Antirassismus und Migration Allgemein Testbericht

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Erfahrungsbericht von Z-E-D

+++ Rassismus im Alltag - Ausländer in Deutschland +++

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Rassismus – Er ist überall!
Ein Bericht über Ausländer in Deutschland

Ich habe mich entschlossen heute mal über Rassismus und Ausländerfeindlichkeit zu schreiben. Ich bin mir bewusst, dass ich mir mit diesem Bericht negative Bewertungen einhandeln könnte... zum einen von Leuten, die ich direkt angreife und zum anderen von Menschen, die die Wahrheit nicht wahrhaben können – die Wahrheit, dass sie plötzlich merken, dass auch in ihnen „ein Stück Rechts“ steckt.

Erst mal ein paar kleine Informationen zu mir. Ich wurde in Berlin geboren und bin mittlerweile 17 Jahre alt und gehe in die 12 Klasse der gymnasialen Oberstufe. Meine Eltern kommen aus der Türkei und meine Jugend lebte ich bis heute immer in Gegenden, in denen zum größten Teil sehr viele Menschen mit den verschiedensten Herkünften lebten. Ich meine Orte, in denen Deutsche und Ausländer halbwegs friedlich zusammen leben. Die Ausländer waren zum größten Teil Türken, Araber, Polen, Russen, Chinesen und Leute aus dem Balkangebiet. Ich hatte also neben meinen Deutschen Freunden auch immer Leute aus diesen Gebieten in meinem Freundeskreis und hoffe daher auf Grund meiner Erfahrungen und meines Basiswissens relativ objektiv und sachlich schreiben zu können. In meinem Kopf sind so viele Gedanken, so viel Hoffnung auf eine Lösung und es wird mir sicherlich schwer fallen alles wirklich so genau darzustellen, wie es in meinem Kopf abläuft, aber ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben.

Mein ganzes Leben lang habe ich, zum Teil auch von meinen eigenen „Freunden“, immer wieder diesen Satz gehört: „Ich habe nichts gegen Ausländer!“. Von den Jungs wurde dann meistens noch folgender Satz hinzu gefügt: „Ich habe nur was gegen diese Typen, von denen ich auf der Straße abgezogen werde“. Klingt eigentlich ganz gut, oder? Wäre es doch nur einmal, nur ein einziges mal wirklich wahr gewesen!
Anfangs habe ich den meisten also diese Sätze noch abgekauft, doch im Laufe der Zeit wurde ich immer wieder enttäuscht und immer wieder habe ich gemerkt, dass ein Großteil meiner deutschen Freunde ein bisschen und manchmal sogar ein bisschen mehr „rechts angehaucht“ war. Ich betone übrigens „Großteil“ – das soll nicht heißen alle!
Ich erlebte so oft Widersprüche, dass ich sie hier alle gar nicht aufzählen kann aber ich kann auf jeden Fall ein oder zwei Beispiele geben, damit ihr wisst, was ich meine.

Fall 1:
Das eine mal standen ich und drei meiner deutschen „Freunde“ vor einem Waffenladen und haben einfach mal so aus Neugier ins Schaufenster geguckt, wo auch Messer waren. Der eine, der vorher immer zu mir meinte, dass er nichts gegen Türken habe, haute folgenden Satz raus: „Ey, stellt euch mal vor, wie viele Türken man damit abschlachten könnte!“
Das ist doch krank, oder?! Wie kann man nur so einen scheiß von sich geben und dann noch behaupten, dass man überhaupt nichts rechtes in sich hätte? Ich wusste in dem Moment echt nicht mehr, was ich denken sollte! Er hat mich angeguckt und versuchte es wieder gut zu machen, indem er meinte, dass er damit ja nicht solche Leute wie mich meinte, dass ich ja ganz anders wäre als die anderen... bla, bla, bla,...

Fall 2:
Der eine „Freund“ schmiss eine Party. Ich war der einzige Türke (bzw. der einzige Ausländer – ist ja für viele eh das selbe) da und somit musste er ja nicht aufpassen, was er sagte... Er wollte den Leuten was abspielen, was er zusammen mit ein paar anderen in der Schule aufgenommen hatte. Kurz bevor er die CD eingelegt hat, haute er noch einen Satz raus, einen Satz den er bei mir nie wieder gutmachen kann: „Da hat auch Fatima, so eine scheiß Kopftuchtürkin, mitgespielt!“ Und was war die Reaktion der anderen? Sie lachten! Sehr witzig! Besseren Humor kann ich mir nicht vorstellen! Und es kommt noch schlimmer... Der eine Freund von ihm meinte dann anschließend noch völlig hirnrissig: „Du hast Juden vergessen!“

Diese Sätze stammen von Leuten, die im tiefsten Westen Berlins aufgewachsen sind, die im Buddelkasten mit Kindern gespielt haben, die aus den verschiedensten Ecken der Welt kamen. Von Leuten, die eigentlich von ihren Eltern und in der Schule etwas hätten lernen müssen. Von Leuten, die in ein paar Monaten wählen dürfen!!

