Erfahrungsbericht von Diescher
Arbeitslos und Spaß dabei?
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Nein
Da meine private Jobsuche leider nicht von Erfolg gekrönt war/ist, habe ich mich in der vergangenen Woche entschlossen, mich arbeitslos zu melden. Ziel war eigentlich, in eine Weiterbildungs- bzw. Fördermaßnahme hinein zu kommen. Pustekuchen.
ARBEITSAMT? Das sind doch die, die monatlich eine Statistik herausgeben mit neuen Zahlen, die Arbeit vermitteln oder Fortbildungsmaßnahmen anbieten, die Jobsuche im Internet ermöglichen...
Mir war von vornherein bewusst, dass nicht viele Juristen den Gang zum Arbeitsamt wagen – nun weiß ich einmal mehr, warum.
WIE FING ALLES AN? Montag, 13. Mai, 9 Uhr: Am Infoschalter erfahre ich, an wen ich mich zu wenden habe. Zu diesem Zeitpunkt noch motiviert, ging ich in die angegebene Abteilung. Nachdem ich ein Blatt mit meinen ersten Daten gefüllt und abgegeben hatte, durfte ich Platz nehmen, bis ich aufgerufen würde. Das dauerte dann eine geschlagene Stunde, obwohl mir 2 Kunden vor mir waren, die aber bereits arbeitslos gemeldet waren.
Dann endlich öffnete sich die geheimnisvolle Tür und eine freundliche Mitarbeiterin mittleren Alters empfing mich. Meine Daten sollten vervollständigt werden. Gesagt, getan – alles wäre schneller gegangen, wenn die gute Frau gewusst hätte, wie sie ihr Computerprogramm richtig zu bedienen hat. Ich konnte ihr auch diverse Orthographie-Empfehlungen geben. Zu guter Letzt hat sie nicht meine Formulare ausgedruckt, sondern die einer anderen Jobsuchenden. Alles begann fast von vorn. Noch schnell zwei Termine vereinbart und ich konnte das Büro nach 40 Minuten verlassen.
ERSTER TERMIN: Donnerstag, 16. Mai, 10 Uhr: Das hiesige Arbeitsamt, konkret das Hochschulteam, arbeitet seit kurzem mit einem Unternehmens-Service-Center (im Folgenden USC) zusammen. Da werden erst einmal alle Hochschulabsolventen hingeschickt. Ob es für sie nützlich ist oder nicht. Egal wie alt die Leute sind, wie lange sie schon in der Arbeitslosigkeit stecken und egal aus welcher Branche sie kommen.
Wieso? Weshalb? Warum?
Laut eigenen Angaben des USC handelt es sich um einen kompetenten Partner für den erfolgreichen Karrierestart. Von der Idee her nicht schlecht, doch ob es in meinem Fall etwas bringt, wage ich zu bezweifeln. Ich bin von Haus aus Rechtsassessorin, sprich Juristin, die gerade ihr 2. Staatsexamen nicht gar so schlecht bestanden, aber noch keine Anstellung als Rechtsanwältin, Justiziarin, Richterin, Staatsanwältin etc. hat.
Zurück zum USC. Am besagten Donnerstag war erst einmal eine Info-Veranstaltung zur Arbeitslosigkeit allgemein. Das war vollkommen überflüssig, weil alles, was gesagt wurde, sich schon aus Merkblättern des Arbeitsamtes ergibt. Danach hat sich USC selbst vorgestellt. Es handelt sich um die Kooperation einer Marketing-GmbH mit „leistungsfähigen Wirtschaftsunternehmen“ und dem Hochschulteam des Arbeitsamtes. Quasi eine Drehsscheiben zwischen Hochschulabsolventen und Arbeitgebern.
USC unterstützt die Jobsuchenden bei der Stellensuche, vor allem in den neuen Medien. Sie stellen dafür einen PC-Tool kostenlos zu Verfügung.
Zuerst wird ein Profil erstellt, dass auch dem Arbeitsamt übermittelt wird. Im zweiten Schritt werden die Bewerbungsunterlagen darauf durchgesehen, ob sie den jeweiligen Branchen entsprechen. Im dritten Schritt hat man die Möglichkeit, ein Assessment-Center zu trainieren.
