Au-Pair Testbericht

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Erfahrungsbericht von jekyll_hyde

Cheers folks!!!

Pro:

Man sieht was von der Welt, man lernt eine Menge fuers Leben, ...

Kontra:

...aber man hat viel Stress und man kann immer an die falsche Familie geraten...

Empfehlung:

Ja

Vermutlich werde ich diesen Bericht noch ueberarbeiten, wenn ich wieder zu Hause bin, und noch einiges hinzufuegen. Dennoch habe ich mich dazu entschlossen diesen vorlaeufigen Erfahrungsbericht zu veroeffentlich, da ich wenigstens einige meiner vielen Erlebnisse endlich loswerden moechte.


Vor ungefaehr zwei Monaten machte ich mich auf den Weg in ein mir bis dato unbekanntes Land: England. Vieles hatte ich gehoert ueber die Englaender. Sie sollen ein seltsames Inselvoelkchen sein und komische Essgewohnheiten pflegen. Dies war nur einiges, was man mir als Warnung mit auf den Weg gab, als ich am 29.9.2005 meine Reise antrat. Einiges hat sich bewahrheitet, einiges wiederrum nicht. Ein schoenes Beispiel dafuer, dass einige (harmlose) Vorurteile nicht ganz unberechtigt sind und irgendwo ihren Ursprung haben.
Vorurteile hin oder her, die Englaender sind ein wirklliches nettes, offenes und hoefliches Voelkchen, das so seine kleinen Macken hat. Genau das ist es, was sie so liebenswert macht, einen manchmal aber auch in den schieren Wahnsinn treiben kann. Ich kann natuerlich auch nur fuer die Englaender sprechen, die ich bei meinem Aufenhalt auf der Insel kennen gelernt habe. Aber mehr dazu spaeter.
Fangen wir da an, wo alles angefangen, also hat am Anfang der Geschichte.

Warum gerade Au Pair?
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Warum gerade Au Pair? Das ist die Frage, die sich jeder am Anfang stellen sollte / muss. Laut die Antwort in etwa so: "Tja, ich will nen bisschen Englisch lernen und mal raus aus meinem Dunstkreis.", dann sollte man schleunigst die Finger davon lassen. Sicherlich ist es nicht falsch, wenn man seine Sprachkenntnisse verbessern und mal was anderes sehen moechte, als den uebllichen Aldi um die Ecke und die Stammkneipe drei Strassen weiter, aber das ist bei weitem nicht genug. Auch allein wegen des Geldes sollte man keine Stelle als Au Pair anstreben.

Man sollte sich bewusst machen, was einen erwartet und welche Verantwortung man auf einmal uebertragen bekommt. Das sollte man keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen. Ich fand es wirklich beeindruckend, dass meine Gasteltern mir ihre Kinder und die Fuehrung des Haushaltes ohne weiteres anvertraut haben. Das erfordert eine grosse Mengen an Organisationstalent, Verantwortungsgefuehl und Selbststaendigkeit. Wer der Meinung ist, dass er all das nicht hat, dem lasse gesagt sein, dass er all diese Faehigkeiten in kuerzester Zeit erwerben wird.
Nun aber zurueck zu der Frage, warum man sich als Au Pair bewerben sollte. Natuerlich spielen die oben genannten Gruende ebenfalls eine Rolle...


Welches Land?
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Hat man sich dazu entschlossen, als Au Pair ins Ausland zu gehen, sollte man sich ueberlegen, welchen Teil des grossen Auslands man denn nun gerne bereisen moechte. Dies Auswahl wird natuerlich durch die eigenen Sprachkenntnisse ein wenig eingegrenzt. Da man meines Wissens nirgendwo mehr Latein spricht, hatte ich nur die Auswahl zwischen polnisch- und englischsprachigen Laendern. Da man Polnisch leider nur in Polen spricht, viel diese Moeglichkeit fuer mich schon mal weg, da ich bereits vier Monate als Austauschschuelerin in Polen war und auch sonst den ein oder anderen Verwandten in Polen besucht habe. Mit anderen Worten ich kenne dieses Land schon und ich wollte etwas Neues sehen. Also blieben mir "nur" die englischsprachigen Laender. Ich entschied mich letztendlich fuer England, dem Ursprungsland aller englischsprachigen Laender. Es ist immerhin das Land Shakespeares, Monty Pythons und Charlie Chaplins. Fuer mich schon Grund genug. Ausserdem war die Wetterumstellung nicht allzu gross, was ein grossen Teil zu meiner schnellen Eingewoehnung beigetragen hat.
Weitere Gruende fuer England waren Gruende gegen die USA, Australien und Irland. Das Englisch der Amerikaner und Australierer finde ich einfach grauenhaft an zu hoeren und die Iren verstehe ich nicht. Ausserdem habe ich so viel ueber England im Englischunterricht gesprochen, dass ich den Drang verspuerte mir alles selbst mal an zu schauen.


