Anglistik Testbericht

|*** VORWORT ***|

Seit 15 Semestern studiere ich nun schon Englische Philologie (Hauptfach Magister) an der Uni Münster ..... 15 Semester, da werden sicherlich einige staunen. Das ist verständlich, und die meisten Leute werfen mir wahrscheinlich zuerst einmal vor, ich sei wohl faul und hätte einfach \"keinen Bock\" auf das Studium. Und zum Teil, nämlich zum \"null Bock\" muß ich - zu meiner eigenen, großen Enttäuschung zugeben: richtig, ich habe keine Lust auf mein Studium ... MEHR!!

Ich habe den Spaß daran schon vor langer Zeit verloren! Das liegt nicht am Fach Englisch oder an den Dozenten. In jedem Studienfach gibt es (Pflicht-)Kurse, die einem nicht gefallen, oder die man für seinen eigenen speziellen Lebensweg für unnötig und lediglich zeitraubend hält; und an jeder Universität gibt es gute und weniger gute Dozenten bwz. Dozenten, die einem liegen, und andere, mit denen man einfach nicht klarkommt. Am Englischen Seminar hier in Münster ist das nicht anders, doch ich habe durchaus ein paar Dozenten gefunden, deren Art zu unterrichten und deren Persönlichkeit ich mag, und die anderen halte ich auch noch aus. Der Grund für meine absolute \"Studienverdrossenheit\", die nicht zuletzt der Grund dafür ist, daß ich immer noch Studentin bin liegt anderswo. Doch dazu später, erst einmal ein paar Worte zum Studium des Faches Englische Philologie an der Universität Münster allgemein:


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|*** AUFBAU des Studiums in Skizzen ***|


Der Aufbau des Englisch-Studiums (ich persönlich kann nur von Englisch als Magister-Hauptfach berichten) ist durchaus sinnvoll gedacht - nur die Umsetzung ist nicht so wie erhofft.

GRUNDSTUDIUM:

Es wird im Grundstudium - wenn man der Studienordnung folgt - ein ausgewogenes Verhältnis von Grundkenntnissen in Sprach- sowie Literaturwissenschaft angestrebt, und natürlich soll die Sprachkompetenz an sich dort fortgesetzt und verfeinert werden, wo man als Abiturient aufgehört hat. Auch die Landeskunde wird miteinbezogen.

Zur Kurs\"auswahl\" (meist handelt es sich ja doch um Pflichveranstaltungen ;) ) zählen:
- Sprachwissenschaftlicher Grundkurs
- Sprachhistorischer Grundkurs
- Literaturwissenschaftlicher Grundkurs
- thematische Proseminare in Sprach- und Literaturwissenschaft
- Landeskundekurse
- sprachpraktische Kurse , u.a. zu Grammatik, Phonetik (also Aussprache- bzw. Lautlehre), Vokabelschatzerweiterung, Erstellung kurzer eigener Texte und Übersetzung
- Lektürekurse

HAUPTSTUDIUM:

In den Jahren nach der Zwischenprüfung (im Fach Englisch bestand diese bisher aus einer 90minütigen Klausur, in der der Stoff aus den sprachpraktischen Kursen überprüft wird) wird weiterhin verlangt, daß man sich sowohl mit Sprach- als auch mit Literaturwissenschaft beschäftigt, jedoch kann man nun selbst bis zu einem gewissen Grad einen Schwerpunkt herausbilden. Die sprachpraktische Ausbildung wird fortgesetzt und das Wissen in Sprach- und Literturwissenschaft sowie Landeskunde vertieft:

Kurse:
- thematische Hauptseminare in Sprach- und Literaturwissenschaft
- Landeskunde
- sprachpraktische Kurse: Essay I+II, Translation I+II (jeweils Deutsch-Englisch), Übersetzung Englisch-
Deutsch
- Oberseminare
- Examens- und Doktorandenkolloquien
- Lektürekurse



|*** DIE STADT ***|

Ich habe mich damals für die Uni Münster entschieden, weil ich hier geboren und in der Nähe aufgewachsen bin. Ich bin mit Leib und Seele dieser schönen kleinen Provinzstadt (ca. 250.000 Einwohner) verbunden. Der alte Stadtkern ist wunderschön, die Größe - besonders für Landeier und Provinzler wie mich ;) - überschaubar, das Umland wunderschön ... und die Stadt ist voller Studenten! ;) Das empfehlenswerteste Fortbewegungsmittel ist hier die Leeze, das Rad also - und es gibt zigtausende davon, die sich vor allem im Bereich der Seminare und Institute tummeln. (Münster ist keine Campusuni!) Die Stadt bietet unzählige gemütliche Kneipen und Restaurant und viele bieten auch für Studenten gute Preise - und vor allem Gemütlichkeit und Gesellschaft! Auch im Bereich Kultur und Unterhaltung braucht sich Münster nicht zu verstecken. Das Theater bietet sogar ein Studi-Abo an, und es gibt nicht nur eins der typischen Großkinos, sondern auch Kleinkinos, die viel \"Spartenprogramm\" bieten - teilweise stammen sie sogar noch aus den 60ern!


