And justice for all - Metallica Testbericht

ab 9,09 €
Billiger bei eBay?
Bei Amazon bestellen
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
Summe aller Bewertungen
- Cover-Design:
- Klangqualität:
Erfahrungsbericht von AlterPlunder
Gerechtigkeit für alle! Die beste Metallica Platte
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Ich widme mich jetzt und hier der ohne Zweifel grössten Metalband aller Zeiten!
Bamm, und schon ins erste Fettnäpfchen getreten?! Nein, sehe ich nicht so. Jeder hat seine Faves und ohne Frage gibt es ausser dem Vierer aus der Bay Area (L.A., San Fransisco, California) ein paar Bands mehr im Metal Sektor, die revolutionäres veröffentlicht haben und stilprägend agierten. Nun schau ich mir aber Metallica an und stelle fest, daß die quasi mit der Veröffentlichung ihres Debüts \"Kill \'em all\" 1983 die Geschichte des Metals neu schrieben. Beginnend mit diesem Album beinflussen Metallica bis zum heutigen Tag Musiker. Unter anderem Musiker, die wiederum beeinflussten. Als da wären (um mal bekannte Vertreter zu nennen): Faith No More, Alice In Chains, Rage Against The Machine, Machine Head, Pantera...uswusf.
1989 veröffentlicht ist \"...and justice for all\" in meinen Ohren der gelungenste aller Outputs. Und schon wieder wage ich mich auf dünnes Eis. Denn selbst die Herren Hetfield (v/g), Ulrich (dr), Hammett (git) und Newsted (b) behaupten genau das Gegenteil. Mittlerweile wohlgemerkt.
Und auch zahlreiche Metallica Fans spuck(t)en aus, spricht man sie auf \"...and justice for all\" an. Daß Metallica sich mit jedem Album aber ein paar Hardliner vergraulen und doppelt so viele neue Fans gewinnen, ist mittlerweile fast schon eine Tradition. Selbst die \"Kill\'em all\" Fans verschrien das nachfolgenden \"Ride The Lightning\" als Kommerzscheisse. Und bei der \"Justice\", über die wir heute referieren? Oh, da war das Geschrei ganz gross! Denn mit diesem Album war nämlich Schluss mit Thrash Metal. Das gestanden selbst die Musikusse ein!
\"...and justice for all\" ist - wenn man dieser Platte nicht wohlgesonnen ist - eine einzige Rifforgie. Die Songs sind durchweg kleine Kunstwerke, in denen nur selten ein Part öfter als zweimal vorkommt. Und doch folgen die Songs stets einem Thema, das sich langsam aufbaut.
Zuerst aber mal ein paar kleine Facts zur Platte:
Bassisten und Bassfanatiker werden mit dieser Platte nicht gerade glücklich. Kurz vor den Aufnahmen dieser Platte schlug das Schicksal beim charismatischsten Bandmitglied gnadenlos zu: Der Tourbus fuhr in den Graben, kippte um und und der Bassist Cliff Burton wurde unter dem Vehikel begraben. Er überlebte den Unfall nicht. Sein Ersatz hörte auf den Namen Jason Newsted, der bis zu diesem Zeitpunkt bei den Bay Area Thrashern Flotsam & Jetsam den Tieftöner bediente. Flotsam & Jetsam gibt\'s mittlerweile wieder; Jason Newsted hat im letzten Jahr Metallica allerding verlassen.
Waren die Herren Hetfield und Ulrich schon immer die Macher von Metallica (Hammett bekam ab und zu einen Songwriting Credit), musste auf dieser Produktion wohl das Gezupfe des Neuen untergehen. Immer diese Egomanen! Würde Jason Newsted nicht als Bassist auf den Bandfotos im Inlay angeführt sein, wäre ich überzeugt, Metallica haben \"...and justice for all\" ohne Bassisten eingespielt. Denn die Bässe sind in erster Linie die dicken Gitarren und die Basedrum.
