verbindung längst über das DSL-Netzwerk und nicht mehr über die teure Schmalbandleitung aufgebaut wurde. So hat mir der Konzern noch einmal über 70,00 EUR berechnet, für eine Leistung, die nur wenige Cent wert war.

Ähnlich unseriös verhielt sich AOL auch bei berechtigten Einwendungen gegen die Abrechnung in der Vergangenheit; hier blieben insgesamt 13 Mails von mir an die Mitgliederbetreuung unbeantwortet, obwohl mir die einzelnen Empfangsbestätigungen vorliegen. Eine Gutschrift für vermeintliche Nutzungszeiträume, die AOL nicht belegen konnte, erhielt ich ebenfalls nicht. Das erinnert an die gute alte Telekom-Zeit [\"Unsere Abrechnungstechnologie arbeitet fehlerfrei!\"].

Neben der Schwerfälligkeit der Software [und des Konzerns] gibt es noch andere Ungereimtheiten, wie etwa, weshalb ich unter meinem Hauptnamen ständig mit Werbeinhalten konfrontiert werde, die immer erst artig weggeklickt werden wollen [ja / nein / weiss nicht ...], obwohl der in Anspruch genommene Dienst ja ausdrücklich nicht Werbefinanziert ist. Was wohl geschähe, wenn ein tapferer User dem Konzern einmal die Zustellung solch unverlangter Online-Werbesendungen untersagen würde ...
Ähnlich zweifelhaft sind auch ködernde Dreingaben wie etwa die grandiosen 20 MB Webspace für die eigene Homepage. Diese werden nämlich mit Dauereinblendungen einer AOL-Leiste durchseucht, die stets und unverrückbar an oberster Stelle prangert und somit den Charakter jeder ansprechenden Präsentation zerstört. Oftmals ist kostenloser werbefinanzierter Webspace anderer Anbieter immer noch ansehnlicher, als der teuer bezahlte bei AOL, ausserdem ist der Filemanager im Vergleich beispielsweise zu YahooGeocities eine Zumutung, um nicht zu sagen, eine Frechheit.

Es gibt auch Menschen, die die fehlenden POP3-Fähigkeiten bemängeln, zu denen gehöre ich aber nicht, weil ich derartige Features aus Sicherheitsgründen nie verwenden würde. Als viel kritikwürdiger empfinde ich den Umstand, dass AOL jeden neuen Browserprozess nur innerhalb der eigenen Software öffnet und diese Online-Inhalte, für die ich ja schliesslich bezahlt habe, augenblicklich schliesst, sobald man sich abmeldet - Flatrate-Nutzern kanns egal sein, aber was hier mit Millionen von Schmalbandkunden gemacht werden soll, ist nur allzu offensichtlich.

Wie gut, dass man einen Browser auch selbst öffnen kann ...

Dennoch von mir die Empfehlung und die für viele unerwartet hohe Wertung; diese bezieht sich auf die Basisleistung, und die ist derzeit preiswert und zuverlässig.

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