Allianz Lebensversicherung Testbericht

Allianz-lebensversicherung
ab 11,77
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Summe aller Bewertungen
  • Preis & Leistung:  mittelmäßig
  • Allgemeine Kundenfreundlichkeit:  durchschnittlich
  • Zahlung nach Schaden:  fast ohne Zögern
  • Erreichbarkeit:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von LosGatos

Lebensversicherungen - legaler Betrug?

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  • Preis & Leistung:  mittelmäßig
  • Allgemeine Kundenfreundlichkeit:  durchschnittlich
  • Zahlung nach Schaden:  fast ohne Zögern
  • Erreichbarkeit:  durchschnittlich
  • Dauer der Nutzung:  länger als 1 Jahr
  • Sind Sie Kunde?:  ja

Pro:

geht wohl selbst nicht so schnell pleite

Kontra:

Prognosen werden ständig drastisch reduziert

Empfehlung:

Ja

Zu den florierendsten Wirtschaftszweigen gehört hierzulande seit eh und je die Versicherungsbranche. Und das Lieblingskind aller Versicherungsvertreter ist bekanntermaßen die Lebensversicherung, genauer gesagt, die Kapitallebensversicherung. Denn damit wird nicht nur Leben versichert, sondern auch Kapital. Allerdings, so meine ich, können sich die meisten Menschen ihres Lebens sicherer sein als ihres Kapitals, wenn sie letzteres einer Versicherung anvertrauen. Manch einer hat die Existenz von Lebensversicherungen schon als legalen Betrug bezeichnet.

Da bei einer Kapitallebensversicherung meist größere Beträge eine Rolle spielen, die zu einer nicht unerheblichen monatlichen Belastung führen können, will der Abschluss einer solchen wohl überlegt sein, und ich empfehle daher, falls demnächst mal wieder ein Versicherungsvertreter bei Ihnen klingelt oder anruft, ihn erst mal mit folgenden Worten wegzuschicken: „Ich sagte Ihnen doch, dass ich keine Lebensversicherung will. Meine Familie soll an meinem Sarg weinen und traurig sein.\"

Möglicherweise ist der darauf vorbereitet, weil er den Spruch schon kennt. Schließlich werden Vertreter ja ganz besonders geschult. Dann hilft vielleicht nur noch das böse Gesicht Ihres Rottweilers.

Bei Lebensversicherungen gibt es die verschiedensten Ausprägungen und auch einige gute Gründe, eine solche abzuschließen.


DIE RISIKO-LEBENSVERSICHERUNG

Der ursprüngliche Sinn einer Lebensversicherung liegt darin, sein Leben zu versichern, damit Hinterbliebene versorgt sind, wenn der Haupternährer stirbt. Häufig verlangen jedoch auch Banken den Abschluss einer solchen Versicherung zu ihren Gunsten als Sicherheit bei hohen Krediten, auch bei Immobiliendarlehen zusätzlich zur Grundschuld. Denn dort, wo der Wertzuwachs nicht gesichert erscheint, könnte eine Immobilie nach Jahren nicht mehr das Wert sein, was sie mal gekostet hat.

Eine Risikolebensversicherung ist schon für einen Jahresbeitrag zu haben, der in der Größenordnung von 0,2% der Versicherungssumme liegt. Versicherungsmathematisch dürfte sich der Jahresbeitrag in etwa aus der Versicherungssumme im Todesfall dividiert durch die Laufzeit in Jahren und multipliziert mit der Sterbewahrscheinlichkeit während des Versicherungszeitraumes ergeben. Dafür ist das Geld auch futsch, wenn man nicht rechtzeitig stirbt. Man selber hat halt in keinem Fall was davon. Bestenfalls freuen sich die Hinterbliebenen (s.o.).


