Anatomie (DVD) Testbericht

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Anatomie-dvd-thriller
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Erfahrungsbericht von myra-belle

Niveaulose Leichenfledderei

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Ich hatte so viel Gutes von diesem Film gehört, dass ich mir gedacht hatte, es würde sich lohnen, sich den Film bei der Free-TV-Premiere anzuschauen. Am letzten Samstag war es dann soweit. Leider wurde ich bitter enttäuscht. Ganz gesehen habe ich den Film dann auch nicht. Nach der Hälfte habe ich entnervt aufgegeben.

Meine Vorwürfe lauten :

1) Zu wenig Horror.

Es geht im Film darum, dass an der renomierten Heidelberger Universität im Fachbereich Medizin eine Gruppe Mediziner sich zusammengeschlossen haben und einfach interessante Krankheitsbilder präparieren, wobei diese Patienten noch nicht verstorben sind. Ihnen wird im Lebendzustand ein Mittel gespritzt, das das Blut plastifiziert. Da der Mensch noch lebt, wird das Mittel von ihm selbst durch die Adern gepumpt. Damit wird der Körper fast von selbst zu einer Figur. Noch während die Menschen noch leben, werden sie präperiert. Es kommt dann vor, das ein Mann aufwacht und erkennen muß, dass sein Bauchraum offen liegt, vermumte Mediziner in blauen Kitteln daran arbeiten und an seiner Hand schon die Sehnen und Muskeln herauspräpariert worden sind. Um den Horreffekt zu verstärken, kann er sogar noch die Hand bewegen.
Die entstehenden Figuren erinnern stark an die in der umstrittenden Ausstellung \"Körperwelten\".
Es klingt alles äußerst dragisch und nervenaufreibend, doch wurden in einer Stunde gerade mal 2 Szenen von solchem Kaliber gezeigt. Alle anderen Horrorszenen sind entweder schon x-mal gesehen oder bereits auf den 1. Blick als blöder Scherz von dummen Medizinstudenten auszumachen. Von Heidelberg selber sieht man nicht viel, es wird versucht, mit ein paar alten, dunklen Gemäuern eine gruselige Atmosphäre zu schaffen. Doch dumpf klingende Schritte auf kaltem Ashalt lassen mich noch lange nicht frösteln oder gar vor Angst zittern, wenn die Bedrohung nicht schon vorher da war und die Verfolgung dadurch \"zwingend\" notwendig wurde.

2) Zu viele schlechte Witze.

Als Charaktere werden unter anderem die Studenten Paula (Franka Potente), Gretchen (Anna Loos), Hein (Benny Fürmann), Caspar (Sebastian Blomberg) Phil (Holger Speckhahn) eingeführt. Diese besuchen die Uni, wobei die zwei Mädels neu hinzukommen. Diese sind jung, hübsch und ehrgeizig, doch werden sie von den Männern nur als \"Frischfleisch\" betrachtet. Es wird gebaggert auf Teufel komm raus, kein Scherz, Witz oder Zote ist zu schlecht, um unausgesprochen zu bleiben. Die Männern halten sich für Zuchthengste, deren Samen eine Bereicherung für jede Frau darstellen sollte. Also Annäherungsversuche der plumpesten Sorte.
Paula hatte am Anfang keinen Freund und hält sich die meisten mit einem schiefen Seitenblick und wohl ironisch gemeinten Sprüchen vom Leibe. Nur entlocken diese mir des öfteren ein genervtes Augenrollen. Leider ist ihre Zunge auch nicht scharf genug, als dass sie die Männer auf Dauer im Zaum halten könnte. Also versuchen die es immer wieder. Hinzu kommt, dass sie irgendwann aus mir unbekannten Gründen sich zu Caspar hingezogen fühlt und ihm erlaubt, sie zu küssen. Zum einen halte ich ihn weder für attraktiv, noch charmant oder liebevoll, zum anderen scheint es im nur darum zu gehen, sie möglichst bald rumzukriegen. Da sie sich sträubt, wirft er ihr vor, mit toten Menschen besser zu können.
Und da wäre noch das Gretchen, dass ich getrost als nymphoman beschreiben könnte. Sie vernascht die Männer der Reihe nach und gibt denen sogar noch eine 2. Chance, wenn die mal nicht ihren Mann stehen können. Sie ist zu denen genauso sexistisch, wie die zu allen Frauen. Sie ist nicht nur üppig gebaut, sondern wirklich intelligent, wenn man den Ergebnissen im Robert-Koch-Wettbewerb, den sie als Beste abgeschlossen hat, glauben darf. Trotzdem fängt sie sich die dümmsten und albernsten Männer der Gegend, weil die gut aussehen. Auch versteckt sie ihre Intelligenz: \"Was würden die wohl sagen, wenn die wüßten, dass mein I.Q. 50 Punkte höher liegt als ihrer?\" Damit reduziert sie sich selber zu einer Barbiepuppe.

3) Klischees über Klischees.

Paula entstammt einer Ärztefamilie. Großvater war Dekan der Heidelberger Uni und Chefarzt der Klinik, in der nun im Sterben liegt. Es freut ihn sehr, dass seine Ekelin evtl. seine Forschungen weiterführen wird. Ihr Vater dagegen ist zwar auch Arzt, hat sich aber vollends dem Hypokratischen Eid verschrieben und sich mit seinem Vater zerstritten, da er denkt, ein Arzt mit einem Gewissen sollte alles Geld der Welt sausen lassen und stattdessen eine allgemeinärztliche Praxis führen, ungeachtet dessen, dass diese mehr schlecht als recht geht. Er ist enttäuscht darüber, dass Paula nach Heidelberg geht und nicht willens ist, später seine Praxis weiterzuführen, da ihr die Patienten auf den Geist gehen.
Diese Konstellation hört sich nach einem Ärzteschundheft an.

Gretchen ist blond.

Medizinstudenten führen die Erstsemester ein, indem sie ihnen mit kopflosen Leichen Angst einjagen wollen und sich bei der Ausführung der Schandtat halbtot lachen.

Männer denken immer zuerst an ihren Schwanz.

Paula läßt sich von ihren Emotionen leiten, obwohl sie es als angehende Medizinerin ja nicht soll und klärt den Mord an einen Bekannten auf. (Ich gehe zumindest davon aus, dass der Film so enden wird.)

4) Diese Namen, oh, diese Namen.

Der Film lief 2000 an. Kann mir dann bitte jemand sagen, wie es passieren konnte, dass die alle so antiquitierte Namen tragen? Es kann ja wohl nicht sein, dass all diese Namen typisch deutsch sind, oder? Ich kenne keine einzige Person, die auch nur einen dieser Namen trägt.

FAZIT

Es war nur ein unhaltbares Gerücht, dass dieser Film an die amerikanischen Maßstäbe herankäme und einer der besten deutschen Horrorfilme sei. Sollte der 2. Teil des Satzes doch stimmen, so sehe es schwarz für die deutsche Filmindustrie aus.

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