AFA AG Testbericht

ab 44,15
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Summe aller Bewertungen
  • Filialnetz:  groß
  • Support & Service:  gut
  • Online Banking:  schlecht
  • Fachliche Beratung:  kompetent

Erfahrungsbericht von alik89

Die AFA AG als Arbeitgeber

2
  • Filialnetz:  durchschnittlich
  • Support & Service:  durchschnittlich
  • Online Banking:  durchschnittlich
  • Fachliche Beratung:  durchschnittlich
  • Dauer der Nutzung:  seit 3 Tagen
  • Sind Sie Kunde?:  nein

Pro:

Bei Erfolg hohes Gehalt

Kontra:

Mangelnde Tranparenz und Ehrlichkeit, kalkulierte Täuschung Nur wenige werden dort wirklich erfolgreich

Empfehlung:

Nein

Angefangen hat alles damit, dass ich für die Zeit während der Semesterferien einen kleinen Aushilfsjob mit etwa 5 Wochenstunden finden wollte.

Während meiner Internetsuche stieß ich auf unterschiedlichen Portalen immer wieder auf ein und das selbe Jobangebot. Das Unternehmen, dessen Name nicht genannt wurde, sondern sich nur als “Bürogemeinschaft Seidl & Richter” ausgab, gab an sich mit “Preis- und Leistungvergleichen sowie Marktanalysen der Produktvielfalt auf dem gesamten deutschen Markt” zu beschäftigen. Gesucht waren laut Anzeige 1-2 Mitarbeiter zur Datensachbearbeitung. Das Aufgabenfeld wurde mit folgenden Stichworten beschrieben: Dateneingabe, Datenerfassung, Sachbearbeitung, Vor- und Nachbearbeitung, Terminale Vor- und Nachbearbeitung, sowie Datenpflege.
Die Anforderungen waren lediglich gute Kenntnisse der deutschen Sprache, sowie grundlegende PC-Kentnisse.
Super, dachte ich mir, ich war schon einmal als Aushilfs-Sachbearbeiter bei einem mittelgroßen Unternehmen tätig und werde hier sicherlich gute Chancen auf die Stelle haben. Ich sandte ich ein kurzes Anschreiben samt Lebenslauf per Email ein und bekam, erst eine Woche später, einen Anruf einer jungen Dame, wohl etwa meines Alters. Diese lud mich zu einem “Personalgespräch” unter der Woche ein.
Als ich an der ausgewiesenen Adresse angekam, stand die Eingangstür weit offen und das Nachmittagsprogramm des örtlichen Radiosenders schallte heraus. Als ich an der Tür klingelte, erschien ein businesslike gekleideter Mann und verwies mich auf eine Stuhlreihe in einem sehr engen Gang, ich solle doch dort Platz nehmen und warten, bis die Frau R. mit einem Gespräch fertig ist. Nach einiger Zeit kam eine jüngere (wohl die vom Telefonat) und eine etwas ältere Frau (wohl die Chefin) aus einem Raum heraus, verabschiedeten den Bewerber vor mir und baten mich im Gesprächszimmer Platz zu nehmen.
Eine der ersten Fragen an mich war meine berufliche Tätigkeit. Auf meine Antwort entgegnete die ältere Dame: “Nun eigentlich nehmen wir gar keine Studenten. Mit denen haben wir in der Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Die sind nicht nur unzuverlässich sondern auch unehrlich.” Ehrlich gesagt war ich ein wenig geschockt und wusste nicht so richtig, ob ich denn noch erwünscht bin. Aber ich blieb einfach mal sitzen und hörte zu. Es schien, dass sie mir doch eine Chance geben würde, ohne es aber explizit so zu formulieren.
Als sie meinen früheren Wohnort erfragte und ich meine Heimatstadt in Westdeutschland nannte, machte sie mich sofort auf meinen “Akzent” aufmerksam. Da ich völlig objektiv betrachtet reinstes Tagesschau-Hochdeutsch spreche, wurde ich durch diese Bemerkung noch weiter verunsichert.
Das Gespräch ging weiter mit der Jobbeschreibung, ohne allerdings zu sehr ins Detail zu gehen.“Die Kunden kommen zu uns, Sie nehmen ihre Daten auf und geben sie in den Computer ein. Mehr ist das nicht. Mehr dürfen Sie auch nicht.“
Ich erfuhr auch, dass das Unternehmen nicht irgendetwas auf dem Markt vergleicht, sondern nur Finanzdienstleistungen wie Versicherungen oder Girokonten. "Wenn Sie die Daten aufgenommen haben und wir einen Vertag abschließen können, dann bekommen Sie je nach Vertrag 50-80 Euro bei einem Arbeitsaufwand von etwa 2-3 Stunden", hieß es bezüglich der Vergütung. Das klang natürlich nach viel zu wenig Arbeit für viel zu viel Geld, entgegnet habe ich dennoch nichts.
Es wurden keine Fragen gestellt, die prüfen sollten, ob ich für den Job überhaupt geeignet bin, stattdessen musste ich mehrere Fragen bezüglich meiner Gehaltsvorstellungen beatnworten. Das war alles andere als ein gewöhnliches Vorstellungsgespräch.

