Arbeitsamt Testbericht

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Erfahrungsbericht von SoulinSadness

5 Mio und ich war einer davon

Pro:

Schön warm da drin

Kontra:

Papierkrieg und Steine auf dem Weg zurück in die Arbeitswelt!!!

Empfehlung:

Nein

\"Es tut mir ja alles sehr leid\" halt die Stimme meines Chefs in meinem Gehörgang nieder während ich schon in Gedanken darüber nachdenke wieviele von meinen selbsterstellten Hilfsdaten, die ich in nichtaufgeschrieben Überstunden erstellt habe, ich wohl lösche oder mitgehen lasse.

Aber das ist jetzt alles erstmal wurscht. Ich darf also in die Servicezentral zum roten \"A\" gehen und sagen was sache ist - ich werde arbeitslos.

::: DER ERSTE BESUCH :::

Die Dame am Empfangsschalter des Regensburger Arbeitsamtes. Sieht so aus als habe sie schon alles gesehen und wäre nur schwer einzuschüchtern, wirkt aber dennoch freundlich. Mit einem Lächeln sage ich was sache ist und wo ich denn hinmüsste.

Und da sitze ich nun und bin schon in dreißig Nummern dran. Fülle mit Bleistift einen einseitigen Anmeldebogen aus, den nach dem heutigen Tag niemand mehr brauchen wird, nur bei meinem Familienstand werde ich etwas stutzig, den \"eheähnliches Verhältnis\" kann ich nirgends finden und bin auch nicht scharf darauf meine Freundin für mich zahlen zu lassen... was man nicht alles für Schaudergeschichten hört...

Um mich herum viel Gebrummel ala \"die schaffen das doch eh nicht\" und allerlei Lästerei über den Ort an dem man sich aufhält.

Ich bin schon zufrieden damit heute früh nicht arbeiten zu müssen ;)

Eine junge Dame geht mit mir eine Liste von Sachen durch die ich bei meiner \"ordentlichen Anmeldung als Arbeitssuchender und Bezieher von ALG1\" vorzulegen habe, während wir klären wie mein Beruf \"Reprohersteller Fachrichtung Druckformtechnik\" denn jetzt eigentlich heisst. \"Mediengestalter\". Gut, alles was Adobe heisst kann ich im Schlaf, wird schon stimmen.


:::: DIE UHR TICKT ::::

Mit der Liste in der Hand klappere ich darauf hin alle meine Versicherungen und meinen noch Arbeitgeber ab, lasse mir hier und da die notwendigen Kreuze machen und bin pünktlich am 2. Februar erneut in der \"Arbeitsagentur\" für meinen

:::: DER ZWEITE BESUCH ::::

Diesmal hab ich wieder in der gleichen Abteilung gewartet, was sich zwanzig Nummern später als Fehler rausgetellt hat. Also nochmal ein Nümmerchen. Diesmal \"bedient\" mich ein älterer dicker Mann ohne Anzug, der sich meine Unterlagen ansieht die Hälfte aussortiert \"Warum wir den Schmarrn verlangen sollen hat noch keiner hier verstanden\" und irgendwann lächelnd mein \"so, eijtz hätt mas, in einer Woche kommt die Benachrichtigung per Post.\"

Nur auf meine Frage wie das ist wenn ich mich selbstständig machen wolle verweist er mich wieder auf meine Beraterin, aber nochmal Nümmerchen ziehen dazu hab ich heute gar keine Lust mehr ;))


::::: FESTSTELLUNG ::::

Die Arbeitsagentur ist ein sehr deprimierender Ort, wo man auf den Gängen nur ernüchterte bis verbitterte Menschen trifft die um ihre Existenz bangen. Ich bin mal gespannt wie lang das bei mir dauert.

Was ich aber auch festgestellt habe: Gerade in der Zeit der lieben Reformen haben die dort Angestellten auch nicht gerade den leichtesten Job und viel Frust bleibt an ihnen hängen.

Bei betreten des Zimmers zu lächeln, dem Berater die Hand zu geben und sich vorzustellen macht die Sache für beide Seiten viel leichter!



DER DRITTE BESUCH
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Oh mein Gott. Das hat man nun davon, wenn man nicht täglich in seinen Briefkasten kuckt (oder nur einmal in der Woche...) schwuppdiwupp eine Einladung verpennt und für eine Woche gesperrt... shit!!

Schnell zum Telefon - Bescheid sagen. Der Herr am anderen Ende meint eine neue Einladung ist bereits raus. Diese kommt am nächsten Tage an.

So saß ich heute eine halbe Stunde zu früh vor meiner Zieltür. Eine Nummer brauch ich heute nicht ziehen.