DIE KAPITAL-LEBENSVERSICHERUNG

Um diesen Nachteil auszuschalten und auch den Versicherten nach Möglichkeit zu erfreuen, kamen die Versicherungen irgendwann auf die Idee, die Risikolebensversicherung mit einer Sparmöglichkeit zu koppeln. Das Leben bleibt wie gehabt versichert. Überlebt der Versicherte die Versicherung(sdauer), bekommt er sein Geld verzinst zurück, wobei der Zinssatz jedoch nicht festgeschrieben ist. Die Versicherung verspricht dem Versicherungsnehmer lediglich, sein Geld gewinnbringend anzulegen und ihn nach Vertragsende an diesem Gewinn gebührend zu beteiligen. Da Lebensversicherungen meist über einen längeren Zeitraum abgeschlossen werden, wobei diese oft auch zur Altersversorgung dienen sollen, ist die zu erwartende Endsumme natürlich vielen Ungewissheiten ausgesetzt. Ob der Anleger zum Schluss das erhält, was ihm bei Abschluss in Aussicht gestellt wurde, hängt zum einen davon ab, ob die Kalkulation auf realistischen Annahmen beruhte, und zum anderen, wie sich die Preise auf dem Kapitalmarkt entwickeln und wie verantwortungsbewusst die Versicherer mit dem Geld der Versicherten umgehen. Wer eine Kapitallebensversicherung abschließt, möge sich z.B. in einschlägigen Wirtschaftsmagazinen erkundigen, wie in der Vergangenheit erreichte Ergebnisse und Prognosen übereinstimmten.


STAATLICHE FÖRDERUNG DER LEBENSVERSICHERUNG

Zum einen ist der Staat zwar stets stark daran interessiert, dass die Bürger ihr Geld möglichst schnell ausgeben, zumal dann die Wirtschaft floriert und der Staat Umsatzsteuern einnimmt. Andererseits möchte er die Bürger auch dazu animieren, etwas Geld auf die hohe Kante zu legen, damit sie im Alter nicht zu Sozialfällen werden. Folglich wird auch die Lebensversicherung durch verschiedene Maßnahmen gefördert. Die bekanntesten sind:

Sonderausgabenabzug:
Die jährlichen Versicherungsbeiträge können als Vorsorgeaufwendungen von der Steuer abgesetzt werden. Allerdings gibt es hier eine Höchstgrenze, die bei Arbeitnehmern meist schon durch die Rentenversicherungsbeiträge mehr als ausgeschöpft wird.

Steuerfreiheit des Ertrages:
Während man für erhaltene Zinsen und Dividenden nach Überschreitung eines Freibetrages Einkommensteuer zahlen muss, waren bislang die Erträge aus Lebensversicherungen (= Differenz aus zum Schluss ausgezahltem Betrag und über die Jahre eingezahlter Summe) steuerfrei, wenn eine Mindestlaufzeit von 12 Jahren eingehalten wurde. Allerdings plant die Regierung hier eine Änderung, nach der dieses Privileg ab 2005 für Neuverträge wegfallen soll. Hier geht die Versicherungsbranche natürlich auf die Barrikaden, ist doch damit eine der Säulen ihres Geschäftes gefährdet. Daher vermute ich, dass das letzte Wort hier noch nicht gesprochen ist.