Auf der Suche nach einer Gastfamilie
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Die Suche nach der richtigen Familie und die Planung und Vorbereitung der Reise kann manchmal Wochen, sogar Monate dauern, habe ich mir sagen lassen. Nun ja, wie dem auch sei, bei mir hat alles nur eine Woche gedauert.
Ich habe meine Gastfamilie ueber die Webseite www.aupair-world.net gefunden und das innerhalb eines Tages!
Frueh am Morgen habe ich mich auf dieser Webseite angemeldet, mein Profil ausgefuellt und ein paar Familien mein Interesse bekundet. Noch am selben Nachmittag bekam ich eine E-Mail von einer der Familien, die mir ein paar Fragen bezueglicher meiner Person und meiner Motivation stellte. Nachdem ich all die Fragen beantwortet habe, bekam ich noch am gleichen Abend das Stellenangebot, was ich sofort annahm. Ueber E-Mail klaerten wir dann alles wichtige, was meine Aufgaben und meine Bezahlung anging.

Die Webseite ist eine private Seite, die nur als Vermittler zwischen Familien und Au Pairs fungiert. Demnach hat man keinerlei Sicherheit oder Anspruch, wenn es nicht ganz so gut klappt. Wer einen wirklichen Vertrag haben moechte, sollte sich besser an eine der vielen Agentueren wenden, die Au Pairs vermitteln. Dies kostet meist jedoch eine Menge Geld, fuers man jedoch einiges bekommt. Oft sind Kurse in der jeweiligen Sprache und / oder Landeskunde im Preis enthalten. Sollte es mit der Familie nicht klappen, hat man auch die Gewissheit, dass man irgendwo unterkommt und schnell eine neue Familie findet, da all dies von der Agentur uebernommen wird. Wer sich aber zutraut alles selbst zu organisieren und ein wenig abenteuerlustig ist, kann getrost auf die Agentueren verzichten. Auf jeden Fall sollte man aber immer einen Notgroschen dabei haben.

Um allerdings jegliche Unannehmlichkeiten zu vermeiden, sollte man keine Chance auslassen, seine zukuenftige Gastfamilie aus zu fragen. Es ist keineswegs unhoeflich nach den Wohn- und Arbeitsbedinungen zu fragen. Immerhin muesst ihr euch auf das vorbereiten, was euch erwartet. Fragt nach eurem Zimmer, euren Aufgaben und Pflichten, eurer Freizeit und eurem Verdienst, nach dem Familienleben und nach allem, was ihr sonst noch als wichtig erachtet.


Die Abreise
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Wie schon geschrieben, verlief die Abreise und ihre Vorbereitung bei mir sehr gehetzt. Innerhalb einer Woche musste ich mich vorbereiten und die Koffer packen. Probleme gab es erst einmal mit der Bahn. Fuer den gewuenschten Abreisetermin waren leider keine Tickets mehr verfuegbar, also musste ich wohl oder ueber einen anderen Termin waehlen. Fliegen fiel fuer mich flach, da ich schlicht und einfach unter Flugangst leide. Ausserdem kann man im Flieger nur 20kg Gepaeck mitnehmen, was ein bisschen wenig ist. Egal ob man nun einen Monat oder ein Jahr bleibt. Wie dem auch sei, ich kann jeden nur waermstens ans Herz legen, sich so frueh wie moeglich um ein Ticket zu bemuehen.
Nachdem ich mein Ticket in der Hand hielt, mussten noch weitere Stationen abgeklappert werden. Zunaechst stattete ich meinem Hausarzt noch einen Besuch ab und liess mich von oben bis unten durchleuchten. Meine Impfungen waren auch noch auf dem neuesten Stand. Nachdem ich meine vollstaendige Gesundheit bescheinigt bekommen habe, ging es weiter zur Krankenkasse, eine Auslandskrankenversicherung abschliessen. Diese war im Endeffekt gar nicht noetig, da man sich als in England lebender EU-Buerger kostenlos beim NHS (National Health Service) anmelden kann und somit das Recht hat einen Arzt aufzusuchen.
Ansonsten war nicht mehr viel zu tun. Ich kaufte noch die wichtigesten Medikamente, packte meine Koffer und kuemmerte mich danach nur noch um die Vorbereitung meiner Abschiedsfeier.


