Per Anhalter durch die Galaxis (Taschenbuch) Testbericht

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ab 5,39
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Erfahrungsbericht von Daverigger

Der Sinn des Lebens für nur 7 Euro ...

Pro:

Geniale Charaktere, unglaubliche Story, beeindruckender Wortwitz

Kontra:

Mit 7 Euro für \"nur\" 204 Seiten ein klein wenig teuer

Empfehlung:

Ja

Science Fiction ist ein Genre, das meiner Ansicht nach überstrapaziert wurde. Die ersten Geschichten dieser literarischen Gattung waren eher kurze Erzählungen, die wachrütteln und durch ihre Themen geschickt auf Missstände innerhalb der Gesellschaft hinweisen sollten. Mit diesen Geschichten konnte ich noch nie etwas anfangen, da die meisten, die einem normalerweise begegnen, in meinen Augen eher pseudo-intellektuelles Gewäsch sind und von den meisten Leuten in einer Art Wahn eher überinterpretiert als wirklich verstanden werden.
Da ich ein Freund von Literatur bin, die zwar an sich ein hohes sprachliches Niveau, gleichzeitig aber auch eine amüsante thematische Vielfalt besitzt, empfahl mir ein guter Freund vor 2 oder 3 Jahren das Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams, einem begnadeten Schriftsteller, der leider voriges Jahr verstarb und eine große Lücke im Sci-Fi-Genre hinterlassen hat, die nicht einfach zu füllen sein wird!
Damals verschlang ich das Buch in kürzester Zeit und lieh mir von meinem Freund auch noch weitere Bücher, denn ich fand heraus, dass „Per Anhalter durch die Galaxis“ nur der Auftakt einer 5-Bändigen Geschichte um die beiden Freunde Arthur Dent und Ford Prefect ist, die auf einer Reise quer durch Raum, Zeit und Wahrscheinlichkeit von einer unglaublichen Situation in die nächste gelangen.

Douglas Adams erzählt im ersten Band dieser Reihe, „Per Anhalter durch die Galaxis“, wie es dazu kommt, das Arthur Dent und sein Freund Ford Prefect überhaupt in die prekäre Situation kommen, durch das Weltall reisen zu müssen.
Ford ist eigentlich ein Außerirdischer, der für eine Firma arbeitet, die einen Reiseführer für Reisende herausbringt, die im Weltall weit herumkommen. Eigentlich sollte er ein kurzes und prägnantes Essay über den Planeten Erde und das Sonnensystem verfassen, durch einen organisatorischen Fehler sitzt er jedoch schon gute 15 Jahre auf dem blauen und seiner Ansicht nach äußerst langweiligen Planeten fest, dessen komplette Eintragung im Anhalter „größtenteils harmlos!“ lautet. Sein Freund Arthur Dent dagegen ist ein waschechter Erdling, der ein absolut normales Leben führt und eigentlich der Typ Mensch ist, dem man auf der Straße begegnet um sich danach niemals wieder an ihn zu erinnern.
Eines Morgens tauchen jedoch Raumschiffe am Himmel über England auf, die lauthals verkünden, das die Erde zwecks Bau einer intergalaktischen Umgehungsstraße vernichtet werden muss, was dann auch genau 2 Minuten später passiert. Doch Ford hat es irgendwie geschafft an Bord eines Raumschiffs zu gelangen und Arthur mit sich zu schleifen. Dummerweise werden sie kurz darauf an Bord auch schon von der vogonischen Mannschaft entdeckt und ins Weltall geworfen.
Zaphod Beeblebrox ist der Präsident des Universums und führt ein ziemlich lockeres Leben, da seine Aufgabe eigentlich nur darin besteht, mit seinen beiden Köpfen in die Kameras zu lächeln, mit seinen drei Armen freundlich zu winken und ein wenig ausgeflippt zu sein. Er nutzt seine Position aus und schockt das gesamte Universum, indem er das hypermoderne Raumschiff „Herz aus Gold“ am Tag seiner offiziellen Einweihung und Taufe mit seiner Freundin Trillian einfach so stiehlt. Trillian hat er übrigens auf einer Party aufgegabelt, die irgendwo in England stattgefunden hat, aber das nur am Rande. Die „Herz aus Gold“ ist insofern etwas besonderes, als dass sie die ungeheure Kraft eines sogenannten „Unwahrscheinlichkeitsdrive“ zum Antrieb nutzt. Dieser Drive erzeugt ein geschlossenes Feld, in dem einfach ziemlich unwahrscheinliche Dinge passieren, und die aus der unglaublich großen Unwahrscheinlichkeit entstehende Energie nutzt der Bordcomputer zum antrieb. Da Unwahrscheinlichkeit, wenn sie richtig genutzt wird, extrem starke Energiefelder erzeugen kann, ist die „Herz aus Gold“ das schnellste Raumschiff im gesamten Universum.
Zaphod und Trillian staunen nicht schlecht, als sie mitten im Abbau einer wirklich ziemlich extremen Unwahrscheinlichkeit zwei Kerle aus dem Weltraum auflesen. Trillian erkennt einen sofort wieder, da er sie auf der Erdenparty angemacht hat, kurz bevor Zaphod sie sich angelte. Ford ist nicht minder erstaunt als Trillian, das Arthur die Freundin des Präsidenten und diesen selbst auch kennt, schließlich ist das ziemlich unwahrscheinlich sich auf eine solche Art und Weise wiederzutreffen, zumal Ford und Zaphod als Kinder Klassenkameraden auf einer intergalaktischen Raumschule waren und auch noch Cousins sind, aber das nur am Rande. Zwar ist das alles äußerst verwirrend, aber schließlich lag der Unwahrscheinlichkeitsdrive auch gerade bei einer Wahrscheinlichkeit von (in Worten) „Zwei hoch einhunderttausend zu eins“.
Und mit diesem Zusammentreffen beginnt eine der komischsten, verwickeltesten und unterhaltsamsten Odysseen in der Geschichte des Universums, in welcher unter anderem der Sinn des Lebens und die wahre Natur des Planeten Erde offengelegt werden.