Direktversicherung:
Bei der Direktversicherung (steht nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit Direktversicherer) schließt man eine Kapitallebensversicherung ab. Die Versicherungsprämien werden jedoch direkt vom Arbeitgeber an die Versicherung überwiesen (somit besteht hier auch eine Möglichkeit der betrieblichen Altersversorgung). Dabei zieht der Arbeitgeber vor Steuern die Jahresbeiträge vom Gehalt des Arbeitnehmers ab, der dann nur noch das restliche Einkommen normal versteuern muss, auf die Versicherungsbeiträge jedoch nur einen pauschalen Steuersatz zahlen muss, der unabhängig vom Einkommen ist. Früher lag dieser pauschale Steuersatz mit 10% deutlich unter dem Mindeststeuersatz, sodass sich für Arbeitnehmer mit Spitzensteuersätzen von 50% eine Menge Steuern sparen ließen. Dieser pauschale Steuersatz wurde mittlerweile vom Staat sukzessive auf 20% angehoben, sodass jeder erst mal nachrechnen sollte, ob sich das für ihn lohnt oder ob er womöglich noch draufzahlt. Der maximal begünstigte Jahresbeitrag wurde im Laufe der Jahre ebenfalls nach und nach erhöht und liegt derzeit bei ca. 1700 EUR. Bei einer Direktversicherung gilt zu bedenken, dass sie bei einem Arbeitgeberwechsel evtl. nicht mehr weiterverwendet werden kann, nämlich dann, wenn der neue Arbeitgeber da nicht mitspielt.


FÜR WEN MACHT EINE LEBENSVERSICHERUNG (NOCH) SINN?

Sie macht weiterhin Sinn für den, der seine Familie absichern möchte. Dazu reicht, wie gesagt, eine Risikolebensversicherung.

Sie macht Sinn für den, der damit Steuern spart, z.B. bei einer Direktversicherung, wenn der Spitzensteuersatz bei 40-50% liegt. Wer so etwas vorhat, hat noch bis Ende dieses Jahres Zeit, sich das in Ruhe zu überlegen. Denn ab nächstes Jahr muss evtl. auch der Ertrag besteuert werden, was das ganze unattraktiver macht. Außerdem sollte man nicht vorhaben, in absehbarer Zeit den Arbeitgeber zu wechseln.

Eine Lebensversicherung kann auch zur Finanzierung von Krediten verwendet werden. Hier ist es besonders wichtig, dass die Rechnung aufgeht, d.h. dass der Auszahlungsbetrag mit den Prognosen übereinstimmt, da man sonst zuschießen muss.


MEINE ERFAHRUNGEN MIT DER ALLIANZ-LEBENSVERSICHERUNG

Auch ich habe aus mehreren der genannten Gründe verschiedene Lebensversicherungen abgeschlossen. Eine davon ist eine Direktversicherung, die ich seit etwa 20 Jahren über meinen Arbeitgeber laufen habe. Dabei konnte ich mir damals den Versicherer nicht aussuchen, sondern der war dadurch vorgegeben, dass mein Arbeitgeber Direktversicherungen mit einem Konsortium abschloss, dessen Führerschaft die Allianz hat. Auch habe ich meine Versicherung insgesamt dreimal erhöht, zumal ich anfangs den Höchstbetrag von 1800 DM zunächst nicht ausschöpfen wollte, weil ich das Geld für andere Dinge brauchte. Außerdem kamen die Änderungen der Höchstgrenze durch den Gesetzgeber hinzu. In der Praxis sieht das so aus, dass ich mittlerweile vier Einzelverträge bei ein und demselben Konsortium habe.

Seit Versicherungsbeginn bekomme ich einmal im Jahr Mitteilungen von der Allianz über den gegenwärtigen Stand meiner Versicherung. D.h. man teilt mir mit, erstens wie viel meine Erben erhalten, wenn ich morgen ablebe, und zweitens wie viel ich voraussichtlich erhalte, wenn ich das Ende meiner Versicherung in 10 Jahren selbst erlebe.

Der erste Betrag (Leistung bei Tod) erhöht sich jährlich um ca. 3, zuletzt aber auch nur noch um weniger als 2%. Dahinter verbirgt sich die abgeschlossene Versicherungssumme plus die bereits erreichte Überschussbeteiligung, d.h. Geld, dass mit meinem Kapital bereits erwirtschaftet wurde und deshalb mir gehört.