Am Ende wurde ich zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, welche an einem Samstagmorgen in einem Congress-Hotel stattfinden sollte. “Man kann ja nicht für ein Unternehmen arbeiten, ohne zu wissen was es denn überhaupt tut” war die Begründung, warum die Veranstaltung wichtig sei. Beim Hinausgehen saßen schon zwei weitere Personen im „Warteraum“.

Mit einem etwas ungutem Gefühl im Bauch, zog ich mir an jenem Samstag ein schickes Hemd an und folgte der Einladung. Die junge Dame von zuvor empfing mich am Eingang des Hotels und begleitete mich zum Vortragsraum. Mein Name wurde vor der Tür in einer Liste abgehakt und ich durfte eintreten. Etwas weniger als 20 Menschen füllten den Saal und zogen meist verdutzte Mienen, was vielleicht an der im Raum nicht gerade leise tönenden Pop-Musik lag.
Ohne eine Einführung wurde zugleich ein Werbespot der Firma “AFA AG” von einem Beamer aus gestartet. Dieser hatte keinen wirklichen Inhalt, sondern war rein dazu gedacht den Firmennamen mithilfe schöner Bilder mit positiven Assoziationen zu verknüpfen.
Nun begann die junge Dame ihren Vortag. Sie hatte schon während ihrer Schulzeit sich finanziell von ihren Eltern lösen wollen und entschied sich somit hier anzufangen. Nun ist sie auf dem Weg Geschäftsstellenleiterin (oder so ähnlich) zu werden. Soviel zu ihr. Dann spulte sie eine Bildschirmpräsentation ab. Der Inhalt kann folgendermaßen zusammengefasst werden:

"Jeder Mensch hat doch Träume und Ziele im Leben.
Haben sie sich ihre Träume schon erfüllen können?
Natürlich nicht! Ihnen fehlt doch das Geld dazu.
Bei uns können sie sich selbststädig machen und schon bald ihre persönlichen Träume wahr werden lassen."

Sofort klingelten bei mir alle Alarmglocken. Solche undiffereziert formulierten utopischen Versprechungen kannte ich bisher nur aus schlecht synchronisierten Dauerwerbesendungen aus dem Fernsehen. Nur konnte ich leider die Sendung nicht einfach mit einem Klick ausschalten. Ich atmete tief durch und hoffte auf eine Niveausteigerung.
Nun kam die Chefin zu Wort. Diese erwies sich als ein wahres Vortragstalent. Sie hätte an diesem Morgen so ziehmlich alles erzählen können, man hätte ihr es leicht abgekauft. Nur leider änderte das kaum etwas am inhaltlichen Niveau.

Rasch nahm sie sich das Thema “Rente” vor. Mithilfe von Politikerzitaten und irgenwelchen Rechnungen wurde suggeriert, dass allen im Raum die Altersarmut droht, wenn wir nicht bei der AFA einsteigen. Denn bei der AFA wird ab einem gewissen Rang, zu dem man aufsteigt, der Großteil des Gehalts nicht mehr durch die persönliche Arbeitsleistung, sondern allein durch die Ranghöhe bestimmt. Und diesen monatliche Anteil nimmt man dan einfach „in die Rente mit“. In dem genannten Beispiel war von etwa 2000€ Rente bei einer Tätigkeit von etwas über 11 Jahren die Rede. Wer will sowas schon nicht haben? Vor allem, wenn dem diese rhetorische Frage entgegengestellt wird: „Wollen sie sich in befristeten Arbeitsverhältnissen von Job zu Job quälen, am Ende kaum was in der Tasche haben und dann auch noch in Alterarmut versinken?“.

