A Chinese Ghost Story 1 (DVD) Testbericht

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ab 6,98
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Erfahrungsbericht von mima007

China-Fantasyklassiker neu aufpoliert - lohnend?

Pro:

spannend, unterhaltsam, gruselig, actionreich, romantisch, komisch, gute Bild- & Tonqualität

Kontra:

kaum Bonusmaterial, sondern nur Werbung

Empfehlung:

Ja

Vor vielen, vielen Jahren im alten China: Ein junger naiver Schuldeneintreiber (Leslie Cheung) übernachtet in einem verfallenen Kloster und trifft dort auf eine geheimnisvolle schöne Frau (Joey Wang), in die er sich sofort verliebt. Doch leider gehört sie zu den Geistern des Waldes und ist dem Fürsten der Finsternis versprochen. Gemeinsam mit einem kampferprobten und zaubermächtigen Mönch (Wu Ma) steigt er hinab in das Reich der Toten, um seine Geliebte zu befreien.

Filminfos
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O-Titel: Sinnui yauman / A Chinese Ghost Story 1 (Hongkong, 1987)
DVD: 03.02.2005, www.e-m-s.de, EAN: 4020974156738
FSK: ab 16
Länge: ca. 92 Min.
Regisseur: Ching Siu-Tung
Drehbuch: Yuen Kai-Chi
Musik: Romeo Diaz, James Wong
Produzent: Tsui Hark
Darsteller: Joey Wang, Wu Ma, Leslie Cheung, Lau Siu-Ming u.a.

Handlung
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Schon der Prolog schlägt das Generalthema der Geschichte an: Sex mit einem schönen Geist und, als Strafe dafür, der Tod durch den Baumdämon, dem der Geist gehorchen muss. Schauplatz ist stets die Umgebung des verfluchten Lan-Ro-Tempels...

Der junge, unerfahrene und naive Schuldeneintreiber Ling Tschoi-San (Leslie Cheung) hat in der Stadt keinen Erfolg beim Schuldeneintreiben und sucht ein kostenloses Quartier. Man gibt ihm den Tipp mit dem lan-Ro-Tempel: Die Chinesen sind ja für ihren herzigen Humor bekannt. Auf dem Weg geschehen zwei Dinge: Aus Versehen bedruckt er sich selbst mit geisterabwehrenden Zaubersprüchen und er sieht das Porträt einer schönen Frau.

Schon der Weg zum Tempel ist alles andere als heimelig: Nächtens verfolgen ihn heulende Wolfe, doch sie verharren an einer unsichtbaren Grenze. Dort vor dem Tempel bekämpfen sich bereits zwei Krieger. Der Eine ist Ling bereits bekannt: Es ist der Räuber Xihu. Der andere wird sein künftiger Helfer Yen Dschi-Hsia, kurz \"Kungfumann\" oder \"Taoist\" genannt. Ling bringt es fertig, sich zwischen die Schwertspitzen der Kämpfer zu stellen und die Liebe zu beschwören, die doch die Welt beherrsche - nicht etwa der Hass.

Trotz dieses offensichtlichen Unsinns lassen sie voneinander ab. Der Taoist warnt Ling vor dem verfluchten Tempel, der Räuber treibt es am Wasserfall mit dem Baumgeist und wird zum Dank dafür getötet. Die Nymphe trägt ein Fußkettchen mit Glöckchen, deren Klang den strafenden Dämon herbeiruft.

Beim Versuch, es sich im verfallenen Tempel gemütlich zu machen, schneidet sich Ling in den Finger. Das Blut erweckt die eingetrockneten Opfer des Baumdämons im Keller zu neuem Leben. In bester Harryhausen-Manier kriechen ihre klappernden Gerippe auf den Ort zu, wo sich Ling gerade aufhält, nur um ihn stets um Haaresbreite zu verfehlen. Da ereilt ihn der musikalische Ruf der Nymphe, die ihn zu ihrem Haus im See lockt. Leider verhindert seine Tollpatschigkeit wieder einmal, dass sie ihre Aufgabe an ihm erfüllt: Er fällt ins Wasser. Immerhin verrät sie ihm ihren wahren Namen: Siu-Sin.

