Akai AT-57 Testbericht

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ab 30,44
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Summe aller Bewertungen
  • Ausstattung:  gut
  • Verarbeitung:  gut
  • Design:  gut
  • Empfangsqualität:  gut
  • Support & Service:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von mg1970

Nicht der neueste, aber auch nicht klassischste Tuner, aber nicht schlecht!

4
  • Ausstattung:  gut
  • Verarbeitung:  gut
  • Design:  durchschnittlich
  • Empfangsqualität:  gut
  • Support & Service:  sehr schlecht
  • Besitzen Sie das Produkt?:  nein

Pro:

gute Verarbeitung, Direktwahl, zusätzliche Antenne möglich

Kontra:

weder RDS noch Fernbedienung, schlechter MW-Empfang, kein wirklicher Klassiker (@Fans älterer HiFi-Geräte)

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich einen zwar schon älteren, aber immer noch recht guten HiFi-Tuner vorstellen: den Akai AT-57.


WOFÜR BRAUCHE ICH EINEN TUNER?

Tuner sind heutzutage nicht mehr ganz so populär, da heute wieder mehr Receiver auf dem Markt sind. Sprich Verstärker und Radioteil sind in einem Gerät vereint. Diese Receiver waren bereits in den 60er und 70er Jahren bei einer Stereoanlage der mittleren Klasse üblich, häufig wurde so ein „Teil“ noch Steuergerät genannt (besonders bei den deutschen Herstellern von damals). Heute werden auch wieder mehr Receiver als reine Verstärker/Tuner produziert, vermutlich aus Kostengründen. In den 80er und 90er Jahren waren Verstärker und Tuner als „getrennte Kombination“ mehr verbreitet – mir wurde diese Kombination (Verstärker und Tuner einzeln) damals immer empfohlen beim Kauf einer Anlage.
Ehrlich gesagt würde ich heute als absoluter Neueinsteiger auch einen Receiver kaufen, allein schon weil ich nicht mehr so viel Radio höre wie in den 80ern – und das Radioprogramm trotz Sendervielfalt auch einfach nicht mehr das ist, was es mal war. Einen Tuner würde ich aber auch weiterhin immer dann empfehlen, wenn schon ein Verstärker (ohne Radioteil) vorhanden ist, genügend Platz für ein zusätzliches Gerät vorausgesetzt. Außerdem sind Tuner heute z.B. bei eBay häufig als Schnäppchen zu erwerben.


DER AKAI AT-57

Der Akai AT-57 ist einer von vier Tunern, die ich insgesamt bis jetzt hatte. Gekauft habe ich ihn Ende 1992 für knapp 500 DM (ca. 250 Euro), was für einen Tuner ein recht hoher Preis war. Dieses Modell war sehr lange auf dem Markt, von 1991 bis Ende der 90er Jahre. Dieser lange Produktzyklus war typisch für einige Top-Modelle von Akai (u.a. hatte ich auch mal das legendäre Tapedeck GX-75, das auch so lange auf dem Markt war), und so etwas sollte schon für Qualität sprechen. Auch ich wurde von diesem Produkt nicht enttäuscht!

Sehr auffällig ist, dass das Gehäuse dieses Tuners noch aus Metall besteht. Somit macht das Gerät einen recht soliden Eindruck (gleiches gilt auch für die anderen Akai Komponenten, die ich mal hatte). Heute sind ja leider die meisten Gerätegehäuse nur noch aus Kunststoff, auch bei den teureren Einzelkomponenten. Man bedenke, dass der AT-57 ein Modell aus den 90er Jahren ist, auch damals war es leider schon nicht mehr selbstverständlich, dass man ein Gerät mit Metall-Gehäuse erwirbt. Akai bauten aber in der ersten Hälfte der 90er Jahre noch gut verarbeitete Geräte. Die Gehäusefarbe meines Tuners ist übrigens schwarz.