Weiter ging es mit dem Tätigkeitsbereich des Unternehmens. Endlich, dachte ich. Ihrer eigenen Darstellung nach ist die AFA wohl eine reine Wohltätigkeitsorganisation, welche das Ziel hat, Menschen, die nicht viel Geld haben durch geschickte Finanzproduktwahl einen finanziellen Vorteil zu verschaffen. Die AFA wurde klar von anderen Banken und Versicherungsgesellschaften abgegrezt, welche wohl nur Profit im Sinn haben und dem Kunden nicht die für sie besten Policen bieten können. Anders die AFA, die unabhängig ist und zehntausende Finanzprodukte auf gesamten deutschen Markt durchleuchten kann.

Wow, dachte ich; wenn Gott eine Firma gründen würde, dann wäre es die AFA. Allwissend, omnipräsent und vor allem unendlich gütig, zu Mitarbeitern und Kunden gleichermaßen. Am Besten man wird gleich beides.

Am Schluss der Verstanstaltung, die etwas über eine Stunde ging, lief nochmal der selbe Werbespot von vorhin.
So, jetzt hatte ich ein paar Fragen. Zeit dafür gab es aber offensichtlich nicht. Zettel wurden ausgeteilt, wo wir eintragen mussten, ob wir zur nächsten Veranstaltung kommen, oder nicht.
Das war's.

Dann musste ich eben meine Fragen zuhause recherchieren. Sobald ich wieder zurück war, setzte ich mich an meinen PC und googelte munter darauf los.

Frage 1: Warum wird der Firmenname weder bei der Stellenanzeige im Internet, noch beim Vorstellungsgesrpäch erwähnt, sondern stattdessen ein Deckname wie „Agentur X“ benutzt.

Antwort: Die AFA AG scheint, aus welchen Gründen auch immer, keinen guten Ruf zu haben. Damit die potentiellen Bewerber schon im Voraus nicht ablehnen, wird der Firmenname verschleiert und erst durch das Werbevideo preisgegeben.

Folgerung: Klare Täuschung. Eine seriöse Firma würde es niemals nötig haben einen Decknamen zu verwenden.

Frage 2: Bei einer festen Mitarbeiterzahl von etwa 4 Leuten werden urplötzlich 20*5=100 Arbeitsstunden mehr als sonst benötigt, um die Daten der Kunden zu erfassen. Hier sollen die 20 Neueinsteiger mit jeweil 5 Wochenstunden ins Spiel kommen. Wer hat diese Arbeit denn davor gemacht?

Antwort: Niemand. Mit "Kunden" sind lediglich potentielle Kunden gemeint, also genauer gesagt die ganze Stadt. Wir als Änfanger sollen erst bei Verwandten, Bekannten und Freunden die Firma empfehlen, um später ihre Daten aufzunehmen. Sämtliche Kunden müssen also von uns geworben werden.

Folgerung: Klingt wie ein Vertreterberuf, ist es auch. Wenn die Empfelungskette reißt, wird man auf Klingelputz und Telefonbuchkontakte angewiesen. Absolut nichts davon wurde an den beiden Terminen angesprochen, stattdessen suggeriert, dass mit bereits bestehenden Kunden gearbeitet wird. Klare Täuschung.

Frage 3: Statt den angegebenen 1-2 gesuchten Arbeitskräften werden nun fast 20 Leute eingeladen. Wäre es nicht effizienter, weniger Menschen hauptberuflich einzustellen?