Der erste Tag
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Nach einer langen und ermuedenden Zugfahrt kam ich so gegen 18 Uhr in der Waterloo Station, London an. Die Zu hatte natuerlich, wie es sich fuer einen guten englischen Zug gehoert, eine halbe Stunde Verspaetung. Aufgrund der verabredeten Kleidung fand ich meine Gastmutter auf Anhieb. Gemeinsam ging es weiter nach Whitchurch, einem kleinen Bahnhof in Hampshire. Von dort aus mussten wir noch eine ganze Weile mit dem Auto fahren bis wir in Lambourn, meinem neuen Heimatdoerfchen, angekommen waren. Es war schon ein recht komisches Gefuehl auf der linken Seite im Auto zu sitzen und kein Steuer in der Hand zu haben und es hat noch einige Tage gedauert bis ich mich ans links fahren gewoehnt habe. Im neuen Heim angekommen, wurde ich auch gleich von Rest der Familie begruesst, dem Vater und den beiden Kindern. Nach einer kurzen Hausfuehrung, die Kinder wollten mir unbedingt alles zeigen, gab es ein, extra fuer diesen Anlass, vorbereitetes Abendessen: Indische Spezialitaeten. Entgegen allen Vorurteilen ist das beliebteste Essen in England nicht "Fish & Chips", sondern Indisch. Nach einem gemuetlichen Abendessen und einem langen Kennenlerngespraech, wurde mir mein Zimmer gezeigt und ich nach kurzer Zeit erschoepft ins Bett gefallen.


Meine Zeit als Au Pair
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Schon am zweiten Tag sind wir noch mal alles wichtige durchgegangen. Meine Bezahlung betrug £60 die Woche und ich hatte einen kleinen Corsa zur freien Verfuegung, musste aber fuer alle von mir verursachten Benzinkosten selbst aufkommen.
Meine Aufgaben setzen sich aus einer Reihe von Dingen zusammen: Am wichtigsten war die Betreuung der Kinder, wenn die Eltern nicht zu Hause waren. D.h. den Kinern morgens Fruehstueck machen, sie zur Schule bringen und wieder abholen, sie zu allen moeglichen Freizeitveranstaltungen (Schwimmen, Theater,...) fahren und den ein oder anderen Abend Baby sitten. Zusaetzlich musste ich mich um die zwei Hunde und den Haushalt kuemmern. Zu meinen Aufgaben im Haushalt gehoerten Putzen, Staubsaugen, Wischen, Kochen, Buegeln und Einkaufen. Alles in allem eine nicht zu unterschaetzende Menge an Arbeit, die mehr Koordination und Organisation erfordert, als es zunaechst den Anschein hat. Bevor ich nach England ging konnte ich weder Kochen, noch Buegeln, was mir zu Hause schon ein wenig peinlich wurde. Ich war aber positiv ueberrascht, wie einfach alles ist, wenn man erst einmal gezwungen ist etwas zu tun. Ein weiterer wichtiger Aspekt war wohl auch, dass meine Eltern nicht in der Naehe waren und ich absolut ungestoert ausprobieren konnte.

