America's Army (PC Strategiespiel) Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
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Erfahrungsbericht von mephisto99
Ein wahrhaft mephistophelisches Game
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
0. VORWORT
Dieses Vorwort hat mit dem Spiel als solchem wenig zu tun, dennoch seien mir zwei kurze Anmerkungen gestattet: Viele Begriffe in diesem Bericht werden in englischer Sprache sein, einfach weil das Spiel nur in einer, nämlich einer englischen, Version vorliegt und mir zu vielen Begriffen die deutschen Entsprechungen nicht geläufig sind – das Spiel ist bemüht, militärische Abläufe in der US Army halbwegs real darzustellen, inklusive der offiziellen Sprache, und da ich selbst nie Dienst an der Waffe geleistet habe, kenne ich die deutschen Begriffe nicht. Oh Bewahrer der deutschen Sprache, dies war mein \"Ich bin unschuldig\" Plädoyer.
Ein zweiter Punkt sei der folgende: das Spiel ist das im wörtlichsten Sinne militanteste, welches ich kenne (da von der größten Militärorganisation der Welt herausgegeben). Dabei soll militant nicht mit blutrünstig verwechselt werden, im Gegenteil: das Spiel propagiert den sauberen, ehrenhaften Kampf unter Soldaten, ein Getroffener fällt um und fertig. Blut gibt es kaum (dafür wäre auch gar keine Zeit), und der dem Spiel innewohnende Realismus geht auch soweit, daß ein Einzelkämpfer, der in anderen Spielen des Genres mit der Hau-Drauf-Methode erfolgreich ist, hier unterliegen wird. Für dieses Spiel, wie für viele andere First Person Shooter auch, gilt einmal mehr: es ist nur geeignet für Menschen, die zwischen Wirklichkeit und Spiel differenzieren können; es ist insbesondere nicht für Kinder geeignet, da dieses Werbespiel der US Army selbstredend nicht die Schattenseiten militärischer Gewalt vermitteln will. Doch nun: Let the game begin!
1. SPIELGEDANKE
Zum Spielgedanken gibt es folgendes zu sagen. Das Spiel ist, wie erwähnt, eine Werbekampagne der US Army, da unter den drei Streitkräften Army, Navy und Air Force es die Army traditionell am schwersten hat, Nachwuchs zu rekrutieren. Um dieses Geschäft ein wenig anzukurbeln, wurde das Army Game, von den Herausgebern als Army Operations: Defend Freedom (!) bezeichnet, produziert und wird seither kostenlos zum Download angeboten (http://www.americasarmy.com/). Ich wurde irgendwann im Sommer 2002 drauf aufmerksam, damals gab es die Version 1.2, aktuell derzeit 1.5.
Kategorisieren würde ich das Spiel als First Person Shooter, aber es ist mehr als das: nicht man selbst, sondern das Team steht im Mittelpunkt, und es geht nicht nur ums Ballern, sondern auch um Taktik. Somit nennen wir es lieber Team Shooter, denn es gibt mehr Pluspunkte dafür, daß das Team das Ziel erreicht, als es Minuspunkte für vorzeitiges Ableben gibt. Konsequenterweise verläuft das gesamte Spiel, mit Ausnahme von zwei oder drei Trainings, als Multiplayer-Spiel. Missionen für Einzelkämpfer existieren nicht; diese würden wohl den immer wieder betonten Teamgedanken nicht hinreichend fördern.
Dabei geht es der Army darum, im Game ein möglichst umfassendes Bild von der Army zu vermitteln. Das vermittelte Bild halte ich für realistisch, allerdings hat man die Schattenseiten verständlicherweise stark aufgehellt, schließlich will man Werbung für die Army betreiben und nicht den Zivildienst fördern.
Mit Ausnahme bestimmter Trainings besteht das Spiel aus Missionen, die von je zwei gegeneinander antretenden Teams absolviert werden. Das ganze findet in Runden statt, die teilweise zeitbegrenzt sind. Eine bestimmte Anzahl von Runden muß man absolvieren, bevor man mit der nächsten Mission weitermachen kann.