Womit wir bei meinem Lieblingsthema dieser Platte wären: Der Sound, allen voran der Schlagzeugsound. Lars Ulrich lieferte für die damalige Zeit an seinem Schlagzeug nämlich eine Meisterleistung ab. Nicht einmal bei Slayer, die ja bei einigen Songs vom Double Base (Double Base = der Schlagzeuger bearbeitet mit beiden Beinen zwei Basedrums, bzw. eine spezielle Fussmaschine und ist so in der Lage beispielsweise 16tel mit der Base zu spielen. Das ergibt einen unglaublich wuchtigen Sound) leben. Ganz konsequent steht das Schlagzeug hier im Vordergrund mit einem ganz eigentümlichen Sound. Total trocken, kaum naturbelassen, fast schon künstlich. Die Basedrum klingt dabei so ähnlich als hätte man einen kurzen Soundfetzen vom Aufblasen eines Blasebalgs gesampelt. Lars Ulrich trommelt zu den Songs grob gesagt Standards. Nur erweitert er die so um kleine Zugaben, Spannungsmomente etc. daß man diese Standards gar nicht mehr als solche erkennt. Die Becken hält er dabei dezent im Hintergrund. Wichtig und entsprechend hörbar sind auf dieser Produktion die Basedrum und die Snare. Ab und zu auch mal die Toms.
So, genug zum Schlagzeugsound. Sollte ich allerdings mal eine richtig dicke Produktion einspielen dürfen, dann MUSS mein Getrommel ungefähr so klingen!
Nicht minder trocken, aber ebenso wuchtig, sind die Gitarren abgemischt. Wie gesagt - vor allem die Rhythmus Gitarre mutet manchmal an, als wolle sie den Bass ersetzen, bzw. niederknüppeln. Stellen wir die Produktion mal unter einem Banner: Diesen Sound gab es bis zu dieser Produktion nicht. Producer Flemming Rasmussen hat damit sein Meisterstück abgeliefert. Bei der Produktion ihrer Alben haben sich aber nur wenige Bands an diesem Soundkonzept orientiert, so eindeutig war dieses Metallica zuzuordnen. Nur \"Vulgar Display Of Power\" von Pantera schlägt da in eine ähnliche Kerbe.
Sprechen wir doch mal über die Songs:
Gleich als Opener tragen Metallica wahnsinnig dick auf. \"Blackened\" heisst das gute Stück und beginnt mit immer lauter werdenden verzerrten Gitarren, die eine hymnische Melodie spielen. Im Anschluss baut sich der Song langsam auf: Zuerst nur das Gitarrenriff, dann einfach die Marschtrommel (Snaredrum) dazu, dann die Basedrum dazu, dann Doublebase, dann ein Break und der Song geht voll nach vorne los. Dieser ist dann sehr schnell und dürfte wohl in die Kategorie \"Nackenbrecher\" eingeordnet werden. Hier schlägt man schon die Marschrichtung der ganzen Platte ein: Viele teilweise auch abstruse Gitarrenmelodien, verspielt aber nicht zu frickelig. Viele Parts und keine zulangen Solos.
Mit etwas mehr als 9 Minuten ist der darauffolgende Titelsong einer der längeren der Platte. Durschnittlich dauern die Titel um die 7 Minuten. Im Titelsong dominiert eine eingängige Gitarrenmelodie das Intro, die man dann erst wieder im Ending hört. Zwischendrin möchte man meinen, handelt es sich um einen völlig anderen Song. Diese Melodie gibt\'s erstmal akustisch und anschliessend in einem gigantischen KAWUMM verzerrt. Ulrich trommelt den dazu passenden Rhythmus übers ganze Schlagzeug. Sogar die Toms spielen bei diesem Beat eine tragende Rolle. Hat man beim Opener noch ordentlich aufs Gas getreten, so bewegen sich die Songs ab diesem erstmal im überschaubaren Midtempo. Musikalische Härte geht dabei aber nicht verloren. Viel mehr bleibt da ganz viel Platz, um ein paar wuchtige Beats einzubauen.