Er hat sich in sie verliebt. Er merkt es spätestens dann, als er ihr Gesicht als das der Braut in einem Hochzeitszug zu erkennen glaubt. Da er diesmal Erfolg beim Steuern eintreiben hat, will er das Porträt der schönen Frau kaufen - leider ist es verschwunden. Er könnte sehr wohl die schöne Siu-Sin darstellen. Obwohl ihn der Taoist vor den Geistern gewarnt hat, geht er erneut zu Siu-Sins Seehaus. Doch diesmal kommt es zu einer Krise: Ihre drei Schwestern tauchen auf - riecht es hier etwa nach Mensch? Und auch die Baumdämonin, der sie alle gehorchen müssen, kommt der Geruch in Siu-Sins Gemächern nicht geheuer vor. Sie ist darauf angewiesen, Menschenfleisch zu essen, um ihr Leben zu verlängern. Siu-Sin will Ling schützen und bringt ihn in schönste erotische Verlegenheit...

Die Zeit wird knapp für das Liebespaar. Die Dämonin hat Siu-Sin dem Schwarzen Fürsten aus dem Reich der Toten zur Braut versprochen, und in drei Tagen sollen sie heiraten. Siu-Sin schenkt Ling zum Abschied das verschwundene Porträt einer schönen Frau. Er schreibt ein Haiku-Gedicht darauf. In einer Gerichtsszene, die als groteske Farce angelegt ist, entpuppt sich der Taoist als der frühere Marschall Yen, der das Land von Unholden aller Art säubert.

Yen zeigt Ling das Massengrab hinter dem Tempel. Sie finden Siu-Sins Urne, um sie an ihren Geburtstort zu bringen, auf dass der schöne Geist endlich Erlösung finde. Doch dazu kommt es nicht mehr. Nach einem schweren Kampf gegen den Dämon (geniale Effekte!) verschwindet Siu-Sin im Reich der Toten. Die härteste Prüfung steht den beiden Kampfgenossen noch bevor: gegen den Herrn der Unterwelt persönlich.

Die DVD
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Technische Infos

Bild: High Definition Remastered
Bildformate: 1:1,78 Widescreen (anamorph)
Tonformate: DD 5.1
Sprachen: Dt., Kantonesisch
Untertitel: Dt.

Extras:

- Originaltrailer
- Trailershow

Mein Eindruck
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Wie alle Märchen und Opern mus auch dieser Fantasy-Klassiker mit einem festgelegten Personalstamm auskommen: die verführische Schöne, der weise Alte, der tollpatschige jugendliche held, der grimmige aber arrogante Kämpfer, die grausame Schwiegermutter bzw. Dämonin, die missgünstige Schwester usw. Hinzu kommen noch etliche andere Figuren der chinesischen Komödie, die sich in dieser Fantasyversion der Peking-Oper ein Stelldichein geben. Ähnlichkeiten mit der Commedia dell\'Arte sind rein zufällig, oder nicht?

Duch dieses Personal wird der Film zu einem bunten Genre-Mix: Die romantische Liebesgeschichte zwischen Ling und der verzauberten Siu-Sin (= Pulcinella) wird konterkariert von Komödie und Farce, in deren Mittelpunkt stets der jugendliche Held (= Arlecchino) steht. Der weise Alte (= Pantaleone) erweist sich als kundiger Kämpfer, der im Bund mit den Kräften der rechten Religion (Buddhismus) steht und es daher mit den unheiligen Mächten der Erde aufnehmen, die durch die Baumdämonin (= Hexe) und den Herrn der Unterwelt (= Tod) dargestellt werden. Die zahlreichen Lieder - alle auf kantonesisch - unterstreichen den opernhaften Charakter der Handlung.

