Arsen und Spitzenhäubchen (DVD) Testbericht

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- Action:
- Anspruch:
- Romantik:
- Humor:
- Spannung:
Erfahrungsbericht von Gemeinwesen
Ein dreifaches Hoch …
Pro:
siehe Text
Kontra:
siehe Text
Empfehlung:
Nein
as in more than one others?!?"
(Cary Grant als Mortimer Brewster)
… beschert diese DVD Film-Junkies, beinhaltet sie den Film doch gleich in drei verschiedenen Fassungen: Neben der Originalfassung in englischer Sprache wird nicht nur die deutschsprachige Fassung geboten, die 1957 fürs Kino entstand, sondern außerdem eine Fassung aus dem Jahr 1962.
Die 62er Fassung entstand fürs TV, und für die Ausstrahlung im Fernsehen wurde Frank Capras wunderbare Komödie offensichtlich neu synchronisiert. Warum dem so ist bzw. wo Verdienste oder auch Defizite der einen oder der anderen deutschen Fassung liegen, kann ich nicht sagen – dafür habe ich den Film in der letzten Zeit zu selten mit deutschem Ton gesehen.
Ein Unterschied ist jedoch ganz augenfällig: Die fürs TV bearbeitete Fassung bietet nicht den Titelvorspann des Originals. Der wurde vielmehr durch einen neuen Vorspann mit knuffigen Totenschädel-Grafiken ersetzt, deren Optik in den frühem 60er Jahren wahrscheinlich le dernier cri war. Warum das für nötig befunden wurde? Keine Ahnung, aber ich weiß immerhin, dass es mit „Leoparden küsst man nicht“ einen Präzedenzfall gibt.
„Arsen und Spitzenhäubchen“ nimmt auf meiner persönlichen „Ewige Besten-Liste“ mit sehenswerten Filmen einen besonderen Platz ein als einer der Filme, an denen ich mich auch im laufe langer Jahre nie habe satt sehen können. Mit „Arsen und Spitzenhäubchen“ habe ich sogar einst den Vorzeige-Ignoranten in meinem Bekanntenkreis davon überzeugen können, dass es keine Zeitverschwendung ist, sich Filme aus der Prä-Farbfilm-Ära anzusehen. Bitte? Jawoll, genau das hatte das Mensch nämlich steif und fest behauptet: Schwarzweiß-Filme seien per se nicht sehenswert. Wenn ich so was höre, gehe ich natürlich ganz flott auf die Barrikaden bzw., wie in diesem Fall geschehen, ans Videoregal. Zur Ehrenrettung des Banausen sei gesagt, dass er dank „Arsen und Spitzenhäubchen“ eines Besseren belehrt sah und sein engstirniges Vorurteil im Laufe des gemeinsamen Kino-Abends revidiert hat.
Als Frank Capra 1944 aus einem erfolgreichen Bühnenstück einen nicht minder erfolgreichen Film machte, war der Farbfilm zwar schon erfunden, die Regel war er aber noch lange nicht. Mir persönlich fallen, wenn ich an Farbfilme denke, vor allem Vom Winde verweht und Der Zauberer von Oz (beide 1939) ein, und den ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ hatten die Disney-Studios 1937 ebenfalls schon in Farbe produziert. Wie dem auch sei: „Arsen und Spitzenhäubchen“ ist ein Schwarzweißfilm, und ich finde das auch nicht weiter schlimm. Jedenfalls wünsche ich dem Film, es möge sich nie, nie, nie jemand zu dem abseitigen Gedanken versteigen, die Filmwelt brauche ein farbiges Remake von „Arsen und Spitzenhäubchen“.
Das Wichtigste an „Arsen und Spitzenhäubchen“ ist ohnehin tiefschwarz: der Humor.
Für mich ist der Film übrigens die perfekte Wahl für einen Halloween-Videoabend, zumal auch die turbulente Geschichte, die der Film erzählt, sich an einem Halloween-Abend abspielt. Auch die Grundstimmung des Films trägt der des Halloween wunderbar Rechnung: „Arsen und Spitzenhäubchen“ ist ein bisschen spukig und makaber, aber „Arsen und Spitzenhäubchen“ ist eben kein Horrorstreifen, sondern eine Komödie.
Und was für eine!
Der Film legt ein solches Tempo vor, dass mensch ihm seine durchaus stolzen 113 Minuten Länge nicht anmerkt.
Ausgerechnet den Halloween-Tag haben Mortimer Brewster (Cary Grant) und seine Auserwählte Elaine Harper (Priscilla Lane) sich für ihre Heirat auserkoren. Und noch ein „ausgerechnet“ gibt es da: Dass er ausgerechnet mit der Tochter des örtlichen Pfaffers in den heiligen Stand der Ehe treten würde, hätte sich der Theaterkritiker wohl auch nicht träumen lassen – immerhin hat der flotte Junggeselle neulich erst mit einem Bestseller von sich reden gemacht, in dem er vehement gegen die Ehe anschreibt.
Jetzt plötzlich aber kann’s ihm nicht schnell genug gehen: Nach der standesamtlichen, sehr geheimen und höchst unzeremoniellen Trauung will das junge Glück nur noch eben bei Mortimers alten Tantchen und Zieheltern Abby und Martha vorbeischauen, um sich dann nach Verkündigung der frohen Neuigkeit schnellstmöglich in die Flitterwochen abzusetzen. Allerdings haben die beiden jungen Eheleute die Rechnung ohne den sprichwörtlichen Wirt gemacht, denn die beiden rührigen Damen wollen es sich partout nicht nehmen lassen, wenigstens noch kurz mit den beiden Frischvermählten anzustoßen. Während Elaine die Koffer packt und die Tanten in der Küche zugange sind, nimmt Mortimer auf der alten Truhe Platz, die unter dem Wohnzimmerfenster steht.