Ganz genau so bei No.3 \"Eye of the beholder\" sowie dem wahrscheinlich bekanntesten Track von \"Justice\", nämlich das getragene \"One\". \"One\" ist der berühmte Anti-Kriegs Song, der mit Akustikgitarren im Kanonengeballer beginnt (Kultwert: Das Soldatengebrüll von Hetfield im Hintergrund: \"Ohohohhhhhhuuuu\") und angesichts dieser Tatsache bei Metallicafans als Ballade anzusehen ist. Übrigens...jeder Song an No. 4 einer Metallica Platte (ausser auf \"Kill \'em all\") ist ein balladesker Song .
Metallica brachen mit \"One\" übrigens ihre selbst auferlegten Prinzipien: Niemals wollte man eine Single veröffentlichen, niemals wollte man ein Video drehen. \"One\" war beides und wurde mit schonungslos erschütternden Kriegsszenen sogar ein paar mal spät Nachts auf MTV gesendet. Das Kaufvideo ging davon abgesehen weg wie warme Semmeln. Und aus \"One\" ist auch dieser berühmte Part, den jeder, der irgendwie Metal hört, mitgröhlen können sollte:
Darkness improvising me
All that I see
Absolute horror
usw.
Die musikalische Begleitung ist zu diesem Gesangspart synchron:
Schraddel - Pause - Schraddel - Pause...
Und dann folgt der einzige aber absolute Schwachpunkt der Platte. Der Superhit nämlich selbst: So wie ich fast alle Songs von Metallica liebe liebe ich auch die Balladen \"Fade To Black\", \"Sanatorium\" und auch die der neueren CD\'s. Aber nach dem erwähnten Mitgröhlpart verliert sich \"One\" total im absolut bedeutungslosen und nichtssagenden Geschraddel. Schade drum!
Ein weiterer Hit der Platte: \"Harvester Of Sorrow\". Wie auch von One gab es speziell zu diesem Song T-shirts, welche übrigends damals dem Coverdesign entsprechend in weisser Grundfarbe gehalten waren. Weisse Metal T-Shirts? Bis 1989 war das beinahe ein Ding der Unmöglichkeit! \"Harvester Of Sorrow\" ist meiner Meinung nach nur ein Hit geworden, weil man ihn so schön mitgröhlen kann. Er ist wieder schön im Midtempo gehalten. Im Gegensatz zu manch anderen Songs auf dieser Platte machen weder das Riff noch die Melodien übermässig viel her. Ganz im Gegensatz zu meinen absoluten Favoriten zu dieser Platte:
\"The Frayed Ends Of Sanity\" und \"To Live Is To Die\". Diese beiden Songs bilden quasi das Grande Finale von \"...and justice for all\".
Diese beiden schlagen wieder in so eine Metallica Tradition, die seit \"Ride The Lightning\" aufrecht erhalten wurde: Das vorletzte und letzte Lied sind jeweils ein Instrumental und ein sehr schnelles Lied.
Das Instrumental hört auf \"The Frayed Ends Of Sanity\" und geht direkt in den Nackenbrecher \"To Live Is To Die\" über. Das Instrumental beginnt mit einer wunderschönen Akustikgitarre, die dann ganz unerwartet vom Intro zu einem langsamen und total simplen Metalriff regelrecht abgewürgt wird. Dann erstmal zwei Minuten nur dieses Riff mit Schlagzeug. Mag vielleicht langweilig erscheinen, aber hier baut sich etwas ganz grosses auf. Irgendwann hinzu kommt eine Melodiegitarre. Zuerst einstimmig, dann mehrstimmig, bis auf einmal eine Pause kommt und die Akustikgitarre zusammen mit Streichern eine Melodie von tränentreibender Genialität spielt. Diese Melodie wird anschliessend im Metalgewand dargeboten. Schliesslich geht man wieder in dieses simple Riff über, wieder zum Akustikpart vom Intro, in das man träumend versinkt. Doch wieder total unverhofft und mit gewaltigen Lärm wird dieses wieder vom Intro zu \"To Live Is To Die\" abgewürgt. Und dieser Song tritt sowas von aufs Gaspedal wie Metallica es eigentlich nie vorher geschafft haben. Naja....gut, die Frühwerke wie \"Fight Fire With Fire\" oder so waren schon genauso schnell. Das Geschraddel der Instrumente muß aber diesmal einer klar hörbaren und nachvollziehbaren Begleitung weichen.
