Aprilia Classic 125 Testbericht

Aprilia-classic-125
Abbildung beispielhaft
ab 40,03
Auf yopi.de gelistet seit 08/2003
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Summe aller Bewertungen
  • Design:  schlecht
  • Ausstattung:  gut
  • Qualität & Verarbeitung:  gut
  • Fahreigenschaften:  gut
  • Fahrkomfort:  schlecht
  • Verbrauch:  durchschnittlich
  • Gewicht:  mittelmäßig
  • Pflege & Instandhaltung:  einfach

Erfahrungsbericht von Inglorion

Red Rose - die Einstiegsdroge in die Zweiradwelt

5
  • Design:  schlecht
  • Ausstattung:  gut
  • Qualität & Verarbeitung:  gut
  • Fahreigenschaften:  gut
  • Fahrkomfort:  schlecht
  • Verbrauch:  durchschnittlich
  • Gewicht:  mittelmäßig
  • Pflege & Instandhaltung:  einfach

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Seit über 5 ½ Jahren heize ich mit der Maschine über die südwestdeutschen Straßen - und ich bereue keinen Kilometer!
Vor 3 Jahren war ich noch Sozius - doch dann verkaufte mir mein Vater die Maschine.
Das Gerät ist ein purer Traum auf zwei Rädern.
Eventuell werde ich sie bald offen eintragen lassen. Dann is´ sowieso alles vorbei...falls ich nicht schon sowieso längst abhängig bin...
Aber auch mit der 80er- oder der 11,6-PS- Drossel geht die RR wie die Sau: Geile Beschleunigung trotz gerade einmal 8 KW (11,6 PS), da nur 133 kg schwer und guter Übersetzung. Das zulässige Höchstgewicht beträgt allerdings 330 Kilogramm.

Im Geradeauslauf liegt das Topspeed bei gut 100 km/h, bergab sind Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h möglich.
Bei niedrigen Temperaturen (Winter) jedoch empfehle ich den Kühler ein wenig zuzukleben, da die Leistung auf Grund der zu niedrigen Betriebstemperatur rapide (sehr rapide!) absinkt. Dann kann es nämlich passieren, dass die erreichte Höchstgeschwindigkeit auf 70 km/h absinkt.
Aber das ist (zumindest für mich) gar nicht das wichtigste: Der Fahrspaß an sich zählt viel mehr. Und der ist wahnsinnig hoch!!!
Die RR verbindet den 2-Takt- Sportlermotor aus der Aprilia RS 125 mit einer aggressiven Cruiser und Chopperelementen. Und diese Mischung ist brennend heiß
Freu dich auf einen fetten Bericht über ein Prunkstück der „Scuderia Aprilia“!
O.K., ich fange mit den Bauteilen im Einzelnen an:


Der Motor:

-Rotax 122 mit 28 PS (Jawohl: Superfetter Italien-Import
-28er Dell `Orto- Vergaser
-Übersetzung 14/40
Wen´s interessiert... ´s werden noch ´ne Menge Daten & Fakten kommen...blättere ruhig mal runter - aber wehe du liest nicht fertig... der Roman hat mich sauviel Zeit gekostet)

Die Leistung wurde reduziert, indem das Rave-Ventil (Abgassteuerung) fast ganz geschlossen wurde. Bei langjähriger Anwendung kann es passieren, dass der für immer stecken bleibt.
Auf 80 Sachen kam die RR dank eines 17mm hohen Gasschieberanschlags, der im Vergaserdeckel eingeklemmt wurde (Achtung: Ausbauen ist viel Arbeit - also scheiß drauf. Die geht auch so schon prima!).

Anzug in den unteren Drehzahlbereichen ist zwar nicht gerade die Stärke der Classic, aber wehe du lässt sie über 6000 U/min. abgehen - das ist geil!

Scheu brauchst du davor auch nicht zu haben, der Motor ist (gerade für eine Italienerin) relativ stabil! Meine hat trotz 23000 Kilometern noch einiges in petto.
Allerdings ist auch hier der besonders für hubraumschwache 2-Takter Leistungsverlust ein unüberwindliches Problem . Damit muss man sich halt abfinden, egal welche Maschine dieser Klasse ins Visier genommen wird. Die Einfahrzeit beträgt übrigens gut 2000 km.