Da deren Mächte stets an die Nacht gebunden sind, spielt das Licht eine ganz entscheidende Rolle in der Auseinandersetzung mit ihnen, insbesondere das Feuer. Die Ausleuchtung der Szenen ist, wenn man genauer hinschaut, sehr sorgfältig gestaltet worden. Nur am Anfang herrscht noch natürliches Tageslicht, das mit der Unschuld Lings gleichzusetzen ist. Schon bald gelangt er durch den Nachtwald in eine von Zwielicht erfüllte Geisterwelt. Die Zombies aus dem Tempelkeller, die nach Manier von Ray Harryhausen, in Stop-Motion-Technik animiert sind, werden vom Licht der Morgensonne zu Matsch verwandelt - das kennt man schon aus den Vampirfilmen. Doch was stellt es mit einem Geist wie Siu-Sin an? Selber gucken!

Da dieser Film von Kungfu-Film-Altmeister Tsui-Hark stammt, fliegen die Kämpfer wiede einmal wie von Fäden gezogen durch die Lüfte. Teils durch den rasanten Schnitt, teils durch echte Kabel sausen die Geister mehr durch die Bäume, als dass sie den Boden berühren - denn auch dort lauert die Dämonin. Hier hat Ang Lee für \"Tiger & Dragon\" sehr viel abgeschaut, doch bei ihm fliegen die Schwertkämpfer in vollem Tageslicht durch die Wipfel, als sei ihr Meister stolz darauf, dass an seinen Marionetten keine Fäden zu sehen sind.

Die DVD
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Das wichtigste neue Filmmerkmal, das die DVD bietet, ist die hohe Qualität der Bilddarstellung. Man braucht weder Lupe noch Fernglas, um zu erkennen, dass dieses digital überarbeitete Bild von bester Qualität ist. Dass es sich um High Definition Remastering handelt, ließ sich allerdings auf meinem herkömmlichen TV-Gerät nicht verifizieren. Da aber dieses Format nachweislich abwärtskompatibel ist, kann auch ein alter \"Analog-Fernseher\" etwas damit anfangen, vorausgesetzt, der DVD-Player kann es verarbeiten. Mein treuer Sony schaffte das ohne Probleme. Er meckert nur, wenn die Disc verkratzt oder schlecht gebrannt ist.

Das zweite wichtige Merkmal, das man einem Remastering erwarten darf, ist natürlich der beste erzielbare Sound. Dolby Digital 5.1 liefert schon sehr gute Ergebnisse, wenn ich auch DTS vorziehe. Beide Formate unterzubringen, ist aber manchmal eine Frage der CD-Kapazität (der Blueray-Standard schafft hier Abhilfe). Immerhin lässt sich feststellen, dass eine einwandfreie Ansteuerung und Ausnutzung aller Kanäle zu hören ist. Siu-Sin lässt sich mal von links hinten, mal von rechts vernehmen.

Die Bonus-Inhalte der DVD wissen aber weniger zu überzeugen. Als Extras müssen Webeinhalte herhalten: der Originaltrailer und eine Trailershow zu weiteren EMS-DVD-Titeln. Ziemlich bescheiden.

Unterm Strich
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Nach Begutachten aller drei Folgen der \"Chinese Ghost Story\" kann ich ohne Zögern sagen, dass mir der erste Teil der liebste ist. Am zweiten Teil wirkte Tsui Hark nicht im Regiesessel mit, was sich gleich in minderer Qualität und Einfallslosigkeit niederschlug. Der dritte Teil, an dem er wieder mitwirkte, stellt gegenüber Teil 2 eine Steigerung dar, doch erreicht er nicht das Tempo und die Originalität des ersten Teils. Teil 1 macht einfach rundum Spaß, weil er mit einer ausgewogenen Mischung verschiedener Elemente jedem Zuschauer etwas bietet, das diesen bestens unterhält. Mir gefiel Lings Komik am besten.

Die Qualität von Bild und Ton hat nach dem Remastering ein sehr hohes Niveau erreicht, aber eine Steigerung ist durchaus vorstellbar. DTS-Sound ist noch nicht realisiert. Gleiches lässt sich auch vom sogenannten Bonusmaterial sagen: Es handelt sich um Werbematerial ohne jeden Dokumentarcharakter. Die nächste Ausgabe sollte eine Special Edition mit ein paar Dokus oder Kommentaren sein. So alt sind die Stars noch nicht, als dass sie nicht ein paar nette Worte über diesen Klassiker zu sagen wüssten.

Michael Matzer (c) 2005ff

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