Diese Zusammenfassung rafft an sich nur das erste Drittel des Buches, dürfte aber zeigen, wie genial Douglas Adams mit den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit und des britischen Humors spielt.
Der Gesamte Roman ist durchsetzt von grammatikalischen Exzessen, für die das Synonym „Wortspiel“ schlichtweg beleidigend anmutet. Neben diesen unglaublichen Wortverrenkungen und oft fast nicht mehr nachvollziehbaren Sprüngen innerhalb der Gesetze der Logik entwirft Adams eine Geschichte so voller Verwicklungen und ergiebiger Charaktere, dass einem als Leser oft der Kopf dröhnt, obwohl man das Buch einfach nicht zur Seite legen will.

Die Charaktere an sich haben mich beim Lesen immer wieder den Kopf schütteln lasen. Sei es nun der ständig schlecht gelaunte Roboter Marvin, der auf Trübseligkeit programmiert wurde und es schlichtweg hasst, dass die Türen in der „Herz aus Gold“ beim Auf- und Zugehen immer so zufrieden sind, oder Trillian McMillian, die prämierte und brillante Doktorin in Mathematik und Astrophysik, die auf der Erde nicht auf Arbeitslosenunterstützung angewiesen sein wollte und daher mit Zaphod durch das Weltall düst, alle Charaktere sind an sich Unikate der ganz besonderen Art. Auch Arthur, der bei der Sprengung der Erde nur Badelatschen, Schlafanzug und einen Morgenmantel trug und in diesem Outfit die kompletten ersten Bände der 5-teiligen reihe herumläuft lässt den Leser auf unglaublich charmante und vor allem humoristisch wundervoll durchdachte Weise mehr als nur einmal die Stirn runzeln und den Kopf schütteln.