Tja, und dann platzt die Bombe. Genauer gesagt: In dem Moment, in dem Mortimer gedankenverloren den Deckel der Truhe anhebt und darin Mister Hoskins entdeckt.
Bei dem handelt es sich um einen allein stehenden Herrn, der bei den Brewster-Schwestern ein möbliertes Zimmer bewohnt hat. Jetzt ist mausetot, und das liegt an dem vergifteten Holunderwein, den die beiden Tantchen ihm kredenzt haben. Und natürlich soll Mister Hoskins seine letzte Ruhe nicht in der Fenstertruhe finden, sondern im Keller. Das alles erzählen die Tanten dem Neffen ganz ungerührt, und es kommt noch toller: Mister Hoskins ist nicht der erste Untermieter, dem die beiden Damen den Schierlingsbecher gereicht haben. Nein, im Keller ruht bereits ein gutes Dutzend anderer Herren – von den Tantchen ums Leben und von Mortimers Halbbruder Theodore unter die Erde gebracht. Der nämliche Bruder hält sich selbst übrigens für den US-Präsidenten Teddy Roosevelt und den heimischen Keller für den Panama-Kanal. Und was hält Brewster von all dem? "Insanity runs in my family. It practically gallops", stellt der entgeistert fest. Und der Wahnsinn galoppiert sogar noch fröhlich weiter, denn auch Mortimers Cousin Jonathan, der in Begleitung eines halbseiden wirkenden Doktors sowie eines gewissen Mister Spenalzo reist, wirkt, gelinde gesagt, etwas verschroben. Besagter Mister Spenalzo hat übrigens etwas mit Mister Hoskins gemeinsam: Auch Mister Spenalzo hat sein Leben kürzlich ausgehaucht – allerdings war in diesem Falle nicht Holunderwein die Todesursache, sondern Jonathan Brewster persönlich. Nun suchen Jonathan (Raymond Massey)und sein Kumpel Dr. Einstein (Peter Lorre) nach einem sicheren Versteck für den toten Spenalzo und für sich selbst, und jetzt überschlagen sich die Geschehnisse erst recht …
„Arsen und Spitzenhäubchen“ ist für mich eine der gelungensten Komödien der gesamten Filmgeschichte – die Charaktere sind wunderbar skurril, sämtliche Rollen sind perfekt besetzt, die Gags und überraschenden Wendungen sind wunderbar getimt und das Drehbuch steckt voller absurder Pointen und Wortspiele.
Wer den Film so liebt wie ich, wird den Transfer des Films auf DVD sicher genauso gelungen finden wie ich: Dass es zwei unterschiedliche deutsche Synchronfassungen des Films gibt, war mir nie wirklich bewusst; dass die DVD den Vergleich der beiden leicht unterschiedlichen Schnittfassungen erlaubt, ist ein Mehrwert, den mindestens erklärte Filmfans zu schätzen wissen dürften. Dass außerdem das englischsprachige Original den Weg auf die DVD gefunden hat, macht die Veröffentlichung rund; als nette Beigabe gibt’s außerdem den Trailer zu bewundern. Fazit: Mehr kann, muss aber nicht unbedingt auf einer DVD wie dieser sein. Bild und Ton sind auch hier so gut, wie Filmfans das von den DVDs aus dem Hause Warner gewohnt sind.
R e s ü m e e
Der Film ist gelungen, die DVD ist es auch: Interessierte Fans dürfen das englischsprachige Original mit der deutschen Kinofassung von 1957 und der neu synchronisierte TV-Fassung aus dem Jahr 1962 vergleichen, außerdem bietet die DVD den Original-Kino-Trailer.
19 Bewertungen, 9 Kommentare
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05.02.2008, 20:37 Uhr von campino
Bewertung: sehr hilfreichEin Film, den ich immer wieder gerne sehe! LG Andrea
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26.10.2007, 16:48 Uhr von alge52
Bewertung: sehr hilfreichmal wieder tadellos!
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26.10.2007, 09:21 Uhr von sindimindi
Bewertung: sehr hilfreichDer SchwarzerHumor-Klassiker schlechthin!
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26.10.2007, 01:11 Uhr von Miraculix1967
Bewertung: sehr hilfreichIst ja toll, dass da drei verschiedene Fassungen drauf sind! Abgesehen davon, dass ich den Film sowieso toll finde, werde ich mir anhand Deines tollen Berichtes jetzt wohl die DVD kaufen - danke für die Info! SH und LG Miraculix1967
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25.10.2007, 14:40 Uhr von Engelchen0109
Bewertung: sehr hilfreichSH und LG Nadine
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25.10.2007, 01:56 Uhr von swissflyer
Bewertung: sehr hilfreichKlasse Bericht, wie immer von Dir! Gemeinwesen = Qualität!!!
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25.10.2007, 01:26 Uhr von PaterBrown
Bewertung: sehr hilfreich...ich werde demnächst eine neue Version schreiben unter dem Titel STRYCHNIN UND TIROLERHÜTE ... LOL
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25.10.2007, 01:00 Uhr von papaonline
Bewertung: sehr hilfreichund wieder ein toller bericht von dir nur weiter so, lg papa
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25.10.2007, 00:52 Uhr von Sweeaty
Bewertung: sehr hilfreichguter bericht! liebe grüße! und nen shönen abend noch!
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