Argentinien Testbericht

Argentinien
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Erfahrungsbericht von Silberfischchen

Leben und Leiden in Argentinien - "Argentinien Krise"

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Liebe Yopi Leser und Leserinnen,

!! Achtung es handelt sich um keinen Reisebericht über Argentinien sondern um einen Teilausschnitt der Krise in Argentina selbst. Ich hoffe das es hier unter Argentinien Allgemein einen Platz gefunden hat! Wenn nicht einfach Info an mich, dann beantrage ich eine eigene Kategorie. !!

Heute möchte ich etwas von meinem sonstigen Schreibstil abweichen und einen sehr wirtschaftlich angehauchten Bericht abliefern. Denn die Liebe zum Schreiben konnte ich diesem Thema leider nicht abgewinnen.

Dies ist ein Teil eines Referats das ich mit meiner Freundin zusammen verfasst habe. Ich möchte euch bitten euch den Bericht sehr genau durchzulesen, damit auch ihr die sich mit der Thematik nicht wirklich auskennen, die Chance erhalten nicht blind bewerten zu müssen. Ich finde dieses Thema sehr ernst, denn den Menschen in Argentinien geht es zwar augenscheinlich den Dingen entprechend, aber auch Krisengebeutelte Länder können nicht immer einstecken, einstecken und noch einmal einstecken. Auf einen Crash kann noch ein viel größerer folgen. Um Klartext zu reden, den Menschen in Argentinien geht es wirklich mehr als schlecht.

Aber nun zum eigentlichen Thema:

Rückblick auf die anhaltende Wirtschaftstkrise zum Jahreswechsel 2001/2002

Allgemeine Informationen über Argentinien

Landesgröße: 2,78 mio. m² (zweitgrößtes Land Südam.)
Einwohnerzahl: 32,2 mio. (letzte Volkszählung 1991)
Staatsform: Republik
Hauptstadt: Buenos Aires (ca. 3 mio. Einwohner)
Regierung: Bundesrepublik mit Präsidialpolitik
Präsident: Eduardo Alberto Duhalde
Verfassung: seit 1853
Unabhänigkeit: seit 1916
Religion: katholisch 90%
Sprache: spanisch

Argentinien ist in insgesamt 23 Provinzen und 1 Bundeshauptstadt unterteilt, die Bevölkerung dieser Provinzen wählt ihre Gouverneure, Richter und ihre Abgeordneten selbst ohne Einmischung des Staates.


Wirtschaftskrise in Argentinien

Argentinien steckt seit über 4 Jahren in der Rezession
rund ?141 Milliarden Dollar Schulden?

Arbeitslosenquote: 18 % (23%) ? Tendenz steigend

Daran ist zu großen Teilen die Ausgabenpolitik des Landes selbst schuld, aber auch den IWF trifft eine Mitschuld und bringt diese Organisation in Mißkritik.

Internationaler Währungsfond
Der IWF hat 183 Mitglieder, gibt Kredite an Krisenländer und hilft ihnen bei der Ausarbeitung von Reformen.

Normalerweise: Kredite werden zu harten Auflagen und über ein starkes Mitspracherecht, sowie Umstrukturierungen in die Politik der Krisenländer gewährt, um eine eventuelle Rückzahlung zu gewährleisten.

Argentinien: Wenn es der argentinischen Regierung einmal gelang, liquide Mittel zu besitzen, wurde es bereitwillig mit vollen Händen ausgegeben. Leerten sich die Kassen, begannen die Staatsherren radikal zu kürzen und zu sparen. Dieses wiederum führte zu Demonstrationen und Auschreitungen in der argentinischen Bevölkerung. Versickerten dann auch die letzten Mittel, war der IWF zu günstigen Konditionen gerne bereit, weitere Kredite zu gewähren. Jedoch schien es dem IWF nicht daran gelegen auch nur bei einem seiner bis heute 18 Beistandspakete dafür zu sorgen, das Argentinien seine Wirtschaft umstrukturiert.

Rückblick:

Im Jahre 1989 rettete Carlos Menem das Land vor der Hyperinflation von 5000%, indem er den Peso an den Dollar im Verhältnis 1:1 koppelte.