2. VORBEREITUNGEN
Der Weg, den Soldaten bei der Ausbildung absolvieren, wird im Spiel nachgezeichnet. Bestimmte Stationen müssen absolviert werden, wobei alles, was mit physischem Training mangels praktikabler Umsetzung am PC nur durch einführende Texte beschrieben wird. Man muß jedoch eine Schießausbildung am M16 absolvieren und anschließend von 40 Zielen mindestens 23 treffen, sonst geht gar nix. Wer mehr als 30 trifft, bekommt eine Auszeichnung, und wer mehr als 36 trifft, kann eine Sniper-Ausbildung machen. Nur ein ausgebildeter Sniper (Scharfschütze) darf dann in den Missionen ein Sniper Rifle bedienen, ein weitreichendes Scharfschützengewehr.
Bislang haben die Ergebnisse des Schießtests keine Auswirkungen auf das Spiel; die (vom Spiel verwaltete) Trefferwahrscheinlichkeit eines Schützen ist also unabhängig davon, ob er gerade mal 23 Ziele abgeräumt hat oder alle 40. In Zukunft soll dies aber berücksichtigt werden, so daß ein schlechter Schütze dann auch im Spiel Nachteile haben wird.
Nach dem Schießstand gibt es eine kurze Unterweisung für verschiedene Sorten von Granaten (frag, smoke, flash-bang), und schon darf man in den ersten Häuserkampf ziehen.
Im Verlaufe der Entwicklung des durch den Spieler gesteuerten Soldaten gibt es weitere Trainings. Eines ist ein Hürdenlauf, bei dem man im wesentlichen die Tastaturkommandos für Klettern, Kriechen, Springen usw. erlernt. Ein weiteres ist ein Schießstand, auf dem man den Umgang mit weiteren Waffen erlernt: Granatwerfer M203, der am M16 angebracht wird; Maschinengewehr M249 (auch SAW genannt, nicht für Säge, sondern als Akronym für Squad Automatic Weapon). Dann gibt es noch die Airborne School für den Fallschirmsprung.
3. GAMEPLAY
Hat man die erforderlichen Qualifikationen schrittweise erworben, steht dem Spiel nichts mehr im Wege. Die verfügbaren Missionen sind mannigfaltig, und oft kann man eine bestimmte Mission nur spielen, wenn man deren Vorgänger absolviert hat. Es gibt Missionen am Tag und bei Dunkelheit, bei bester Sicht und bei Nebel, im Sommer oder im Schnee. Einige Missionen erfordern einen Fallschirmsprung, nach welchem die Mission für manch unglücklichen Springer direkt beendet ist. In einigen Missionen haben die Spieler Nachtsichtgeräte und alle Granaten, und alle Waffen stehen dem Team zur Verfügung; an anderer Stelle gibt es nur beispielsweise nur Maschinengewehre (mit denen man nur unpräzise zielen kann) oder keine Granaten oder, oder, oder.
Zwei Teams stehen im Wettstreit um das Erreichen von Zielen. Auch die Ziele variieren: so kann es gefordert sein, bestimmte Punkte zu erreichen und nach Erreichen zu verteidigen, oder ein Team sind die Angreifer (Assault), und ein weiteres Team die Verteidiger (Defense) eines Objektes.
Dabei ist versucht worden, möglichst ein Gleichgewicht zwischen Assault und Defense zu schaffen, indem das Waffenarsenal entsprechend eingestellt ist oder nur eine Partei Nachtsichtgeräte erhalten. Das Gleichgewicht besteht dennoch nicht in allen Missionen, und insbesondere dann nicht, wenn der Gegner den Teamgedanken umsetzt, das eigene Team jedoch nur aus Rambos besteht, die sich sukzessive aus dem Spiel befördern.
Um im Team zu kommunizieren, stehen u.a. Funkgeräte und Handzeichen zur Verfügung. Meinen Erfahrungen zufolge gibt es nur wenige Spieler, die diese Möglichkeiten auch wirklich sinnvoll nutzen, was daran liegt, daß man sich zunächst mit der recht komplexen Tastenbelegung vertraut machen muß. Im Endeffekt trifft man auf mindestens der Hälfte der Server Spieler, die entweder die Tastenbelegung nicht kennen, keine Tasten belegt haben, nicht kommunizieren wollen oder auch können, etwa weil sie nicht Englisch tippen können.
Einige Missionen bilden das MILES System der Army nach, bei dem mit Platzpatronen geschossen wird und ein getroffener Spieler seinen Helm abnimmt und sich hinsetzt anstelle umzufallen. Da das ganze Spiel ohnehin schon eine Simulation ist, ändert sich durch diesen zusätzlichen Pseudo-Realismus wenig, soll aber wohl die Trainingsmethoden der Army zeigen.
