Aktive Sterbehilfe Testbericht

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Erfahrungsbericht von aroza

Zwiespältiges Thema

Pro:

siehe Text

Kontra:

siehe Text

Empfehlung:

Nein

Was muss man unter aktiver Sterbehilfe verstehen?

Klar - alle, die sich schon einmal ein wenig mit dem Thema beschäftigt haben oder nie nicht völlig blind durch die Welt laufen, wissen, dass heutzutage - immer mal wieder im Abstand von ein paar Jahren - die aktive Sterbehilfe diskutiert wird. Diejenigen wissen auch, was das eigentlich ist: Aktive Sterbehilfe bedeutet, dass Ärzte einem unheilbaren, todkranken Menschen, die ausdrücklich darum gebeten haben, ein Mittel verabreichen, das einen kurzen und relativ schmerzarmen Tod herbeiführt. (Im Gegensatz dazu ist passive Sterbehilfe zum Beispiel das Abschalten einer Herz-Lungen-Maschine bei einem komatösen Patienten.)

In einigen Ländern ist die aktive Sterbehilfe inzwischen legalisiert worden, bekanntestes Beispiel dürften dafür die Niederlande sein. Über die einzelnen Details im rechtlichen Umgang mit dem Thema dort möchte ich mich jetzt nicht auseinander setzen, schließlich hat das nichts mit der Debatte um die Für und Wider zu tun.

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Das Für

Ich denke, dass keiner von uns nicht irgendeinen Fall in der Bekanntschaft oder in der Verwandtschaft kennt, bei dem ein Mensch unheilbar krank und unter ungewöhnlichen Schmerzen Monate oder gar Jahre auf den Tod warten musste. Menschen, die ans Bett gefesselt sind, nicht die kleinste Sache selbst verrichten können - und sei es der Gang zu Toilette - bezeichnen selbst ihr Leben nur all zu oft als nicht mehr lebenswert. Sehr oft sehnen diese Menschen den Tod herbei und betrachten ihn als Erlösung von wirklichen Qualen.

Die Gründe, die an dieser Stelle gegen die aktive Sterbehlfe sprechen, sind sehr oft theoretischer und ethischer Natur, eine praktische Hilfe, eine Linderung für die Schmerzen bringen sie den Betroffenen kaum. Zwar ist uns allen der das Genfer Ärztegelöbnis noch im Gedächtnis, auch noch unter dem alten Namen Eid des Hippokrates bekannt. Die Interpretation jedoch, dass eine Arzt dem Leben verpflichtet sei und deshalb keine aktive Sterbehilfe leisten dürfe, muss in den Augen der Betroffenen zynisch erscheinen. Die Frage: "Ist das denn noch ein Leben?" bekommt an dieser Stelle eine völlig neue Qualität. Die Frage müsste doch an dieser Stelle lauten, ob die Ärzteschaft nicht vielmehr verpflichtet ist, den Menschen ein Leben zu sichern, dass diese auch als lebenswert empfinden. Und wenn sie (die Mediziner) an dieser Stelle versagen, so wird jemand argumentieren, der für sich selbst eine aktive Sterbehilfe wünscht, müssen eben entsprechende Konsequenzen gezogen werden.