Lars Ulrich lässt dazu die Double Base richtig lettern. \"Lettern\", was anderes fällt mir nicht ein. Das Schlagzeug hier ist eine Wand, ebenso wie die Gitarren. Die nachvollziehbare Gesangmelodie erledigt den Rest.
Und dann? Dann ist die Platte mit einem Schlag aus.
Es war Ende der 80er eine Art Trend, sich in seinen Texten sozialkritisch zu äussern. Daher auch die Darstellung auf dem Cover der einstürzenden Justitia. Textlich äussert man sich zu allgemeinen Misständen, allen voran in \"One\". Dieser Song ist ein klares Statement gegen den Krieg. Korruption spielt vor allem im Titelsong eine Rolle. James Hetfield singt \"Hall of justice painted green, money talkin\'; power wolves beset your door... Justice is raped, justice is lost. Fighting so grim so true so real...\". Oder in \"Eye of the beholder\" bezeichnet er truth als offence.
In diesem Ton sind die Lyrics gehalten. Grundstimmung negativ also und die gerade gewonnenen Erkentnisse über die Zerstörung der Natur sowie die daraus resultierenden Folgen werden zusätzlich verbraten. Eigentlich gar keine Partymucke insofern. Trotzdem musste diese Platte für all unsere vorpubertären Abenteuer und Besäufnisse herhalten. Naja...unser damaliges Holzfällerenglisch konnte uns die Aussage der Texte nicht wirklich vermitteln. So interpretierten wir \"Blackened is the end\" als \"Fuckin\' till the end\". HA!
Sei\'s drum, heute sind wir schlauer und um einen Meilenstein reicher. Dass ich eine Platte 12 Jahre nach dem Kauf regelmässig auflege sollte eigentlich für sich sprechen.
\"...and justice for all\" ist für mich die beste Metallica Platte. Da gibt\'s nix zu rütteln. Denn ehrlich gesagt glaube ich nicht, daß Metallica jemals wieder diese Frische, dieses Feuer, in sich entfachen können. Denn die Spielfreude, der unbändige Drang, sich ausleben zu können, ist auf den Frühwerken hörbar, während viele der neuen Songs eher ein bisschen vor sich hin dümpeln.
Metallica sind halt auch älter geworden. Ich auch. Denn im Anschluss an diese CD hörte ich unlängst Thomas D.
Vor 12 Jahren wäre das nicht gegangen. Da war die Welt nämlich noch in Ordnung: Hier die Popper, da die Rapper und da die Metaller. Und heute? Heute bekriegen die Mächtigen der Welt die, die eh\' schon am Boden sind.
Vielleicht sollten die sich mal ein paar Texte dieser Platte durchlesen. Das schlage ich jetzt einfach mal so vor...
Ein paar kleine Anekdoten am Rande und zum Schluss:
Der Vorgänger \"Master Of Puppets\" verkaufte sich weltweit ca. 2 Mill. mal. Metallica rechneten mit ähnlichen Verkaufszahlen. Zwei Wochen nach der Veröffentlichung von \"...and justice for all\" waren die 2 Mill. verkauften Einheiten längst überstiegen.
Das Deutsche Szeneblatt Metal Hammer schrieb im Zusammenhang mit \"...and justice for all\" zwar von einem gelungenen Album, welches aber garantiert kein solcher Klassiker wie die Vorgängeralben werden wird.