4. TEAMS
Wie gesagt, die Army legt großen Wert auf Teams, und daher sind viele Missionen auch so ausgelegt, daß nur ein Team die Aufgabe lösen kann. Im virtuellen Soldatenleben klappt das aber nicht so richtig, es sei denn, man verabredet sich mit Spielern auf geschlossenen Servern. Auf den offenen Servern ist ein ständiges Kommen und Gehen, mitunter fliegt man selbst raus, und dort findet die Teambildung eher nicht statt. Zumindest nicht, wenn man wie ich neben dem virtuellen auch noch ein reales Leben hat...
Der Teamgedanke wird an mehreren Stellen unterstrichen.
- Bepunktung (auf den meisten Karten gibt es mehr Pluspunkte für den Teamsieg als Minuspunkte für vorzeitigen Abgang)
- Massiven Punktabzug für \"friendly fire\", d.h. Kameradenbeschuß
- Große Zahl teamorientierter Funktionen, etwa Kommunikation
- aus dem pdf-Handbuch zum Thema Granaten: \"You can \'take one for the team\' and save your buddies by diving onto a hand grenade – your body may absorb enough of the blast and fragments to allow the to escape damage and avenge your heroic death.\" Noch Fragen?!
Ein Ärgernis mit Blick auf den erheblichen Punktabzug für \"friendly fire\" ist die miserable Unterscheidbarkeit von Freund und Feind. Ist eine Figur in maximal 10 Meter Entferung, färbt sich das Fadenkreuz rot bei Feind und grün bei Freund. Bei größerer Entfernung haben die Mitglieder des eigenen Teams Rucksäcke und der Gegner nicht; das jedoch hilft quer über das Schlachtfeld auch nicht weiter... somit tritt Teamkill doch recht häufig auf.
Ein Team wird gebildet aus einem Squad Leader, und, je nach Teamstärke, aus bis zu 3 Fireteam Leaders. Sind alle Waffen freigeschaltet, ist die Standardaufteilung ein Squad Leader mit M16, zwei Fireteam Leader mit M16, zwei Maschinengewehre, zwei Grenadiere (mit M203), zwei Scharfschützen und mindestens zwei mit M16 Bewaffnete.
Eigentlich ist es die Aufgabe der Leader, Befehle zu geben und das Team zu koordinieren, aber das habe ich bisher noch kein einziges Mal funktionieren sehen. Liegt vermutlich daran, daß man schlecht Text tippen und gleichzeitig feuern kann...
Man kann über einen Schirm festlegen, welche Aufgabe respektive welche Waffe man im Team übernehmen möchte. Ferner kann man festlegen, ob man Assault oder Defense spielen mag, allerdings hat da der Server das letzte Wort: man wird nur dann einem neuen Team zugeteilt, wenn dadurch das bisherige Team nicht in die Unterzahl gerät.
5. ÄRGERNISSE
Bereits aufgezählt hatte ich ja die folgenden:
- schlecht funktionierende Teams
- (gewollt) schwierige Freund/Feindkennung
Dazu kommt noch:
- Teamauswahl (Defense oder Assault) ist selten möglich, da i.d.R. doch eines der Teams leichte Vorteile hat und daher von den Spielern bevorzugt wird
- Ping-Zeiten oberhalb von 240 sind die Regel, weil die Server fast ausschließlich in Amerika stehen
- Performance bei großer Anzahl von Bewegungen auf dem Schirm läßt erheblich nach, dadurch werden die eigenen Bewegungen sehr stroboskopisch und ein Zielen unmöglich
- Rollenauswahl im Team klappt ebenfalls meist nicht
- Manche Missionen haben ein hohes Zeitlimit (10 Minuten) oder gar keines; wenn man den entsprechenden Server betritt, kann es lange dauern, bis man mitspielen kann
6. TECHNISCHES
Der Download von aktuell 314 MB erzeugt eine Installation von 750 MB. Zum Download empfehle ich die Server von nVidia, da alle anderen Server einen mit kostenpflichtigen Mitgliedschaften nerven, bevor man das eigentlich kostenlose Spiel herunterladen kann.
Man kann das Spiel neuerdings auch auf CD beziehen, dabei weiß ich allerdings nicht, ob dieses Angebot nur auf das US-Gebiet beschränkt ist (wundern würde mich es nicht).