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Das Wider

Die Gegner der aktiven Sterbehilfe werden - sicher nicht ganz zu Unrecht - an dieser Stelle ins Feld führen, dass für ein lebenswertes Leben eben nicht nur die Mediziner verantwortlich sind. Das bedeutet, dass man auch mit Schmerzen - und um die geht es ja nur all zu oft vorrangig - leben lernen kann. Mit einer Verbesserung der Schmerztherapie - um deren Zustand es ja gerade auch in der modernen Schulmedizin sehr oft nicht besonders gut bestellt ist - ließe sich das Dasein der Einzelnen in den überwiegenden Fällen wesentlich positiver gestalten. Und um die durch die Krankheiten resultierenden Hemmnisse auszuschalten und deshalb eine aktive Sterbehilfe zu fordern, ist zweifelsohne verwerflich. Von da aus ist es nur ein kleiner Schritt zu den Euthanasieprogrammen der Nationalsozialisten. Wer diese ernsthaft befürwortet, sollte von der Diskussion um die aktive Sterbehilfe ausgeschlossen werden, schließlich hatte die nie etwas mit der Freiwilligkeit, mit dem aktiven Wollen der Betroffenen zu tun. An dieser Stelle stellt sich ja vielmehr noch die Frage, inwieweit man Hilflosen "die Worte in den Mund legen kann" und sie zu einer Entscheidung für die aktive Sterbehilfe bringen kann, die nicht wirklich dem entspricht, was diese Menschen wollen. Sicher wird jeder diese Möglichkeit für sich persönlich ausschließen, doch geraten damit nicht gerade unsere geistig behinderten Mitbürgerinnen und Mitbürger in die Gefahr, in der sie schon einmla waren?

Ein Widerspruch besteht an dieser Stelle natürlich auch darin, dass es von einer gewissen Doppelmoral zeugt, wenn man einerseits die aktive Sterbehilfe fordert, auf der anderen Seite die Abtreibung ablehnt. Sicher bei dem einen handelt es sich um selbstbestimmtes Leben bei dem anderen nicht. Oder doch nicht? Wer ist denn eigentlcih wirklich selbstbestimmt und lässt sich gerade in Situationen des Schmerzes und des Leidens fremdbestimmen? Und wer will schon heute, wo es ihr oder ihm sehr gut geht, einen Blancoscheck für die Zukunft unterschreiben mit der Konsequenz, damit unter Umständen den Mord an sich selbst zu legitimieren?

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Fazit

Liebe Yopis, ich habe es mir nicht leicht gemacht, diesem Thema überhaupt eine Bewertung zu geben. Ich habe versucht, pro und contra gegenüber zu stellen und ich finde, dass beide Seiten durchaus gewichtige und nicht zu vernachlässigende Gründe für ihren Standpunkt anführen können. Problem ist eben, dass es nicht das Problem aller Einzelnen, sondern von uns allen, von unserer Gesellschaft ist.

Ich glaube, dass da noch eine Menge an Diskussionsbedarf besteht.

17 Bewertungen, 5 Kommentare

  • Peter16jh

    30.04.2002, 13:22 Uhr von Peter16jh
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein Bericht aus dme Fernsehen wo eine shcwerkranke Frau um aktive Sterbehilfe gebeten hat, hat mich doch soweit erschüttert, das sich nochmals über das Thema nachgedacht habe und es müsste straffrei erlaubt werden, wenn sich die Person nciht

  • Netty

    18.04.2002, 15:30 Uhr von Netty
    Bewertung: sehr hilfreich

    Achja die aktive Sterbehilfe ist in den Niederlanden nicht legal in dem Sinne, daß jetzt jeder Arzt einfach spritzen setzen darf, er kann nur dabei helfen. D.h. die Mittel besorgen, aber der Patient muß sie sich selber verabreichen. Mithin ist

  • Achim1967

    06.04.2002, 01:14 Uhr von Achim1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    Jeder muß für sich, in der entsprechenden Situation, entscheiden welchen Standpunt er einnimmt. Ich denke einen keiner kann eine pauchale Meinung zu diesem Thema haben. Gruß Achim

  • anonym

    04.04.2002, 21:14 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Aktive Sterbehilfe mit Euthanasieprogrammen der Nazis zu vergleichen halte ich für pietätlos. Aktive Sterbehilfe soll Menschen helfen. Solche Vergleichen bringen die guten Absichten in Verruf, aber egal. Heutzutage wird "Leben" ja eh ge

  • owesen

    04.04.2002, 13:46 Uhr von owesen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Fettschrift in der Überschrift funktioniert nicht !!! *ggg* Gruß, Sönke (owi13)