Veröffentlicht auf yopi.de und auf ciao.com von einem gewissen LastHardMan, welcher ich bin.
Bamm, und schon ins erste Fettnäpfchen getreten?! Nein, sehe ich nicht so. Jeder hat seine Faves und ohne Frage gibt es ausser dem Vierer aus der Bay Area (L.A., San Fransisco, California) ein paar Bands mehr im Metal Sektor, die revolutionäres veröffentlicht haben und stilprägend agierten. Nun schau ich mir aber Metallica an und stelle fest, daß die quasi mit der Veröffentlichung ihres Debüts \"Kill \'em all\" 1983 die Geschichte des Metals neu schrieben. Beginnend mit diesem Album beinflussen Metallica bis zum heutigen Tag Musiker. Unter anderem Musiker, die wiederum beeinflussten. Als da wären (um mal bekannte Vertreter zu nennen): Faith No More, Alice In Chains, Rage Against The Machine, Machine Head, Pantera...uswusf.
1989 veröffentlicht ist \"...and justice for all\" in meinen Ohren der gelungenste aller Outputs. Und schon wieder wage ich mich auf dünnes Eis. Denn selbst die Herren Hetfield (v/g), Ulrich (dr), Hammett (git) und Newsted (b) behaupten genau das Gegenteil. Mittlerweile wohlgemerkt.
Und auch zahlreiche Metallica Fans spuck(t)en aus, spricht man sie auf \"...and justice for all\" an. Daß Metallica sich mit jedem Album aber ein paar Hardliner vergraulen und doppelt so viele neue Fans gewinnen, ist mittlerweile fast schon eine Tradition. Selbst die \"Kill\'em all\" Fans verschrien das nachfolgenden \"Ride The Lightning\" als Kommerzscheisse. Und bei der \"Justice\", über die wir heute referieren? Oh, da war das Geschrei ganz gross! Denn mit diesem Album war nämlich Schluss mit Thrash Metal. Das gestanden selbst die Musikusse ein!
\"...and justice for all\" ist - wenn man dieser Platte nicht wohlgesonnen ist - eine einzige Rifforgie. Die Songs sind durchweg kleine Kunstwerke, in denen nur selten ein Part öfter als zweimal vorkommt. Und doch folgen die Songs stets einem Thema, das sich langsam aufbaut.
Zuerst aber mal ein paar kleine Facts zur Platte:
Bassisten und Bassfanatiker werden mit dieser Platte nicht gerade glücklich. Kurz vor den Aufnahmen dieser Platte schlug das Schicksal beim charismatischsten Bandmitglied gnadenlos zu: Der Tourbus fuhr in den Graben, kippte um und und der Bassist Cliff Burton wurde unter dem Vehikel begraben. Er überlebte den Unfall nicht. Sein Ersatz hörte auf den Namen Jason Newsted, der bis zu diesem Zeitpunkt bei den Bay Area Thrashern Flotsam & Jetsam den Tieftöner bediente. Flotsam & Jetsam gibt\'s mittlerweile wieder; Jason Newsted hat im letzten Jahr Metallica allerding verlassen.
Waren die Herren Hetfield und Ulrich schon immer die Macher von Metallica (Hammett bekam ab und zu einen Songwriting Credit), musste auf dieser Produktion wohl das Gezupfe des Neuen untergehen. Immer diese Egomanen! Würde Jason Newsted nicht als Bassist auf den Bandfotos im Inlay angeführt sein, wäre ich überzeugt, Metallica haben \"...and justice for all\" ohne Bassisten eingespielt. Denn die Bässe sind in erster Linie die dicken Gitarren und die Basedrum.
