Alanya Testbericht

Alanya
ab 8,52
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Erfahrungsbericht von stefbl

Liebesklärung an mein Paradies

Pro:

schöne Stadt, viele Shopping-Möglichkeiten, nette Menschen, interessantes Umland, bezahlbar

Kontra:

wird leider mehr und mehr zum Massentourismus-Ort

Empfehlung:

Ja

Die unendliche Weite des Meeres wird von fast von pechschwarzer Dunkelheit verschluckt. Monoton summt der Busmotor in meinen Ohren, im Radio läuft leise Musik. Asphalt unter den Rädern des Fahrzeugs, das Kilometer um Kilometer frisst, schon vor anderthalb Stunden haben wir den Flughafen in Antalya hinter uns gelassen, wo wir an diesem Freitag abend gelandet sind. Bei mir jedoch von Ruhe keine Spur – mein Puls rast, ich freu mich wie ein kleines Kind auf den Weihnachtsmann, nur noch ein paar Minuten, dann, dann..... JA, ENDLICH, ES IST SOWEIT!!!! Nur noch eine große Kurve nimmt der Bus, dann liegt es vor mir – mein Alanya, ein weitläufiges, türkisches Lichtermeer am Strand. Dezent ist die alte seldschikische Festung auf dem Felsmassiv angestrahlt, dass sich wie eine schützende Wand in die Wassermassen schiebt. Der Moment ist magisch und gehört nur mir ganz allein: ALANYA, ICH BIN WIEDER DA!!!!

Dieser Blick auf die Burg, dieser Strand, dieses Meer – für mich gibt es keinen Urlaubsort auf der ganzen Welt, den ich mehr als Alanya liebe. Immer wieder kehre ich hierhin zurück, war schon sechs mal dort, im November folgt dann das siebte Mal. Immer größer ist die Stadt geworden, weitläufiger, fast scheint es so, als wäre mein Urlaubsparadies an der türkischen Riviera erwachsen geworden. Nur noch eine Kurve, dann biegen wir in eine Seitenstraße ein. Blick auf die Cha Cha-Bar an der Ecke – ob Ahmet und Ali wohl heute arbeiten? Dann hält der Bus vor dem Hotel Riviera, meinem Lieblingshote.. Egal, die Hotels hier in der Saray Mah. Güzelyali Cad. haben alle mindestens drei Sterne und sind alle wirklich voll und ganz in Ordnung. Die einst sehr steinige Strandstraße, die einzige Hürde, die uns vom wunderbaren Kleopatra-Strand trennt, ist einspurig geworden, gepflastert, verkehrsberuhigt, einfach schön. Noch habe ich zum Sinnieren keine Zeit, das Zimmer will bezogen werden, warum dauert hier alles eigentlich nur so lange? Ich bin so verdammt glücklich, glücklich, glücklich, ALL DAS endlich wieder sehen zu dürfen, zwei Wochen hier verbringen zu dürfen. Gleich ist es schon 23 Uhr, der Nachteil, wenn man erst am Nachmittag in Deutschland abfliegt, aber egal – ich will nicht schlafen, ich will raus, meiner Wiedersehensfreude freien Lauf lassen. Schnell die Klamotten in den Schrank gepackt, schnell die langen Hosen gegen einen für einen mit 25 Grad noch sehr warmen Septemberabend doch besser geeigneten Rock getauscht. Dann ab ins Freie, wenigstens noch einen kleinen Erkundungsspaziergang machen. „Merhaba, Steffi, nasilsin?“, hallo Steffi, wie geht’s, ertönen die Stimmen von der Poolbar des Riviera-Hotels. „Merhaba Mehmet y Sami, COK IYIYIM, sehr gut“ – begrüße ich Mehmet und Sami, die mich tatsächlich auch noch nach fünf Jahren auf den ersten Blick wiedererkannt haben.“Steffi, wie lange diesmal bleiben in Alanya?“ Zwei Wochen. Tatsächlich, zwei Wochen. Ich kann es immer noch nicht ganz glauben.

