Arzthelfer/in Testbericht

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Erfahrungsbericht von F1-Biene

Nicht immer leicht es allen recht zu machen...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Hallo Yopi-Community,

heute möchte ich auch einmal über den Beruf der Arzthelferin und über meine persönlichen Erfahrungen berichten.
Ich selbst bin seit 2 Jahren und 2 Monaten mit meiner Ausbildung zur Arzthelferin fertig. Nachdem ich meinen Berufswunsch öfters einmal gewechselt habe, entschloss ich mich vor ca. 7 Jahren dazu, Arzthelferin zu werden. Nach zwei Schulpraktika bei einer Augenärztin und einer Allgemeinärztin, gab es für mich nur noch diesen Beruf. _Bisjetzt_ habe ich es noch nicht einen Tag bereut, dass ich mich für diesen Beruf entschieden habe. Entgegen vieler Vorurteile ist er doch in einigen Bereichen ziemlich abwechslungsreich.

Eine Arzthelferin muss gegenüber dem Patientin sehr viel Geduld aufbringen, gut zuhören und auf den jeweiligen Patienten eingehen können. Viele Menschen, vor allem ältere, suchen einfach den Kontakt zur Arzthelferin, da sie meist niemanden zu Hause haben und deshalb gern dort ihre Sorgen loswerden. Auch wenn es manchmal etwas nervt, sollte man einfach ein aufmunterndes Wort für die Leute übrig haben. Schliesslich sind sie ja auch krank... Ausserdem ist es wichtig, sich mit dem Computer ein wenig auszukennen, denn kaum eine Arztpraxis arbeitet heute noch ohne PC. Desweiteren sind Kenntnisse in der Buchführung und Organisation wichtig und man darf in stressigen Situationen nicht die Kontrolle verlieren. Denn es kommt nicht selten vor, das alles auf einmal kommt: Patienten an der Anmeldung, Telefon klingeln und der Chef will noch etwas von einem...

Zum Tätigkeitsbereich der Arzthelferin gehören:
-das Organisieren des täglichen Praxisablaufs,
-je nachdem in welchen Fachgebiet man arbeitet entsprechende Voruntersuchungen,
-die Assistenz zu kleinen Eingrifen,
-Schreiben von Berichten/Gutachten/Rechnungen,
-eventuelle Laboruntersuchungen,
-das Verwalten und Vorbereiten der Karteikarten
-Patientenbetreuung
-etc......

Eine gut organisierte Praxis zeichnet sich dadurch aus, dass der alltägliche Praxisablauf reibungslos über die Bühne geht und möglichst geringe Wartezeiten entstehen. Manchmal lassen sich längere Wartezeiten allerdings nicht vermeiden, wenn z.B. unvorhergesehene Notfälle o.ä.. dazwischen kommen. Auch dafür ist die Arzthelferin zuständig, damit es möglichst angenehm für alle wird. Ein ebenso wichtiger Punkt ist die Abrechnung. Auch dafür ist meistens die Arzthelferin zuständig-sowohl für die Quartalsabrechnung für gesetzliche Krankenkassen als auch für die Privatkassen.
Wenn man oben genannte Kriterien und einige zusätzliche Merkmale akzeptiert bzw. aufbringt, ist der Beruf der Arzthelferin ein sehr schöner Beruf. Es muss auf jeden Fall ein großes Interesse für den medizinischen Bereich und hohe Zuverlässigkeit vorhanden sein.

Das einzigste, was man u,U, als negativ ansehen könnte, ist das nicht gerade so hohe Gehalt. Ausserdem müssen öfter Überstunden in Kauf genommen werden, die später wieder „abgebummelt“ werden, da sie meist nicht bezahlt werden. Aber ansonsten hat man natürlich sehr geregelte Arbeitszeiten.

Für jemanden, dem Kontakt mit Menschen wichtig ist, eignet sich der Beruf der Arzthelferin sehr gut. Ich persönlich könnte z.B. nicht den ganzen Tag sturr in einem Büro (vor dem Rechner) sitzen. Ich brauche jeden Tag die Menschen um mich herum. Auch wenn es manchmal nicht einfach ist, denn man muss sich alle paar Minuten auf einen anderen Charakter einstellen. Und damit kommt vielleicht auch nicht jeder klar.

Zur Ausbildung der Arzthelferin:
Die Ausbildung zur Arzthelferin gliedert sich in zwei Teile, die dem „Dualen System“ unterliegen. Das bedeutet die Mischung aus theoretischem Berufsschulunterricht und dem praktischen Teil in der Praxis. Zwei Tage der Woche sind für die Berufsschule vorgesehen, den Rest verbringt man in der Praxis. Wissen, dass man nicht in der Schule übermittelt bekommen kann, muss man sich selbst in der Praxis aneignen (bzw. ist es Pflicht des Ausbilders). Die Ausbildung selbst dauert 3 Jahre. Bei entsprechendem Notendurchschnitt hat man auch die Möglichkeit die Ausbildung auf 2 ½ Jahre zu verkürzen. Dazu ist allerdings ein Notendurchschnitt von mind. 2,0 notwendig.
In der Berufsschule werden die Unterrichtsfächer in zwei Sparten aufgeteilt. Einmal der berufsbezogene Bereich und der berufsübergreifende Bereich.