Dem Herrn, der heute mich betreut teile ich zunächst mein Missgeschick mit, der darauf hin alles für mich ins Lot bringt. Der Rest stellt fast schon eine Art Plauderei da, wie es läuft. Tja, eine Bewerbung von euch, auch schon vorgestellt... ich warte, zwei eigene laufen.

Mit der Frage nach meiner geplanten Existenzgründung drückt er mir ein paar Flyer mit Infos und Seminarterminen in die Hand.

Auf die Frage was die Zukunft bringt antworte ich: \"Mein Ex-Arbeitsgeber hat schon angekündigt, das er mich im Juli für vier Wochen braucht, weil Hauptzeit ist\". \"Nun, dann müssen wir eben schauen das sie bis dahin wieder was haben, dann können sie sich von ihrem Ex-Arbeitgeber am Arsch lecken lassen!\"

Woa! DAs ist doch mal eine Aussage. Meiner Meldepflicht bin ich wieder nachgekommen. Natürlich wird mir bewusst, das der Markt für Mediengestalter eng ist, aber ich fühle mich immer noch gut behandelt.



::: DER VIERTE BESUCH ::::
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Man einigte sich, das man Mitte April wieder zusammen kommt. Zu berichten hatte ich nichts, genauso wie mein Berater, Herr Schlecht (ein guter Mann!). Das Gespräch war also schnell vorbei und ich bat um die nötigen Formulare um Überbrückungsgeld zu beantragen..

Jetzt begann der ganze Spießruten lauf!!! Bei den Kammern wurde ich nur hin und her geschickt, ein Gründerzentrum für Regensburg gibt es nichts. Erst ein Gespräch mit dem ehemaligen Berater einer Freundin in Waldsassen, und WS ist im Vergleich zu Regensburg ein Kuhdorf, klärte mich auf, das ich mir von den Kammern nichts einreden lassen soll. Mit dem was ich vorhabe bin ich freiberuflicher Dienstleister, und muss nicht mal Gewerbe anmelden. Ich soll als erstes aufs Finanzamt.

Inzwischen ist es Ende April. Ich sitze im Finanzamt, fülle ein paar Fragebögen aus und werde mit meiner nigelnagelneuen Steuernummer wieder heim geschickt - der offizielle Bescheid kam eine Woche später. Insgesamt war der Aufenthalt im Finanzamt angenehmer als auf dem Arbeitsamt.

So. jetzt brauche ich noch die Zustimmung einer \"kompetenten Stelle\" für mein Konzept und meinen Hart erarbeiteten Finanzplan, den ich ganz ohne kaufmännische Anleitung irgendwie erstellt hatte. So eine Zustimmung bekommt man z.B. von den Kammern *AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARGH!!!*

Aber auch von einem Anwalt oder Steuerberater und da ich eh bald einen Brauchen werde, verweist mich mein bester Freund an einen Berater in Weiden. Auch der nächste Weg, aber das war es wert. In drei Stunden ist mein Konzept und mein Plan überarbeitet. Ich habe meine von der \"kompetenten Stelle\" unterzeichneten Formulare, ein Konzept, den Bogen vom A-Amt auch ausgefüllt und kann jetzt morgen also nochmal zur Agentur.


::::: LETZTER BESUCH :::::
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Leider ohne Termin *ggg*. Die rustikale Pförtnerin schickt mich zunächst mal an die ganz falsche Adresse. Ich muss zu meinem Berater und der wäre im Haus - macht aber gerade Pause.

Am Gang kommt er mir dann entgegen, wir begrüßen uns, die Papiere werden abgenommen. Wir einigen uns auf den 15.5. als Starttermin. Darauf hin werde ich vom Arbeitsamt zu dem Termin abgemeldet, Begründung: \"Arbeitsaufnahme\". Und mir wird versichtert das der Bescheid übers Überbrückungsgeld in zwei Wochen da ist.

So verabschiede ich mich von Herrn Schlecht mit den Worten: \"Ich denke es ist in unserer beider Sinn wenn wir uns nie wieder sehen\". Dieser lacht und wünscht mir viel Glück..


Ende vom Lied
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Ich bin raus aus dem Club. Wenn mal jemand irgendwas gesetzt, oder vertont haben möchte, ich bin jetzt \"freischaffender Mediengestalter für Druck-, Digital- und Audiomedien\" und momentan läufts sehr gut.

Das Gefühl von der Nutzlosigkeit ist weg. Worüber ich mich auf ewig aufregen werde ist der Papierkram und die Halbinfos von den Kammern auf dem Weg zur Selbstständigkeit. Wünsche ich keinem. Sucht euch einen Steuerberater, kostet zwar ein wenig, aber ihr bekommt unabhängige und gute Beratung ohne das ihr dann irgendwo mitglied seit.

.... wieder einer weniger in der Arbeitslosenstatistik :)

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