Arbeitsamt Testbericht

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Erfahrungsbericht von Magickatrin

Meine Fördermaßnahme...eine Zumutung

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Leider bin auch ich inzwischen von der Arbeitslosigkeit betroffen, seit dem 1.Januar 2003 bin ich beim Arbeitsamt offiziell als arbeitssuchend gemeldet. Bis dahin war ich als technische Zeichnerin in einem Ingenieurbüro beschäftigt.

Schon als abzusehen war das ich arbeitslos werde, mein damaliger Chef hat mir das fairerweise schon recht früh gesagt und ich kannte auch selbst die schlechte Auftragslage sehr gut, habe ich mich beim Arbeitsamt erkundigt. Großartig weitergeholfen hat man mir aber dort zunächst nicht, was wohl daran lag das ich offiziell ja weiterhin in einem Beschäftigungsverhältnis stand.

Anfang Januar war ich dann wieder beim Arbeitsamt, nun war ich ja tatsächlich arbeitslos. Und da es in meinem Beruf sehr schwierig ist einen neuen Job zu finden, äußerte ich den Wunsch einen Fortbildungslehrgang zu machen, schließlich wollte ich nicht untätig zu Hause rumsitzen. Ich hatte auch sehr genaue Vorstellungen von dem was ich machen wollte, doch leider konnte mir das Arbeitsamt nicht eine Fördermaßnahme anbieten. Einen Job natürlich auch nicht...

Doch es dauerte nicht lang und ich erhielt eine Einladung zu einem 4 Wochen andauernden Kurs mit anschließenden Praktikum. Hauptbestandteil sollte das Schreiben von Bewerbungen sein, sowie Vorbereitungen und Tipps für Vorstellungsgespräche. Außerdem sollten PC-Kenntnisse, einschließlich der Einführung in Word und dem Internet vermittelt, werden.

Als ich mir die Belehrung auf der Rückseite dieser „Einladung“ durchlas war mir sofort klar, dass es sich nicht wirklich um eine Einladung handelte, denn man wurde sozusagen verpflichtet daran teilzunehmen. Bei Nichterscheinen würde sonst sofort eine Sperre beim Arbeitslosengeld verhängt. Das ich mich im Internet und verschiedenen Office-Programmen sehr gut auskenne war für den zuständigen Mitarbeite des Arbeitsamtes uninteressant. Es führte also kein Weg daran vorbei und ich musste diesen Kurs besuchen. Ich war ganz einfach stinksauer, denn eine Weiterbildung die mir beruflich genützt hätte konnte (oder wollte?) man mir nicht anbieten und nun muss ich einen in meinen Augen vollkommen sinnlosen Kurs besuchen.

Mit gemischten Gefühlen machte ich mich also auf zum 15 Km entfernten Bildungsträger. Als ich dort ankam standen schon ca. 10-15 Leute vor der verschlossenen Tür. Und man kam recht schnell miteinander ins Gespräch. Dabei war unverkennbar das offensichtlich keiner der Anwesenden diesen Kurs aus freien Stücken besuchte. Nach einiger Zeit des Wartens konnten wir dann endlich die Räumlichkeiten betreten.

Der erste Tag verlief dann so das jeder erst mal einen Stundenplan bekam und möglichen organisatorischen Dinge geklärt wurden. Unter anderem wurden auch Anträge für die Kostenübernahme des Arbeitsamtes ausgefüllt. Und wie sich herausstellte würde die Auszahlung des Fahrgeldes erst am letzten Tag des Kurses erfolgen. Einwände von einzelnen Leuten wurden ignoriert, es interessierte schlichtweg weder Arbeitsamt noch Bildungsträger wie ein Sozialhilfeempfänger das tägliche Busgeld aufbringen sollte. Mich betraf das zum Glück nicht, aber ich fand das absolut nicht Ordnung.

Tja, am nächsten Tag ging es dann richtig los mit dem Lehrplan, wenn man das überhaupt so nennen kann. Und ich kann nur sagen es war ein absoluter Witz. Zu einem Themengebiet gab es verschiedene Dozenten und jeder hatte seine eigenen Vorstellungen wie eine Bewerbung auszusehen hat. Außerdem entfielen in den ersten 3 Wochen komplett alle Stunden die für den PC vorgesehen waren, da die Räume besetzt waren! In der 4. und letzten Woche hatten wir dann 2 Tage unsere von Hang geschriebene Bewerbung, einschließlich Lebenslauf am PC einzugeben. Nun dauert das Eintippen und eventuelle Formatieren ja höchstens 1-2 Stunden, aber die wenigsten der Teilnehmer und Teilnehmerinnen saßen zuvor schon mal am PC. Ich fand das unzumutbar ehrlich gesagt, besonders die Älteren saßen ziemlich verzweifelt vor ihrem PC.

