Andromeda Testbericht

Andromeda
ab 28,09
Auf yopi.de gelistet seit 12/2006

5 Sterne
(1)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(3)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(3)
0 Sterne
(1)

Erfahrungsbericht von schnuppi

Im Weltenraum nichts Neues

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Das ist sie also, die neue, vielbeworbene Science-Fiction-Serie namens ANDROMEDA... als alter Trekkie hab ich mirs natürlich angesehen... erstes Fazit: naja!

Schauen wirs uns mal genauer an. Die Idee stammt aus dem Nachlass von Gene Roddenberry, dem Schöpfer der gesamten Star Trek-Systematik, aber das meiste der Serie ist erst nach Roddenberrys Tod entstanden. Das merkt man auch: Hat man den Eindruck, dass bei den Gesamtkonzepten von Star Trek, Star Trek New Generation, Deep Space 9 und Voyager eine Entwicklung, ein Voranschreiten zu erkennen ist, so ist Andromeda eher ein Rückschritt.

Kurz zur Grundlage der Story: Die Andromeda Ascendant ist ein ganz tolles Raumschiff mit einem sprechenden und als Holobild einer hübschen jungen Dame erscheinenden Computer, das treu ihrem Captain Dylan Hunt dient. Das Gesellschaftssystem, das die Andromeda repräsentiert, heißt Commonwealth – wie phantasievoll! Als das Raumschiff in einen Konflikt gerät und die ganze Mannschaft bis auf den Captain evakuiert wird bzw. stirbt, wird das Schiff in einem Zeitphänomen gefangen, das sich so auswirkt, dass auf dem Schiff einige Sekunden, im sonstigen Weltraum jedoch 300 Jahre vergehen. Als ein fieser Händler mit Hilfe einer bunt zusammengewürfelten Söldnertruppe das schöne Schiff aus dem Zeitphänomen herausreißt, wehrt sich Captain Hunt vehement gegen die Übernahme durch den Händler. Er bringt schließlich die Söldner auf seine Seite, der böse Händler stirbt. Für den Captain zeigt sich ein schreckliches Bild: In den 300 Jahren, die er ‚nicht erlebt’ hat, ist der Commonwealth untergegangen und es herrschen Krieg und Chaos im Universum. Er überredet die Söldner, mit ihm auf der Andromeda zu bleiben und zu versuchen, den galaktischen Frieden wiederherzustellen. Die Söldner sagen zu und damit ist der Weg geebnet, dass Captain Hunt, sein Raumschiff Andromeda und seine kleine Mannschaft gegen böse Chaoten kämpfen, neue Verbündete finden und merkwürdigerweise ständig gegen übermächtige Gegner ungeschoren davonkommen werden...

Man gewinnt also den Eindruck: solide SciFi der 70er oder 80er Jahre... aber DIE Offenbarung, jenseits von allem, was so am Serienhorizont zu sehen ist??? NEIN! Ganz sicher nicht!

Die Handlung war einfach und vordergründig gestrickt, relativ viel Zeit geht für Schießereien drauf... das fällt eher negativ auf. Aber die beiden Hauptkritikpunkte meinerseits sind: Die Personen sind zu platt gezeichnet und die Handlung ist leider doch recht unglaubwürdig. Die Folgen plätschern dahin, sind durchaus spannend und unterhaltsam, aber Neues oder gar Überraschendes bieten sie nicht.

Zunächst zu den Personen:

Captain Dylan Hunt, dargestellt von Kevin Sorbo. Sorbo hat früher den Herkules gespielt, daher kommt er einem so bekannt vor *g* Er ist für mich nach Kirk, Picard, Sisko und Janeway viel zu brav, tapfer und nett gezeichnet, als ich mir es von einem Roddenberry-Captain erwarte. Er wirkt eher wie ein netter, spätpubertierender Junge, der SciFi spielt. Er ist selbstverständlich rechtschaffen, aufrecht und moralisch unantastbar --> *gähn* Er steckt die Tatsache, dass er nicht nur 300 Jahre ‚verschlafen’ hat, sondern dass auch noch sein Gesellschaftssystem dem Krieg und dem Chaos gewichen sind, mit einem bekümmerten Gesicht weg... sogar der kühle Picard hat emotionaler reagiert, als ihn die Borg assimilierten. Aber Hunt ist ein guter Junge und man zweifelt nicht daran, dass er alle Prüfungen bestehen und die Guten (sofern es in dieser chaotischen Welt überhaupt noch welche gibt) wieder an die Macht bringen wird.