Englisch sollte man gut verstehen, und die vor jeder Mission angezeigten Texte notfalls mithilfe eines Wörterbuches lesen. Erstens kann man dabei was fürs Leben lernen (militärische Vokabeln jedenfalls), und man versteht auch besser, worum es in der Mission gehen wird.
Mindestanforderungen sind ein PIII mit 766 MHz, 128 MB RAM, ein Windows ab 98, DirectX 8.1 und eine 32MB-Grafikkarte mit T&L. Empfohlen sind ein P4 mit 1,4 GHz, 256 MB RAM, WinME, Win2k oder WinXP und eine GeForce-3-Karte mit 64 MB.
Auf einem PIII mit 1GHz und 256 MB läuft die Sache aus meiner Sicht akzeptabel; die hohen Ping-Zeiten sind viel hinderlicher.
7. FAZIT
Mit dem Army Game hat die US Army der Spielergemeinde einen ansprechenden, technisch ausgereiften Shooter beschert, der zu begeistern vermag. Da Spieler aus allen Ecken der Welt sich auf den Servern tummeln, findet man zu jeder Stunde Mitspieler für fast alle Missionen. Das Spiel läuft unter WinXP stabil, und auch die Server sind ihrer Aufgabe im Grunde gewachsen. Mitunter gibt es einen Serverausfall, der sich darin äußert, daß schlicht nichts passiert – eine gute Gelegenheit, die Karte mal ohne störende Gegner zu erkunden.
Die vielen verfügbaren Karten, die teilweise recht groß sind, sowie die Möglichkeit, rund um die Uhr spielen zu können und, nicht zuletzt, der Gedanke, daß man weder Anschaffungsgebühren hat noch (wie etwa bei Blizzard) Abogebühren fürs Onlinespielen zahlen muß, ergeben trotz der genannten Ärgernisse 5 Sterne. Der Spielspaß und die Spannung (eine Mission verläuft jedesmal anders, da dauernd neue Spieler hinzukommen und keine durch künstliche Intelligenz gesteuerten Bots herumlaufen) sind immer wieder ein Spiel wert.
In diesem Sinne: Welcome Soldier to another day of weapon familiarization! (Spruch des Ausbilders am Schießstand, wenn man im ersten Anlauf die 23 Ziele nicht erreicht hat)
Dieses Vorwort hat mit dem Spiel als solchem wenig zu tun, dennoch seien mir zwei kurze Anmerkungen gestattet: Viele Begriffe in diesem Bericht werden in englischer Sprache sein, einfach weil das Spiel nur in einer, nämlich einer englischen, Version vorliegt und mir zu vielen Begriffen die deutschen Entsprechungen nicht geläufig sind – das Spiel ist bemüht, militärische Abläufe in der US Army halbwegs real darzustellen, inklusive der offiziellen Sprache, und da ich selbst nie Dienst an der Waffe geleistet habe, kenne ich die deutschen Begriffe nicht. Oh Bewahrer der deutschen Sprache, dies war mein \"Ich bin unschuldig\" Plädoyer.
Ein zweiter Punkt sei der folgende: das Spiel ist das im wörtlichsten Sinne militanteste, welches ich kenne (da von der größten Militärorganisation der Welt herausgegeben). Dabei soll militant nicht mit blutrünstig verwechselt werden, im Gegenteil: das Spiel propagiert den sauberen, ehrenhaften Kampf unter Soldaten, ein Getroffener fällt um und fertig. Blut gibt es kaum (dafür wäre auch gar keine Zeit), und der dem Spiel innewohnende Realismus geht auch soweit, daß ein Einzelkämpfer, der in anderen Spielen des Genres mit der Hau-Drauf-Methode erfolgreich ist, hier unterliegen wird. Für dieses Spiel, wie für viele andere First Person Shooter auch, gilt einmal mehr: es ist nur geeignet für Menschen, die zwischen Wirklichkeit und Spiel differenzieren können; es ist insbesondere nicht für Kinder geeignet, da dieses Werbespiel der US Army selbstredend nicht die Schattenseiten militärischer Gewalt vermitteln will. Doch nun: Let the game begin!