Der zweite Betrag (Leistung zum Ablauf) stieg anfangs zwar auch von Jahr zu Jahr leicht an, in den letzten Jahren geht er von Jahr zu Jahr jedoch rapide zurück. D.h. die Zusage für den Erlebensfall wird reduziert. Ich habe die Mitteilungen nicht alle aufgehoben, um nicht für diese Versicherung ganze Aktenordner anzusammeln. Doch zeigt sich aus der Differenz zwischen anfänglicher Prognose und der Auszahlung, die ich letztlich erhalten werde und die ich heute noch nicht kenne, wie seriös eine Versicherung ist und wie verantwortungsvoll sie mit dem Geld ihrer Kunden umgeht. Garantiert ist letztlich nur die Versicherungssumme, die im wesentlichen die aufsummierten Beiträge darstellt. Versprochen werden anfangs je nach Versicherer und Laufzeit Erträge, die beim 2-3fachen der Versicherungssumme liegen. Heute nach 2/3 der Laufzeit liegt die Prognose nur noch beim 1,7fachen. Dabei wurde sie allein in den letzten 3 Jahren um 25% zurückgenommen.

Der Grund für diese Fehlkalkulation liegt auf der Hand. Während die Versicherer das Geld ihrer Kunden früher seriös anlegten und nur einen kleinen Teil in Aktien namhafter und halbwegs krisensicherer Konzerne investierten, haben die großen Herren der Lebensversicherungen in den letzten Jahren die gleichen Fehler gemacht wie mancher Kleinaktionär: sie haben Geld an der Börse regelrecht verzockt, was den Versicherern im Gegensatz zum Privatmann aber nicht selbst gehörte. Jetzt werden sie ihre eigenen Reserven anzapfen müssen, um den Kunden wenigstens die Pflichtteile auszahlen zu können.

Bei meinem Versicherungsvertrag muss nochmals betont werden, dass er nicht ausschließlich mit der Allianz, sondern einem Konsortium aus knapp 20 Einzelversicherern abgeschlossen wurde. Die Allianz als Konsortialführer hält dabei mit 13% den relativ höchsten Anteil vor dem Gerling-Konzern. Wenn ich sage, dass ich mit dem Verlauf und dem zu erwartenden Ergebnis meiner Lebensversicherung keineswegs mehr zufrieden bin, gilt meine Schelte somit fast der ganzen Branche.

Zu einem der Marktführer wie der Allianz würde ich schon deshalb in Zukunft nie wieder gehen, weil renommierte Versicherungen auch die teuersten Versicherungsvertreter haben. Und die ersten Jahresbeiträge, die ein Lebensversicherter zahlt, gehen zum größten Teil als Provision direkt in die Tasche des Vertreters. Das erklärt, warum gerade die Lebensversicherungen der Vertreter liebstes Kind sind. Für den Versicherten macht sich das negativ bemerkbar, wenn er nach ein paar Jahren feststellt, dass er sich eine Lebensversicherung wegen der hohen Jahresbeiträge nicht mehr leisten und deshalb „zurückkaufen“ will. Das ist zwar jederzeit möglich. Jedoch ist dabei sehr viel Geld verloren. Das ist so ähnlich, als wenn man einen Neuwagen nach kurzer Zeit wieder verkaufen will.

Es gibt jedoch auch nicht nur Schwarze Schafe in der Versicherungsbranche. Ich habe mit Lebensversicherungen auch positive Erfahrungen gemacht. Darüber möchte ich in einem weiteren Beitrag berichten. Stichwort: Direktversicherer, was nichts mit Direktversicherung zu tun hat.

Wer dennoch unbedingt eine Versicherung bei der Allianz abschließen möchte, findet sicher in seiner Nähe eine Filiale. Die Leser mögen mir noch nachsehen, dass ich nicht beschrieben habe, welche Farbe die Policen haben und ob sie in einer Klarsichthülle verpackt ausgehändigt wurden.

Copyright LosGatos
Erstveröffentlichung 8.4.2004
Veröffentlicht außer bei Ciao derzeit nur noch bei Yopi

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