Fächer im berufsbezogenen Bereich:
-Medizinische Fachkunde (unterteilt in z.B. Anatomie, Instrumentenkunde, Labor, Physik/Chemie, Hygiene, Erste Hilfe etc.)
-Rechnungswesen
-Praxisverwaltung
-Abrechnungswesen

Fächer im berufsübergreifenden Bereich:
-Deutsch
-Englisch
-Sport

Es gibt auch noch ein Wahl-/Pflichtfach namens Kommunikation/Interaktion, in dem man beigebracht bekommt, wie man Telefongespräche am Besten leitet, wie man sich den Patientin gegenüber richtig verhalten sollte etc.!
Nach 1 ½ Jahren findet eine Zwischenprüfung statt, die jedem einzelnen zeigen soll, wie weit der Wissensstand ist. Gleichzeitig ist die Zwischenprüfung aber auch Bedingung, damit man am Ende zur Abschlussprüfung zugelassen wird. Die Abschlussprüfung gliedert sich dann auch wieder in zwei Teile-einen schriftlichen und einen praktischen (genannt praktische Übungen). Man hat am Ende die Möglichkeit, noch einen extra mündlichen Teil zu absolvieren, wenn man in der schriftlichen Prüfung dazu neigt, nicht zu bestehen. Die mündliche Prüfung muss dann um mind. 2 Noten besser sein, als der schriftliche Teil.

Um allerdings überhaupt zu den Prüfungen zugelassen zu werden, muss man ein vollständig geführtes Berichtsheft vorher bei der Ärztekammer vorlegen. Das Berichtsheft bekommt man am Anfang der Ausbildung und muss dann regelmässig geführt werden. Es sind immer Themenbereiche vorgegeben, die in einzelne Punkte aufgegliedert sind und dementsprechend abgearbeitet werden müssen. Jeder Bericht muss vom Ausbilder und vom Azubi unterschrieben sein. Der Ausbilder hat das Recht, Fehler oder wenn etwas unvollständig erscheint, zu berichtigen bzw. Euch darauf hinzuweisen. Bei der Zwischenprüfung muss das Berichtsheft bis zu einem bestimmten Punkt geschrieben sein und wird auch dort schon der Ärztekammer vorgelegt. Bei der Abschlussprüfung muss es komplett sein.

Während der Ausbildung hat man das Recht, Wissen welches man nicht in der ausbildenden Praxis vermittelt bekommen kann, innerhalb von 6 Wochen in anderen Praxen zu erlernen. Weist den Ausbilder aber ruhig darauf hin, sonst geht es oft unter. Und er muss es während der regulären Arbeits- bzw. Ausbildungszeit gewähren. Es ist nicht legetim, wenn ihr es im Urlaub machen müsst.

Chancen auf einen Arbeitsplatz in dieser Branche sind unterschiedlich gut. In den neuen Bundesländern sind mehr Bewerber als Ausbildungsplätze oder Stellen und in den alten Bundesländern ist es genau umgekehrt.
Zum Schluss noch kurz ein paar Worte zu Aufstiegschancen. Natürlich sind die in diesem Bereich nicht so sehr hoch. Aber mit einer Ausbildung zur staatlich anerkannten Arzthelferin kann man aufbauen. Denn es sind einige ähnliche Berufe möglich, in denen man später arbeiten kann und in denen sich vielleicht auch neue Herausforderungen zeigen (z.B. MTA o.ä.)! Auch Weiterbildungen selbst sind für die Arzthelferin möglich->z.B. in der Augenarztpraxis Weiter- bzw. Fortbildung zur Kontaktlinsenassistentin... Es sind zwar nur kleine Schritte, aber besser als nichts.

FAZIT:

Ich für mich finde den Beruf einfach super. Für mich war ca. ab der 9. Klasse klar, dass ich diesen und keinen anderen Beruf ausüben möchte. Vielleicht werde ich in ein paar Jahren, nochmal Ausschau nach etwas anderem halten. Aber momentan erfüllt mich dieser Beruf voll und ganz. Und ich gehe dafür auch auf, weil ich mich ganz einfach damit identifizieren kann. Für mich ist ein gutes Arbeitsklima äusserst wichtig (was leider nicht immer der Fall ist). In meiner jetztigen Praxis ist das meistens sehr gut und einen besseren Chef kann man fast auch nicht finden*g.
Wer aber gern mit Menschen zusammenarbeitet, viele neue und unterschiedliche Menschen kennenlernen möchte und auch bereit ist unter anderem des öfteren ein wenig Hektik auf sich zu nehmen-der bringt schon ein paar Grundvoraussetzungen mit. Die Auffassungsgabe muss ziemlich hoch sein, weil öfter viele Dinge auf einmal erledigt werden müssen oder man auch viele Dinge im Hinterkopf behalten muss. Jeder kommt auch nicht mit den unterschiedlichsten Charakteren zurecht, die doch jeder einzelne Patient hat und da heisst es auch oft Geduld zu zeigen/ zu üben und \"öfter gute Miene zum bösen Spiel\" zu machen. Denn es gibt nicht nur nette und geduldige Patienten;-)...


Das \"geht so\" beim Preisleistungsverhältnis bzw. auf die Arbeit, die auf eine Arzthelferin zukommt/ zukommen kann und das Gehalt.

Wer sonst noch Fragen dazu hat, darf sich gern an mich wenden, entweder ins GB posten oder mailen.

Danke für´s Lesen und Bewerten. Für Kritik und Anregungen und Kommentare bin ich jederzeit offen.

Eure F1-Biene (für Yopi und Ciao)

39 Bewertungen, 4 Kommentare

  • blubberlolly

    19.03.2003, 20:41 Uhr von blubberlolly
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr übersichtlich

  • nachtara

    18.10.2002, 20:30 Uhr von nachtara
    Bewertung: sehr hilfreich

    ein Klasse Bericht ehrlich fantastisch

  • Hummel

    13.10.2002, 11:47 Uhr von Hummel
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr guter Bericht,der Verdienst hätte mich noch interessiert...

  • meridian_star

    20.09.2002, 15:01 Uhr von meridian_star
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse, Dein Bericht! Sehr ausführlich und hilfreich.