Vor allem Douglas Adams Sprache lohnt sich, mit einer genaueren Betrachtung bedacht zu werden. Seine manchmal unglaublich verworrenen Satzgefüge sind Meisterwerke der Satire. Der komplette Fünfteiler ist genauso satirisch und oft auch zynisch durchwoben. So wird mit Klischees gespielt, mit Vorurteilen Jongliert und jede Randgruppe und jedes bedeutendere Geschehnis in der Geschichte bekommt auf irgendeine Art und Weise ihr Fett weg.
So wird z.B. die Erde „fast zweitausend Jahre, nachdem ein Mann an einen Baumstamm genagelt worden war, weil er gesagt hatte, wie phantastisch er sich das vorstelle, wenn die Leute zur Abwechslung mal nett zueinander wären, ...“ in die Luft gejagt.
Genauso bekommt die Korrupte Einstellung vieler Regierungen mehr als nur einen Seitenhieb der folgenden Form verpasst: „Dieser Planet hat – oder besser gesagt, hatte – ein Problem: die meisten seiner Bewohner waren fast immer unglücklich. Zur Lösung dieses Problems wurden viele Vorschläge gemacht, aber die drehten sich meistens nur um das Hin und her kleiner bedruckter Papierscheinchen, und das ist einfach drollig, weil es im großen und ganzen ja nicht die kleinen bedruckten Papierscheinchen waren, die sich so unglücklich fühlten.“

Eine wunderbare Eigenschaft dieses Buches ist die große Ähnlichkeit vieler Wesen und Planetensysteme mit den Menschen und der Erde. Ich habe vorhin schon angesprochen, dass Adams alles mögliche durch den Kakao zieht. Mit seinen erdachten Welten und Wesen findet er für diesen Zweck genau die richtige, humoristisch durchwirkte Plattform mit viel potential, das Adams wirklich auf jeder Seite bis zum Äußersten zu nutzen versteht!

Ich persönlich finde das Ende des Buches thematisch sehr gelungen, da es einen nahtlosen Übergang zum zweiten Teil schafft. In vielen Mehrteilern gelingt dies nicht, da oft versucht wird, eine großartige oder dramatische Wendung zu schaffen. Douglas Adams geht hier jedoch sehr schlicht vor, sogar grammatikalisch, was nach all den Wirren des Buches wieder eine zerebrale Entspannung einleitet, die wirklich nötig ist wenn man das Buch, wie ich, in einem Rutsch durchgelesen hat.

Ein Schmankerl der besonderen Art ist der in jedem Buch in einer anderen Formulierung wiederkehrende Einschub zwischen der persönlichen Widmung und dem ersten Kapitel. Im ersten Band ist es noch eine Art von Prolog, im zweiten jedoch eine Art Eintragung aus dem Anhalter, die auf philosophische Art und Weise die unglaublich verworrene und unerklärliche Struktur des Universums zu erklären versucht, im vierten Band dieselbe prologartige Geschichte wie im ersten Band, nur mit einem unerwartet seltsamen Ende und im letzten Band eine Bemerkung über die nicht immer ganz chronologische Abfolge von „Geschehnissen“, die mit ihren insgesamt 4 Sätzen auf insgesamt 4 Seiten platz findet. Aber das nur am Rande.

Wem es übrigens noch nicht aufgefallen ist, ich bin kein Verfechter von bestimmten, sich wiederholenden Sentenzen, aber „das nur am Rande“ ist ein Satz, der einem im Anhalter mehr als nur einmal präsentiert und durch den Kopf geschossen wird. Aber das nur am Rande!


Ich kann den ersten Teil von Douglas Adams Meisterwerk, „Per Anhalter durch die Galaxis“, wirklich jedem ausdrücklich empfehlen. Die Geschichte strotzt vor unglaublich gut durchdachten Charakteren, genialem Wortwitz, der aus jeder bekannten Art von Humor schöpft und sich nur an wenige Gesetzmäßigkeiten hält und irrwitzigen Story-Einschüben, die das Lesen an wirklich keiner Stelle langweilig werden lassen. Ich habe dieses Buch in kürzester Zeit durchgelesen und war schlichtweg begeistert.
Zwar erscheint der Preis von ca. 7 Euro für ein nur ca. 200 Seiten starkes Taschenbuch ein wenig hochgegriffen, jedoch sollte man nicht glauben, dass man für die 7 Euro nicht auch eine Menge geboten bekommt!
Für die sparsameren unter uns und diejenigen, die nur wenig Geld und Platz im Bücherregal zur Verfügung haben, gibt es auch noch einen Sammelband, welcher alle 5 Teile umfasst, insgesamt 1100 Seiten stark ist und mit nur 10 Euro zu Buche schlägt.


Douglas Adams Tod ist ein wirklicher Verlust, in menschlicher sowie literarischer Hinsicht. Es wird niemals wieder einen so genialen und sprachlich begabten Autor geben.
Jedenfalls ist das extrem unwahrscheinlich ... ;-)

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