1. SPIELGEDANKE
Zum Spielgedanken gibt es folgendes zu sagen. Das Spiel ist, wie erwähnt, eine Werbekampagne der US Army, da unter den drei Streitkräften Army, Navy und Air Force es die Army traditionell am schwersten hat, Nachwuchs zu rekrutieren. Um dieses Geschäft ein wenig anzukurbeln, wurde das Army Game, von den Herausgebern als Army Operations: Defend Freedom (!) bezeichnet, produziert und wird seither kostenlos zum Download angeboten (http://www.americasarmy.com/). Ich wurde irgendwann im Sommer 2002 drauf aufmerksam, damals gab es die Version 1.2, aktuell derzeit 1.5.
Kategorisieren würde ich das Spiel als First Person Shooter, aber es ist mehr als das: nicht man selbst, sondern das Team steht im Mittelpunkt, und es geht nicht nur ums Ballern, sondern auch um Taktik. Somit nennen wir es lieber Team Shooter, denn es gibt mehr Pluspunkte dafür, daß das Team das Ziel erreicht, als es Minuspunkte für vorzeitiges Ableben gibt. Konsequenterweise verläuft das gesamte Spiel, mit Ausnahme von zwei oder drei Trainings, als Multiplayer-Spiel. Missionen für Einzelkämpfer existieren nicht; diese würden wohl den immer wieder betonten Teamgedanken nicht hinreichend fördern.
Dabei geht es der Army darum, im Game ein möglichst umfassendes Bild von der Army zu vermitteln. Das vermittelte Bild halte ich für realistisch, allerdings hat man die Schattenseiten verständlicherweise stark aufgehellt, schließlich will man Werbung für die Army betreiben und nicht den Zivildienst fördern.
Mit Ausnahme bestimmter Trainings besteht das Spiel aus Missionen, die von je zwei gegeneinander antretenden Teams absolviert werden. Das ganze findet in Runden statt, die teilweise zeitbegrenzt sind. Eine bestimmte Anzahl von Runden muß man absolvieren, bevor man mit der nächsten Mission weitermachen kann.
2. VORBEREITUNGEN
Der Weg, den Soldaten bei der Ausbildung absolvieren, wird im Spiel nachgezeichnet. Bestimmte Stationen müssen absolviert werden, wobei alles, was mit physischem Training mangels praktikabler Umsetzung am PC nur durch einführende Texte beschrieben wird. Man muß jedoch eine Schießausbildung am M16 absolvieren und anschließend von 40 Zielen mindestens 23 treffen, sonst geht gar nix. Wer mehr als 30 trifft, bekommt eine Auszeichnung, und wer mehr als 36 trifft, kann eine Sniper-Ausbildung machen. Nur ein ausgebildeter Sniper (Scharfschütze) darf dann in den Missionen ein Sniper Rifle bedienen, ein weitreichendes Scharfschützengewehr.
Bislang haben die Ergebnisse des Schießtests keine Auswirkungen auf das Spiel; die (vom Spiel verwaltete) Trefferwahrscheinlichkeit eines Schützen ist also unabhängig davon, ob er gerade mal 23 Ziele abgeräumt hat oder alle 40. In Zukunft soll dies aber berücksichtigt werden, so daß ein schlechter Schütze dann auch im Spiel Nachteile haben wird.
Nach dem Schießstand gibt es eine kurze Unterweisung für verschiedene Sorten von Granaten (frag, smoke, flash-bang), und schon darf man in den ersten Häuserkampf ziehen.
Im Verlaufe der Entwicklung des durch den Spieler gesteuerten Soldaten gibt es weitere Trainings. Eines ist ein Hürdenlauf, bei dem man im wesentlichen die Tastaturkommandos für Klettern, Kriechen, Springen usw. erlernt. Ein weiteres ist ein Schießstand, auf dem man den Umgang mit weiteren Waffen erlernt: Granatwerfer M203, der am M16 angebracht wird; Maschinengewehr M249 (auch SAW genannt, nicht für Säge, sondern als Akronym für Squad Automatic Weapon). Dann gibt es noch die Airborne School für den Fallschirmsprung.
3. GAMEPLAY
Hat man die erforderlichen Qualifikationen schrittweise erworben, steht dem Spiel nichts mehr im Wege. Die verfügbaren Missionen sind mannigfaltig, und oft kann man eine bestimmte Mission nur spielen, wenn man deren Vorgänger absolviert hat. Es gibt Missionen am Tag und bei Dunkelheit, bei bester Sicht und bei Nebel, im Sommer oder im Schnee. Einige Missionen erfordern einen Fallschirmsprung, nach welchem die Mission für manch unglücklichen Springer direkt beendet ist. In einigen Missionen haben die Spieler Nachtsichtgeräte und alle Granaten, und alle Waffen stehen dem Team zur Verfügung; an anderer Stelle gibt es nur beispielsweise nur Maschinengewehre (mit denen man nur unpräzise zielen kann) oder keine Granaten oder, oder, oder.