Solltest du einmal das Vergnügen haben, an einem solchen Gerät zu arbeiten: Du brauchst Nerven aus Stahl oder jede Menge Baldrian, denn alle, aber wirklich alle Bauteile sind so was von unwegsam verschraubt bzw. versteckt...argh!!!

Beispiel Gaszug ausgehängt. Für die Reparatur ist der Ausbau folgender Teile nötig:
-Sitz
-Kofferraum
-Luftfilter
-Ansaugstutzen
-Vergaserdeckel
-Motorverkleidung
-Ölpumpe
-Schaltgestänge
-Tank
-Werkzeugkasten
-Gaszugverteiler
oder so ähnlich, hab nicht alles im Kopf :)
Das macht Freude...


Fahrwerk + Straßenlage:

Geil! Lässt sich prima justieren - von Warmduscher bis steinhart.
Anfangs hatte ich die Federung auf weich, doch dank eines übergewichtigen Freundes (Hallihallo Andi setzte der Hinterreifen immer am Gehäuse auf, so dass die Blinkerkabel regelmäßig den Abgang regelten. Außerdem fehlte so einfach die Kurvenstabilität.
In Zwischenzeit sind meine Federn auf „fast ungefedert“ („Männer nennen das sportlich straff, Sitzpinkler finden das bretthart“, Zitat Mopped 11/2000), was zwar einen gewissen Gemütlichkeitsverlust mit sich zieht, jedoch ordentliches heizen erst recht ermöglicht.
Und die Blinkerkabel halten auch (...Grinsen Richtung Andi...).
In Kurven setzt sie auch erst in absolut extremen Schräglagen auf - und auch dann ist sie noch brillant & simpel zu kontrollieren!

Problematisch wird es erst bei der falschen Wahl der Bereifung. Serien mäßig läuft sie mit Dunlop Arrows vom Band (vorn 90/90-19 52S; hinten 130/90-16 67S) - BLEIB IN GOTTES NAMEN DABEI!!!
Ich habe den Fehler gemacht auf Metzeler umzusteigen, als es Zeit wurde wegen mangelnder Profiltiefe einen neuen Satz zu kaufen. Mit dieser Entscheidung habe ich eine Menge Grip eingebüßt... das werde ich noch lange bereuen!
Bei Regen brach das Heck (und mitunter gar der Vorderreifen!) ständig aus, was schon zu einigen brenzligen Situationen geführt hat! Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, das ich keine Dunlop mehr auf dem Asphalt laufen habe und so geht es wieder...

Beispiele:
Mit Dunlop unterm Arsch und ´nem Kollegen hintendrauf (Hi Schnomie, lebst du noch?) mit 90 gefahren. Laub auf dem Boden, plötzlich steht direkt vor uns ein 2er Golf quer auf der Straße und macht dieselbe dicht. Freude. Schnomie schreit, Stefan geht in die Eisen, die Dunlop halten brav auf der Straße. Schnomie fängt an zu beten, Inglorion zieht beim Bremsen sauhart nach links und die Dunlops geben keinen Mucks von sich und spielen mit.
Dann im 5 cm- Abstand an dem Karren vorbei, Schnomies Bein streift den noch.
Weiter geradeaus - runter von der Straße - mit ca. Tempo 50. Problem: Das war ´ne Allee.
Zu spät. Unter uns nasses Gras, vor uns überall Bäume. Trotzdem hab ich weiter gebremst und bin dazu noch mit den Scheiß Holzviechern Slalom gefahren. Wahnsinn aber wahr: Die Dunlops haben alles fehlerfrei mitgemacht und wir haben irgendwann brav auf der Böschung gestanden! Mein Herz auch.

Fett fett, doch jetzt das Gegenbeispiel - mit Metzeler:
Bei feuchter Straße mit Tempo 50 eine rote Ampel gesehen. Noch genug Platz. Gemütlich verzögert - Reifen schlägt aus - fast abgelegt.

Ist das etwa normal? Und das ist echt kein Einzelfall!!!
Ein Wunder, das ich mich noch nie gefratzt hab´ - mit DER Bereifung werde ich wohl spätestens diesen Herbst reif sein!
Also bleib bitteschön bei Dunlop und du wirst glücklich sein - auch wenn die ´n paar Mark mehr kosten. Falls deine Eltern bezahlen und ihnen das aus irgendwelchen minderwertigen Gründen zu viel Kohle ist - zeig ihnen diesen Bericht oder leg im Notfall selber drauf - es lohnt sich echt!