Antwort: Nein. Das Pyramidensystem der AFA braucht einen stetigen Zuwachs an Kunden und idealerweise auch an Mitarbeitern. Selbst wenn bei den Mitarbeitern eine Fluktuation herrscht, wird die AFA trotzdem stets mit neuen Kunden bedient. Je mehr neue Mitarbeiter es bei der AFA versuchen, desto höher die Chance auf mehr Neukunden. Wenn Mitarbeiter aussteigen, weil sie alle Verwandten und Freunde abgeklappert haben und keinen Neukunden mehr werben können, trägt die Firma keinen Schaden davon. Den Großteil der bereits erwirtschafteten Provisionen stecken Mitarbeiter ein, die oben in der Firmenhierarchie stehen.
Falls es doch jemand schafft dauerhaft der Firma treu zu bleiben, hat sich die Zeitinvestition in den Neueinsteiger allemal gelohnt. Selbst wenn dieser durch Anwerben neuer Mitarbeiter die rangunterste Firmenebene verlässt und dann an der Provision der Ranguntersten anfängt mitzukassieren, so hat er zu diesem Zeitpunkt der Firma bereits ein Riesenberg an Neukunden beschert.

Frage 4: Wenn die AFA, wie im Vortrag dargestellt, alle existierenden Angebote auf dem Markt vergleicht, die Kundenberatung gleichzeitig aber kostenlos ist, muss das Unternehmen ja Provisionsvereinbarungen mit jeder erdenklichen Bank, Versicherung und Krankenkasse in Deutschland haben. Ist das so?

Antwort: Natürlich nicht. Die AFA "vertritt" nur einige wenige Unternehmen. So werden z.B. im Bereich der Lebensversicherung nur Verträge der PrismaLife AG angeboten.

Folgerung: Unabhängigkeit wird hier vorgetäuscht. Diese sieht nämlich anders aus. Überall wo Provisionen im Spiel sind, stehen, abhängig von der moralischer Einstellung des Vertreters, die Provisionsauszahlung an erster, die Qualität der Produktauswahl an zweiter Stelle.

Frage 5: Was genau heißt "Studenten waren der AFA gegenüber unehrlich und unzuverlässig"?

Antwort: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Wer leichtgläubige Studenten klar täuscht und so in die Firma lockt, der braucht sich auch nicht wurdern, warum diese dann urplötzlich nicht mehr kommen, wenn sie von der Täuschung erfahren haben. Und sowas zieht sich schonmal bis in die Mitte der Einlernphase hinein.



Bei der nächsten Veranstaltung habe ich der Chefin gesagt, dass dieser Job wohl nichts für mich ist. Sie zeigte Verständnis und wünschte mir noch viel Erfolg bei der weiteren Jobsuche. Dafür gibt es schonmal einen Stern in der Bewertung.

Den zweiten vergab ich, als ich mir die Frage nach der Existenzberechtigung eines solchen Betriebs stellte. Es gibt viele Menschen, die anderen moralischen Leitlinien folgen als ich. Dafür ist nicht zuletzt der Neukapitalismus und die daraus entstandene Ellenbogenmentalität in Ostdeutschland verantwortlich. Die AFA bedient diese Schicht bestens. Dafür ein halber Stern.

Die AFA hat sicherlich mehrere Gesichter. Vielleicht soviele, wie sie auch Mitarbeiter hat. Ich bin überzeugt, dass es auch dort Menschen gibt, die den Spagat zwischen der Moral und ihrem Beruf schaffen. Es berichten ja auch immer wieder Kunden, dass sie kompetent und ehrlich von der AFA beraten wurden. Dafür gibt es den zweiten halben Stern.

Fazit: Es muss jeder für sich entscheiden, was er/sie von dem Laden hält. Ich persönlich kann mit dem System Finanzvertrieb nicht viel anfangen. Mir fehlt dort die Ehrlichkeit der Menschen. Leider steht dort Ehrlichkeit oft im Widerspruch zur erfolgreichen Karriere. Das ist aber in vielen Bereichen (z.B. Politik) so.

Erkundigt euch bei Interesse alle im Vorfeld über diese Firma, um ggf. Zeit und Neven zu sparen. Und wenn ihr dort schon arbeitet, aber monatelang keinen Fortschritt merkt, so lasst es auf jeden Fall bleiben. Der ein oder andere hat sich bereits bei Finanzvertrieben festgefahren, sich dadurch überschuldet und seine Freunde verloren.

10 Bewertungen, 1 Kommentar

  • uhlig_simone@t-online.de

    12.07.2013, 07:12 Uhr von [email protected]
    Bewertung: sehr hilfreich

    GLG SIMONE -- GEGENLESUNG WÄRE TOLL -- EIN SONNIGES WE