Das Schiff heißt Andromeda Ascendant, das einen denkenden und sprechenden Computer hat und ihren Captain treu dient... der Computer wird durch eine Holoerscheinung einer jungen Frau anschaulich gemacht... wer hat jetzt spontan an Moyas Pilot in Farscape gedacht? Die Assoziation passt, wenn auch die junge Andromeda-Dame (dargestellt von Lexa Doig) bedeutend attraktiver anzusehen ist... neu ist die Idee aber nicht!

Nun zu der Mannschaft, die Captain Hunt ‚zuwächst’:

Zunächst ist da Beka Valentine (dargestellt von Lisa Ryder), eine adrette Blondine, die ein wenig wie eine Mischung zwischen Dana Scully (Akte X), Lindsay Bonner (Psi-Factor) und Sam Carter (Stargate) wirkt... Sie dürfte eine schlaue Person sein, war sie doch selbst Captain ihres Schiffes, bevor sie sich Hunt anschließt... am Ende des Pilots besteht sie darauf, ihren neuen Boss nicht Captain nennen zu müssen... die käme mir gerade recht bei so einem Himmelfahrtskommando! Ansonsten wirkt sie derzeit noch eher farblos... nett, etwas geldgierig, aber farblos. Achja, sie kann ihre Haarfarbe spontan ändern... toll!

Dann wäre da Tyr Anasazi, ein gut aussehender, finster dreinblickender Kerl der Gattung Nietzscheaner, einer genetisch optimierten Untergattung der Menschen. Ein wahrhaft tapferer Kämpe, der schnellentschlossen schießt und nach dem Motto ‚töten oder getötet werden’ lebt. Seine Gattung hat seinerzeit den Commonwealth vernichtet, daher ist es recht merkwürdig, dass sich ausgerechnet Tyr Anasazi der Crew anschließt, um die alte Ordnung wieder herzustellen. Noch merkwürdiger, dass Captain Hunt ihm vertraut, hat doch ein anderer Nietzscheaner, der vor dem Zeitphänomen auf der Andromeda gedient hat, Verrat am Commonwealth begangen und damit die Situation des Schiffes deutlich verschlechtert... aber in der Not nimmt man wohl jeden, der sich anbietet, oder?

Weiters in der Crew: Trance Gemini, die so aussieht, wie ihr Name klingt. Sie wird gespielt von Laura Bertram. Sie erinnert ein wenig an Chianna aus Farscape, nur nicht so verschlagen. Sie ist lila und hat einen katzenähnlichen Schwanz. Sie schwatzt viel und wirkt, als wäre sie ein Kind, das eigentlich nicht zu den harten Überlebenskämpfern in dieser Crew passt... aber sie ist eine geheimnisvolle und weise Person, versucht immer und überall Frieden und Verträglichkeit zu schaffen, ist nebenbei Ärztin, verschweigt konsequent ihre Herkunft... und trotzdem wirkt sie herzig, naiv und etwas dümmlich.

Seamus Harper (gespielt von Gordon Michael Woolvett) ist der Bordtechniker und ähnelt im Aussehen wie im Auftritt Tom Paris von der Voyager oder auch O’Neill von Stargate, ohne allerdings in Charme oder Witz einem der beiden das Wasser reichen zu können. Ansonsten wirkt er recht blass.

Und dann ist da noch Rev Bam (Darsteller: Brent Stait). Er ist der obligatorische wild aussehende Außerirdische der Serie, der aber ‚gut’ ist... siehe Worf. Aber gegen ihn sieht Worf aus wie der Mr. Universum! Rev Bam erinnert eher an einen Ferengi, der schwere Brandverletzungen erlitten hat. Er wirkt eigentlich während der ganzen Zeit eher deprimiert, hat doch seine Spezies in vergangenen Tagen im Universum gewütet und mit ihren grausamen Gewohnheiten Angst und Schrecken verbreitet, was ihm, einem friedliebenden Individuum, sehr peinlich ist. Wohl dadurch ist er immer bereit, irgendeinen tief philosophischen Spruch von sich zu geben, der irgendwie von Schuld, Sühne oder Gebet klingt. Ein redlich trauriger Zeitgenosse! Aber bitte, er hat sicher seine Gründe, allerdings... er nervt!