Ich war übrigens auch sehr verzweifelt an diesem Tag, denn mein 1. PC verfügte leider nicht über Tastatur und Maus, der nächste startete gar nicht erst und schließlich der 3., der funktionierte zwar aber der flimmernde Bildschirm war echt eine Zumutung. Disketten durften übrigens keine eigenen benutzt werden, jeder Teilnehmer sollte vom Bildungsträger eine bekommen. Als ich schon einen Großteil meines Textes eingegeben hatte erkundigte ich mich dann schon mal nach einer Diskette, denn schon vor Jahren hatte ich gelernt das Speichern das A und O ist bei einem Windows-Betriebssystem. Auf Festplatte wollte ich meine persönlichen Daten an diesem Rechner natürlich nicht speichern. Aber meine Nachfrage wurde erst mal ignoriert und es hieß wir werden schon noch unsere Diskette bekommen. Ich machte die Dozentin aufmerksam darauf das ich wenig Lust hätte noch mal ganz von vorn anzufangen, falls etwas passiert. Was soll schon passieren? Kam als Antwort zurück. Es war wirklich wie verhext, ca. 5 Minuten später war der Strom weg. Und mit ihm natürlich alle Daten, eine Sicherungskopie war leider nicht vorhanden. Ich zwar sauer, konnte mir aber mein lachen trotzdem nicht verkneifen. Naja, unbeliebt gemacht hatte ich mich sowieso schon in den anderen Unterrichtsstunden, denn die Meinung anderer konnten die Dozenten wohl schlecht akzeptieren, was mich allerdings nicht davon abhielt meine eigene Meinung zu bestimmten Sachen immer wieder zu äußern. Und als ich dann während der PC Stunden mir auch noch erlaubte den PC Neulingen Tipps zu geben die nicht mit denen des Lehrplans übereinstimmten war ich wohl sicher schon so etwas wie Störenfried. Aber die Leute waren mir trotzdem dankbar und meinten das sie es auf meine Art besser verstanden hätten. Ich denke sämtliche Dozenten waren froh als sie mich endlich wieder los hatten...

Mit den Kursteilnehmern kam ich aber sehr gut zurecht und wir waren für diese 4 Wochen eine richtig tolle Truppe und hatten viel Spaß, zum Verdruss der Dozenten nicht nur in den Pausen. Mit einer Kursteilnehmerin bin ich seitdem sehr gut befreundet. Die Unterrichtszeit war für mich zwar größtenteils langweilig und hat mir kaum Informationen vermittelt die von Nutzen für mich waren, aber insgesamt waren die 4 Wochen sehr lustig gewesen und am Ende dann doch viel zu schnell um.

Doch es sollte ja noch ein Praktikum folgen. Jeder Kursteilnehmer sollte vom Bildungsträger einen Praktikumplatz zur Verfügung gestellt bekommen. Theorie und Praxis können mitunter sehr verschieden sein. So auch bei dieser Sache, den letztendlich musste sich jeder selbst um einen Praktikumplatz kümmern, wobei nicht viel zeit für die Suche bleib, denn es war vorgeschrieben unmittelbar nach dem Unterrichtsstunden mit dem Praktikum zu beginnen.

Ich wurde zum Glück schon recht früh fündig. Das dies kein großes Glück war sollte sich erst später herausstellen...

Sinn eines Praktikums ist ja eigentlich theoretisch erworbene Kenntnisse in die Praxis umzusetzen. Dieses Aspekt fiel ja schon mal ganz weg, denn es wurden keine Kenntnisse vermittelt die für den Beruf relevant gewesen wären. Und durch ein Praktikum anschließend wieder ins Arbeitsleben zu kommen, das ist fast schon Utopie. Mitunter soll es Leute geben die in dieser Hinsicht Glück hatten, aber für viele Betriebe scheinen Praktikanten einfach nur billige Arbeitskräfte zu sein.

Da ich zu dieser Zeit keine Informationen hatte das jemand in der Umgebung eine technische Zeichnerin sucht, bewarb ich mich schließlich in einem Vermessungsbüro um ein Praktikum. Beim Vorstellungsgespräch erzählte ich dann noch mal von meinem bisherigen beruflichen Erfahrungen und erkundigte mich nach meinem Aufgabengebiet während des Praktikums sowie der üblichen Arbeitszeit, was ja kein unwesentlicher Punkt ist, besonders wenn man Kinder hat muss man ja im Vorfeld dafür Sorgen das während dieser Zeit betreut werden. Eine feste Arbeitszeit von 7.00 Uhr bis 15.30 Uhr wurde mir genannt. Die Aufgaben würden sich dann finden wenn ich da wäre...

