Altenpfleger/in Testbericht




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Erfahrungsbericht von picassoweiblich
Altenpfleger/in zu sein kann noch Spaß machen
Pro:
....die Arbeit mit Menschen!
Kontra:
Hohe physische und psychische Belastung verlangt Selbstpflege!
Empfehlung:
Ja
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Dies ist kein Bericht, der die Ausbildung zur/zum Altenpfleger/in zum Inhalt hat, sondern viel mehr über die Tätigkeit in der Altenpflege, mit allen Höhen und Tiefen und den persönlichen Idealen handelt. Und er soll außenstehenden einen kleinen Einblick in die Arbeit mit Menschen geben, die oftmals durch Vorschriften und Zwänge (die sicher in mancher Hinsicht notwendig sind) eingeengt wird. Und nicht zuletzt möchte ich euch in ein Seniorenpflegeheim schauen lassen, in dem ich arbeite. Viel Spaß beim Lesen!
Ausgangspunkt:
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Ich bin Krankenschwester und habe nach zwei Jahren Tätigkeit in diesem Beruf 1982 in ein Altenpflegeheim gewechselt und bin seitdem ununterbrochen in diesem Metier tätig. Es war nicht immer einfach. Der Beruf ist hart aber sehr anspruchsvoll. Menschen, die zum Dank lächeln oder einem die Hand etwas länger als nötig festhalten --> das sind die kleinen Augenblicke des Glücks im Arbeitsalltag.
Entwicklung
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Im Laufe meiner vielen Berufsjahre hat sich sehr viel in der Altenpflege geändert. Ganz langsam schlich sich die Bürokratie in den Berufsalltag und machte sich zusehends breit und breiter. Aber nicht nur das: Die Dokumentation bekam immer mehr Gewicht und wie weit es heute damit ist, lest ihr weiter unten.
Aber nicht nur im Sinne der Vorschriften ist alles strenger geworden, sondern auch politisch und medizinisch sind viele Änderungen hinzugekommen. Hier seien nur das Pflegeversicherungsgesetz, die Qualitätssicherungsmaßnahmen und das erst letztes Jahr hinzugekommene Pflegeversicherungserweiterungsgesetz. Das allerneueste ist das Pflegetransparenzverfahren, welches Interessierten im Internet ermöglicht, sich die Einschätzung einer Einrichtung durch den Medizinischen Dienst mittels Schulnoten anzusehen. Das Ansinnen ist verständlich: Man möchte Außenstehenden ermöglichen, Pflegeeinrichtungen zu vergleichen, ehe sie sich für eine entscheiden.
Auch Änderungen, die sich im Krankenhausbereich vollzogen haben, nahmen Einfluß auf die Arbeit in der Altenpflege, hier nur die DRGs (Festlegung für die Verweildauer im Krankenhaus nach Diagnosen) genannt.
Alle Neuerungen mussten und müssen immer wieder im Pflegealltag umgesetzt werden, und zwar so, dass es zur Zufriedenheit aller Beteiligten ausfällt. Und das sind nicht wenige: Die Bewohner, die Aneghörigen, die Mitarbeiter, die Leitung, die Pflege- und Krankenkassen, die Aufsichtsgremien, um mal nur die Wichtigsten zu nennen.
17 Jahre war ich bei ein und demselben Arbeitgeber, dann wechselte ich zwei Mal zu privaten Trägern und bin nun bei der AWO "gelandet", weil ich es mir so ausgesucht habe!
Aussagen zur Arbeit
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Die Arbeit als Altenpfleger/in ist und bleibt hart, physich wie psychisch. Hier gibt es nichts zu beschönigen. Und immer noch gibt es im Lohn das Ost-West-Gefälle, so dass es auch in diesem Punkt nicht gerade ein Traumberuf ist. Außerdem ist das Image, das diesem Beruf, oder dieser Tätigkeit anlastet, nicht das Beste. Warum? Das wissen alle! Nur negative Beispiele kommen in die Presse und Herr Fussek hat viel zu tun. Ist auch sicher richtig, denn es gibt noch zu viele Dinge, die im Verborgenen geschehen. Aber an das Grundlegende Problem rührt dabei kaum jemand. Verantwortlich ist die Leitung, die wird ersetzt und scheinbar gibt es viele unfähige Leitungen, sonst käme es nicht zu diesen Missständen.
