Arizona Testbericht

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Erfahrungsbericht von XxLolaxX

The Grand Canyon State

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Gespannt warte ich darauf, dass Heinz, der männliche Part in unserer kleinen Reisegruppe von drei Leuten, endlich die Unterlagen für den Mietwagen in der Hand hält und wir losziehen können. Wir befinden uns am Flughafen Phoenix, Arizona, und ungeduldig stehe ich vor dem kleinen Schalter. Bald ist es dann auch so weit – alles ist geregelt und wir müssen uns nur noch auf den Weg machen, den Wagen abzuholen. Also begeben wir uns mit sämtlichen Gepäckstücken nach draußen. „Hui, waaaaaaaarm“ ist wohl einer meiner ersten Gedanken als ich ins Freie trete. Warm ist wohl noch untertrieben, in Phoenix herrscht im Sommer meist eine fast unerträgliche Hitze, was wohl ein Grund dafür ist, dass sich hier erst mit der Erfindung der Klimaanlage eine Großstadt herausbilden konnte. Da stehe ich nun also am Bus Stop und warte auf den Shuttle-Bus der uns zum Mietauto bringt. Endlich kann ich einen ersten Blick auf die von mir so geliebten Palmen erhaschen. Kurze Zeit darauf trudelt auch schon der Bus ein, mehrere Touristen steigen mit uns ein, der Busfahrer begrüßt uns gutgelaunt und wir nehmen Platz am Fenster. Los geht’s dann, und wenige Minuten später finde ich mich auch schon auf dem Rücksitz des kleinen Fords wieder, der uns nun für eine ganze Woche „gehört“. Geplant hatten wir, dass wir Phoenix verlassen und uns auf dem Weg nach Sedona machen, um dort zu übernachten. Am nächsten Tag wollen wir dann weiter zum Grand Canyon fahren. Ich bin schon ganz gespannt darauf, die Landschaft zu sehen, in der unzählige Western und die ein oder andere Werbung gedreht wurden. Innerlich habe ich ein Bild von Winnetou auf seinem treuen Pferd vor Augen, das durch weites Land galoppiert, so dass der Staub geradezu durch die Luft wirbelt. Aber die Realität scheint zunächst ganz anders zu sein: Erst einmal kurven wir noch durch Phoenix und suchen verzweifelt den richtigen Highway, kommen dabei an heruntergekommenen Hütten aber auch an schicken Hochhäusern vorbei (da kann man mal sehen, wie sehr wir durch die Stadt geirrt sind ;)) Schließlich verlassen wir also die Stadt und nach mehreren Stunden Fahrt, die ich nur noch halbwach mitbekam, machen wir eine Pause. Mitten im Ödland. Ich hatte wohl gar nicht richtig mitbekommen, wie sich links und rechts von mir immer mehr Kakteen aufbauten, die Landschaft hügeliger wurde und mehr und mehr verdorrte kleine Bäume und vertrocknete Sträucher das Bild prägten. Die Aussicht ist toll, auch wenn man nur Hügel und trockenes Land sieht, etwas faszinierendes hat das Ganze doch an sich und es verbirgt sich ein großer Teil amerikanischer Geschichte dahinter. Ich kann jedem nur empfehlen, sich diese Landschaft mal anzusehen. Es hat doch bestimmt jeder schon mal gehört, wie es sein soll, stundenlang auf einer kleinen, einsamen Straße im Westen der USA nur geradeaus zu fahren. Diese Erfahrung mache ich auch. Wir fahren noch eine weitere Stunde durch diese einzigartige Landschaft, die von einer außergewöhnlichen Atmosphäre geprägt ist. Auch wenn es hier noch nicht wirklich wie in den Winnetou-Filmen aussieht, bin ich mehr als begeistert. Bis sich dann schließlich die berühmten Red Rocks (rote Sandstein-Formationen) von Sedona vor uns aufbauen........

Dies waren also meine ersten Eindrücke auf der Fahrt durch Arizona. Wir verbrachten mehrere Tage im Juli 2001 dort, und da ich von diesem Bundesstaat sehr fasziniert bin, möchte ich euch in diesem Bericht einige hoffentlich nützliche Infos und Tips zu diesem besonderen Ort geben.

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Geographische Lage / Fakten

Zunächst einmal zur geographischen Lage: Arizona liegt im Südwesten der USA und grenzt im Süden an Mexiko. Im Osten findet man New Mexico, im Norden trifft man auf Utah und fährt man nach Westen, kommt man nach Californien und Nevada. Grob lässt sich der 296,400 sq km große Staat in etwa fünf Bereiche unterteilen: Northern Arizona, North Central Arizona, West Coast, Central Arizona & Phoenix, Southern Arizona & Tucson. Insgesamt leben in diesem Staat im Verhältnis zur Fläche relativ wenige Menschen – die Einwohnerzahl ist etwa bei 4 Millionen, verteilt auf die 15 Counties, wobei es sich um einzelstaatliche Verwaltungsbezirke handelt.
Die größte Stadt Arizonas ist Phoenix, zugleich Hauptstadt. Auch Tucson ist durchaus eine bekannte Stadt, geläufiger sind aber eher kleinere Städte wie Sedona, Flagstaff oder Mesa, da sie eher zu den Touristenzielen gerechnet werden.