Womit wir bei meinem Lieblingsthema dieser Platte wären: Der Sound, allen voran der Schlagzeugsound. Lars Ulrich lieferte für die damalige Zeit an seinem Schlagzeug nämlich eine Meisterleistung ab. Nicht einmal bei Slayer, die ja bei einigen Songs vom Double Base (Double Base = der Schlagzeuger bearbeitet mit beiden Beinen zwei Basedrums, bzw. eine spezielle Fussmaschine und ist so in der Lage beispielsweise 16tel mit der Base zu spielen. Das ergibt einen unglaublich wuchtigen Sound) leben. Ganz konsequent steht das Schlagzeug hier im Vordergrund mit einem ganz eigentümlichen Sound. Total trocken, kaum naturbelassen, fast schon künstlich. Die Basedrum klingt dabei so ähnlich als hätte man einen kurzen Soundfetzen vom Aufblasen eines Blasebalgs gesampelt. Lars Ulrich trommelt zu den Songs grob gesagt Standards. Nur erweitert er die so um kleine Zugaben, Spannungsmomente etc. daß man diese Standards gar nicht mehr als solche erkennt. Die Becken hält er dabei dezent im Hintergrund. Wichtig und entsprechend hörbar sind auf dieser Produktion die Basedrum und die Snare. Ab und zu auch mal die Toms.
So, genug zum Schlagzeugsound. Sollte ich allerdings mal eine richtig dicke Produktion einspielen dürfen, dann MUSS mein Getrommel ungefähr so klingen!
Nicht minder trocken, aber ebenso wuchtig, sind die Gitarren abgemischt. Wie gesagt - vor allem die Rhythmus Gitarre mutet manchmal an, als wolle sie den Bass ersetzen, bzw. niederknüppeln. Stellen wir die Produktion mal unter einem Banner: Diesen Sound gab es bis zu dieser Produktion nicht. Producer Flemming Rasmussen hat damit sein Meisterstück abgeliefert. Bei der Produktion ihrer Alben haben sich aber nur wenige Bands an diesem Soundkonzept orientiert, so eindeutig war dieses Metallica zuzuordnen. Nur \"Vulgar Display Of Power\" von Pantera schlägt da in eine ähnliche Kerbe.
Sprechen wir doch mal über die Songs:
Gleich als Opener tragen Metallica wahnsinnig dick auf. \"Blackened\" heisst das gute Stück und beginnt mit immer lauter werdenden verzerrten Gitarren, die eine hymnische Melodie spielen. Im Anschluss baut sich der Song langsam auf: Zuerst nur das Gitarrenriff, dann einfach die Marschtrommel (Snaredrum) dazu, dann die Basedrum dazu, dann Doublebase, dann ein Break und der Song geht voll nach vorne los. Dieser ist dann sehr schnell und dürfte wohl in die Kategorie \"Nackenbrecher\" eingeordnet werden. Hier schlägt man schon die Marschrichtung der ganzen Platte ein: Viele teilweise auch abstruse Gitarrenmelodien, verspielt aber nicht zu frickelig. Viele Parts und keine zulangen Solos.
Mit etwas mehr als 9 Minuten ist der darauffolgende Titelsong einer der längeren der Platte. Durschnittlich dauern die Titel um die 7 Minuten. Im Titelsong dominiert eine eingängige Gitarrenmelodie das Intro, die man dann erst wieder im Ending hört. Zwischendrin möchte man meinen, handelt es sich um einen völlig anderen Song. Diese Melodie gibt\'s erstmal akustisch und anschliessend in einem gigantischen KAWUMM verzerrt. Ulrich trommelt den dazu passenden Rhythmus übers ganze Schlagzeug. Sogar die Toms spielen bei diesem Beat eine tragende Rolle. Hat man beim Opener noch ordentlich aufs Gas getreten, so bewegen sich die Songs ab diesem erstmal im überschaubaren Midtempo. Musikalische Härte geht dabei aber nicht verloren. Viel mehr bleibt da ganz viel Platz, um ein paar wuchtige Beats einzubauen.