Optik + Bauweise:

Supergeil! Die meisten Cruiser/Chopper haben einen kleinen „Tropfentank“, die Red Rose outet sich hingegen mit einem fetten, breiten Tank.
Superbreit ist auch der Sitz, der auch Touren von 300 km + x möglicht macht ohne Schmerzmittel im Gepäck haben zu müssen.
Der Lenker ist jedoch sehr weit vorne, ich habe ihn trotz meiner 1,87 m ein wenig zurücksetzen müssen. Auch die Griffe haben einen sehr großen Umfang. Überhaupt ist die RR eher für große Personen gebaut worden. Trotzdem scheinen auch weniger Große mit ihr auszukommen, wie meine Ex-Freundin (huhu!) mir bestätigt hat.
Bei der Sitzhöhe von (je nach Federungsjustierung) ~820 mm braucht man jedoch wirklich etwas längere Beine, um die Classic im Stand sicher halten zu können.

Der Zylinder und die anderen „Innereien“ liegen hinter der eher untypischen Verkleidung.
Das hat allerdings einen entscheidenden Vorteil: Die 125er sieht ihr keiner mehr an!
Ich bin schon etliche Male angesprochen und gefragt worden (...oder in manchen Fällen besser: vernommen... hiermit viele liiiieeebe Grüße an die Lebacher Polizei...!), ob ich diese „schwere Maschine“ überhaupt schon fahren dürfe...

Chrom hat die Maschine logischerweise auch zu bieten, aber lang nicht so viel wie eine waschechte Chopper. Mir persönlich jedenfalls reicht das hier aus.
Auf dem Tank der Kupfer-Metallic- lackierten Classic prangt übrigens ein Magier, der einen knorrigen Wanderstab in den Händen hält. Der Gleiche Magus trägt auf der linken sowie auf der rechten Seite eine Wahrsagerkugel auf seinen Handflächen. Macht sich tierisch gut und kostet 20 Märker bei „Louis - The Fun Company“!


Womit wir an einem weiteren Kriterium angelangt wären:

Der Showeffekt!

Gerade an Sonntagnachmittagen an der Tankstelle sind die typischen Rede-Antwort- Spielchen schon längst unter der Rubrik Standart abzuheften...
Es passiert total oft, dass ich gerade vom Bezahlen an der Tanke, aus der Kneipe, aus dem Haus oder sonst wo her komme und dann erst mal ein Statement runterspulen muss, meist an Männer mittleren Alters... kann ganz lustig sein, ödet mit der Zeit aber an.
Kleiner Tip: Lustige Sprüche („Wenn ich dein Gesicht hätte, würde ich lachend in eine Kreissäge laufen...“) verhelfen in Sekundenschnelle zu freier Fahrt - oder leider aber auch bei der falschen Person angewandt eine zu einer gebrochenen Nase!

Der Sound erinnert leider er an einen schmerzerfüllt aufkreischenden Rasenmäher, von daher empfiehlt es sich nicht, an der Ampel den Dicken zu schieben, da man für die komplette Dauer der Rotphase dann sowieso nur Gelächter erntet...aber definitiv nur so lange, wie rot ist, denn dann heißt´s wieder „Feuer frei“!
Sobald das Rave-Ventil (Erinnerung: Leistungsdrossel) allerdings offen ist, röhrt auch die Red Rose wie ´ne Große... na ja, fast wenigstens...
Soundtipp: Luftfilterklappe abmachen und Lappen davor klemmen, das folgerichtige Ansauggeräusch ist geil, bedeutet allerdings einen (sehr) geringen Leistungsverlust vorherrschend in den unteren Drehzahlen. Würde ich allerdings auch nich zu lange so lassen, da sich die Reinigungsintervalle für den Vergaser so erheblich verkleinern.


