Ardèche Testbericht

Ardeche
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Erfahrungsbericht von bidone

Die Hölle von Verdun

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich einen Reisebericht schreiben über das Städtchen bzw. die Umgebung von Verdun. Ein Name, den sicher jeder schon einmal im Geschichtsunterricht gehört hat. Der Besuch des Schlachtfeldes hat mich sehr tief bewegt in Anbetracht des hunderttausendfachen Todes und Leides dessen man sich hier bewusst wird. Denn hier fand die blutigste Schlacht des Ersten Weltkrieges statt. Deshalb möchte ich nicht nur die historischen Sehenswürdigkeiten beschreiben sondern auch etwas von der Geschichte berichten, so dass man einen tieferen Einblick in die Bedeutung des Wortes Verdun bekommt.

Zur Geschichte:

Das Unternehmen Gericht. So nennt General von Falkenhayn seinen Schlachtplan um Verdun. Er soll nicht dazu führen große Geländegewinne zu machen, nein die französischen Truppen sollen sich „verbluten“. Das Kaiserreich möchte dadurch eine Schwächung der französischen Truppen erreichen.
So brüllen am 21.Februar 1916 um 8 Uhr 12 Minuten eintausendzweihundertfünfundzwanzig deutsche Geschütze los und verschießen ein unvergleichliches Trommelfeuer auf die französischen Linien.
Um 8.17 Uhr sind die Schallwellen in Trier zu hören, um 8.18 Uhr in Saarbrücken seit 8.12 Uhr klirren in Straßburg die Fensterscheiben und werden noch wochenlang weiter klirren. Um 8.23 ist selbst im weit entfernten Paris ein dumpfes Rollen vernehmbar! So grauenvoll ertönt der Schlachtenlärm.
In den nächsten Jahren werden bei dieser grauenvollen Schlacht 336831 – dreihundertsechsunddreissigtausendachthunderteinunddreissig Menschen ihr Leben verlieren und über 4 Millionen verwundet und verstümmelt werden.
All das sollte man vorher bedenken ehe man das Schlachtfeld besucht.

Anreise:

Am besten mit dem Auto. Dann kann man auch die verschiedenen Sehenswürdigkeiten leichter erreichen, da sie ja relativ weit voneinander entfernt sind. Ich bin mit dem Auto von Luxembourg über die Landstraßen angereist. Man kann allerdings auch von Metz aus über die Autobahn A4 bis zu Abfahrt Verdun fahren. Die ist allerdings gebührenpflichtig.

Besichtigung des Schlachtfeldes:

Wichtig: Auf dem Schlachtfeld und den Anlagen ist es im Andenken an die Toten verboten zu essen oder zu trinken. Man sollte sich also vorher stärken um dann nicht pietätlos zu wirken.

Memorial de Verdun

Zuerst empfehle ich die Besichtigung des Memorial de Verdun. Dem Museum von Verdun. Hier gibt es eine sehr interessante Ausstellung über die Waffen, die Uniformen der Poilus und der Landser. Man kann ein Fokker III-Flugzeug besichtigen und viele Fotos über die grauenhaften Lebensumstände der Soldaten. Weiterhin gibt es einen nachgebauten Schützengraben sowie allerlei weiteres Gerät.
An einigen kleinen Automaten kann man eine riesige Sammlung von Stereo-Fotografieren betrachten.
Unbedingt sehenswert ist der Film im Museum. Man bekommt dazu einen Kopfhörer, so dass man den deutschen Ton hören kann. Hier werden nochmals die Geschichte und der Schlachtverlauf sowie die Grausamkeiten der Schlacht erläutert. Es ist allerdings mehr eine animierte Diashow, da die Filmtechnik damals ja noch in den Kinderschuhen steckte. Aber sehr sehenswert.