Zwei Teams stehen im Wettstreit um das Erreichen von Zielen. Auch die Ziele variieren: so kann es gefordert sein, bestimmte Punkte zu erreichen und nach Erreichen zu verteidigen, oder ein Team sind die Angreifer (Assault), und ein weiteres Team die Verteidiger (Defense) eines Objektes.
Dabei ist versucht worden, möglichst ein Gleichgewicht zwischen Assault und Defense zu schaffen, indem das Waffenarsenal entsprechend eingestellt ist oder nur eine Partei Nachtsichtgeräte erhalten. Das Gleichgewicht besteht dennoch nicht in allen Missionen, und insbesondere dann nicht, wenn der Gegner den Teamgedanken umsetzt, das eigene Team jedoch nur aus Rambos besteht, die sich sukzessive aus dem Spiel befördern.
Um im Team zu kommunizieren, stehen u.a. Funkgeräte und Handzeichen zur Verfügung. Meinen Erfahrungen zufolge gibt es nur wenige Spieler, die diese Möglichkeiten auch wirklich sinnvoll nutzen, was daran liegt, daß man sich zunächst mit der recht komplexen Tastenbelegung vertraut machen muß. Im Endeffekt trifft man auf mindestens der Hälfte der Server Spieler, die entweder die Tastenbelegung nicht kennen, keine Tasten belegt haben, nicht kommunizieren wollen oder auch können, etwa weil sie nicht Englisch tippen können.
Einige Missionen bilden das MILES System der Army nach, bei dem mit Platzpatronen geschossen wird und ein getroffener Spieler seinen Helm abnimmt und sich hinsetzt anstelle umzufallen. Da das ganze Spiel ohnehin schon eine Simulation ist, ändert sich durch diesen zusätzlichen Pseudo-Realismus wenig, soll aber wohl die Trainingsmethoden der Army zeigen.
4. TEAMS
Wie gesagt, die Army legt großen Wert auf Teams, und daher sind viele Missionen auch so ausgelegt, daß nur ein Team die Aufgabe lösen kann. Im virtuellen Soldatenleben klappt das aber nicht so richtig, es sei denn, man verabredet sich mit Spielern auf geschlossenen Servern. Auf den offenen Servern ist ein ständiges Kommen und Gehen, mitunter fliegt man selbst raus, und dort findet die Teambildung eher nicht statt. Zumindest nicht, wenn man wie ich neben dem virtuellen auch noch ein reales Leben hat...
Der Teamgedanke wird an mehreren Stellen unterstrichen.
- Bepunktung (auf den meisten Karten gibt es mehr Pluspunkte für den Teamsieg als Minuspunkte für vorzeitigen Abgang)
- Massiven Punktabzug für \"friendly fire\", d.h. Kameradenbeschuß
- Große Zahl teamorientierter Funktionen, etwa Kommunikation
- aus dem pdf-Handbuch zum Thema Granaten: \"You can \'take one for the team\' and save your buddies by diving onto a hand grenade – your body may absorb enough of the blast and fragments to allow the to escape damage and avenge your heroic death.\" Noch Fragen?!
Ein Ärgernis mit Blick auf den erheblichen Punktabzug für \"friendly fire\" ist die miserable Unterscheidbarkeit von Freund und Feind. Ist eine Figur in maximal 10 Meter Entferung, färbt sich das Fadenkreuz rot bei Feind und grün bei Freund. Bei größerer Entfernung haben die Mitglieder des eigenen Teams Rucksäcke und der Gegner nicht; das jedoch hilft quer über das Schlachtfeld auch nicht weiter... somit tritt Teamkill doch recht häufig auf.
Ein Team wird gebildet aus einem Squad Leader, und, je nach Teamstärke, aus bis zu 3 Fireteam Leaders. Sind alle Waffen freigeschaltet, ist die Standardaufteilung ein Squad Leader mit M16, zwei Fireteam Leader mit M16, zwei Maschinengewehre, zwei Grenadiere (mit M203), zwei Scharfschützen und mindestens zwei mit M16 Bewaffnete.
