Arzthelferin Testbericht

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ab 12,38
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Summe aller Bewertungen
  • Einstellungschancen:  durchschnittlich
  • Aufstiegschancen:  durchschnittlich
  • Verdienstmöglichkeiten:  durchschnittlich
  • Sozialleistungen:  gut

Erfahrungsbericht von K30de

Einmal und nie wieder....

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  • Einstellungschancen:  schlecht
  • Aufstiegschancen:  sehr schlecht
  • Verdienstmöglichkeiten:  schlecht
  • Sozialleistungen:  schlecht

Pro:

Der Beruf an sich...

Kontra:

Frust bei der Arbeitssuche, Änderungen im Gesundheitswesen wirken sich (leider) negativ auf Arztpraxen aus

Empfehlung:

Nein

Ich bin seit nun 10 Jahren ausgebildete Arzthelferin (Ausbildung in einer allgemeinmedizinischen Landarztpraxis) und habe einige Höhen und Tiefen bei der Jobsuche danach durchgemacht.

Hier möchte ich mich nicht über die Ausbildung an sich auslassen, dann darüber wurde bereits in aller Ausführlichkeit berichtet. Wiederkäuer bin ich nicht und versuche mich auf´s wesentliche zu stürzen.

In den Mittelpunkt meines Berichts will ich die berufliche Situation nach der Ausbildung stellen.

Nachdem ich meinen Abschluß mit "gut" in der Tasche hatte und von meinem ausbildenden Arzt ein gutes Zeugnis ausgestellt bekommen habe, ging ich davon aus, dass ich recht bald einen Job finden werde. Der Beruf hat mir nämlich grundsätzlich Spaß gemacht.

Die Ernüchterung und das große Erwachen blieben nicht aus und in den ersten Jahren war ich eher beim Arbeitsamt "Stammgast", als dass ich berufstätig war.

Für gewöhnlich werden nur Zeitverträge abgeschlossen - in der Regel, wenn eine feste Mitarbeiterin wegen Schwangerschaft für einen bestimmten Zeitraum ausfällt und danachwieder zurück kommen will/wird. An eine längere Auszeit über die 3 Jahre hinaus will SEHR gut überlegt sein, denn man hat irre Probleme überhaupt eine Praxis zu finden, die einen - wenn auch in Teilzeit (von Vollzeit rede ich nicht unbedingt) wieder nimmt.

Über Umwege in einer Klinik und einem Altenheim bin ich zuletzt in der Arzneimittelforschung gelandet.
Ein Arbeitsplstzgarant sind die Firmen, die im Auftrag der Pharmafirmen Studien in der "Endphase" (also kurz vor der Zulassung) arbeiten auch nicht, da diese "nur" über einen Auftrag an die Firmen gebunden sind. Wenn die Auftragslage schlecht ist, dann steht man -wenn´s dumm läuft- auch auf der Straße. Die Vorteile sind da, dass die Bezahlung ein wenig besser ist (macht aber nicht wirklich viel aus, bis zu 250 Euro/Monat) und auch die Arbeitszeiten (die "lange" Mittagspause fällt weg). Also auch nicht wirklich ein Arbeitsplatzgarant.

Die Arbeitsplätze in den Arztpraxen und Kliniken sind begrenzt und werden eher weniger als mehr. Vor allem in den Arztpraxen -das eigentliche Hauptarbeitsgebiet der Arzthelferin- werden die freien Stellen knapp.
Und warum?
Weil
-unsere "liebe" Bundesregierung es zu verstehen weiß, den Ärzten den Geldhahn nach und nach zuzudrehen und diese somit weniger verdienen und in der Folge die Mitarbeiter nicht mehr bezahlen können => Folge: Kündigung und das verbleibende Personal darf die Arbeit zusätzlich erledigen....

-als Folge des auferlegten Sparzwangs bevorzugt Lehrlinge eingestellt werden, die während der Schulzeit zwar ein oder zwei Tage in der Woche fehlen, aber sonst da sind und ein Bruchteil einer ausgebildeten Kraft kosten => Folge: wenn die Lehrlinge ausgelernt haben, dann strömen noch mehr arbeitswillige Arzthelferinnen auf den Arbeitsmarkt und der Kampf um die eh schon wenigen Arbeitsplätze verschärft sich weiter.

-vielleicht noch eine 400-Euro-Kraft eingestellt wird, die flexibel eingesetzt werden kann und u.U. noch schneller vor die Tür gesetzt werden kann, als eine Teilzeit- oder Viollzeitkraft. Vor allem dann, wenn man nicht weiß, wie eine gestzliche Änderung sich auswirken wird. Bis der Arzt weiß, wie sich eine Änderung im Abrechnungssystem für ihn und seine Praxis auswirkt, ist gut ein halbes Jahr vergangen. Beispiel: Eine Änderung im Abrechnungssystem tritt zum 01.01. in Kraft. Dies fällt mit dem Beginn des Abrechnungszeitraum des 1.Quartal des Jahres zusammen. Das 1.Quartal geht bis zum 31.03.. Die Abrechnung für diese drei Monate geht Anfang April zur Kassenärztlichen Vereiningung (kurz: KV), die dann prüft und prüft und prüft (ist alles plausibel? Vielleicht zuviel abgerechnet?). Wenn die KV was findet, dann bekommt der Doc nach ein paar Wochen entsprechende Ausdrucke zur Korrektur (die erst mit der folgenden Abrechnung -in diesem Fall- mit Stichtag 30.06. berücksichtigt wird). Bis eine endgültige Abrechnung dem Arzt vorliegt, zusammen mit dem Betrag, den er in mehreren Raten ausgeschüttet bekommt, wird es Ende Mai/Anfang Juni.