Normalerweise hätte mich diese Aussage ja schon stutzig machen müssen, aber ich habe mir nichts dabei gedacht. Das man mir nach Praktikumsende keinen Arbeitsvertrag anbieten würde war übrigens schon im Vorfeld geklärt worden.

Das Praktikum wurde schließlich für mich zu einem wahren Alptraum. Gleich am 1. Arbeitstag bekam ich mit wie man einen Angestellten kündigte, weil er die Aufgaben nicht zur Zufriedenheit erledigt hatte. Da ich mit in diesem Büro saß war mir das sehr unangenehm und ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Aber das war nur er Anfang. Scheinbar dieses arme Würstchen immer der Blitzableiter gewesen, wenn der Chef schlechte Laune hatte oder sein Geltungsbedürfnis demonstrieren wollte. Naja, dieser Mitarbeiter war nun weg und von nun an war ich offenbar der Ersatz um an jemanden schlechte Laune abzulassen und klarzumachen wer der Chef war.

In meiner Ausbildung zur Bauzeichnerin im Hochbau hatte ich natürlich auch mit den Grundlagen der Vermessungstechnik zutun, aber vor allem um verschiedene Zeichnungen und Karten anzufertigen, nicht unbedingt so viel mit den praktischen Vermessungsarbeiten. Als ich mich um das Praktikum bewarb hatte ich also nicht so viel Ahnung was mich erwartete und irgendwie hatte ich auch gar nicht damit gerechnet das ich mit derartigen Aufgaben betraut werde. Denn ich hatte klipp und klar gesagt das ich keine Ahnung von Vermessung habe und sich meine Kenntnisse auf das beschränken was ich vor Jahren mal während meiner Ausbildung vermittelt bekam. In meinem späteren Berufsleben hatte ich dann nie wieder mit Vermessung zutun, ich arbeitete lediglich mit verschiedenen Vermessungsrissen.

Während der 2 Wochen hatte ich verschiedene Tätigkeiten im Büro zu erledigen, die meisten davon waren ganz offensichtlich nur um mich irgendwie zu beschäftigen. So durfte ich 3 Tage lang Ordner beschriften, mit Tuschefüller und Schriftschablone! Weiterhin wurde ich mit so sinnvollen Aufgaben betraut wie die Spülmaschine ein- und auszuräumen sowie Einkäufe zu erledigen, natürlich mit meinem eigenen Auto und ohne finanzielle Entschädigung. Teilweise hatte ich aber auch verschiedene Aufgaben am PC zu erledigen, was mir auch durchaus Spaß gemacht hat. Aber das war eher die Ausnahme.

Ab der 3.Woche wusste man wohl nicht mehr mit was man mich beschäftigen konnte, denn alle vorhandenen Ordner waren beschriftet, Zeichnungen, Rechnungen u.s.w. aus den letzten Jahren waren einsortiert und nur mit Spülmaschine einräumen und einkaufen gehen, dafür war der Tag dann doch zu lang. Also durfte ich mit dem Chef persönlich zum Vermessen fahren. Natürlich ohne mich vorher zu informieren. Das lief dann so ab das ich an meinem Schreibtisch saß, der Chef ins Büro kam und meinte: „Sie kommen jetzt mit“. Wohin, davon hatte ich keine Ahnung. Ziel war schließlich ein riesiges Feld, aufgrund starker Regeenfälle in den vergangen Tagen vollkommen aufgeweicht. Da ich im Vorfeld nichts wusste war ich natürlich auch nicht dementsprechend gekleidet. Ich stand erst mal ziemlich ungläubig da und wusste nicht wie mir geschieht. Ehe ich mich versah hatte ich auch schon Hake, Spaten und Vermessungsinstrumente in der Hand. Der lief vornweg, natürlich ohne sich mit irgendetwas abzuschleppen, schließlich hatte er ja einen Praktikanten dabei. Als ich alles ordnungsgemäß an seinen Ort gebracht hatte durfte ich dann mit einer Schuppkarre Grenzsteine auf dem schlammigen Feld transportieren, besser gesagt, ich sollte. Aber da weigerte ich mich dann, denn irgendwo ist Schluss und ich sah nicht ein das ich mir meine Klamotten versaue. Und überhaupt, ich fand das Ganze eine Unverschämtheit. Naja, das war nur das erste größere Ärgernis, doch es sollten noch weitere folgen.