Eigentlich ist es die Aufgabe der Leader, Befehle zu geben und das Team zu koordinieren, aber das habe ich bisher noch kein einziges Mal funktionieren sehen. Liegt vermutlich daran, daß man schlecht Text tippen und gleichzeitig feuern kann...
Man kann über einen Schirm festlegen, welche Aufgabe respektive welche Waffe man im Team übernehmen möchte. Ferner kann man festlegen, ob man Assault oder Defense spielen mag, allerdings hat da der Server das letzte Wort: man wird nur dann einem neuen Team zugeteilt, wenn dadurch das bisherige Team nicht in die Unterzahl gerät.
5. ÄRGERNISSE
Bereits aufgezählt hatte ich ja die folgenden:
- schlecht funktionierende Teams
- (gewollt) schwierige Freund/Feindkennung
Dazu kommt noch:
- Teamauswahl (Defense oder Assault) ist selten möglich, da i.d.R. doch eines der Teams leichte Vorteile hat und daher von den Spielern bevorzugt wird
- Ping-Zeiten oberhalb von 240 sind die Regel, weil die Server fast ausschließlich in Amerika stehen
- Performance bei großer Anzahl von Bewegungen auf dem Schirm läßt erheblich nach, dadurch werden die eigenen Bewegungen sehr stroboskopisch und ein Zielen unmöglich
- Rollenauswahl im Team klappt ebenfalls meist nicht
- Manche Missionen haben ein hohes Zeitlimit (10 Minuten) oder gar keines; wenn man den entsprechenden Server betritt, kann es lange dauern, bis man mitspielen kann
6. TECHNISCHES
Der Download von aktuell 314 MB erzeugt eine Installation von 750 MB. Zum Download empfehle ich die Server von nVidia, da alle anderen Server einen mit kostenpflichtigen Mitgliedschaften nerven, bevor man das eigentlich kostenlose Spiel herunterladen kann.
Man kann das Spiel neuerdings auch auf CD beziehen, dabei weiß ich allerdings nicht, ob dieses Angebot nur auf das US-Gebiet beschränkt ist (wundern würde mich es nicht).
Englisch sollte man gut verstehen, und die vor jeder Mission angezeigten Texte notfalls mithilfe eines Wörterbuches lesen. Erstens kann man dabei was fürs Leben lernen (militärische Vokabeln jedenfalls), und man versteht auch besser, worum es in der Mission gehen wird.
Mindestanforderungen sind ein PIII mit 766 MHz, 128 MB RAM, ein Windows ab 98, DirectX 8.1 und eine 32MB-Grafikkarte mit T&L. Empfohlen sind ein P4 mit 1,4 GHz, 256 MB RAM, WinME, Win2k oder WinXP und eine GeForce-3-Karte mit 64 MB.
Auf einem PIII mit 1GHz und 256 MB läuft die Sache aus meiner Sicht akzeptabel; die hohen Ping-Zeiten sind viel hinderlicher.
7. FAZIT
Mit dem Army Game hat die US Army der Spielergemeinde einen ansprechenden, technisch ausgereiften Shooter beschert, der zu begeistern vermag. Da Spieler aus allen Ecken der Welt sich auf den Servern tummeln, findet man zu jeder Stunde Mitspieler für fast alle Missionen. Das Spiel läuft unter WinXP stabil, und auch die Server sind ihrer Aufgabe im Grunde gewachsen. Mitunter gibt es einen Serverausfall, der sich darin äußert, daß schlicht nichts passiert – eine gute Gelegenheit, die Karte mal ohne störende Gegner zu erkunden.
Die vielen verfügbaren Karten, die teilweise recht groß sind, sowie die Möglichkeit, rund um die Uhr spielen zu können und, nicht zuletzt, der Gedanke, daß man weder Anschaffungsgebühren hat noch (wie etwa bei Blizzard) Abogebühren fürs Onlinespielen zahlen muß, ergeben trotz der genannten Ärgernisse 5 Sterne. Der Spielspaß und die Spannung (eine Mission verläuft jedesmal anders, da dauernd neue Spieler hinzukommen und keine durch künstliche Intelligenz gesteuerten Bots herumlaufen) sind immer wieder ein Spiel wert.
In diesem Sinne: Welcome Soldier to another day of weapon familiarization! (Spruch des Ausbilders am Schießstand, wenn man im ersten Anlauf die 23 Ziele nicht erreicht hat)
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