Und wie schon gesagt, das sind nur zwei Bespiele von vielen!
Beide haben mir mehrmals gesagt, dass sie nichts gegen Ausländer haben.
Nach Außen geben sich Menschen meistens, wie es von der Gesellschaft erwartet wird, doch was sich in ihrem inneren abspielt, erfährt man meistens erst im Laufe der Zeit oder kann es sich denken, wenn man gewisse Menschenkenntnisse hat. Immer und immer wieder musste ich mir anhören, dass ich anders als die meisten Türken wäre und das von Leuten, die keinen einzigen Türken in ihrem Freundeskreis haben! Diese Menschen halten sich generell von Personen fern, die anders als sie aussehen und stempeln Leute, die schwarze gegelte Haare und einen Nike-Pullover haben sofort als Prolls ab und behaupten, dass der sofort ihr Handy klauen wird, wenn sie dem nicht gleich aus dem Weg gehen und vergessen dabei, dass ich, ihr „Freund“, im Prinzip fast genau so aussehe, wenn ich durch die Straßen laufe und sie mich nicht zwangsweise kennen würden.

Ich will auf keinen Fall behaupten, dass sich alle Ausländer korrekt verhalten! Ja, manchmal bekommt man schon zu hören „Ey, was guckst du so!“, aber deswegen alle so abzustempeln und generell abstand zu Leuten zu halten, die vielleicht diesem Typen ähnlich sehen, ist einfach falsch! Und, wenn Ausländer, nur weil mal ein Deutscher gesagt hat „scheiß Ausländer“, eine Antipathie gegenüber Deutschen entwickeln, ist es genau so falsch!

Ausländer machen auch Fehler – das steht außer Frage – aber man muss das Problem in erster Linie da anpacken, wo es meiner Meinung nach anfängt – bei der Integration!
Die Gesellschaft und die Politik muss etwas dafür tun, dass sich Ausländer in die deutsche Gesellschaft integrieren können, denn nur so können Differenzen beseitigt werden. Der größte Fehler, den man machen kann, ist zu etwas fremden mit Abstand und Furcht zu begegnen, denn dann fühlt es sich ausgeschlossen und kann nie zu einem gehören.

Stellt euch jetzt mal vor, ich wäre in einem sozial abgekommen Viertel in Berlin-Kreuzberg aufgewachsen, in dem zu ca. 80% Türken leben. Warum so viele? Durch den zweiten Weltkrieg fehlten Deutschland in der Nachkriegszeit einfach Arbeiter und es wurden Türken nach Deutschland geholt, die diese Lücken füllen sollten. Stellt euch mal vor, was passiert, wenn man den Großteil dieser neuen Bevölkerung nicht etwa verteilt, sondern sie alle in bestimmte Gegenden setzt, in denen sie leben sollen. Es sind alles Leute, die in Jobs arbeiten sollen, die nicht gerade gut bezahlt werden. Ihr Kinder wachsen alle in diesen vierteln auf und einer davon bin ich. Logischerweise, wären Deutsche in meinem Freundeskreis eine Seltenheit und ich würde in eine Schule gehen, in der ich nur Ausländer in meiner Klasse hätte und die deutschen Lehrer logischerweise total überfordert wären und wir in der fünften Klasse uns immer noch durch die Deutsche Sprache schlagen würde, wo andere in Berlin-Steglitz schon Aufsätze schreiben und auf die Oberstufe vorbereitet werden. Wo würde ich dann wohl landen nach der sechsten Klasse? Ja genau, auf der Hauptschule oder auf der Gesamtschule, die in der Gegend auch kein höheres Niveau hätte und wenn es das hätte, könnte ich mich dem nur sehr schwer anpassen, weil mir Grundkenntnisse aus der Grundschule fehlen würden. Ich würde die Sachen mitbekommen, die ich vorhin schon erwähnt habe in den zwei Fällen. Ich würde jeden Tag im Fernsehen und auf der Straße mit Türkenverarschungen konfrontiert werden. Immer wieder würde ich als Dönerfresser und nach Knoblauch stinkender Türke abgestempelt werden. Ich würde immer wieder hören wie andere Jugendliche „da waren gestern so ein paar scheiß Türken...“ sagen und mich ärgern, warum die immer „scheiß Türken“ sagen und wenn die mal Probleme mit Deutschen haben, nie sagen „scheiß Deutsche“. Wenn ich nicht ein paar sehr, sehr gute Eltern hätte oder ein sehr großer Umschwung in mein Leben kommen würde, würde ich wahrscheinlich Antipathien gegen Deutsche Entwickeln wie sie es auch gegen mich tun. Und nach meinem Hauptschulabschluss, sofern ich ihn überhaupt kriege...tja, was nun???

Jetzt fragen sich vielleicht welche, wie ich im Moment und in Zukunft durchs Leben gehe. Ganz einfach, ich versuche, und das habe ich schon immer getan, die Herkunft außer betracht zu lassen und den Menschen zu sehen, ob es nun Deutscher oder Ausländer sein mag – wir sind alle Menschen, unser Blut ist immer rot!

Ich habe nun ca. über 3 Stunden an diesem Beitrag geschrieben und ich hoffe, dass ich wenigstens meine Meinung vermitteln konnte, was der Sinn eines Meinungsforums ist und ich bitte euch, auch wenn ihr mit mir nicht einer Meinung sein solltet trotzdem mir nicht gleich ein „nicht nützlich“ zu geben. Ich hoffe, ein paar unter euch haben verstanden, was ich in dem Text geschrieben habe. Ich wollte keinen persönlich damit angreifen.

Einen schönen Tag noch!

Mit freundlichen Grüßen
Z-E-D

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