Tja, das wäre also die Crew, die dem ganzen Universum den Frieden wiedergeben soll... und da wären wir auch schon bei den Logikproblemen dieser Serie: Wie bitte??? EIN Schiff möchte dem Universum den Frieden bringen? EIN Schiff mit einer 300 Jahre alten Technologie? Stellt Euch mal vor, jemand aus dem Jahr 1700 versucht, mit seinen technischen Mitteln (Pferdekutsche?) einen Krieg heute zu führen... EIN Schiff mit 6 Personen und einem sprechenden Computer an Bord??? Von den 6 Personen ist einer von einer blutrünstigen Gattung, einer von der zu bekämpfenden Gattung und eine, die nur ans Geld denkt, dazu noch ein Kindskopf und ein Clown... würdet Ihr die als Crew nehmen, wenn Ihr diesen Plan hättet? Würdet Ihr diesen Personen vertrauen? Ich nicht! Und noch was: Keine der Personen – außer dem Captain – hat irgendeine wirkliche Motivation oder ein realistisches Ziel, sich der Sache des Captains anzunehmen... bisher hatten sie doch alle recht gut als Söldner gelebt, also warum um alles in der Welt werden sie alle schlagartig ‚gut’? Nicht grad glaubwürdig... und Beka Valentine drückt diese Gleichgültigkeit gegenüber den Zielen Hunts auch selbst aus, wenn sie gegen Ende des Pilots auf die Frage, ob sie sich der Crew anschließen möchte, sinngemäß mit ‚Warum nicht?’ antwortet... das sagt ja wohl alles! Und noch was: Im Laufe der Serie trifft Hunt mit seiner Handvoll Crew auf etliche Völker, die sich der guten Sache anschließen... unter all diesen Millionen Personen finden sich keine 100 Leute, um für die Andromeda eine richtige Crew zusammenstellen zu können? Kaum zu glauben!!!

Mein persönliches Fazit: Andromeda wurde aufwendig angekündigt und irgendwie als Machwerk von Gene Roddenberry angepriesen. Dieser Ankündigung konnte die Serie bisher nicht standhalten. Viel Tschin-Bumm, mäßige Darsteller und Charaktere, kaum neue Ideen und eine recht unglaubwürdige Story... aber bitte, man wird geduldig abwarten, wie dann die weiteren Serienfolgen werden, ich möchte nicht vorverurteilen. Aber das bisher Gezeigte war nicht sehr vielversprechend. Eine Empfehlung spreche ich trotzdem aus, weil die Serie ja insgesamt gute Unterhaltung bietet, aber an den Vorschußlorbeeren eindeutig scheitert.

Aber eines muss man zugeben: Die Andromeda ist sicherlich das schönste Raumschiff, das jemals über unsere Bildschirme flimmerte, meint Ihr nicht?

Danke fürs Zulesen!
Eure schnuppi

56 Bewertungen, 6 Kommentare

  • Travelwriter

    25.05.2003, 23:24 Uhr von Travelwriter
    Bewertung: sehr hilfreich

    Kannte ich noch nicht, danke für den Bericht. lg Andreas

  • Becky

    17.09.2002, 22:02 Uhr von Becky
    Bewertung: sehr hilfreich

    Mein Männe ist ganz verrückt nach der Serie, wehe, ich rede dann *g* Mir ist da Stargate lieber *lach* .....Gruß Becky

  • McBommels

    18.05.2002, 15:42 Uhr von McBommels
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich bin zwar mehr für Star Gate, aber die Sendung is auch net schlecht!

  • Cessy

    22.04.2002, 04:25 Uhr von Cessy
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr ausführlich - toll

  • hpmaier

    12.04.2002, 13:31 Uhr von hpmaier
    Bewertung: sehr hilfreich

    Dein guter Bericht gibt mir das nötige Hindergrundwissen, damit ich wenigestens mitreden kann....hömmm....

  • greinha

    10.04.2002, 12:53 Uhr von greinha
    Bewertung: sehr hilfreich

    Guter Beitrag, ich mag Andromeda überhaupt nicht. War wohl zu viel BoHai im Vorfeld (RTL, was sonst)