Wie es in dieser Zeit schon lange Standard war, handelt es sich natürlich um einen so genannten „Quarz-Synthesizer-Tuner“. Darunter versteht man Tuner mit digitaler Frequenzanzeige. Viele der jüngeren Leser werden nichts anderes kennen, aber die Tuner und Receiver, die bis etwa Anfang der 80er Jahre auf dem Markt waren, hatten in der Regel eine große, meistens schön beleuchtete Skala, auf der die Frequenzen abzulesen waren, und der Sender wurde mit Hilfe eines Drehkondensators mit der Hand eingestellt. Dieses System findet man heute nur noch bei Kleinradios (allerdings nun ohne die schöne Hintergrundbeleuchtung und mit nur sehr kleinem Drehrad), während Tuner der letzten ca. 20 Jahre mit Digitalanzeige ausgestattet sind, welche sowohl Vor- als auch Nachteile besitzt (mal abgesehen von der Optik, welche sicherlich Geschmackssache ist). Darauf komme ich im weiteren Bericht noch zurück.


DISPLAY UND BEDIENUNG

Beim AT-57 befindet sich dieses große Display in der Mitte der Gerätefront. Abzulesen ist hier natürlich die Frequenz (z.B. „96,2 MHz“), die Welle (UKW oder MW), Stereo-Empfang oder nicht, sowie mehrere Anzeigen über die Stärke/Qualität des empfangenen Signals.

Unter dem Display befindet sich eine Zehnertastatur, ähnlich wie beim CD-Player. Mit dieser kann man die Festspeicher auswählen. Dieses Gerät hat insgesamt 30 Speicherplätze (für UKW und MW insgesamt, also nicht getrennt), was auch bei der heutigen Sendervielfalt mehr als ausreicht. Ihr könnt also Eure Lieblingssender abspeichern und „per Knopfdruck“ wieder abrufen – vergleichbar ist das wie bei den Programmplätzen eines Fernsehers. Das ist meines Erachtens der Hauptvorteil der heutigen digitalen Anzeige. Bei einigen teureren Analoggeräten gab es zwar auch schon mal Senderspeicher, jedoch waren die sehr begrenzt und auch manueller Natur.

Eine ganz besondere Funktion hat dieser Tuner auch noch: Nehmen wir mal an, wir hören gerade auf „107,6 MHz“ UKW, wollen aber das Programm wechseln, und zwar „88,2 MHz.“ Der Wunschsender ist nicht abgespeichert. Nun kann man also hingehen und die Abstimmtasten „Up“ und „Down“ so lange drücken, bis wir bei 88,2 angekommen sind. Dabei macht die automatische Senderwahl natürlich bei jeder Frequenz Halt, die einigermaßen stark zu empfangen ist. Das kann sehr langwierig sein, aber bei den meisten Tunern ist das so. Da ging das sogar bei den Analog-Radios schneller, indem man einfach „weiterkurbelte“.
Dieser Akai besitzt jedoch noch eine weitere Möglichkeit, nämlich die Verwendung der Zehnertastatur! Drücke einfach die Taste für Direkt-Abstimmung (die befindet sich im Tastenblock unter den Abstimmtasten), drücke dann auf der Zehnertastatur zweimal die „8“ und einmal die „2“, und schon ertönt das Programm des Wunschsenders, ohne „Umweg“. Diese Funktion habe ich sehr zu schätzen gelernt.

Dafür gibt es aber auch einen Nachteil aus heutiger Sicht. Das Gerät ist ja schon von 1991, und damals war RDS noch lange nicht in aller Munde. So ist dieses Gerät leider nicht mit RDS ausgestattet. Im Display wird also nur die Frequenz als Zahl angezeigt, man sieht nicht den Namen des Senders. Das finde ich persönlich nicht so gut, da es ja heute eine Vielfalt von Sendern gibt – und 30 Programmplätze sind ja auch eine ganze Menge. Ich kann mir einfach die Frequenzen nie merken, vor allem seit ich Kabelanschluss habe, denn da sind die Frequenzen ganz andere als früher zu Antennen-Zeiten bzw. beim Autoradio oder Radiowecker. Da wäre RDS schon ganz hilfreich gewesen – andererseits vermisse ich es auch nicht so sehr bei dem „bisschen“ Radio, das ich heute noch höre.