Einige werden sich vielleicht fragen: Was ist ein Assessment-Center (AC)? In den letzen Jahren hat sich in vielen Unternehmen (und auch in Ministerien) die Praxis herausgebildet, sich nicht nur durch „einfache“ Vorstellungsgespräche ein persönliches Bild von den Bewerbern zu machen, sondern ein Personalausleseverfahren zu verwenden, das in mehrere Abschnitte aufgeteilt ist. Im einzelnen können das sein: die eigenen Vorstellung, Gruppendiskussionen, Intelligenztests, eine Präsentation und noch vieles mehr. Zum Teil wird dies an 2 Tagen durchgeführt. Man befindet sich als Bewerber immer auf dem Prüfstand. Selbst in den Pausen steht man unter Beobachtung. Die Personalentscheider wollen damit neben der fachlichen Kompetenz vor allem die soziale Seite eines Bewerbers testen.
Eben bestimmte Aufgaben werden bei dem Training im USC geübt. Einen Termin dafür habe ich erst Anfang Juni, so dass ich dazu im Moment nicht mehr sagen kann.
Am Donnerstag wurde noch der Termin für das Profiling vereinbart für:
DIENSTAG, 21. Mai, 13 Uhr: Beim USC angekommen, wusste keiner, dass ich den Termin hatte. Also wurde schnell ein freier Mitarbeiter gesucht, der die Aufgabe übernehmen konnte. Das war weiter nicht kompliziert, weil halt nur der bisherige Arbeits-/Ausbildungsgang gefragt wurde und sie wollten wissen, wie man sich selbst die Zukunft wünscht, wie flexibel man ist usw. Das erfordert nicht sehr viel Kompetenz.
Und dann kam mein erstes Problem, so dass ich mich wie ein Versuchskaninchen fühle: Bislang war noch nie ein Jurist bei USC, so dass sie mit der Branche absolut keine Erfahrungen haben, geschweige denn Unterstützung bei der Stellensuche via Internet geben können. In der Beziehung könnte eher ich denen Nachhilfe geben. Nun ja, wenigstens den Termin für das AC-Training hab ich bekommen.
DONNERSTAG, 23. Mai, 11 Uhr: Heute war die Krönung. Der Termin mit dem Arbeitsvermittler hatte die Dame letzten Montag vereinbart. Nicht dass der Herr Vermittler mich erst nach 20 Minuten in sein Büro bat – ich mutierte noch ganz schnell zum Herr... Okay, sagte ich mir, kann jedem mal passieren, doch der Mensch strotze nur so vor Selbstgefälligkeit, Süffisanz, Unfreundlichkeit und Ahnungslosigkeit. Die Unterlagen, die ihm von USC gesandt worden waren, hatte er sich mit Sicherheit nicht durchgelesen, obwohl das eine Grundlage seiner Beratung sein sollte. Vielmehr wurden noch mehr Daten erfasst.
Der PC spuckte genau ein Stellenangebot aus – Ablauf der Bewerbungsfrist: 30. April. Vielen Dank auch. Auf die Frage, wie es denn mit Weiterbildungsmaßnahmen aussähe, konnte er mir lediglich antworten, dass es da derzeit keine Möglichkeiten für mich gäbe. Ich hatte von Kollegen gehört, dass ihnen das Arbeitsamt eine Fachanwaltsausbildung finanziert. Dies sei hier nicht möglich. Bums. Aus die Maus. Wir sehen uns in einem viertel Jahr wieder.
Mit den Worten: „So jetzt warten Sie, bis sie noch einmal aufgerufen werden von meiner Kollegin, die die Leistungen bearbeitet“ wurde ich nach nicht einmal 10 Minuten verabschiedet und durfte wieder im Wartebereich Platz nehmen. Und warten, warten, warten – über eine Stunde, weil zwischenzeitlich sämtliche Mitarbeiter in ihre wohlverdiente Mittagspause gingen.
Dann war ich nicht mal eine Minute im Zimmer: die Unterlage abgegeben, kurz überflogen und erfahren, dass es wohl einen ablehnenden Bescheid gäbe. Das wusste ich schon vorher, weil ich bislang befristet verbeamtet war und noch nie etwas in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt habe. Und dafür hab ich ewig gewartet.
Von der Unfähigkeit der Mitarbeiter abgesehen, fehlt ihnen ein gehöriges Maß an Freundlichkeit und Einfühlungsvermögen. Ich hoffe, dass ich binnen der nächsten 3 Monate selbst etwas gefunden habe und nicht mehr auf diese Sch...Behörde angewiesen bin. Das einzig Positive für mich ist bislang der Termin für die AC-Übung. Mehr hat mir der Gang zum Arbeitsamt nicht gebracht.