|*** FREIZEIT & VERGNÜGEN ***|

Diskotheken, Kneipen, Bars, Restaurant, Kinos, Musik - Münster ist voll auf Studenten eingestellt. Wer zum Studium herkommt, sollte sich ruhig vor Semesterbeginn schon einmal die Seminare oder Institute ansehen. Gerade so etwa 1-2 Wochen vor Beginn der Vorlesungen gibt es oft Einführungsveranstaltungen für Erstsemester mit reichlich Infos nicht nur zum Studium und der Uni, sondern auch zur Freizeitgestaltung. Oft bieten die Fachschaften Stadtrallies oder einfach kleine Treffen an, und in manchen Seminaren und Instituten liegen kleine Erstsemester-Führer bereit (u.a. mit Lageplan, denn die Uni MS ist ja keine Campusuni).



|*** Die traurige Wahrheit ***|

Das klingt soweit sicher alles hervorragend, doch nun zur Kehrseite der Medaille ...


|*** STELLENKÜRZUNGEN und WEGFALL VON KURSEN ***|

Durch den sogenannten \"Qualitätspakt\" sind bereits viele Stellen weggefallen, und es werden mit den kommenden Pensionierungen weitere wegfallen. Dadurch kommt es im im Bereich der Lehre zu extremen Kürzungen, d.h. es werden einfach weniger Kurse angeboten. Dies wirkt sich nicht nur auf die Vielfalt des Lehrangebots aus, sondern bedeutet auch, daß immer mehr Leute sich einen Kurs \"teilen\" müssen. Außerdem bleibt dadurch weniger Zeit für Betreuung in Sprechstunden, und - ein nicht zu vernachlässigender Punkt: Es fallen oft Dozenten mit Prüfungsgenehmigung für die Magister weg! So wird also zusätzlich auch noch die Prüferauswahl eingeschränkt.


|*** ZU WENIG DOZENTEN, VIEL ZU VIELE STUDENTEN ***|

In Hauptseminaren sind Anmeldezahlen von 50 Teilnehmern keine Seltenheit!! Im Wintersemester gibt es inzwischen runde 1000 (!), im Sommer runde 500 Erstsemester! Das sind unmöglich Voraussetzungen für ein konzentriertes, zügiges Studium.
Es gibt nicht einmal genug Raum für so viele Studenten, geschweige denn genug Betreuung oder Kurse. Ständig besteht die Gefahr, daß man Kursen ausgelost wird (ist mir schon häufiger passiert, und sowas verlängert durchaus mal das Studium...). Erwischt man aber einen, so ist die Teilnehmerzahl sehr oft so hoch, daß konzentriertes Arbeiten gar nicht möglich ist. Die Referatstruktur hat sich in so gut wie allen Hauptseminaren eingebürgert - und ist wohl die am wenigstens interessante Unterrichtsform, ganz abgesehen davon, daß man auf diese Weise selbst am wenigstens lernt und weder die Studenten noch der Dozent Spaß am Kurs haben (im Normalfall!).


|*** MANGELNDE SPRACHPRAXIS***|

Diesen Punkt muß ich einfach gesondert erwähnen, denn was könnte im Englischstudium wichtiger sein, als die Sprache zu verbessern?!
Leider kommt es zu immer drastischeren Kürzungen in diesem Bereich ... und die Auswirkungen sind schon jetzt schlimm!



|*** FRUST ***|

Unter solchen Bedingungen macht sich leicht Frust breit (bei mir ging das soweit, daß ich 2 Jahre im totalen Stillstand hängengeblieben bin ... und darauf ist niemand stolz, ich auch nicht!). Die Aussichten für die Zukunft des Englischen Seminars in Münster nicht alles andere als rosig, und schon jetzt bekommt man oft den Rat \"Sehen Sie zu, daß Sie bald fertig werden ... bevor es hier noch schlimmer wird\"!

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|*** MEIN FAZIT ***|

Es ist ein Trauerspiel, daß ich meine heißgeliebte Heimat niemandem mehr als Studienort empfehlen kann - aber es ist so. Wenn man ein ordentliches, zügiges Studium mit guter Betreuung durch Dozenten (und Verwaltung!) absolvieren möchte, dann sollte man sich lieber eine kleinere Universität bzw. ein kleineres Englisches Seminar suchen. Nur wer hundertprozentig motiviert ist, bereit, sein Studium zum größten Teil in Eigenarbeit zu bestreiten und hartnäckig ist, hat hier eine Chance. Kämpfernaturen kommen auch in Münster zu ihrem Ziel! ;)
Aber empfehlens wert ist das nicht .......


Allen tapferen Mitstreitern alles Gute für Ihr Studium!


P.S.: Bitte ignoriert die Bewertungen zu Handhabung etc. ;) Eure Ko