Wenn ich einen niedergelassenen Arzt mit einem Handwerker vergleiche, dann kommt mir das große Grauen und viele Fragen kommen hoch.
Unter anderem folgende:
Warum verdient ein Handwerker mehr als ein Arzt (Stundenlohn)?
Ein Arzt hat mehrere Jahre studiert und übernimmt Verantwortung für das Leben seiner Patienten.
Ein Handwerker hat eine "normale" Ausbildung gemacht - egal mit welchem Schulabschluß- und vielleicht noch einen Meistertitel gemacht.
Ist die Verantwortung des Handwerkers mit dem eines niedergelassenen Arztes gleichzusetzen bzw. mit "mehr" zu bewerten (da er ja mehr verdient)?

Was mich sehr, sehr ärgert ist der Umstand, dass der Handwerker die Leistungen von allen Mitarbeitern - also vom Lehrling bis zum Meister - mit unterschiedlichen Sätzen abrechnen kann. Der niedergelassene Arzt bekommt hingegen eine festgelegte Punktepauschale (und der Wert der Punkte wird erst nach der Abrechnung für diesen Abrechnungszeitraum festgelegt) - egal wer diese Tätigkeit durchführt. Hier wird dann die Menge der Punkte aller Ärzte, die als Kassenärzte abrechnen (müssen), zugrundegelegt und nur ein festgesetzter zur Verfügung stehender Betrag wird verteilt. Viele Punkte=geringer Wert der Punkte und umgekehrt wenig Punkte=höherer Wert der Punkte.

Da die niedergelassenen Ärzte immer weitere Einschnitte erleben werden, wird sich auch die Situation für die Arzthelfer(innen) nicht besser werden - sondern im gleichen Maße schlechter.
Daraus resultierend kann ich niemandem mehr empfehlen, eine Ausbildung als Arzthelferin zu machen. Ein Ausbildungsplatz ist noch zu finden, aber mit einem Arbeitsplatz danach hat man zwischenzeitlich mehr Glück wie Verstand.... . Wer will nach der Ausbildung schon mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit erst einmal in der Arbeitslosigkeit enden?? Oder in einem ganz anderen Beruf (warum macht man dann gerade DIESE Ausbildung)??

Ich weiß, ich bin ein wenig ausschweifend geworden. Dies war aber Absicht, da das Problem als Arzthelferin (k)einen Arbeitsplatz zu finden weitreichender ist und nicht isoliert zu sehen ist.
So wie ich es am eigenen Leibe erfahren habe, ist es nämlich nicht allein eine Sache der Noten und des Ausbildungszeugnisses ist (die beide gut waren).
Empfehlen kann ich eine Ausbildung nicht mehr - auch wenn der Beruf Spaß machen kann....

P.S.: Eine Umschulung gibt´s zur Zeit nicht von der Arbeitsagentur, da man als ausgebildete Arzthelferin als "vermittelbar" gilt. Soll´s verstehen wer´s will - auch wenn ein ganzer Stapel Absagen vorgelegt werden kann.....

20 Bewertungen, 7 Kommentare

  • campimo

    11.03.2007, 10:12 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

    (¯`*•.¸(¯`*•.¸ SH & LG ¸.•*´¯)¸.•*´¯)

  • MasterT86

    06.10.2006, 13:51 Uhr von MasterT86
    Bewertung: sehr hilfreich

    Oh man, da sieht man mal, wieviel die Politik ausmacht. Lg Tobias

  • Gozo-Bernie

    05.10.2006, 21:06 Uhr von Gozo-Bernie
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruss aus Catania - bernie

  • anonym

    05.10.2006, 18:35 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • HiRD1

    05.10.2006, 18:13 Uhr von HiRD1
    Bewertung: sehr hilfreich

    ~~ SH. Gruß, Ralf ~~

  • schraddel

    05.10.2006, 17:42 Uhr von schraddel
    Bewertung: sehr hilfreich

    Eine gute Zusammenfassung der Situation; aber hast Du da nicht auch ein paar Abschnitte vom "Marburger Bund" kopiert, bzw. Dir von Deinem Doc einflüstern lassen? -- Na, sei mal ehrlich! ;o)

  • Vicky

    05.10.2006, 17:14 Uhr von Vicky
    Bewertung: sehr hilfreich

    * Sehr hilfreich - Vic *