Seit diesem Tag war ich natürlich vorbereitet und hatte im Auto alte Klamotten und Schuhe liegen, gesagt worden ist mir prinzipiell nie etwas. Dann vorgekommen das ich statt 15.30 Uhr erst 17.00 Uhr Feierabend hatte, natürlich auch ohne Vorankündigung. Und so konnte ich einen Zahnarzttermin nicht wahrnehmen und musste nun fast 2 Monaten warten bis ein neuer zu bekommen war. Es gab noch viele kleinere und größere Ärgernisse, aber ausschlaggebend war dann ein Tag auf einer Baustelle. Da sollte ich doch allen ernstes in eine Baugrube krabbeln (kann man in dem Fall nicht anders bezeichnen), ringsum Schlamm, die Arbeiter auf der Baustelle hätten sich womöglich halb totgelacht wenn ich in diesem Match auch noch ausgerutscht wäre. Und über mir hat ein Kran gearbeitet, der unentweckt riesige Steine transportiert hat. Arbeitsschutzmaßnahmen gab es natürlich keine. Also, ich habe dann diesem Chef unmissverständlich klar gemacht, das ich nicht bereit bin derartige Aufgaben zu erledigen, schließlich konnte ich im Vorfeld auch nicht davon ausgehen das so was auf mich zukommt und ich hatte mich ja ausdrücklich danach erkundigt. Ich schätze mal das wohl vorher noch keiner seiner Praktikanten, Angestellten oder was auch immer sich geweigert hat eine von ihm erteilte Anweisung nicht auszuführen. Jedenfalls war er mehr als sauer und drohte mir wenn ich nicht sofort in die Baugrube hinabsteige könnte ich ab den nächsten Tag zu Hause bleiben. Nein, habe ich natürlich nicht gemacht. Leider konnte ich nicht an Ort und Stelle verschwinden, denn ich hatte ja kein eigenes Auto dabei und noch nicht mal Kleingeld für ein Öffentliches Verkehrsmittel. Also blieb mir nichts anders übrig als mich hinzustellen und zu warten. Das ich mir erlaubte in dieser Situation auch noch eine Zigarette anzuzünden hat den Chef dann wohl vollkommen zur Weisglut getrieben. Er war schon mehr als sauer, nachdem er sich gezwungenermaßen selbst in diese Baugrube begeben musste.

Als ich dann endlich zu Hause war rief ich natürlich schleunigst den Bildungsträger sowie das Arbeitsamt an. Am nächsten Tag besuchte mich sogar ein Mitarbeiter vom Bildungsträger um alles zu notieren. Tja, der stinksaure Chef wollte mir offenbar noch eine allerletzte Lektion erteilen und rief ebenfalls beim Arbeitsamt an. Seiner Meinung nach hätte ich einfach die Arbeit verweigert.

Vom Arbeitsamt bekam ich dann ein Formblatt zum Ausfüllen, um den Sachverhalt darzulegen. Ich bezog mich natürlich hauptsächlich auf den mangelten Arbeitsschutz, denn es gab noch viel mehr zu bemängeln als ich hier aufgeführt habe. Aber ich wollte natürlich auch wissen wie jetzt in der ganzen Sache weiter verfahren wird. Seitens des Arbeitsamtes erhielt ich nur die Auskunft das man die Sache überprüfen würde.

Doch es kam und kam einfach nichts vom Arbeitsamt. Dann, ca. 3 Wochen später bekam ich plötzlich mit das ich vom Arbeitsamt kein Geld für den letzten Monat erhalten hatte. Ich rief also an um mich zu erkundigen, mir schon klar das das im Zusammenhang mit der Fördermaßnahme und dem Praktikum steht, aber ich hatte ja zumindest erwartet mal eine Nachricht zu bekommen. Ich rief dann noch mehrmals an, doch immer hieß es das darüber erst noch entschieden werden müsse. Als Mutter von 2 Kindern bin ich aber dummerweise auf das Geld angewiesen, denn spätestens im 2.Monat macht es sich arg bemerkbar wenn eine regelmäßige Zahlung ausbleibt.

Da ich mich nicht mehr zufrieden gab mich am Telefon vertrösten zu lassen fuhr ich selbst zum Arbeitsamt, um die Sache endlich zu klären. Es dauerte zwar eine Weile bis sich endlich ein Mitarbeiter fand der Entscheinungen treffen kann, aber die Warterei hat sich in dem Fall gelohnt. Denn meine Stellungnahme zu dem Vorfall und besonders meine Hinweise zum nichtvorhandenen Arbeitsschutz waren inzwischen bekannt. Und das Arbeitsamt war ganz meiner Meinung das so was unzumutbar gewesen ist. Die Frage mit dem ausstehenden Geld war dann auch schnell geklärt, denn man bot mir sogar an einen Scheck auszustellen, was ich natürlich auch sofort annahm. Konsequenzen hatte dieser Vorfall letztendlich nicht für mich.

Aber was Fördermaßnamen des Arbeitsamtes betrifft, da habe ich mit Sicherheit einiges dazu gelernt...

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