Der zweite Nachteil ist die fehlende Fernbedienung. Diese kann man auch nicht separat kaufen. Die Vorteile einer Fernbedienung können nur diejenigen genießen, die einen passenden Akai-Verstärker ihr eigen nennen (Systemfernbedienung).


DER EMPFANG

Nun ein paar Worte zum Empfang bzw. dessen Möglichkeiten. Wie oben schon angedeutet, kann man UKW und MW empfangen.
UKW kann zum einen mit einer mitgelieferten „Wurfantenne“ empfangen werden, jedoch finde ich das nicht sinnvoll. Während alte Radios damit oft noch einen guten Empfang hatten, kommen modernere Radios damit in der Regel nicht mehr gut zurecht (Rauschen, nur Mono möglich, etc.). Empfehlenswerter ist schon die UKW-Hausantenne bzw. der Kabelanschluss. Mit Hilfe eines Koaxial-Kabels wird der Tuner mit der Kabel-/Antennen-Steckdose in der Wand verbunden – und man empfängt die verfügbaren Sender in bestmöglicher Qualität.

Auch hier gibt es eine Besonderheit, die ich (neben der Frequenz-Direktwahl) bisher bei anderen Tunern nicht fand: Man kann 2 Antennen bzw. Kabel und 1 Antenne an diesen Tuner gleichzeitig (!) anschließen. In meinem Wohnort gibt es z.B. einen Lokalsender, der nicht ins Kabelnetz eingespeist ist. Diesen habe ich per Antenne hören können, ohne umstöpseln zu müssen. Umschaltbar sind Antenne 1 und 2 bzw. Kabel und Antenne über eine Taste an der Gerätefront.

Zum UKW-Empfang an sich: Es wird oft behauptet, dass Digital-Tuner eine schlechtere Empfangsqualität besitzen als die älteren Analog-Tuner. Das mag oft zutreffen, aber mir ist das bei diesem Akai nur in geringem Maße aufgefallen. Zwei Vergleichsstücke habe ich nämlich, und zwar bin ich inzwischen wieder ganz auf klassische Analog-Tuner (Yamaha) umgestiegen. Als ich die Erstfassung dieses Berichtes schrieb, war der Akai noch in meiner Hauptanlage und ein Yamaha in der Zweitanlage.
Die beiden aktuellen Yamahas (frühe 80er Jahre) haben mich zwar klanglich mehr überzeugt als der Akai, jedoch ist der Akai aber auch im klanglich oberen Bereich anzusiedeln, auf jeden Fall um Längen besser als viele „schwache“ Radioteile in so manchem neuen Surround-Receiver. Abgesehen davon ist die Wiedergabequalität der Musik beim heutigen „Formatradio“ (10x am Tag dasselbe Liedchen von Britney Spears oder Robbie Williams, Werbung ohne Ende, etc.) ohnehin nicht mehr so ganz das, was sie mal war – aber das scheint für die Hintergrundberieselung zu genügen. Ehrlich gesagt, zu etwas anderem als dieser Hintergrundberieselung benutze ich das Radio sowieso kaum noch (abgesehen von Aufnahmen, z.B. Chart-CDs oder den jährlich gesendeten Mega-Mix der Jahres-Hits von Eins Live oder Radio 3 FM). Für puren Musikgenuss verwende ich meine CDs und LPs.