Doch weiterhin bestimmten Korruption und Vetternwirtschaft den Staat aber auch bei der Privatisierung der meisten Staatsbetriebe.
Es wurde versäumt die Industrie des Landes weiter auszubauen.
Durch die Kopplung des Pesos an den Dollar, stiegen sowohl die Inlands- als auch die Exportpreise immer weiter, aber nicht die Gehälter, so das die Ungleichheit im Land immer weiter anstieg, die Exporte wiederrum drastisch zurückgingen.
Heute verfügen 10% der Argentinier über 36% des Nationaleinkommens, über ein Drittel der 33 Millionen Argentinier lebt ?unter? der Armutsgrenze.
In den 90`er Jahren setzte sich Vergabe von gut bezahlten regionalen Beamtenstellen an Freunde und Verwandte durch, sodass in zahlreichen Provinzen des Landes die Regionalregierung zum größten Arbeitgeber wurde.

Der IWF schaute dies alles mit an, und reagierte erst als es schon zu spät war, nachdem Argentinien immer tiefer in die Rezession und Verschuldung rutschte, drehte er den Kredithahn zu und verhinderte somit jede Möglichkeit zur Erholung der argentinischen Wirtschaft.

So wurde langsam aber sicher die größte Krise Argentiniens seit der Militärdiktatur (1976-1983) eingeleitet.

Chronik der aktuellen Ereignisse:

1. Dezember:
Aufgrund eines Ansturms von Bankkunden, die um die Sicherheit ihrer Einlagen fürchten, und am Vortag umgerechnet 1,5 Milliarden Euro abgehoben hatten, werden Einschränkungen für Barauszahlungen eingeführt: höchstens 1.000 Dollar je Konto monatlich, inzwischen wurden diese Bedingungen leicht gelockert

13. - 18. Dezember:
Streik und Demonstrationen von mehreren hunderttausend Arbeitern gegen die Regierung vom Präsident Fernando de la Rua, Plünderungen von Supermärkten zunächst in der Provinz, dann auch in Buenos Aires. Polizei reagiert mit Gummmigeschossen und Tränengas

19. Dezember:
De la Rua ruft für 30 Tage den Notstand aus

20. Dezember:
Innerhalb von 2 Tagen werden bei Demonstrationen mehr als 200 Personen verletzt, 28 Menschen sterben Präsident de la Rua tritt zurück

21. Dezember:
Der Senatspräsident Ramon Puerta wird für 2 Tage amtierender Staatschef

23. Dezember:
Peronist Adolfo Rodriguez Saa wird Präsident.

Er beschließt die Auslandsschulden in Höhe von 132 Milliarden Dollar vorübergehend nicht zu zahlen.

24. Dezember - 9. Januar:
Bankfeiertag, es kann kein Bargeld abgehoben werden

26. Dezember:
Plan der Einführung einer dritten Währung ab Januar, der Argentino soll frei gehandelt werden

28. - 29. Dezember:
Demonstrationen gegen die Wirtschaftspolitik der neuen Regierung, Demonstranten dringen ins Parlamentsgebäude ein, zerschlagen Fenster und zerstören Mobiliar

30. Dezember:
Der Präsident Rodriguez Saa tritt zurück

31. Dezember:
Parlamentspräsident Eduardo Camano wird übergangsweise neuer Staatschef

1. Januar:
Peronist Eduardo Duhalde wird neuer Präsident

Duhalde führte den Argentino nicht ein, sondern koppelte den Peso nach 10 Jahren 1:1 Kurs vom Dollar ab, und wertete den Peso um 29% auf 1,40 Peso je Dollar ab. Dieser Kurs gilt allerdings nur für die Exportwirtschaft, für die inländischen Wechselstuben gilt der Kurs der durch den freien Handel am Aktienmarkt zustande kommt. Dieser lag am gestrigen abend bei 1,75 Peso pro Dollar, der Kurs tendiert stark nach unten.

Zum Schutz der Bevölkerung wurden Schulden unter 100.000 Dollar im Verhältnis 1:1 in Peso umgestellt, da viele Argentinier in Peso verdienen, aber in Dollar verschuldet waren. Um die schwachen Banken zu schützen, wurden alle Bankguthaben von Privatkunden über 10.000 Peso, bzw. 3.000 Dollar vorübergehend bis ins Jahr 2003 eingefroren. Dies beschwor wiederrum neue Proteste und weitere Plünderungen der aufgebrachten Bevölkerung und der Kontenbesitzer auf sich. Experten bezweifeln die Effektivität der Maßnahmen. Auch der IWF möchte neue Wirtschaftsreformen sehen, ehe er neue Kredite vergibt, denn dies sei noch lange keine Lösung.