Gebeinehaus:

Das Gebeinehaus ist eine große Anlage auf einem Hügel des Schlachtfeldes. Sie ist weithin sichtbar und hat die Form eines liegenden Kreuzes mit einem Glockenturm. Am Fuß des Gebeinehauses befindet sich ein riesiger Soldatenfriedhof, der sich über mehrere Kilometer erstreckt. Allein hier liegen zehntausende Gefallene. Es steht ein weißes Kreuz neben dem anderen, auf jedem befindet sich der Name des Gefallenen mit Datum und eine kleine Rosenpflanze davor. Auf vielen Gräbern liegen auch Blumen, die die Besucher hier niederlegen.
Die Aufgabe des Gebeinehauses ist es die auf dem Feld gefundenen Knochen der Soldaten aufzunehmen.
Man kann, wen man es umrundet durch die ringsum angebrachten kleinen Fenster die grausigen Überreste von über 100000 Toten erblicken. Ein Anblick den man nicht vergisst.
Im inneren des Gebäudes ist vom Boden bis zur Decke eine kleine Gedenkplatte neben der anderen. Auf jeder ist der Name des Gefallenen mit Geburts- und Sterbedatum angebracht. Viele der Toten hatten gerade Ihren 16.Geburtstag hinter sich!
An beiden Enden steht je ein Gedenkaltar, an dem man Kerzen kaufen kann und zum Gedenken anzündet. Dies sollte man auch nutzen, da die gesamte Anlage von einer privaten Stiftung unterhalten wird, die auf Spenden angewiesen ist.

Fort Douaumont

Der Douaumont war das größte Fort in der Verdunfront. Es wurde von einer Handvoll deutscher Soldaten in einem Überraschungsangriff, der die Franzosen überraschte erobert.
Es kann heute noch besichtigt werden. Man kann in die Tiefen des Forts vordringen und die Kasematten, die Geschütztürme, die Unterkünfte, die Latrinen usw. besichtigen. Man bekommt einen Eindruck der Lebensumstände im Fort. schlecht belüftet, überfüllt von Verwundeten, kein Wasser und dazu der Lärm der ständig auf das Fort trommelnden Granaten.
Das Fort selbst wurde mit ca. 120000 Granaten, darunter 2000 von 27cm und größerem Kaliber beschossen. Dadurch ist es im Außenbereich sprichwörtlich dem Erdboden gleichgemacht wurden. Die versenkbaren Panzertürme sind aber noch erhalten und lassen sich auch besteigen.
Von hier aus hat man einen guten Ausblick über das Schlachtfeld. Man kann auch heute noch die Granateinschläge und Trichter erkennen! Nach fast 90 Jahren. Heute bedeckt ein spärlicher Wald die Ebene. Vor der Schlacht waren hier Wälder und Dörfer. Die wurden aber durch das Schlachtenwüten völlig vernichtet. Auf den Fotos sieht man, das es nichts mehr gab als nackte Erde.
Man sagt das auf jedem Quadratmeter des Schlachtfeldes ein Mensch gefallen ist. Bei dem Anblick läuft es einem kalt dem Rücken hinab! Und man erkennt die Sinnlosigkeit eines Krieges.

Umgegend:

In der Umgegend gibt es noch sehr viele Sehenswürdigkeiten, die man besuchen sollte. Etwa das Dorf Fleury. Von diesem Dorf steht kein Stein mehr! Es wurde buchstäblich dem Erdboden gleich gemacht. Heute sind Gedenksteine aufgestellt wurden, die die Lage der einzelnen Gebäude anzeigen.
Das gesamte Umland ist von einer großen Anzahl französischer und deutscher Soldatenfriedhöfe überzogen. Überall wird das Gedenken an die grauenvolle Schlacht aufrecht erhalten, um als Mahnung zu dienen.
Um alles zu besuchen braucht es aber mehrere Tage Zeit.

Fazit:

Wer sich für Geschichte interessiert sollte sich unbedingt einmal das Schlachtfeld um Verdun ansehen. Es macht auf jeden Fall einen sehr großen Eindruck auf den Besucher und man kann sich das Elend der damaligen Soldaten wenigstens ansatzweise vorstellen.
Als fröhlicher Sonntagsausflug ist es aber nicht zu empfehlen. Dazu ist das Thema zu ernst und man sollte den Gefallenen auch heute noch den nötigen Respekt für Ihre geraubt Jugend erweisen.

Ich hoffe das auch dieser ernste Beitrag interesse auf einen Besuch weckt.

© 2002 bidone

24 Bewertungen, 1 Kommentar

  • liskailonka

    11.06.2002, 20:54 Uhr von liskailonka
    Bewertung: sehr hilfreich

    Da war ich auch 2x; da lebt die Geschichte noch.