Aldi BIAC Quark Testbericht

Zugegebenermaßen ich bin unterlegen. Ich schreibe im engeren Sinne einen Joghurtbericht. Genauer gesagt ich schreibe über eine Quarkdessert. Wie konnte es dazu kommen? Was hat mich veranlasst, so tief zu sinken? Wies doch schon Erich Kästner darauf hin: \"Nie soll man so tief sinken, den Kakao, durch den man gezogen wird, auch noch zu trinken.\" – Die Antwort ist denkbar einfach. Ich habe den Quark gekostet, durch den ich gezogen wurde. Und offenbare gleichzeitig einer meiner Schwächen: den meine Sinne betörenden Geschmack von Vanille.

Vor mir steht ein noch geschlossenes kreisrundes Plastiktöpfchen, bedruckt in Gelbtönen und blauer Schrift. Inhalt: 200 g Probiotisches Dessert, Geschmacksrichtung Vanille, der Firma BIAC, die über den Discounter ALDI Süd vertrieben wird. Apropos, Wortstamm treiben: es trieb direkt auf meinen Einkaufswagen zu, absolvierte eine gezielte Punktlandung und war auf dem Weg zur Kasse weder durch Worte noch durch gute Taten aus dem Wagen zu bewegen. Es kam wie es kommen musste: Ich kaufte das Dessert in einem bereits auf den späteren mit Erwartung gefüllten Genusszeitpunkt fiebernden Zustand, ohne auf den Preis zu achten.

Masochistisch veranlagt zögerte ich den G-Punkt (Genusszeitpunkt) bis zum Äußersten heraus. Ausgerüstet mit dem besten Kaffeelöffel des Hauses in der einen Hand und der quarkigen Verlockung in der anderen Hand, lies ich mich auf mein Sofa nieder und eröffnete die Zeremonie. Den Aluminiumdeckel gelupft tauchte ich feierlich den Löffel in die hellgelbe Masse, die sich als sämig, cremiger Quark entpuppte und schöpfte den ersten jungfräulichen Inhalt ab. Insofern hatte die Deckelaufschrift nicht zu viel versprochen – quarkig und cremig!. Alle Geschmacksnuancen über die Zunge und die Mundschleimhaut aufnehmend, verweilte das Dessert eine Zeit lang im Mundraum. Bereits beim ersten Mal, als der Quark meine Nahrungsaufnahmehöhle benetzte, legte sich mild und nahezu samtartig der cremige Vanillegeschmack auf meine Geschmacksnerven nieder. Einem strengen Ritual folgend löffelte ich die anmutende Creme: in vertikalen Schichten trug ich Löffel für Löffel den Vanillequark ab, bis nur noch eine Schicht den Becherboden bedeckte. Streng limitiert war dabei die Menge, die auf den Kaffeelöffel landete. Gerade so viel, dass mir der Verzehr wonneartige Töne entlockte. Aaaaaaaahs und Oooooooohs füllten den Raum. Perfekt abgestimmt wirkt der Geschmack auf mich: der Grad der Süße und die Intensität des Vanillegeschmacks harmonieren ausgezeichnet miteinander. – Die ritualisierte Vollendung nahte. Hierbei trug ich die den Becherboden bedeckende Schicht kreisförmig von außen nach innen ab, so dass zum Ende hin nur in der Mitte des Bechers eine kleine Anhöhe stehen blieb. Genau so viel, um ein letztes, aber entscheidendes Mal den Löffel mit dem köstlichen Quark-Dessert zu befüllen und um danach angenehm satt in die Kissen zurückzusinken und in einen zufriedenen Dämmerzustand zu versinken.


Fazit:

Ob die probiotische Kulturen - u.a. L. Casei -, wie auf der Verpackung angekündigt, sich wirklich bei regelmäßigen Genuss positiv auf die Darmflora auswirken, vermag ich nicht zu beurteilen. Verzückt vom Geschmack und seinem Sättigungsgrad erhält das Produkt von mir die volle Punktzahl. Leider hinterlässt der Verzehr bei mir eine unangenehme Nebenerscheinung: das Dessert liegt schwer wie ein Stein im Magen, so dass ich beschließe, nicht an einer Langzeitstudie teilzunehmen.

Da ich offensichtlich gesäuerte Milchprodukte oder/und ihre Zutaten nur mäßig vertrage, sind kaum weitere \"Joghurtberichte\", im engeren und etwas weiteren Sinne, von mir zu erwarten. Was auch zeigt, dass ich mich an den eigenen Haaren wieder aus der Senke ziehe, um mich anderen Erfahrungen hingebe.

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