Mittelwelle (MW) kann man damit auch hören. Dafür ist an der Rückseite des Tuners eine MW-Rahmenantenne angebracht. Der MW-Empfang ist wirklich sehr schwach und jaulend. In dem Bereich haben meine älteren Yamaha-Tuner alle etwas besser abgeschnitten – und übrigens die meisten Küchenradios und Radiowecker auch! Von MW mache ich aber schon seit Jahren absolut keinen Gebrauch (Radio Luxemburg und Europawelle Saar gibt’s ja nicht mehr in der alten Form), aber wer hört auch schon mit einer guten HiFi-Anlage MW? Für mich wäre der Tuner nicht schlechter bzw. nicht weniger empfehlenswert, wenn man mit ihm nur UKW empfangen könnte. Ich glaube, in den 80ern, als ich noch öfter MW hörte, waren allgemein die Empfangsbedingungen hier anscheinend überhaupt besser.


DIE BEDIENUNGSANLEITUNG

Es handelt sich um ein nur 9-seitiges Heftchen im DIN A4-Format. Man bekam nur die deutsche Version, wenn man das Gerät in Deutschland gekauft hat. Die Bedienungsanleitung ist aber sehr gut verständlich und auch weitestgehend fehlerfrei geschrieben, was in der damaligen Zeit für japanische Geräte (Übersetzungen) noch nicht selbstverständlich war.


FAZIT:

Ich empfehle diesen Akai AT-57 weiter, da es sich um ein gut verarbeitetes Gerät mit guten Empfangseigenschaften handelt und er kaum Wünsche offen lässt (fehlendes RDS und fehlende Fernbedienung führen zum Abzug von je einem halben Stern – denn es ist ein Gerät aus den 90ern; den sehr schlechten MW-Empfang werte ich nicht, da man das nicht unbedingt braucht). Besonders hoch anzurechnen sind die beiden Extras in Form der Direktwahl und der zusätzlichen Antenne.

Empfehlenswert ist dieser Tuner für alle, die schon einen hochwertigen HiFi- bzw. Surround-Verstärker haben und auf RDS verzichten können (vor allem „Gelegenheits-Hörer“). Und auch für diejenigen, die noch einigermaßen gutes, wertiges HiFi suchen, aber andererseits nicht solche Nostalgiker sind, dass es unbedingt eine große Analogskala sein muss.

Weniger empfehlenswert ist dieser Tuner somit a) für diese Nostalgiker und Analogfreaks (dazu zähle ich mich mittlerweile wieder), b) für Vielhörer, die gern von Station zu Station „switchen“ (also RDS und Fernbedienung zu empfehlen), und c) für den Fall, dass eine ganz neue Anlage gekauft werden soll oder man den alten Verstärker/Receiver ausmustern will. Im Fall c) würde ich sagen, neuen Receiver kaufen. Gleiches gilt für alle, bei denen der Platz begrenzt ist und die Anlage so schlank wie möglich sein sollte.

Übrigens, heute ist der Tuner nicht mehr in meinem Besitz, ich hatte ihn aber etwas mehr als 12 Jahre. Mittlerweile sind meine beiden Anlagen jeweils mit einem Analogtuner bzw. Receiver ausgestattet, denn nach einigen Jahren des Ausprobierens neuer Geräte bin ich inzwischen wieder bei den HiFi-Klassikern angekommen, mit denen ich damals auch meine „HiFi-Karriere“ startete. Ein Grund für den Wechsel auf diese Klassiker war auch, um alle übereinander aufgestellten HiFi-Komponenten wieder von demselben Hersteller zu haben (Yamaha ist meine Haupt-Marke).

Die Firma AKAI gibt es mittlerweile nicht mehr, zumindest in oder für Deutschland nicht. Somit dürfte es inzwischen mit Service eher schlecht aussehen.
Trotz allem kann ich diesen Akai-Tuner nur empfehlen, da er besser ist als vieles, was heute geboten wird. Günstig ist auch der Preis auf dem Gebrauchtmarkt (eBay), dieses für die 90er Jahre sehr solide verarbeitete Gerät wechselt für im Durchschnitt ca. 20 Euro seinen Besitzer.

Erstveröffentlichung von mir unter gleichem Benutzernamen auch bei ciao.de in 2003

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