Arizona wird seit dem 14. Februar 1912 als 48. Staat zu den Vereinigten Staaten von Amerika gezählt. Heute wird es von Jane Dee Hull regiert, die meines Wissens Republikanerin ist und ihr Amt bis voraussichtlich 2003 beibehält.

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Klima

Da der Staat wie schon erwähnt im Südwesten der USA liegt, ist das Klima auch dementsprechend. Im Sommer gibt es hier schon mal Tage, an denen die 120 Grad Fahrenheit erreicht werden, mal ist es sogar noch wärmer, mal kühler. Das entspricht über 40, sogar 45 Grad Celsius. Die Luft ist jedoch sehr trocken, so das man es dennoch draußen aushalten kann. Wer die Hitze jedoch nicht gewöhnt ist, sollte es langsam angehen lassen! Auch Sonnencreme und –brille sind ein Muss, wenn man seine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen möchte. Auch Menschen mit Kreislaufproblemen sollten vorsichtig sein, jedoch ist hier das Klima noch relativ günstig, da die Luftfeuchtigkeit so niedrig ist. Im Winter gehen die Temperaturen auf zwischen 50-70 Grad Fahrenheit runter, das entspricht etwa den Temperaturen knapp über Null bis zu einem Wert von 15 Grad Celsius. Gebiete wie der Grand Canyon und die gesamte Hochebene sind im Winter sogar mit Schnee bedeckt.

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Sehenswürdigkeiten

Apropos Grand Canyon, der Staat hat auch viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Zum einen wäre da also dieses besagte Naturwunder im Norden Arizonas. Die größte und bekanntest Schlucht der Welt ist fast 450 km lang und 30 km breit. Hier stürzen die roten und ockerfarbenen Steilwände hinab zum Colorado River, der den Canyon innerhalb der letzten 10 Mio. Jahre schuf. Ein Besuch dort ist ein atemberaubendes Erlebnis und auch diejenigen, die sich nicht für die Erdgeschichte und Geologie im Allgemeinen interessieren, spüren hier ein Kribbeln in der Magengegend. Empfehlenswert ist für all die, die das Glück haben, mal dorthin zu kommen, ein Abstieg in das Innere des Canyons. Hierbei durchquert man mehrere Vegetations- und Klimazonen und es ist einfach ein unvergessliches Erlebnis. Wer die Möglichkeit dazu hat, kann auch einen Hubschrauberrundflug machen oder mit einem Schlauchboot über den Colorado River fahren. Jedoch ist dies relativ teuer, aber bestimmt lohnenswert. Jeder Besucher sollte auf jeden Fall etwas Zeit mitbringen, denn wer einen Eindruck von dem großen Riss in der Hochebene bekommen möchte, braucht sicherlich mehrere Tage dazu.

Direkt an der Grenze zwischen Utah und Arizona, also im Norden des Staates, befindet sich das sagenumwobene Monument Valley. Dies ist auch der Ort, an dem die ganzen Westernfilme gedreht wurden. Hier findet man mächtige, rote Tafelberge und Monolithen, vom Wind bezwungene Sandsteinfelsen. Wer hier ist, sollte sich das Tal auf jeden Fall mal genauer ansehen, entweder auf dem Pferderücken (Indianer begleiten die Ausritte) oder in einem Jeep.

Ebenfalls nördlich an der Grenze zu Utah befindet sich der Lake Powell. Ein Wassersportparadies und Erholungsort in Form eines Stausees, der direkt auf der Grenze liegt. Hier kann man wunderbar relaxen, aber auch die gigantisch schöne Natur bewundern, denn der Stausee hat den Glen Canyon, einer weiteren Schlucht, mit Wasser gefüllt. Hier findet man also eine tolle Kombination aus Wasser und Bergen....

Sedona und der Oak Creek Canyon, sowie die bekannte Stadt Flagstaff sind ebenfalls im Norden. Von hier ist es auch nicht weit bis zum Herz der alten Route 66.

Am Lake Havasu im Westen findet man eine ebenfalls bekanntere Attraktion in Arizona, die ausnahmsweise mal weniger mit Wüste zu tun hat : Die London Bridge. Lange Sandstrände und der See selbst ziehen tausende von Urlauber und Wassersportler an.
Wenn man schon einmal im Westen ist, ist man auch nicht mehr weit entfernt vom Hoover Dam, dem größten Damm in den Staaten, der den Lake Mead staut und Las Vegas im benachbarten Nevada mit Elektrizität versorgt.

Insgesamt gibt es in Arizona so viele erwähnenswerte Attraktionen, kleine Naturwunder, die den Atem stocken lassen. Sie alle hier aufzuführen, würde wohl den Rahmen sprengen.