Preise:

Die Classic (Der Vorgänger hieß „Red Rose“) wird seit 1996 (mein Baujahr) gebaut und hat damals 10000 DM gekostet.
Ganz billige bekommt man heute ab 1500 DM, darunter sollte man sich wirklich keine kaufen. Es sei denn, man will mehr als den Kaufpreis in anfallende Reparaturen investieren...
Gut erhaltene Italienimporte (wie meine) sind bereits für 2500 - 3000 DM erhältlich, der Neupreis schwankt heutzutage zwischen 6000 und 7000 DM.
Das ist ja wohl echt nicht zu teuer, oder?
Die Reparaturen schlagen da schon kräftiger zu buchen, wenn man keine Ahnung von Zweirädern hat.
Die vielen kleinen Macken summieren sich derartig, dass „kleinere Reparaturarbeiten“ schon mal 1000 DM kosten können. Wer sich also das passende Wissen aneignet, kann eine Menge Geld sparen! Und so schwer wie´s sich manchmal anhört, ist das gar nicht!


Reparaturliste seid Mitte 1998:
- Blinker rechts sowie links hinten (Kabel)
- Fernlicht / Abblendlichtbirne
- Bremse vorne (Blockade bei längeren Bergabfahrten) -> Bremsbacken schleifen, da Bremsscheibe verzogen
- Bremse hinten (mangelnde Bremskraft)
- Lampenring vorne gebrochen (Neuanschaffung würde 100 DM kosten)
- Kette (kürzen / erneuern)
- Armaturen (Neutral blinkt bei Feuchtigkeit)
- Fußrasten erneuern
- Blinker links vorne
- Bremslicht
- Bremse vorne (Bremsbeläge erneuern)
- Bremse hinten (Bremspedal)
- Dichtungsringe Gabel (Gabel leckt trotz mehrfacher Reparatur immer noch)

Außerdem 3 x Gaszug ausgehangen, Reparatur siehe oben bei „Motor“
Trotzdem - für ´ne Italienerin nicht schlecht, zumindest bei meiner ultraaggressiven Fahrweise...

Aprilia- Händler- Tip für Saarland und Umgebung: Aprilia Checkpoint Saarbrücken/Scheid - die wissen echt von was sie reden. Und wenn die auf die Rechnung „Inspektion“ schreiben, kann man sich sicher sein, dass diese auch gewissenhaft durchgeführt wurde!


Trocken Daten für Spezis:

Maße: Länge 2300 mm
Breite 780 mm
Höhe 1120 mm
Sitzhöhe 820 mm
Radstand 1550 mm
Bodenfreiheit 180 mm
Trockengewicht (startbereit): 148 kg
Leergewicht 133 kg

Motor: Bauart Rotax 122 2-Takt mit gesteuerter Zündung
Zylinder 1
Hubraum 124,8 cm3
Bohrung / Hub 54 mm +/- 0,5/1
Start elektrisch
Kupplung Multischeiben im Ölbad mit Handhebel auf linker Lenkerarmatur
Kühlsystem Flüssigkeitskühlung

Verbrauch: Bei meiner brachialen Fahrweise schluckt der Block knapp 5 Liter, man kann aber auch mit bis zu 2 Liter sparen, also 3 Liter. Normal sind gut 4 Liter, nur ist der Verbrauch die letzte Zeit hoch gegangen, ca. 6-7 teilweise. (jetzt verwirrt?)

Füllmengen: Kraftstoffbehälter inkl. Reserve- Menge 10 l
Kraftstoff- Reserve 2 l
Schaltgetriebeöl 600 cm3
Frischöl inkl. Reserve 2 l
Reserve Frischöl 0,5 l
Maximale Zuladung 172 kg

Schaltgetriebe: Typ mechanisch mit 6 Verhältnissen und Pedalsteuerung auf der linken
Seite
Übersetzungsverhältnis:
1--- Z= 10 / 30 = 1 / 3,000
2--- Z= 14 / 29 = 1 / 2,071
3--- Z= 17 / 27 = 1 / 1,588
4--- Z= 19 / 25 = 1 / 1,315
5--- Z= 21 / 23 = 1 / 1,095
6--- Z= 22 /21 = 1 / 0,0954

Getriebe: Hauptantrieb Z = 19 / 63 = 1 / 3,315
Nebenantrieb (mit Kette) Z = 15 / 40 = 1 / 2,666
Gesamtverhältnis / Rad (im 6. Gang) 1 / 9, 035

Vergaser: Bauart Dell `Orto PHBH28 RD
Luftdüse 24 mm

Kraftstoffart: normale Ausführung Mindestoktanwert 98 (also Super +)
Mit Katalysator Mindestoktanwert 95 (also Super)