Denn egal, was vom Gesetzgeber vorgeschrieben wird: Wenn Menschen wie Menschen behandelt werden, aufeinander achten und füreinander da sind, sind das die besten Voraussetzungen, dass man sich an seinem Arbeitsplatz und mit seiner Tätigkeit wohl fühlt. Und das braucht ein Altenpfleger/in, wenn er seinen/ihren Beruf über viele Jahre hinweg mit Freude ausüben will.
Beobachtet man die Veränderungen und Verschiebungen von Diagnosen der Bewohner einer Einrichtung über Jahre hinweg, stellt man fest, dass die Diagnose Alzheimer und/oder Demenz rasant im Vormarsch ist. Und wer zieht in ein Heim ein? Menschen, die nicht mehr allein, oder aber in der Familiengemeinschaft leben und versorgt werden können. Und bei Demenz bringt man den Menschen dann ins Heim, wenn es zu Hause zu gefährlich oder zu aufreibend wird. Und ein Umzug für diesen älteren Menschen in ein neues Umfeld bringt natürlich viele Komplikationen mit sich, die die Arbeit mit ihnen sehr erschweren. Deswegen braucht die Altenpflege psychisch gesunde und stabile Persönlichkeiten, die in der Lage sind, solche Belastungen auszuhalten.
Auch die körperliche Beanspruchung ist trotz aller entwickelten technischen Hilfsmittel (wenn sie sich ein Heim für sein Personal leistet) nicht von der Hand zu weisen.
Leider sind nicht in allen Bundesländern die Pflegeschlüssel (wieviel Personal bei Pflegebedürftigen der Stufe I, II oder III einzusetzen sind) festgeschrieben, was natürlich besonders privaten Trägern die Möglichkeit eröffnet, selber festzulegen, wieviel Personal er als ausreichend ansieht. Zwar sind bei Pflegesatzverhandlungen mit den Pflegekassen Schlüssel vereinbart, aber da tun sich viele Hintertürchen auf, die von Trägern genutzt werden (kann ich hier nicht nennen). Natürlich gibt es da die Heimaufsicht und den MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen), die aber nur kontrollieren und Empfehlungen aussprechen können.
Alltag in unserem Pflegeheim
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Das Haus bietet 94 Bewohnern Platz und wurde im November 2007 eröffnet. Drei Wohnbereiche, die den Namen von ortstypischen Straßen haben, teilen sich jeweils in zwei kleinere Gruppen von 16 Bewohnern. Bewohner, die beim Einnehmen der Mahlzeit keine Probleme haben, nehmen diese in der Cafeteria des Hauses ein und werden vom Küchenpersonal bedient wie im Hotel. Die Bewohner, die Aufsicht oder Unterstützung brauchen, haben in diesem kleinen Bereich einen Gemeinschaftsraum, eingerichtet wie eine Wohnküche. Hier, oder in kleinen Sitzecken mit Couch und Sesseln halten sie sich auch tagsüber auf. Radio, Fernseher, Lese- und Spielmaterial stehen ausreichend in jedem der sechs Bereiche zur Verfügung.
Für die 32, 32 und 30 Bewohner der drei Bereiche sind jeweils drei Mitarbeiter im Dienst. Klar ist es viel Arbeit, wenn zu dritt 32 Bewohner versorgt werden müssen. Aber hier kommt es auf die ausgewogene Ablaufstruktur an, die manchmal sogar täglich angepasst werden muss. So werden zum Beispiel bettlägerige Bewohner in der Mittagszeit gewaschen, oder manche Bewohner abends geduscht, ehe sie ins Bett gehen, um die Pflegekräfte zu entlasten. Die Pflegekräfte sind angehalten, den Tagesablauf so zu gestalten, dass er sowohl den Wünschen des Bewohners entspricht, aber auch für die Pflegenden noch machbar bleibt.
Und es gibt strenge Regeln: Es wird darauf geachtet, dass...
--> man jeder Frage sein Ohr widmet,
--> nette Worte oder Lächeln beim Begegnen gewechselt werden,
--> nicht vom "Pflegen" gesprochen wird, sondern die Arbeit als "Begleiten und Betreuen" angesehen wird,
--> die Pflegekräfte sich bei den Bewohnern in den Gemeinschaftsräumen aufhalten und auch dort vor Ort die notwendige Dokuentation durchführen,
--> das Dienstzimmer kein Aufenthaltsort oder Sammelpunkt der Pflegekräfte ist, nur zu den Übergaben und bei Gesprächen mit Ärzten, Angehörigen oder Telefonaten.
