Antirassismus und Migration Allgemein Testbericht

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Erfahrungsbericht von Nanie

Wir suchten Arbeiter und es kamen Menschen!

Pro:

Ein friedliches Zusammenleben wäre wunderschön.

Kontra:

Leider gibt es auf beiden Seiten immer noch Menschen, die sich mit Händen und Füßen dagegen wehren.

Empfehlung:

Nein

Hallo liebe Yopi-User!

\"Wir suchten Arbeiter und es kamen Menschen!\"

Dieses Zitat von Max Frisch nahm ich als Anlass um mich mit dem Thema der Mirgation etwas näher auseinanderzusetzten. Wie können Gastarbeiter als Mitbürger und Mitmenschen in usere Gesellschaft besser eingegliedert werden?


Hier in Österreich, wie auch in Deutschland, sind wir täglich mit Ausländern konfrontiert. Viele Menschen sagen dazu \"Ausländerproblematik\". Doch ich finde das Wort hat einen negativen Beigeschmack! Wie können sich Menschen bei uns wohl fühlen, wie können sie sich ingegrieren und ihr Gastland lieben, wenn wir von ihnen als \"Problem\" sprechen? Wir Österreicher, aber auch die meisten Deutschen, haben Angst. Angst vor allem Möglichen. Vor allem vor etwas Fremden, etwas Ungewohntem und Neuen. Also auch vor Ausländern und ihrer Kultur. Wir wollen zwar immer wieder in Urlaub fahren und \"fremde Kulturen\" kennenlernen, doch meist ist damit nur der Magic Life Club mit dem riesen Kontinental-Frühstück und dem Wiener Schnitzel mit Pommes gemeint. Zu Hause erzählt man seinen Freunden dann, was für nette, gastfreundliche Menschen man getroffen hat und zeigt Photos von Hotelangestellten, die dem Touristen die Koffer hinterhertragen. Entschließt sich dieser Hotelangestellte nun aber nach Österreich oder Deutschland zu kommen um hier die \"Koffer\" zu tragen, ist er nicht mehr der nette, gastfreundliche Mann aus dem Urlaubsland. Dann ist er nur noch der \"Scheiß Ausländer\", der \"jedem die Arbeit wegnimmt\" und \"kriminell\" ist.

Dass vor allem wir Einheimischen an dem \"Problem\" Ausländer Schuld haben und wie wir versuchen können diese Menschen zu akzeptieren und ihnen zu helfen sich einzuleben, will ich wie folgt erörtern.

Ich glaube, dass das größte Problem unsere Intoleranz ist. Warum können wir ihre Kultur nicht einfach akzeptieren? Ob die türkische Frau ein Kopftuch trägt oder nicht, kann doch wirklich jedem egal sein. Seine Frau muss es ja nicht tragen. Wieso darf nicht jeder seinen Gott so nennen, wie er es will? Ich finde, dass gerade Religion ein sehr persönliches und überaus privates Thema ist. Wenn viele Menschen ein bisschen toleranter wären, wäre ein Zusammenleben nicht halb so kompliziert wie es momentan ist.
Viele Menschen sagen auch, dass die Sprache das größte Hindernis ist. Aber bitte - wir leben doch in einem Zeitalter in dem sprachliche Barrierren fast kein Thema mehr sind. Ich glaube, dass jeder Ausländer unsere Sprache lernen will und dass er sie mit der Zeit auch gut beherrscht. Im Gegenteil, ich ziehe vor jedem Ausländer den Hut, denn wie schwer es sein muss eine komplett andere Sprache zu lernen, kann sich keiner von uns vorstellen. Ich habe auch schon Ausländer kennengelernt, die des Deutschen mächtiger sind als einer von uns. Deshalb halte ich Menschen, die sagen, dass Ausländer ihren Kinder die Muttersprache nicht beibringen dürfen schlichtweg für dumm. Warum diesen Kindern die Chance nehmen 2 Sprachen perfekt zu beherrschen? Es ist ein Privileg, wenn man viele Sprachen spricht, für das manche Menschen ein Leben lang lernen und Kindern von Ausländern wird dieses Privileg sozusagen in die Wiege gelegt.

Ich finde es falsch, dass man Ausländer immer zusammen ansiedelt. Wie sollen sie Kontakte zu Einheimischen pflegen, wenn ihr ganzes Wohnviertel nur aus Ausländern besteht? Warum sollten sie da weit fahren um sich mit Einheimischen zu treffen, die sowieso nur mit dem Finger auf sie zeigen?
Aber nicht nur wir Österreicher müssen unsere Einstellung ändern. Auch Ausländer müssen einen Schritt auf uns zu tun. Oft ist es nämlich so, dass türkische Mädchen nur türkische Männer heiraten dürfen. Ich finde das - milde ausgedrückt - nicht gut. Denn Liebe überschreitet kulturelle und religiöse Grenzen. Mein Bruder zum Beispiel ist mit einem türkischen Mädchen zusammen und die Beiden verstehen sich prächtig. Es wäre schade, wenn sie sich nicht sehen könnten, nur aus dem Grund, dass er Österreicher ist. Leider wäre das so, wenn sie noch bei ihren Eltern wohnen würde. Aber weil ihre Schwester einen österreichischen Freund mit nach Hause gebracht hat, drehte ihr Vater durch. Er hat die beiden Mädchen eingesperret. Sie wurden am Morgen zur Schule gefahren und am Mittag wieder abgeholt. Sie durften nicht telefonieren und auch keine Freunde treffen. Eines Tages ist es ihnen dann doch gelungen die Familienhilfe anzurufen. Das erschreckende Ergebnis wr, dass diese ihnen nicht helfen konnten oder wollten und die beiden wieder ganz auf sich allein gestellt waren. Am 23. Dezember 1999 gelang ihnen dann die Flucht. Ich glaube, dass die Mädchen jetzt ganz glücklich sind. Doch ich finde es beängstigend, dass dieses überaus sampathische, inzwischen 18-jährige Mädchen, jetzt in einem Frauenhaus mit Drogensüchtigen zusammenleben muss und das alles nur wegen kultureller Unterschiede.

Das traurigste dabei ist, dass das Ganze nicht in einem Land stattgefunden hat, in dem Frauen unterdrückt werden, sondern hier in Österreich.

Wenn wir und die Ausländer BEIDE etwas für ein freundliches und problemloses Zusammenleben tun, bin ich sicher, dass ein Zusammenleben in Zukunft kein Problem ist. Denn es gibt weitaus größere Probleme, die zu lösen wären.




Vielen Dank für das Lesen, bin gespannt was ihr darüber denkt!

Liebe Grüße,

Nanie

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