Rahmen: Doppelte offene Wiege
Einschlagwinkel des Vorderrades 330
Nachlauf 98 mm

Radaufhäng.: vorn telehydraulische Teleskopgabel
Federweg 120 mm
Hydr. Federbein
Federweg 70 mm

Bremsen: Vorne hydraulische Scheibenbremse 260 mm
Hinten hydraulische Trommelbremse 160 mm

Räder: Speichenräder vorne und hinten, Schlauchreifen
Vorne: Felgen 19 * 1,85; Reifen 90 / 90 52S, alternativ 67S
Hinten: Felgen 16 * 2,50; Reifen 130 / 90 67S, alternativ 52S
Luftdruck: Vorn/hinten 1,8/2,0 bar, mit Sozius 1,9/2,2 bar

Zündsystem: Typ Nippondenso mit kapazitiver Entladung (CDI)
Vorzündung 140 +/- 20 bei 1500 rpm vor dem Totpunkt
Standart- Zündkerze NGK BR10 EG
Elektrodenabstand 0,6 - 0,7 mm
Leerlaufdrehzahl 1300 +/- 150 U/min.

Elektrik: Batterie 12V - 9 Ah
Sicherungen 7,5 / 15 / 20 A
Drehstrom 12 V - 185 W
Abblendlicht / Fernlicht 12 V - 35 / 35 W
Standlicht 12 V - 5 W
Blinker 12 V - 10 W
Tachobeleuchtung 12 V - 2 W
Kilometerzählerbeleuchtung 12 V - 2 W
Heckleuchte / Bremsleuchte 12 V - 5 / 21 W
Nummernschildbeleuchtung 12 V - 5 W
Kontrollleuchten (jeweils) 12 V - 2 W


Update 2002:

Inzwischen haben wir 2002, und sie läuft immer noch. Zwar nicht mehr ganz so bissig,
aber bei geschätzten 25000 Kilometern ist das wohl vertretbar. Wie gesagt geschätzt, der Tacho hat bei 22296 km den Geist aufgegeben. Beziehungsweise die Tachowelle.

Auch die Bremsbeläge habe ich vorne austauschen müssen, zum zweiten mal. Die Bremsscheibe jedoch hält, erstklassiges Material. Besonders in der Hinsicht, das ich die Beläge leider immer bis zur \"Null-Grenze\" gefahren hab...

Was mir jedoch erhebliche Probleme bereitet, zum Glück aber nicht sooo wichtig ist, sind die Dichtungen der vorderen Federung. Dort habe ich einen permanenten Ölaustritt zu beklagen...an der linken Seite so stark das sich die Reinigung bald nicht mehr lohnt...
Da hilft nur permanentes Vorbeugen, das Rohr immer so sauber halten wie es nur geht (jetzt bloß net unter der Gürtellinie interpretieren :) ).

Da ein 2-Takter im Regelfall etwa 30000 Kilometer ohne weiteres übersteht, bin ich auf die Zukunft gespannt. Zumindest die nächsten 5-10 tausend Kilometer werde ich wohl noch keine massiveren Probleme kriegen...hoffe ich mal.

Zur Zeit (Anfang April) kann ich die RedRose sowieso nur mittels einer abenteuerlichen Konstruktion fahren. Passiert ist folgendes:
Ich bin auf einem Feldweg in der Nähe von Schmelz unterwegs gewesen, da ist mir auf einen Schlag der Gaszug gerissen. Erst mal ausgiebig geflucht, dann überlegt: Wohin? Ok, also zu nem Kollegen von mir aus Schmelz, Asim. Hingeschoben und dann die Frage: WO ist der Zug gerissen. Dazu muss man wissen, das es sich um einen zweigeteilten Zug handelt, der oben zum Gashahn und unten einmal zum Vergaser und einmal zur Ölpumpe läuft. Gut, ich war mir todsicher, das er nur unten ab sein kann. Und zwar am Vergaser, wo er sich schon öfters gelöst hatte. Und der geneigte Leser, der dieses \"Logbuch\" vollständig gelesen hat, wird sich erinnern, was das für eine Drecksarbeit bedeutet. Also hab ich bei Asim vor der Tür (Seine Eltern haben sich riesig gefreut) die Maschine auseinander genommen.
Vergaser geöffnet - nichts. Zug dran. Sch...
Ölpumpe: Gleiches Spiel. Alles dran. Toll. Verdammt.
Nachdem ich nun eine Ewigkeit an dem Mopped geschafft habe, hat der lustige Asim dann auch mal innerhalb weniger Sekunden am Gasgriff nach dem Zug gesehen - und siehe da: Dort war er sauber abgetrennt. Na Klasse. Arbeit umsonst.
An dieser Stelle haben wir einen total bescheuerten Plan verwirklicht: Den heraushängenden Gaszug haben wir mit weiterem Draht aus meinem Bordwerkzeug verstärkt und diesen an einen Schraubenschlüssel befestigt...also musste ich jedes mal, wenn ich Gas geben wollte, an diesem komischen Teil ziehen. Sieht wunderbar kacke aus und kommt sehr lustig wenn man sich mit anderen unterhält.
Tja - wer den Schaden hat...
Hat allerdings gut funktioniert, ist jetzt ein paar Tage her und fürs nötigste reicht es prima aus.