--> Bei den Mahlzeiten müssen die Pflegekräfte bei den Bewohnern am Tisch sitzen, notfalls sogar einen Kaffee oder Kaltgetränk mittrinken (ohne Berechnung, versteht sich!).
--> "Duzen" ist nur erlaubt, wenn es der Bewohner wünscht oder krankheitsbedingt die einzige Möglichkeit ist, zu ihm vorzudringen (oft bei Demenz).
--> Die Mitarbeiter dürfen und sollen sich in die Gestaltung und Dekoration des Hauses und ihres Bereiches mit einbringen.
--> Die Mitarbeiter, die Bewohner und die Angehörigen werden nach ihren Meinungen gefragt, um das Arbeiten und Leben in unserem Haus so angenehm wie möglich zu gestalten.
--> Offenheit von der Leitung bis zum Mitarbeiter sorgt für Transparenz und ein entspanntes Arbeitsklima.
--> Auch wenn es nicht jedem Mitarbeiter passt, aber er ist gefragt und gefordert, sich aktiv an der positiven Aussenwirkung unseres Hauses zu beteiligen.
Die Mitarbeiter-, Angehörigen- und Bewohnerbefragungen haben eindeutig bescheinigt, dass zwar noch nicht alles perfekt ist, aber ein sehr gutes Arbeits- und Wohlfühlklima unser Haus als sehr empfehlenswert bezeichnen. Die vielen Bewerbungen und die lange Warteliste bezeugen dies.
Ernüchterndes Fazit nach einer unangekündigten MDK Kontrolle im Februar 2009
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= Es wurden keine Pflegefehler und auch keine Pflegemängel bei den neun visitierten Bewohnern festgestellt!
= Alle 10 befragten Bewohner bescheinigten eine hohe Zufriedenheit!
= Alle angerufenen Angehörigen oder Betreuer lobten die Arbeit der Pflegekräfte und äußerten vollste Zufriedenheit!
= Alle befragten Mitarbeiter erschienen stressfrei und beantworteten Fragen ungezwungen und kooperativ!
Wer nun glaubt, besser kann es nicht laufen, der irrt gewaltig. Im Anschluss daran bescheinigte man eine Stunde lang der Pflegedienstleitung, dass sie ihrer Fachaufsicht und Anleitung von Pflegemitarbeitern nicht nachgekommen ist.
= Die Pflegeplanungen stimmten nicht in allen Puunkten und waren nicht immer handlungsleitend.
= Abgezeichnete Leistungen stimmten nicht immer mit der Planung oder dem tatsächlichen Bedarf überein.
= Nicht für alle, wo es der MDK (!) für notwendig hielt, waren ein Ernährungsplan oder ein Trinkprotokoll angelegt.
Und in diesem Sinne wurde jede einzelne Dokumentation "zerpflückt" und die Pflegekräfte wurden bei dieser Litanei immer kleiner auf ihren Stühlen.
Fazit
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Trotzdem sind wir zufrieden, weil ein Pflegefehler wesentlich schlimmer wäre. Man kann nicht allumfassend die individuellen Ansprüche einzelner Personen über die Formulierung von Tätigkeiten erfüllen. Die Leitung und Mitarbeiter sind der Meinung, dass alle geimeinsam viel erreicht haben - ein Haus, in dem es sich aushalten, in dem es sich leben und arbeiten lässt. Das, was uns im Zusammenleben und -arbeiten mit den Menschen wichtig ist, wurde in den Antworten aller Beteiligten als "erfüllt" und umgesetzt bescheinigt. Und ich denke, nur das zählt, wenn man sich als Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz akzeptiert und wohlfühlen darf. Denn dies gilt nicht nur für die Bewohner, und das wird oft vergessen! Wie kann eine unzufriedene Pflegekraft einen Bewohner zur Zufriedenheit versorgen? Wenn sie/er ein guter Schauspieler ist, dann ja, aber dies geht meist nur begrnzt über einen kurzen Zeitraum.
Zufriedene Mitarbeiter sind Gold wert, wenn es um die Arbeit geht, die diese ausführen müssen, nämlich ihre Zufriedenheit an die Bewohner weitergeben.
Im Juni 2009:
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Der Bescheid der Pflegekassen kam, in dem unserem Träger eine Abmahnung ausgesprochen wurde, wegen den unverantwortlichen Defiziten!