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Indianerland

Der Norden Arizonas ist Navajo-Reservation. Das bedeutet, der ganze Südwesten war eigentlich ursprünglich Indianerland, bis die Weißen das Land für sich beanspruchten und schließlich nach langen, blutigen Kämpfen (ich denke, dass der Trail of Tears und die damit verbundene Geschichte euch ein Begriff ist) die Indianer auf Reservationen „abschoben“, damit diese dort weiterleben konnten. Diese Kämpfe sind nun schon mehrere Jahre her, Jahrzente um genauer zu sein. Trotzdem leben die Indianer dort auch heute wirklich unter miserablen Bedingungen. Sie haben das schlechteste und unfruchtbarste Land überhaupt bekommen, und noch heute sind dort Zustände, dass einem die Tränen kommen können. Wir sind mit dem Auto durch das Indianerland gefahren. Was ich gesehen habe, hat mich wirklich geschockt. Indianer werden scheinbar auch heute noch als minderwertig betrachtet. Sie leben in kleinen Bruchbuden, halbfertige Häuser, viele können sich keine sanitären Anlagen leisten. Wer es schafft, hier frühzeitig rauszukommen und anderswo ein neues Leben anzufangen, hat sicher Glück gehabt. Es gibt bestimmt auch Ausnahmen, aber größtenteils führen die Indianer, in diesem Fall die Navajos, ein miserables Leben. Sie versuchen, dies zu verbessern, indem sie den Touristen Souvenirs zum Verkauf anbieten. Solche Stände mit kleinen Kostbarkeiten findet man über das ganze Land verstreut....


Die Städte

Mit Phoenix und Tucson hat Arizona zwei sehr schöne Städte. Phoenix ist die sechstgrößte Stadt der USA und dem Touristen wird wirklich alles geboten. Wer Urlaub unter sonnigem Himmel machen möchte und das Städte-Feeling trotzdem nicht missen will, der ist hier genau richtig. Tucson und Phoenix sind zwar auch für amerikanische Großstädte noch sehr typisch, aber trotzdem haben sie irgendwie einen sehr individuellen Flair. (mehr in einzelnen Berichten).

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Reisen / Unterkünfte / Geld

Der größte Flughafen in Arizona ist der in Phoenix. Dieser wird von sehr vielen Fluggesellschaften aus aller Welt angeflogen, da er ein sehr beliebtes Ziel ist. Auch die anderen Städte bieten Flughäfen, über dich ich aber leider nichts genaueres weiß. Selbst die kleineren Orte verfügen über (SEHR) kleine Flughäfen, die hauptsächlich in der Nähe von Touristenattraktionen (Grand Canyon) sind. Auch mit dem Auto kommt man hier klasse vorwärts, Mietwagen sind hier zwar auch nicht viel billiger als anderswo, aber ich kann jedem nur empfehlen, mal mit einem Auto über die scheinbar endlos langen Straßen der Wüste zu fahren. Sonstige Verkehrsanbindungen (Bus etc) sind in den größeren Städten natürlich vorhanden, genaueres weiß ich aber auch hier nicht.
An Unterkünften mangelt es auch in Arizona nicht – man hat die Wahl zwischen First-Class-Hotels über kostengünstigere Motels bis zu billigen Absteigen. Da Arizona aber auch im Sommer gut besucht ist, sind viele Hotels an den Touristenzielen (Grand Canyon) in Rekordschnelle ausgebucht. Mein Tip: Spätestens ein halbes Jahr vorher Reservationen machen – um sicher zu gehen. Wegen der hohen Benzinpreise auch in den USA war die letzte Saison eher schlecht, was dazu führte dass das eine oder andere Zimmer leer blieb... Trotzdem sollte man hier vielleicht auf Nummer sicher gehen. Wer eher der abenteuerliche Typ ist, findet aber sicher auch noch das richtige, ein Motel findet sich eigentlich überall. Campingplätze sind in Arizona auch nicht selten., da die Natur sich dafür einfach anbietet.
Finanziell gesehen ist Arizona nicht viel teurer als andere Staaten. Am Grand Canyon sieht das natürlich etwas anders aus – da bezahlt man unter Umständen für eine Nacht mehr als in Las Vegas. Also Vorsicht bei der Hotelwahl! Souvenirs kann man zu erschwinglichen Preisen erstehen und auch das Essen ist im Bereich des Möglichen.

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Der Grand-Canyon-State ist eine Reise wert – nicht nur des Canyons wegen. Hier lernt man, wie viele Farben und Schattierungen eine Wüste haben kann – von ockerfarben über gelb und rot. Man merkt, was Hitze bedeutet, wie faszinierend Schluchten sind (kein Naturspektakel ist so beeindruckend wie der Grand Canyon), wie viele verschiedene Formationen ein roter Sandstein-Berg haben kann, was Salzseen an sich haben und wie Dürre aussieht. Eine faszinierende Landschaft, hinter der sich ganz schön viel amerikanische Geschichte verbirgt. Und nicht nur der, der sich für Geologie interessiert oder ein Naturfan ist wird sich hier der Natur ein Stück verbundener fühlen aber auch Respekt bekommen.
In jeder Hinsicht empfehlenswert- sowohl für Abenteurer, Ruhe-suchende, Naturliebhaber oder Action-Fans. Ich persönlich möchte auf jeden Fall noch einmal dorthin.


So long, Eure

© Lola

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