Ansonsten ist in Zwischenzeit nicht wirklich viel passiert, mal wieder eine Glühbirne verschossen (absolut häufigstes Problemchen bei meiner RedRose) und die Kette muss gekürzt werden, ansonsten immer noch absolut klasse.

Update Juni 2002:
Zeit für eine grundlegende Restaurierung der RedRose: Ich hab die Maschine mit letzter Kraft zu Jürgen gefahren, einem kompetenten Fachmann in Sachen Motorräder. Die Hinfahrt war schon ein Horror: Übelster Platzregen auf weiten Teilen der Strecke (20 km) und Wassertiefen bis 10 cm auf der Straße…der Motor kam dauernd ins stocken und lies sich auch nicht mehr allzu hoch drehen – womit wir wieder bei dem Thema RR & Regen wären…
Nach hartem Kampf bin ich dann doch tatsächlich angekommen und wir haben uns auch recht bald an die Arbeit gemacht. Erst einmal Schadensbegutachtung: Offensichtliche Schäden und teilweise alte Bekannte waren der verdammte Gaszug, die langsam nachlassende Kupplung, der abgefahrene und nur angedrahtete Batteriekasten (Mit dem Motorrad runter von der Straße -> nicht wirklich eine gute Idee), die lose und scheinbar unbrauchbare Kette, die vollkommen zerstörte Dichtung des linken Federbeins vorne wie auch die abgefahrenen Bremsen vorne. Was allerdings HK-Motors aus Eppelborn zuzuschreiben ist, der mir letzten September falsche lediglich zurechtgeschnittene Bremsbacken eingebaut hat. An dieser Stelle recht freundliche Grüße an diesen Knauper.

Beim Ausbau des Vorderrades gab es dann die erste Überraschung – statt des Radlagers kam uns nur noch ein Haufen zerbröseltes Etwas entgegen…dies sollte wohl einmal das Lager gewesen sein…
Das war es auch für diesen Tag, nun sollte ich mich ranhalten ein Handbuch über dieses Motorrad aufzutreiben bzw. mich um die Ersatzteilversorgung zu kümmern.


Fazit:

Wer eine absolut gute Maschine in dieser Hubraumklasse sucht, wird an der supergeilen Italienerin auf keinen Fall vorbeikommen!!!
Auch von diversen Stories über das ein oder andere Problem mit der RR sollte man sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, so etwas passiert mit jedem Mopped.
Eine Traummaschine, deren Bestand sich quer durch alle Generationen zieht.
Sportlichkeit wie auch Lässigkeit werden in der Classic vereint. Auch der Preis für die Anschaffung stimmt, wie oben im Gewirr am Punkt „Preise“ bereits angegeben.
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich diese Maschine eigentlich (fast) vorbehaltlos empfehlen; Ich denke der Bericht hier spricht eine Sprache für sich!
Also auf geht´s: Sehen, staunen, kaufen!
Wer´s nicht glaubt: Angucken und selber fahren!

Wenn nun irgendwann irgendwo im Südwesten irgendwer mal irgendeine kupferfarbene Aprilia „Red Rose“ Classic 125 mit einem fetten Magier auf dem Tank sieht und dann eventuell noch irgendein kreischendes menschliches Wesen hinten drauf sitzt, das werde dann wohl ich sein. :)
In diesem Sinne!

Greez by Inglorion

26 Bewertungen