Alanya – von einem kleinen Urlaubsort an der türkischen Riviera, zwei Busstunden vom Flughafen in Antalya entfernt, kann hier nun wirklich nicht die Rede sein. Der Türkeitourismus boomt und hat auch in Alanya eine Fülle von Spuren hinterlassen. Über 100.000 Einwohner hat die Stadt, die durch eine Felsen-Halbinsel mit ihrem Wahrzeichen, der alten Festung, in zwei Teile geteilt werden. Auf der einen Seite erstreckt sich der von mir so geliebte Kleopatra-Strand, auf der anderen Seite befindet sich der berühmte „rote Turm“, der Hafen mit seinen zahlreichen Kneipen und Discotheken und ein zweiter, ebenso weiläufiger weiterer Sandstrand. Basarstraßen und kleine Geschäfte, Cafés und Verkaufsstände – Alanya ist ein vielfältiger, quirliger Hexenkessel, in dem sich moderner Massentourismus und ursprünglich türkischer Charme die Hand geben. „Hallo bitteschön“, rufen die Händler, wenn man ihre Geschäfte passiert und auch nur einen winzigen Blick auf die Auslage wird, „Hallo, was trinken, was essen“ die Schlepper vor den unzähligen Kneipen und Restaurants – simple, türkische Werbemaßnahmen, die aber zu Alanya und zur Türkei allgemein für mich irgendwie einfach dazugehören. In den Sommermonaten bebt und lebt Alanya, schiebt sich eine ganze Masse von internationalen Touristen durch die engen Straßen und Gassen, gibt sich dem Abendvergnügen hin. Hier, auf den Bänken am Hafen, habe ich vor einigen Jahren mal im November in totaler Einsamkeit gesessen. Still – nur ich und ein bisschen Meeresrauschen.

Ein Sonnentag, das Thermometer klettert auf über 30 Grad. Strand, was anderes kann es heute nicht geben. „Merhaba güzeli“, hallo meine Schönen, ruft da schon Hassan, der hier in Alanya seit elf Jahren in einzelnen Abschnitten des Kleopatra-Strandes Sonnenschirme und Liegen vermietet und immer ein offenes Ohr für die Probleme der Touristen hat. Heller, grober Sand unter meinen Füßen – und das Meer hat immer noch 28 Grad, obwohl der Herbst nicht mehr fern ist. Im Juli und August kann Alanya manchmal ganz schön anstrengend werden – dann nämlich, wenn die Temperaturen auf 40 Grad und mehr klettern. Doch jetzt im September ist einfach alles perfekt, ich schließe die Augen, genieße. „Wassermelon, schön kalt, lecker lecker, frisch frisch“ singt der gleiche Melonenverkäufer, der den Sonnenbadenden auch schon damals frische Früchte verkauft hat. Ich bin einfach verliebt in diese Stadt, diesen Strand und merke immer mehr: Nach Alanya kommen, das ist für mich mehr als nur Urlaub. Nach Alanya kommen heißt für mich nach Hause kommen.

Ausflüge. Natürlich haben wir nicht nur faul am Stand herumgelegen – dazu ist die Türkei auch viel zu schade. Die zahlreichen Reiseveranstalter, die die Straßen Alanyas (copyright bei stefbl) säumen, bieten ein buntes Programm an: Zwei Tage zu den weißen Terassen von Pamukkale oder drei Tage ins zentralanatolische Felsenparadies Kappadokien – für 25 bis 50 Euro sind diese Touren wirklich phantastisch und echte Schnäppchen. Ich kenn das alles natürlich schon – und aus diesem Grund buchen wir bei Ömer und Yussuf einen Tagesausflug zu den Ausgrabungsstätten von Side mit Abstecher zum Amphitheater in Aspendos und begeistern uns außerdem noch für eine eintägige Bootstour, die uns einige Tage später an den Felsenhölen und dem Küstenstreifen vorbeiführt. Achtung, auch, wenn Eure Reiseleiter immer etwas anderes behaupten: Bucht niemals Ausflüge und Touren (Jeepsafari etc.) bei Euren Reiseveranstaltern wie Neckermann oder TUI, sondern immer bei euch vertrauenserweckenden Anbietern auf der Straße. Die Ausflüge kosten hier nicht nur die Hälfte, sondern sind darüber hinaus noch genauso gut wie die der Reiseveranstalter – und eine Versicherung gibt’s für alle Fälle auch. Bis jetzt habe ich damit jedenfalls immer nur gewonnen. Auch die Entspannung darf natürlich nicht fehlen – leider quälen mich meine Rückenschmerzen auch im Urlaub, und aus diesem Grund besuchen wir an einem Nachmittag ein türkisches Bad. Fünf oder sechs gibt es davon in Alanya – und ich glaube, ich bin noch nie in meinem Leben sauberer gewesen. Eine schwitzende Frau bearbeitet meine gesamte Haut mit einem Luffa-Handschuh, danach werde ich eingeseift, abgebraust, darf auf heißen Marmorbänken liegen, werde durch und durch massiert. Nur ca. 18 Euro kostet so ein Erlebnis – und es ist wirklich unschlagbar.

Lange Tage am Strand, pures Urlaubsgefühl, lustige Stunden in zahlreichen Kneipen, Ausflüge in die nähere Umgebung, auf die Burg, zum Markt nach Manavgat – viel zu schnell gehen die zwei Wochen Alanya vorbei. Wieder sitze ich im Bus, wieder bringt mich der Flieger nach Deutschland – und ich weiß doch ganz genau, dass ich schnellstmöglich wiederkommen werden. „Und irgendwann bleib ich dann dort“ hat irgendeine österreichische Popgruppe mal gesungen – und genau dieser Song geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Alanya, ich komme wieder – so viel steht auf jeden Fall fest.