Ganz genau so bei No.3 \"Eye of the beholder\" sowie dem wahrscheinlich bekanntesten Track von \"Justice\", nämlich das getragene \"One\". \"One\" ist der berühmte Anti-Kriegs Song, der mit Akustikgitarren im Kanonengeballer beginnt (Kultwert: Das Soldatengebrüll von Hetfield im Hintergrund: \"Ohohohhhhhhuuuu\") und angesichts dieser Tatsache bei Metallicafans als Ballade anzusehen ist. Übrigens...jeder Song an No. 4 einer Metallica Platte (ausser auf \"Kill \'em all\") ist ein balladesker Song .
Metallica brachen mit \"One\" übrigens ihre selbst auferlegten Prinzipien: Niemals wollte man eine Single veröffentlichen, niemals wollte man ein Video drehen. \"One\" war beides und wurde mit schonungslos erschütternden Kriegsszenen sogar ein paar mal spät Nachts auf MTV gesendet. Das Kaufvideo ging davon abgesehen weg wie warme Semmeln. Und aus \"One\" ist auch dieser berühmte Part, den jeder, der irgendwie Metal hört, mitgröhlen können sollte:
Darkness improvising me
All that I see
Absolute horror
usw.
Die musikalische Begleitung ist zu diesem Gesangspart synchron:
Schraddel - Pause - Schraddel - Pause...
Und dann folgt der einzige aber absolute Schwachpunkt der Platte. Der Superhit nämlich selbst: So wie ich fast alle Songs von Metallica liebe liebe ich auch die Balladen \"Fade To Black\", \"Sanatorium\" und auch die der neueren CD\'s. Aber nach dem erwähnten Mitgröhlpart verliert sich \"One\" total im absolut bedeutungslosen und nichtssagenden Geschraddel. Schade drum!
Ein weiterer Hit der Platte: \"Harvester Of Sorrow\". Wie auch von One gab es speziell zu diesem Song T-shirts, welche übrigends damals dem Coverdesign entsprechend in weisser Grundfarbe gehalten waren. Weisse Metal T-Shirts? Bis 1989 war das beinahe ein Ding der Unmöglichkeit! \"Harvester Of Sorrow\" ist meiner Meinung nach nur ein Hit geworden, weil man ihn so schön mitgröhlen kann. Er ist wieder schön im Midtempo gehalten. Im Gegensatz zu manch anderen Songs auf dieser Platte machen weder das Riff noch die Melodien übermässig viel her. Ganz im Gegensatz zu meinen absoluten Favoriten zu dieser Platte:
\"The Frayed Ends Of Sanity\" und \"To Live Is To Die\". Diese beiden Songs bilden quasi das Grande Finale von \"...and justice for all\".
Diese beiden schlagen wieder in so eine Metallica Tradition, die seit \"Ride The Lightning\" aufrecht erhalten wurde: Das vorletzte und letzte Lied sind jeweils ein Instrumental und ein sehr schnelles Lied.
Das Instrumental hört auf \"The Frayed Ends Of Sanity\" und geht direkt in den Nackenbrecher \"To Live Is To Die\" über. Das Instrumental beginnt mit einer wunderschönen Akustikgitarre, die dann ganz unerwartet vom Intro zu einem langsamen und total simplen Metalriff regelrecht abgewürgt wird. Dann erstmal zwei Minuten nur dieses Riff mit Schlagzeug. Mag vielleicht langweilig erscheinen, aber hier baut sich etwas ganz grosses auf. Irgendwann hinzu kommt eine Melodiegitarre. Zuerst einstimmig, dann mehrstimmig, bis auf einmal eine Pause kommt und die Akustikgitarre zusammen mit Streichern eine Melodie von tränentreibender Genialität spielt. Diese Melodie wird anschliessend im Metalgewand dargeboten. Schliesslich geht man wieder in dieses simple Riff über, wieder zum Akustikpart vom Intro, in das man träumend versinkt. Doch wieder total unverhofft und mit gewaltigen Lärm wird dieses wieder vom Intro zu \"To Live Is To Die\" abgewürgt. Und dieser Song tritt sowas von aufs Gaspedal wie Metallica es eigentlich nie vorher geschafft haben. Naja....gut, die Frühwerke wie \"Fight Fire With Fire\" oder so waren schon genauso schnell. Das Geschraddel der Instrumente muß aber diesmal einer klar hörbaren und nachvollziehbaren Begleitung weichen.
