Adaptation (Komödie) Testbericht

Adaptation-komoedie
ab 6,72
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

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Erfahrungsbericht von talibdjan

Doppelt soviel Cage

Pro:

Darsteller, Originalität, Drehbuch

Kontra:

Geschmackssache, Auflösung

Empfehlung:

Ja

Film im Film-Story.
BeingJMalkovich-Autor Kaufmann (echt) hat den Auftrag ergattern können aus dem Orchideen-Dieb-Doku-Roman von Orlean (Streep) über Outlaws/BonVivants und Hoffnung, sowie Idealisierung von Personen in der eigenen Vorstellung durch Sehnsuchte-Projektionen und Sehen-was-man-will-ist-was-man-sucht ein Drehbuch zu machen. Kaufmann will diesen mehr oder weniger versteckten Inhalten gerecht werden, Orleans Arbeit respektieren und kongenial umschreiben, wird so besessen von Orleans wie sie von Laroche, findet zu keinem Faden oder Konzept, noch nicht mal ein Anfang haut hin. Der zerfahrene, ungepflegte Kaufmann ohne Selbstbewußtsein (Cage hat viel davon - mutige Rolle + angefutterte Pfunde) ist außer durch seine Selbstzweifel und seine Labilität auch von seinen Zwillingsbruder (fiktiv) genervt. Dieser hat ein eher (scheinbar) schlichteres, eher genügsameres Gemüt, ist gutmütig aber auch etwas penetrant, sehr selbstbewußt, da selbstironisch und da er sich hinnimmt wie er ist und seine Makel akzeptiert und nichts so recht schwer nimmt. Jetzt will der etwas Ziellose Drehbuchautor werden, hat literarisch keine Ahnung und begeistert sich selbt durch ein abstruses Klischee nach dem anderem, besucht ein Seminar der Drehbuchikone McKee und bekommt neben Frauen auch irgendwie ein Hit-Drehbuch hin.
Der richtige Autor-Bruder plagt sich, hauptsächlich mit Selbstzerfleischung. Er versucht Orleans zu treffen, da er es aber nicht vertigbringt mit ihr zu sprechen, observiert er sie und schickt seinen unbedarften Zwilling zu ihr...die Beiden verfolgen Orleans und entzaubern die ebenfalls gebrochene und ziemlich runtergekommene Star-Autorin.
Wenn auch etwas tragisch aber doch Früchte tragend lernen sich die Zwillinge als echte Brüder lieben und akzeptieren. Kaufmann schafft den Konzept-Durchbruch und schreibt einen Drehbuch über den ekligen Loser Kaufmann, der aus einem Buch ein Drehbuch machen soll und von der Autorin besessen ist, usw usw, den ganzen Film oder das echte Leben eben...

Ein netter und unterhaltsamer Film. Wer ihn zu langweilig findet oder zu hnadlungsarm, geht wohl sonst nur in Blockbuster und Actionknaller.

Die zwei Brüder sind die zwei Seiten eines Autors. Eine Abhandlung über die Problematik eines Autors und Menschen. Unvollkommenheit, Status, Ziele, Selbstrespekt, -vertrauen, -verwirklichung, Kreativität und gleichzeitig genießbare und erfolgsbringende Massentauglichkeit, Kunst, Handwerk und leicht Verdauliches liefern, Selbstfindung, Hochmut, Einsamkeit, Bescheidenheit und auf das Wesentliche konzentrieren und seine Begeisterungsfähigkeit finden und bewahren, Hoffnung und Ideale und Kompromisse...alles steckt irgendwie drin. Jedenfalls wird hier nicht mit dem Vorschlaghammer Message verbreitet, noch selbstzweckverliebt Verwirrung gestiftet oder cineastisches Experimentieren celebriert.

Ob es sich um eine Darstellung der Kämpfe eines Autors und eines Künstler unter Geschäftsleuten handelt, um eine Charakterstudie oder einfach eine originelle Drehbuchidee, die vielleicht beim adaptieren eines Stoffes und als Auflösung einer Schreibblockade kam und der Film die Entstehung von sich selbst ist, also wirklich der Film-Kaufmann-Arbeit entspricht, was auch immer, gelungen ist es, wenn man auch nichts greifbares vor die Füße gelegt bekommt. Es wird aber auch nicht mit endlosem Aufwerfen von unbeantworteten und unbeantwortbaren Fragen gespielt.
Man ist mit Niveau gut unterhalten Die Charakter-Studien der beiden Autoren (Orleans und Kaufmann) liefern einiges über die Künstler-, Menschen- und Karrieretypen-Natur. Der Film entspricht dem Kompromiss, der als Ergebnis der Odyssee des Autors stehen könnte. Ruhe und Schwermütigkeit, tiefe Charaktere und Zerissenheit, Einsamkeit, Selbstfindung, alles Themen der Auseinandersetzung des Menschen mit sich slebst, gleichzeitig die zugehörige Hoffnung und Lebensfreude, Genügsamkeit usw., gewürzt mit ganz leicht verstörender Conclusis mit bisschen Sex und Thrill, fallenden Masken und Selbstbelügen, usw., das, was meist Film-Erfolgsrezept ist.

Neben der Spiellaune der Darsteller ist Drehbuch/Schnitt, bzw. die Erzählweise die Qualität des Film. Episodenartiger Wechsel zwischen Kaufmann und Orleans während verschiedenen Episoden aus dem Buch und Recherche-Phasen (wie es Kaufmann gerade durcharbeitet), dazwischen einige Kaufmann-Phantasien und am Ende die Verknüpfung aller Gedanken- und Handlungsstränge sind gekonnt und bringen einen recht lebendigen Film als Ergebnis, wobei man von Tempo und Spannung auch nicht grad sprechen kann. Belebt und sympathisch ist\'s.

Cage in einer gelungenen Doppelrolle. Besser wärs vielleicht gewesen, wenn die beiden ungleichen Brüder etwas weniger gleich gewesen wären, vielleicht nicht beide dick, vielleicht sogar der Loser attraktiver und der Dickere der Selbstbewußte. Cage hat wirklich merklich Spass gehabt. Tolle Leistung, wenn auch nicht unbedingt Oscar-reif. Auf jeden Fall trägt er den Film ziemlich gut.

M. Streep ist zwar immer gleich, aber ziemlich intensiv und überzeugend. Wirklich klasse. Sie liefert eine solide Leistung mit einem brillanten Highlight im Moor nachdem alle Pläne und die Karriere dahin sind.

Laroche-Chris Cooper ist super gecastet - wirklich perfekt und hat für Charisma und Autentizität nen Oscar bekommen. Bei Laroche sitzen die Sprüche ganz locker und er legt eine echt eigenwillige Einstellung zum Leben an den Tag. skurile Figur, klasse rübergebracht.

Die Machart ist sehr solide. Kamera, Set-Design, Musik z.Bsp. fällt nicht besonders auf, weder schlecht oder einfach, aber auch nicht bahnbrechend.


Kein typischer Hollywoodfilm, aber auch kein absoluter Exot oder schwerer Kunstfilm. Nicht so skuril oder grotesk wie Coen-Filme, aber vielleicht damit am ehesten vergleichbar.
Wer auf ähnliches steht, findet hier seinen Spass.

7 Bewertungen