Leicht frustrierte Grüße
Diescher
ARBEITSAMT? Das sind doch die, die monatlich eine Statistik herausgeben mit neuen Zahlen, die Arbeit vermitteln oder Fortbildungsmaßnahmen anbieten, die Jobsuche im Internet ermöglichen...
Mir war von vornherein bewusst, dass nicht viele Juristen den Gang zum Arbeitsamt wagen – nun weiß ich einmal mehr, warum.
WIE FING ALLES AN? Montag, 13. Mai, 9 Uhr: Am Infoschalter erfahre ich, an wen ich mich zu wenden habe. Zu diesem Zeitpunkt noch motiviert, ging ich in die angegebene Abteilung. Nachdem ich ein Blatt mit meinen ersten Daten gefüllt und abgegeben hatte, durfte ich Platz nehmen, bis ich aufgerufen würde. Das dauerte dann eine geschlagene Stunde, obwohl mir 2 Kunden vor mir waren, die aber bereits arbeitslos gemeldet waren.
Dann endlich öffnete sich die geheimnisvolle Tür und eine freundliche Mitarbeiterin mittleren Alters empfing mich. Meine Daten sollten vervollständigt werden. Gesagt, getan – alles wäre schneller gegangen, wenn die gute Frau gewusst hätte, wie sie ihr Computerprogramm richtig zu bedienen hat. Ich konnte ihr auch diverse Orthographie-Empfehlungen geben. Zu guter Letzt hat sie nicht meine Formulare ausgedruckt, sondern die einer anderen Jobsuchenden. Alles begann fast von vorn. Noch schnell zwei Termine vereinbart und ich konnte das Büro nach 40 Minuten verlassen.
ERSTER TERMIN: Donnerstag, 16. Mai, 10 Uhr: Das hiesige Arbeitsamt, konkret das Hochschulteam, arbeitet seit kurzem mit einem Unternehmens-Service-Center (im Folgenden USC) zusammen. Da werden erst einmal alle Hochschulabsolventen hingeschickt. Ob es für sie nützlich ist oder nicht. Egal wie alt die Leute sind, wie lange sie schon in der Arbeitslosigkeit stecken und egal aus welcher Branche sie kommen.
Wieso? Weshalb? Warum?
Laut eigenen Angaben des USC handelt es sich um einen kompetenten Partner für den erfolgreichen Karrierestart. Von der Idee her nicht schlecht, doch ob es in meinem Fall etwas bringt, wage ich zu bezweifeln. Ich bin von Haus aus Rechtsassessorin, sprich Juristin, die gerade ihr 2. Staatsexamen nicht gar so schlecht bestanden, aber noch keine Anstellung als Rechtsanwältin, Justiziarin, Richterin, Staatsanwältin etc. hat.
Zurück zum USC. Am besagten Donnerstag war erst einmal eine Info-Veranstaltung zur Arbeitslosigkeit allgemein. Das war vollkommen überflüssig, weil alles, was gesagt wurde, sich schon aus Merkblättern des Arbeitsamtes ergibt. Danach hat sich USC selbst vorgestellt. Es handelt sich um die Kooperation einer Marketing-GmbH mit „leistungsfähigen Wirtschaftsunternehmen“ und dem Hochschulteam des Arbeitsamtes. Quasi eine Drehsscheiben zwischen Hochschulabsolventen und Arbeitgebern.
USC unterstützt die Jobsuchenden bei der Stellensuche, vor allem in den neuen Medien. Sie stellen dafür einen PC-Tool kostenlos zu Verfügung.
Zuerst wird ein Profil erstellt, dass auch dem Arbeitsamt übermittelt wird. Im zweiten Schritt werden die Bewerbungsunterlagen darauf durchgesehen, ob sie den jeweiligen Branchen entsprechen. Im dritten Schritt hat man die Möglichkeit, ein Assessment-Center zu trainieren.
Einige werden sich vielleicht fragen: Was ist ein Assessment-Center (AC)? In den letzen Jahren hat sich in vielen Unternehmen (und auch in Ministerien) die Praxis herausgebildet, sich nicht nur durch „einfache“ Vorstellungsgespräche ein persönliches Bild von den Bewerbern zu machen, sondern ein Personalausleseverfahren zu verwenden, das in mehrere Abschnitte aufgeteilt ist. Im einzelnen können das sein: die eigenen Vorstellung, Gruppendiskussionen, Intelligenztests, eine Präsentation und noch vieles mehr. Zum Teil wird dies an 2 Tagen durchgeführt. Man befindet sich als Bewerber immer auf dem Prüfstand. Selbst in den Pausen steht man unter Beobachtung. Die Personalentscheider wollen damit neben der fachlichen Kompetenz vor allem die soziale Seite eines Bewerbers testen.