Mittlerweile haben wir alle schriftlichen Dokumente mit einem immensen Zeitaufwand aufgearbeitet. Aber ob es nun in den Augen der MDK-Begutachterinnen besser bewertet werden würde, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sind unsere Bewohner immer noch zufrieden, weil ihnen unsere Aufmerksamkeit gehört. Und so soll es auch bleiben!
Im Januar 2010
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Wir zittern fast täglich, wann der Medizinische Dienst wieder in unserer Tür steht, um unser Haus nach dem neuen Transparenzverfahren zu prüfen und einzuschätzen. Weiterhin haben wir zufriedene Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter. Aber wir sind ja bereits einmal belehrt worden, dass dies nicht ausreicht. Also können wir nur hoffen, dass die nächste Überprüfung gut ausfällt....
In dieser Hoffnung schließt picassoweiblich ihren Bericht!
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Das Haus und Fotos findet ihr auf www.pflegeheim-bad-langensalza.de
(P.S.: Ihr werdet es nicht glauben: Ich bin die Pflegedienstleiterin)
64 Bewertungen, 26 Kommentare
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04.02.2014, 23:55 Uhr von jacky1990
Bewertung: sehr hilfreichhut ab für den Beruf lg
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20.10.2010, 22:38 Uhr von katjafranke
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße KATJA....
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27.03.2010, 13:08 Uhr von fantagirlie
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße, einen angenehmen Samstag und ein erholsames Wochenende. Danke für deine ständig wiederkehrenden Gegenlesungen
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18.03.2010, 21:59 Uhr von struppitoeter
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich! Guter Bericht!
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07.02.2010, 18:58 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich und liebe Grüsse
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03.02.2010, 02:55 Uhr von bigmama
Bewertung: besonders wertvollLG Anett
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02.02.2010, 17:37 Uhr von WhiskyJim
Bewertung: sehr hilfreichGruß und einen schönen Tag wünscht Whisky-Jim
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02.02.2010, 16:31 Uhr von Frankenmetal
Bewertung: sehr hilfreichInformativer Bericht LG
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02.02.2010, 15:40 Uhr von kreinsch2
Bewertung: besonders wertvollein wirklich guter und informativer Bericht
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02.02.2010, 12:17 Uhr von mima007
Bewertung: besonders wertvollbw Viele Gruesse, mima007
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02.02.2010, 12:10 Uhr von spidermorph@yahoo.de
Bewertung: besonders wertvollWow...toller Bericht...von mir ein BW ! LG Tony
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02.02.2010, 11:42 Uhr von XXLALF
Bewertung: sehr hilfreichganz liebe grüße und einen wunderschönen tag
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02.02.2010, 11:09 Uhr von rainbow90
Bewertung: besonders wertvollToller Bericht. LG
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02.02.2010, 10:32 Uhr von Yolante
Bewertung: besonders wertvollSuper Bericht :-) LG Yo
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02.02.2010, 09:18 Uhr von Dada5535
Bewertung: sehr hilfreichTop Bericht =) LG
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02.02.2010, 09:10 Uhr von cleo1
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße und einen schönen Dienstag. cleo1
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02.02.2010, 07:34 Uhr von Iris1979
Bewertung: sehr hilfreichSuper Bericht. LG Iris
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02.02.2010, 00:37 Uhr von testwriter
Bewertung: sehr hilfreichsupi berichti, schöne woche noch.
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01.02.2010, 23:29 Uhr von morla
Bewertung: besonders wertvolleinen guten wochenstart wünsche ich dir lg. petra
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01.02.2010, 22:48 Uhr von Lakisha_1
Bewertung: sehr hilfreichsh von mir. würd mich über gegenlesung freuen. lg
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01.02.2010, 22:31 Uhr von hjid55
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich und liebe Grüße Sarah
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01.02.2010, 22:07 Uhr von bettie47
Bewertung: sehr hilfreichGut berichtet.Grüße v. Bettie47
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01.02.2010, 22:05 Uhr von minasteini
Bewertung: sehr hilfreichToller Bericht. LG Marina
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01.02.2010, 21:49 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich.........lg sigi
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01.02.2010, 21:38 Uhr von Hot_Rider
Bewertung: sehr hilfreichGruß von Teresa und Markus !!!
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01.02.2010, 21:38 Uhr von Polarlicht1960
Bewertung: sehr hilfreichEinen schönen Abend wünscht dir Larissa
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