2. Januar:
Duhalde wendet sich von der freien Marktwirtschaft ab und erklärt das vor 10 Jahren gestartete Wirtschaftsprogramm für gescheitert!

17. Januar:
Schwere Kritik an der Regierung Argentiniens durch die USA und die Wirtschaftsverbände. Ein weiterer Rücktritt nämlich der des Zentralbankvorsitzenden setzt die Reihe der zahllosen Rücktritte fort. Zugleich wird durch den gegenwärtigen Präsidenten Duhalde ein Lebensmittelnotstand ausgerufen.

2. Februar:
Die argentinischen Gerichte haben die Konten wieder freigegeben. Die Beschränkung durch die Regierung käme einer Enteignung gleich und ist somit rechtswidrig. Ob dies grossartige Auwirkungen haben wird bleibt zu bezweifeln. Denn die Regierung hält an ihrem ursprünglichen Gedanken fest.

26. März:
Argentinien steht erneut kurz vor der Hyperinflation. In wenigen Tagen erreichte der Stand des Peso einen erneuten Kursverlust von über 20% er liegt nun bei 1:3,90 im Vergleich zum Dollar. Ein Ende ist nicht in Sicht!!!

22. April:
Das Wirtschaftsdrama erreicht langsam seinen Höhepunkt, Lieferungen ins Auland nehmen imense Stellen an, Konten sind gesperrt und sollen in Staatsanleihen von zweifelhaftem Wert eingetauscht werden und die Geldautomaten sind leer. Die Bürger Argentiniens sind verzweifelt und nehmen jeden Umtauschkurs in Dollar an. Sie sagen, das ist die einzige Möglichkeit ein wenig unseres ?Ersparten? zu retten.


Die Argentinische Regierung gibt sich zuversichtlich, der neue Wirtschaftsminister Remes Lenicov meint, dass in weniger als einem Monat Verhandlungen mit dem IWF durchgeführt werden könnten. Ende des Monats kommt eine Delegation des IWF nach Buenos Aires, allerdings wurde bisher lediglich bekanntgegeben, dass der Peso in fünf Monaten frei gehandelt werden soll, und über eine Kürzung der Beamtengehälter um 13% nachgedacht wird.

Die Argentinier selbst sehen die Lage kritischer. Zahlreiche Mittelständler sind bereits emigriert uns suchen ihr Glück in den USA oder in Spanien. Andere, die dazu nicht in der Lage sind begannen mit neuen Demonstrationen, die jedoch meiner Meinung nach zu nichts führen, denn die Argentinier müssen endlich einsehen, dass sie selbst, als ganzes Volk die Schuld an ihrer jetzigen Situation tragen, denn Korruption ist in Argentinien nicht nur Sache der Großen, fast jeder wirtschaftet dort nur für sich selbst.

Ich darf euch noch einmal bitten euch den Text gewissenhaft durchzulesen. Er soll darauf aufmerksam machen, wie gut es uns in Deutschland oder der westlichen Welt allgemein geht. Wie die Auswirkungen von Koruption und Vetternwirtschaft sich auf ein ganzes Land auwirken können und es auch tun.

Aber was rede ich, ich kann das ganze doch nicht wirklich nachvollziehen, war ich dort? Wart ihr dort? (wenn ja wäre ich sehr erfreut über ein Statement, oder eine Diskussion im nachhinein um mich noch weiter mit der Materie auseinandersetzen zu können. Sprich Kommentare zu diesem Thema sind mir sehr willkommen und ich werde jeden Eintrag beantworten...

Ich kann dazu nur noch sagen, das man die Probleme die in Argentinien vorherrschen nicht von heute auf morgen beseitigen kann. Auch in mehr als einem Jahrzent wird es noch schwierig sein, Argentinien aus dieser Krise herauszubewegen... Aber das ist die Aufgabe anderer Personen...

Alles weitere zu dem Thema könnt ihr in dem obenstehenden Bericht nachlesen, an die Leute gerichtet die immer |Bericht -> |Fazit -> |Bewertung als Grundlage nehmen. Ich hoffe euch hat der Bericht ?naja? gefallen und ihr habt erkannt wie ernst die Lage in diesem Südamerikanischen Land aus dem soviele Köstlichkeiten kommen ist.

Euer Silberfischchen

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© Guerin 20. Juni 2002 ? 1.509 Worte
Erstveröffentlichung über Ciao durch (Guerin)

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