Almost Famous - Fast berühmt (DVD) Testbericht

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ab 12,06
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Erfahrungsbericht von mima007

Ein einfühlsamer und intelligenter Musikfilm, klasse DVD!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Für Musikfans bietet \"Almost Famous\" nicht nur einen Einblick in die Rockszene der frühen Siebziger, sondern auch eine menschlich anrührende Geschichte von tragischer Liebe in einem Dreiecksverhältnis. Freunde von \"High Fidelity\" werden den kritischen Ansatz mögen, andere vielleicht vor allem den Sound, den Sex und die Mode.

Die DVD enthält zwei Fassungen auf zwei Silberscheiben: die kürzere Kinofassung und die – rein englische, aber untertitelte – ungekürzte Fassung.

Handlung

William hat es nicht leicht. Seine strenge Mutter (Frances McDormand, \"Fargo\") ist eine Universitätsdozentin und weiß genau, was gut für ihn und ihre Tochter ist – und besonders, was nicht. Beispielsweise \"Musik, die Drogenkonsum und promiskuitiven Sex propagiert\". So wie Simon & Garfunkel! Doch als seine Schwester 18 ist, kann auch die allwissende Mami sie nicht mehr halten. Doch sie hat ihrem Brüderchen eine exklusive Erbschaft hinterlassen: Rock-Platten! Sofort ist William vom Virus des Rock infiziert. (Sammler würde heute ihren rechten Arm für eines der Originale aus dieser Sammlung geben!) Der Oberhammer ist jedoch, dass William über sein wirkliches Alter von Mutter belogen wurde, wie seine Schwester nachweist: Statt stolze jugendliche zwölf ist William erst kindliche elf Jährchen alt – eine Welt stürzt zusammen (in der B-Fassung sehr schön dargestellt).

Rund vier Jahre später schreibt William bereits für das Schulmagazin. Für das professionelle Musikmagazin \"Creem\" darf er erstmals eine Reportage schreiben, für 35 Dollar, einen Haufen Geld also. Dessen Herausgeber und Chefredakteur in Personalunion ist der maßgebliche und höchst gefürchtete Rockkritiker Lester Bangs (hervorragend gespielt von Hoffman). Der gibt ihm Lebensmaximen auf den Weg: Freunde dich niemals mit einem Musiker an; er wird dich immer hintergehen und ausnutzen, denn die Musiker sehen die Presse als \"den Feind\" an.

Nach Stillwaters Konzert scheint William bei der Band einen Stein im Brett zu haben. Sie laden ihn nach L.A. in \"Riot Hotel\" ein. Auch in das Groupie \"Penny Lane\" hat er sich verliebt. Sie wird von Goldie Hawns Tochter Kate Hudsons durchaus glaubwürdig gespielt. Aus dem Black-Sabbath-Artikel wird natürlich nichts; jedenfalls wird das nicht weiter erwähnt. Immerhin bekommt William einen Auftrag vom führenden Rockmagazin, dem \"Rolling Stone\", ein feature über Stillwater zu schreiben. Dafür aber braucht er unbedingt ein Interview mit dem Leadgitarristen, Russell Hammond.

Die Almost Famous Tour

Trotz der Warnungen seiner überaus moralbewussten Mutter begleitet William Stillwater und die Groupies im Tourbus quer durch die Staaten bis nach Boston und New York City. William hetzt immer noch sein kostbarstes Wild: seinen Interviewpartner, doch der entzieht sich ihm mit allen Tricks. Kontrollanrufe seiner Mutter bringen die Hotelrezeptionisten um den letzten Nerv, doch William lernt eine Menge über Fans und Drogen. Einmal wirft sich der Leadgitarrist Russell im LSD-Rausch – \"Ich bin ein goldener Gott!\" – in einen gefüllten Swimming-Pool.

Es entsteht eine bittersüße Dreiecksbeziehung: William hat sich in Penny Lane verliebt, doch die liebt Russell. Und Rusell scheint trotz allem Williams Freund geworden zu sein. Sieht so aus, als könnte William das Mädchen nicht bekommen.

Es kommt zu einem Wechsel des Managers und des Vehikels: Statt eines Busses muss es nun eine Propellermaschine sein. Auf der letzten Etappe droht die Klapperkiste denn auch gleich abzustürzen. Da stimmt man auch gerne \"Peggy Sue\" an, den bekanntesten Hit des mit dem Flieger abgestürzten Stars Buddy Holly; auch eine Art von Galgenhumor. Immer nervöser werdend entschließt sich ein Bandmitglied nach dem anderen zu einem letzten Geständnis. \"Ich hab\'s mit deiner Frau getrieben – und ich mit deiner!\" Der absolute Höhepunkt ist die Beichte des Drummers: \"Okay, ich geb\'s zu: Ich bin schwul.\" Man kann sich das Lachen kaum verkneifen, als die Kiste nicht abstürzt. Jedenfalls wird die Tournee als \"No more Airplanes Tour\" fortgesetzt.

