Arzthelfer/in Testbericht

No-product-image
ab 10,19
Auf yopi.de gelistet seit 08/2003

5 Sterne
(2)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(1)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Casyriade

Arzthelferin... Der Lieblingsberuf aller Schulabgängerinnen?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

In der heutigen Zeit eine Ausbildung zu finden, ist gar nicht so leicht. Das werden einige von euch sicher kennen.

Ich wollte eigentlich immer ins Büro. Da hat man seine tägliche Arbeit, meist gute Arbeitszeiten und es ist körperlich nicht so anstrengend.

Tja, im August fange ich eine Ausbildung an und zwar als Arzthelferin. Also genau das gegenteil!

Beim Arbeitsamt sagte man mir, das dieser Beruf von vielen Schulabgängerinnen angestrebt wird. Er steht so ziemlich weit oben, wie Kinder Krankenschwester oder Erzieherin im Kindergarten. Nur 26 Männer in ganz Deutschland gehen diesem beruf nach, damit ist es also weitgehend ein Frauen Beruf.

Ich arbeite bereits jetzt schon Fünf Tage die Woche von morgens halb acht bis um 12.30 Uhr und dann noch einmal von 15 Uhr bis 18.30 Uhr. Das ist so die Kernzeit, nur Mittwochs Nachmittags ist die Allgemein Arztpraxis geschlossen. Nach der Ausbildung wird dann auch noch Wochenenddienst hinzu kommen, also ist der Beruf von den Zeiten her schon einmal nicht zu empfehlen. Denn Freizeit bleibt nicht mehr viel. Und hinzu kommt, das man nicht einfach die Tür zu machen kann. Überstunden sind an der Tagesordnung, denn ich habe erst Feierabend, wenn der letzte Patient weg ist und alles aufgeräumt und sauber gemacht wurde.
Hygiene ist sehr wichtig, und manchmal komme ich mir vor wie eine Putzfrau.

Der Beruf hat Vor- und Nachteile. Ich habe für mich entschieden, das ich die drei Jahre durchziehe, eine vernünftige Ausbildung ist eben viel Wert. Aber in dem Beruf bleiben möchte ich nicht.

Das Arbeiten in einer Praxis ist nicht immer so, wie man es als Patient empfindet. Ich bin den ganzen Tag auf den beinen, muß dafür sorgen, das die Sprechzimmer immer besetzt sind, das die Materialien nicht ausgehen, die Patienten gut versorgt sind, ein Mädchen für alles, würde ich sagen. Aber man muß für den Beruf geschaffen sein, denn ansonsten ist die Arbeit einfach zu viel.

Aber man muß auch dinge tun, die vielleicht für einen selbst wiederlich sind.Zum Beispiel Urin Becher leeren und abwaschen, Blut röhrchen entleeren, Menschen beim Ausziehen helfen.... Das ist nicht für jeden leicht.

Ich bekomme 475,50 Euro Brutto im ersten Lehrjahr. Das steigert sich dann in jedem der drei Jahre um dreißig bis vierzig Euro - kommt drauf an, was für abzüge man halt hat (netto hab ich ich jetzt 392,49 Euro raus). mehr als eine Frisöse oder Verkäuferin :-) Nach der Aubsildung wird man nach Berufsjahren bezahlt. Je mehr erfahrung, desto mehr geld.
Es gibt Weihnachts- und Urlaubsgeld, aber auch leider Betriebsferien. Das heißt, man hat nur noch über die hälfte seiner zustehende Urlaubstage zu bestimmen.
Die Arbeitskleidung ist wie man sich schon denken kann weiß. Die Kataloge bekommt man vom Chef, aber leider in vielen fällen nicht das Geld. Und Arbeitskleidung kostet.

Und dann kommt das unheimlich große Wissen dazu. Die Schule ist nicht gerade einfach.
Man lern sachen wie:

-wie das Gesundheitswesen organisiert ist und welche Aufgaben es hat, was bei der Praxishygiene zu beachten ist (etwa beim Sterilisieren von medizinischen Instrumenten), welche Maßnahmen bei der Ersten Hilfe durchzuführen sind, wie der menschliche Körper aufgebaut ist und wie er funktioniert, welche Krankheiten es gibt und mit welchen Fachausdrücken sie bezeichnet werden, welche Erkrankungen den Körper erfassen können, welche Arbeiten im Labor anfallen, bei welchen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen des Arztes der Helfer mitwirken darf, wie die Verwaltungsarbeiten einer Arztpraxis durchgeführt werden, wie man den Praxisablauf organisiert....

Und ... und ... und...

Es ist nicht wenig, und einmal im Jahr hat man an einer über Betrieblichen Ausbildung teil zu nehmen und geht für eine Woche in eine art Internet um dort rund um die Uhr dinge beigebracht zu bekommen, die man zur Abschlussprüfung braucht.

Ich weiß nicht, was ich noch zu dem Beruf sagen könnte, aber empfehlen, nein, empfehlen würde ich ihm niemanden. Man muß es sich gut überlegen, denke ich. Und wie schon mal erwähnt, entweder man ist dazu geschaffen oder nicht.

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Fazit nach einem Jahr:

*lol* so ein jahr ist rum, und ich bin, wie man sehen kann, noch am leben.

Inzwischen habe ich meine Meinung zwar nicht geändert, musste aber feststellen, das jede Praxis anders ist. In meiner Klasse gibt es Mädels, die noch viel schlechter dran sind - und ich meine nicht nur wegen dem Chef, sondern grösstenteils, wegen den übrigen Arzthelferinnen. Und es gibt auch Praxen, in denen es ein wundervolles arbeiten ist, wie man mir sagte.

Die Schule ist zu bewältigen, wenn man trotz zeitmangels sich wirklich ab und zu mal hinsetzt und lernt. Man kann größtenteils mit den Lehrern wirklich gut reden und viel von ihnen Lernen - obwohl das, was man in der Schule beigebracht bekommt, nur zu Siebzig Prozent in der Praxis auch wirklich umgesetzt ist.

*lach* jedoch ist mein Arbeitstag auch heute noch abhängig, von der Laune meines Chefs, meiner Arbeitskollegen und der Patienten, die gerne auch noch um Fünf vor Sechs antraben, obwohl sie bereits den ganzen Tag krank sind ;-)


----------------

Ich möchte wie in einigen anderen Beiträgen schon mal erwähnt, noch einmal darauf hinweisen, das ich bei nicht wissen über ein Thema, auch mal darüber nach lesen tue. Ich bin kein Lexikon, möchte aber auch keine Beiträge zu interessanten Themen verfassen, die nicht mal ein fünktchen vom Thema wiedergeben. Dazu benutze ich Internet, Bücher, *lach* und mein kleines aber eigenes wissen... Und ich finde das auf gar keinen fall Falsch, auch wenn ich da anscheinend mit dem yopi-team uneinig bin.

Vielen dank fürs Lesen :-)