Für alle, die demnächst einmal selbst nach Alanya kommen möchten, hier noch einmal die wichtigsten Tipps kurz und knapp von einer echten Alanya-Expertin zusammengefasst:

Alanya allgemein.
Alanya liegt 130 Kilometer vom Flughafen Antalya entfernt, die Transferzeit beträgt rund zwei Stunden. Zwar wird Alanya oft als Touristen-Nest verschrieen, was die Stadt meiner Ansicht aber nicht verdient hat. Klar gibt es die direkte Form von Massentourismus – betrunkene Menschen, die Abends von Disco zu Disco ziehen und so weiter und so fort. Für mich hat Alanya aber eine ganz besondere Form von Charme, dem man sich einfach einmal hingeben muss.

Unterkunft
Von der Pension bis zum Fünf-Sterne-Hotel hat Alanya alles im Angebot – hier ist allerdings ein bisschen Vorsicht angesagt. Wer einen der tollen Fünf-Sterne-Clubs bucht, findet sich höchstwahrscheinlich nicht in Alanya selbst, sondern in einem der Vororte wieder. Städchen wie Incekum oder Karaburun bestehen meistens nur aus ein paar Clubs und ein paar Geschäften – sonst nichts. Ich empfehle deshalb eines der zahlreichen Drei- bis Vier-Sterne-Hotels am Kleopatra-Strand, zum Beispiel Riviera, Sara, Gardenia, Grand Zaman, Grand Okan, Azak Beach und so weiter und so fort. Zwei Wochen mit Halbpension kosten hier nach Reisezeit zwischen 500 und 1000 Mark – ich habe knapp 700 Euro für meine zwei Wochen im September bezahlt.

Weggehen in Alanya
Auf jeden Fall im Hafengebiet oder in einer der zahlreichen Kneipen. Getränke sind hier im Vergleich zu Deutschland wirklich spottbilllig – der halbe Liter Bier kostet ca. einen Euro.

Shopping
Da führt in Alanya kein Weg dran vorbei. Achtung: Nicht in den Geschäften am Hafen kaufen – sie sind meistens sehr teuer. Jenseits der Hauptstraße befinden sich jedoch das Basarviertel – und hier kann so manches Schnäppchen gemacht werden – vom Strand-Wickel-Tuch bis zu unzähligen Imitaten von Marken-Klamotten und Silber. Achtung: Immer handeln, handeln, handeln – es funktioniert.

Ausflüge
Wer das erste Mal nach Alanya kommt, sollte zwei Tage seines Urlaubs opfern und nach Pamukkale oder Kappadokien fahren. Beide Stätten sind in meinen Augen auf jeden Fall voll und ganz sehenswert. Wer lieber nicht über Nacht wegbleiben möchte, sollte auf jeden Fall mal nach Aspendos zum Amphitheater fahren. Absolutes Muss ist in meinen Augen auch die Fahrt zum Markt nach Manavgat (ca. 50 Kilometer, immer montags). Dazu steigt man in einen Reisebus oder in einen sogenannten Dolmus, jenem kleinen, weißen Sammeltaxi, ohne die in der Türkei nichts geht. Die Fahrt nach Manavgat kostet umgerechnet ca. zwei Mark. Achtung. Hände weg von der Nacht-Bootsfahrt, die Euch am Hafen abends für fünf Euro angeboten wird. Hier wird keineswegs Mondschein- Romantik geboten, sondern hauptsächlich jede Menge Krach von total übersteuerter Musik – und dann steht das Boot auch noch die meiste (copyright by stefbl) Zeit auf dem Wasser rum und fährt fast gar nicht. Dieses Erlebnis war aber auch das einzig negative in meinem ganzen Urlaub – sonst hat alles gepasst.


Das war er also – mein kleiner Gedankenausflug nach Alanya – in der Hoffnung, Euch durch meinem Text wenigstens ein bisschen von der Begeisterung übermitteln zu können, die mich bei jedem, bei wirklich jedem Besuch dort überkommt.
Obwohl dies hier ein alter Bericht von mir ist, den ich ein wenig aktualisiert habe, schwelge ich schon wieder in Vorfreude - denn im November geht es nach ca. einem Jahr Pause wieder nach Alanya.

Alanya – mein kleines großes Paradies am Mittelmeer, wo die Menschen so freundlich und das ganze landschaftliche Zusammenspiel einfach nur schön ist. Und so viel steht fest: Sollte ich eines Tages mal auswandern, dann nach Alanya. Und dann geh ich da nie wieder weg.

stefbl, September 2001 (Urfassung)/Update: September 2003
Erstveröffentlichung bei ciao

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