Lars Ulrich lässt dazu die Double Base richtig lettern. \"Lettern\", was anderes fällt mir nicht ein. Das Schlagzeug hier ist eine Wand, ebenso wie die Gitarren. Die nachvollziehbare Gesangmelodie erledigt den Rest.
Und dann? Dann ist die Platte mit einem Schlag aus.
Es war Ende der 80er eine Art Trend, sich in seinen Texten sozialkritisch zu äussern. Daher auch die Darstellung auf dem Cover der einstürzenden Justitia. Textlich äussert man sich zu allgemeinen Misständen, allen voran in \"One\". Dieser Song ist ein klares Statement gegen den Krieg. Korruption spielt vor allem im Titelsong eine Rolle. James Hetfield singt \"Hall of justice painted green, money talkin\'; power wolves beset your door... Justice is raped, justice is lost. Fighting so grim so true so real...\". Oder in \"Eye of the beholder\" bezeichnet er truth als offence.
In diesem Ton sind die Lyrics gehalten. Grundstimmung negativ also und die gerade gewonnenen Erkentnisse über die Zerstörung der Natur sowie die daraus resultierenden Folgen werden zusätzlich verbraten. Eigentlich gar keine Partymucke insofern. Trotzdem musste diese Platte für all unsere vorpubertären Abenteuer und Besäufnisse herhalten. Naja...unser damaliges Holzfällerenglisch konnte uns die Aussage der Texte nicht wirklich vermitteln. So interpretierten wir \"Blackened is the end\" als \"Fuckin\' till the end\". HA!
Sei\'s drum, heute sind wir schlauer und um einen Meilenstein reicher. Dass ich eine Platte 12 Jahre nach dem Kauf regelmässig auflege sollte eigentlich für sich sprechen.
\"...and justice for all\" ist für mich die beste Metallica Platte. Da gibt\'s nix zu rütteln. Denn ehrlich gesagt glaube ich nicht, daß Metallica jemals wieder diese Frische, dieses Feuer, in sich entfachen können. Denn die Spielfreude, der unbändige Drang, sich ausleben zu können, ist auf den Frühwerken hörbar, während viele der neuen Songs eher ein bisschen vor sich hin dümpeln.
Metallica sind halt auch älter geworden. Ich auch. Denn im Anschluss an diese CD hörte ich unlängst Thomas D.
Vor 12 Jahren wäre das nicht gegangen. Da war die Welt nämlich noch in Ordnung: Hier die Popper, da die Rapper und da die Metaller. Und heute? Heute bekriegen die Mächtigen der Welt die, die eh\' schon am Boden sind.
Vielleicht sollten die sich mal ein paar Texte dieser Platte durchlesen. Das schlage ich jetzt einfach mal so vor...
Ein paar kleine Anekdoten am Rande und zum Schluss:
Der Vorgänger \"Master Of Puppets\" verkaufte sich weltweit ca. 2 Mill. mal. Metallica rechneten mit ähnlichen Verkaufszahlen. Zwei Wochen nach der Veröffentlichung von \"...and justice for all\" waren die 2 Mill. verkauften Einheiten längst überstiegen.
Das Deutsche Szeneblatt Metal Hammer schrieb im Zusammenhang mit \"...and justice for all\" zwar von einem gelungenen Album, welches aber garantiert kein solcher Klassiker wie die Vorgängeralben werden wird.
Veröffentlicht auf yopi.de und auf ciao.com von einem gewissen LastHardMan, welcher ich bin.
21 Bewertungen, 1 Kommentar
-
21.03.2009, 12:10 Uhr von LiFo
Bewertung: sehr hilfreichSchöner Bericht =) Liebe Grüße, Lifo
Bewerten / Kommentar schreiben