Eben bestimmte Aufgaben werden bei dem Training im USC geübt. Einen Termin dafür habe ich erst Anfang Juni, so dass ich dazu im Moment nicht mehr sagen kann.
Am Donnerstag wurde noch der Termin für das Profiling vereinbart für:
DIENSTAG, 21. Mai, 13 Uhr: Beim USC angekommen, wusste keiner, dass ich den Termin hatte. Also wurde schnell ein freier Mitarbeiter gesucht, der die Aufgabe übernehmen konnte. Das war weiter nicht kompliziert, weil halt nur der bisherige Arbeits-/Ausbildungsgang gefragt wurde und sie wollten wissen, wie man sich selbst die Zukunft wünscht, wie flexibel man ist usw. Das erfordert nicht sehr viel Kompetenz.
Und dann kam mein erstes Problem, so dass ich mich wie ein Versuchskaninchen fühle: Bislang war noch nie ein Jurist bei USC, so dass sie mit der Branche absolut keine Erfahrungen haben, geschweige denn Unterstützung bei der Stellensuche via Internet geben können. In der Beziehung könnte eher ich denen Nachhilfe geben. Nun ja, wenigstens den Termin für das AC-Training hab ich bekommen.
DONNERSTAG, 23. Mai, 11 Uhr: Heute war die Krönung. Der Termin mit dem Arbeitsvermittler hatte die Dame letzten Montag vereinbart. Nicht dass der Herr Vermittler mich erst nach 20 Minuten in sein Büro bat – ich mutierte noch ganz schnell zum Herr... Okay, sagte ich mir, kann jedem mal passieren, doch der Mensch strotze nur so vor Selbstgefälligkeit, Süffisanz, Unfreundlichkeit und Ahnungslosigkeit. Die Unterlagen, die ihm von USC gesandt worden waren, hatte er sich mit Sicherheit nicht durchgelesen, obwohl das eine Grundlage seiner Beratung sein sollte. Vielmehr wurden noch mehr Daten erfasst.
Der PC spuckte genau ein Stellenangebot aus – Ablauf der Bewerbungsfrist: 30. April. Vielen Dank auch. Auf die Frage, wie es denn mit Weiterbildungsmaßnahmen aussähe, konnte er mir lediglich antworten, dass es da derzeit keine Möglichkeiten für mich gäbe. Ich hatte von Kollegen gehört, dass ihnen das Arbeitsamt eine Fachanwaltsausbildung finanziert. Dies sei hier nicht möglich. Bums. Aus die Maus. Wir sehen uns in einem viertel Jahr wieder.
Mit den Worten: „So jetzt warten Sie, bis sie noch einmal aufgerufen werden von meiner Kollegin, die die Leistungen bearbeitet“ wurde ich nach nicht einmal 10 Minuten verabschiedet und durfte wieder im Wartebereich Platz nehmen. Und warten, warten, warten – über eine Stunde, weil zwischenzeitlich sämtliche Mitarbeiter in ihre wohlverdiente Mittagspause gingen.
Dann war ich nicht mal eine Minute im Zimmer: die Unterlage abgegeben, kurz überflogen und erfahren, dass es wohl einen ablehnenden Bescheid gäbe. Das wusste ich schon vorher, weil ich bislang befristet verbeamtet war und noch nie etwas in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt habe. Und dafür hab ich ewig gewartet.
Von der Unfähigkeit der Mitarbeiter abgesehen, fehlt ihnen ein gehöriges Maß an Freundlichkeit und Einfühlungsvermögen. Ich hoffe, dass ich binnen der nächsten 3 Monate selbst etwas gefunden habe und nicht mehr auf diese Sch...Behörde angewiesen bin. Das einzig Positive für mich ist bislang der Termin für die AC-Übung. Mehr hat mir der Gang zum Arbeitsamt nicht gebracht.
Leicht frustrierte Grüße
Diescher
16 Bewertungen, 1 Kommentar
-
23.05.2002, 16:41 Uhr von melina1
Bewertung: sehr hilfreichsuper geschrieben!
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