Notte mortale

In New York City kommt es zu einem Bruch zwischen Russell und Penny lane, weil seine Frau fragt, was das Groupie hier macht. Als Folge davon will sich Penny Lane mit tabletten und Alkohol umbringen. Obwohl er kurzzeitig ihre Spur verlor, spürt William sie gerade noch rechtzeitig auf, um sie zu retten. Kein schöner Anblick, wie sie sich die Seele aus dem Leib kotzt, als der Arzt ihr im Badezimmer den Magen auspumpt.

Die ganze Sache hat natürlich ein Nachspiel, aber das möchte ich nicht verraten. Jedenfalls wird alles gut – sogar der Artikel im \"Rolling Stone\".

Die Extras

DVD 1:

Hier kann man zwischen der englischen und deutschen Sprache auswählen. Die deutsche Fassung liegt im Dolby- oder im DTS-Sound vor. Für DTS-Wiedergabe muss der Player aber ausgerüstet sein. An Untertitelsprachen unterstützt die A-DVD nur Deutsch, Englisch, Niederländisch und Türkisch (die B-DVD bietet wesentlich mehr!).

Zu den Extras gehören entfallene Szenen, von denen aber lediglich die Konzertauftritte der Band \"Stillwater\" eine Erwähnung verdienen, denn die beiden anderen Szenen sind a) eine höchst pädagogische und somit hochnotpeinliche und b) eine Songprobe mit einem total verwaschenen Sound. Die Stillwater-Stücke werden in voller Länge gespeilt – sehenswert, wenn man auf die Musik steht.

Die Produktionsnotizen sind ein paar persönliche Anmerkungen des Filmemachers Cameron Crowe. Er wird näher in seiner Filmografie vorgestellt. Auch zu der Darstellerriege finden sich filmografische Angaben. Mehrere Trailer stellen den Film werbemäßig vor.

Am interessantesten fand ich die Interviews mit Rockbands und –Stars, die C. Crowe für den \"Rolling Stone\" führte und veröffentlichte. Besonders faszinierten mich die sehr umfangreichen Interviews mit Led Zeppelin und Neil Young. Das sind wirkliche Highlights der DVD und bieten dem Rockfans noch neue Infos. Erstaunlich ist, dass Crowe die Artikel hierfür nutzen durfte. Aber es ist ja immerhin kostenlose Werbung für das Magazin \"Rolling Stone\".

DVD 1: Hier findet der Zuschauer die ungekürzt geschnittene Fassung sowie einige kuriose Extras.

Diese Fassung liegt im DTS- und Dolby-Sound für Englisch vor. Untertitel gibt es für exakt 23 Sprachen, darunter auch Deutsch. Diese Fassung ist nicht nur witziger, sondern beschreibt auch die Figuren besser, weil sie ausführlicher ist. Außerdem unser Reporter nicht diese kindliche Stimme, sondern erscheint erwachsener, mithin also glaubhafter.

Die Extras umfassen den Kommentar des Regisseurs; ein rares Filminterview mit dem Rockkritiker Lester Bangs (der ja im Film vorkommt); C. Crowes Top-Alben des Jahres 1973, darunter erfreulicherweise auch ein Led-Zepp-Album (\"Houses of the Holy\"). Recht kurios beginnt hingegen das B-Sides-Featurette, das uns die große Familie der Band \"Stillwater\" vorführen soll. Für jeden, der nicht supergut amerikanischen Slang versteht, ist das vergeudete Zeit.

Mein Eindruck

\"Almost famous\" ist einer der feinfühligsten, intelligentesten und kenntnisreichsten Musikfilme, die ich kenne. Es macht wirklich Laune, den Darstellern bei ihren mehr oder wenigen amüsanten Eskapaden zuzuschauen. Die Story hat zudem psychologischen Tiefgang, d.h. im Vordergrund stehen die Menschen, nicht die Auftritte, also das Sein und nicht der Schein. Cameron Crowe sagt einiges über Startum, Groupies, Medien und Fans aus. Penny Lane etwa lebt dauernd einen Traum; erst am Schluss fliegt sie nach Marokko, um ihn Wirklichkeit werden zu lassen.

Wer etwas für Musik der Siebziger übrighat, wie ich, der wird mit dem Soundtrack voll auf seine Kosten kommen. Man bedenke: All dies fand vor der Erfindung von Punk, Disco und New Wave statt! Also vor jenen Wellen, unter denen wir bis heute noch zu leiden haben: Green Day und Offspring machen auf Punk, Kylie Minogue auf Disco, und ab und zu lässt sich jemand zu New Wave hinreißen.

Die Doppel-DVD bietet echte Werte fürs Geld. Leider gehört dazu aber kein Making-of, dazu hat wohl das Geld nicht mehr gereicht. Man muss sich mit der seltsamen Featurette \"behind the scenes\" begnügen. Für meinen Geschmack braucht man aber diesen Voyeurismus-Kick nicht. Dieser Mangel wird durch die tollen Rolling-Stone-Interviews wieder ausgeglichen, die ich sehr informativ finde.

Unterm Strich

Wer auf gute Musik steht und einen intelligenten Unterhaltungsfilm sucht, ist hier richtig. Wer brutale Action sucht, findet sie sicherlich woanders.

Michael Matzer © 2001ff

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