Mit den Kindern hatte ich leider jedoch einige Probleme, da die beiden absolut verzogene kleine Blagen waren, die gewoehnt waren, dass man alles fuer sie macht. Saetze wie "Warum soll ich mein Zimmer aufraeumen, ich bin doch kein Au Pair." oder aehnliche gehoert fast schon zur Alltaeglichkeit. Es artet genauer gesagt in einen richtigen Machtkampf aus, den ich wohl fuer mich entschieden habe. Sofort als die ersten Probleme auftraten, habe ich mich an die Mutter gewandt und gefragt, was ich in einem Fall kindlichen Ungehorsams tun soll oder darf. Nachdem alles geklaert war, hatte ich eine Basis auf der ich aufbauen konnte und nach wenigen Wochen haben die Kinder endlich eingesehen, dass man mir nicht staendig auf der Nase rumtanzen und tun und lassen kann, was man will. Sollte man an problematische Kinder, wie die meinen geraten, darf mein eines auf keinen Fall tun, aufgeben und sich breitschlagen lassen. Ich habe mit erstaunen festgestellt, wie schnell Kinder die eignen Schwachstellen austesten und gegen einen verwenden koennen. Am beliebsten und erfolgreichsten ist wohl die Heulmethode. Ich kann nur sagen, egal wie lange geheult wird, ob jetzt zehn Minuten oder eine Stunde (Kinder koennen das!!!), Suessigkeiten gibt es trotzdem nicht vor dem Mittagessen. Das mag vielleicht ein wenig streng und hart klingen, aber es erspart einem hinterher eine Menge Stress und Aerger.
Ich kann auch nur empfehlen sich bei jedem Problem gleich an die Gasteltern zu wenden und um Rat zu fragen. Keiner erwartetm, dass er saemtliche Familienprobleme alleine loest. Und Probleme in sich hinein zu fressen ist im uebrigen auch nicht sehr gesund, schon gar nicht, wenn es noch nicht mal die eigenen sind.

Neben all der Arbeit, hatte ich natuerlich auch Zeit fuer mich. Da ich in einem kleinen Dorf wohnte, musste ich, um etwas zu erleben eine Weile durch die Gegend fahren. Zum Glueck hatte ich ja ein Auto zur Verfuegen. Die erste Zeit nutzte ich erst einmal dazu, die Umgebung genauer zu erkunden. Nur wenige Minuten Autofahrt entfernt hatte ich ein Kino und ein riesiges Einkaufszentrum zur Verfuegung, das ich das ein oder andere Mal besuchte. Bekanntschaften konnte ich so schnell leider keine machen. Die meisten Englaender sind zwar aeussert hoeflich und zuvorkommend, aber dennoch sehr resolut und zurueckhaltend. Die meisten Gespraeche, die ich mich Gleichaltrigen gefuehrt habe, waren sehr oberflaechig. Um eine Einladung zu jemanden nach Hause musste ich geradezu kaempfen. Es ist hier nicht ueblich, dass man zu schnell auf Fremde zu geht. Gleucklich sei der, der viel Geduld und Ausdauer hat, ich fand es in meinen zwei Monaten sehr frustrierend, dabei ist es vermutlich nicht einmal boese gemeint. Aufgrund fehlender sozialer Kontakte, habe ich meine Bemuehungen nach kurzer Zeit auf die Erkundung des Landes verschoben. An meinen freien Wochenende habe ich Trips nach London, Oxford, Sailsbury und Stonehenge unternommen und war schier begeistert von dem, was ich gesehen habe. Besonders angetan haben es mir Oxford und Sailsbury, da beide Staedte eine wunderschoene mitteralterlich-anmutende Atmosphaere hatte, unterstuetzt von dem typisch englischen Baustil und den schoenen alten Bauten.


Unerwartete Ereignisse
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Geplant war eigentlich, dass ich ungefaehr ein Jahr bei meiner Gastfamilie verbringen sollte, aber, wie das manchmal so ist, kam alles ganz anderes als geplant. Vor einer Woche habe ich einen Anruf von meiner Mutter erhalten, die mir begeistert mitteilte, ich haetten einen Studienplatz fuer das Wintersemester 2005/06 ueber das Losverfahren erhalten und muesse sofort zurueckkommen. Obwohl es mir ein wenig Leid tat, die Familie so fluchtartig verlassen zu muessen, habe ich mir diese einmalige Chance natuerlich nicht entgehen lassen und den Studienplatz angeboten. Ich habe die Neuigkeiten den Eltern natuerlich sofort mitgeteilt und ihnen angeboten noch eine Woche laenger zu bleiben, damit sie Zeit haben nach einem neuen Au Pair zu suchen. Sie waren zwar ein bisschen enttaeuscht, dass ich sie schon so frueh verlassen muss, aber sie haben sich fuer mich auch gefreut und darauf bestanden, dass ich diese Chance ergreife.




P.S.: Da ich immer noch in England bin, fehlen mir leider alle Umlaute.

17 Bewertungen, 5 Kommentare

  • JustOliver

    05.11.2005, 09:27 Uhr von JustOliver
    Bewertung: sehr hilfreich

    Eigentlich ein besonders hilfreich wert... <br/>Gruß, O.

  • Nightmare

    05.11.2005, 09:22 Uhr von Nightmare
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein Guter Bericht dafür eine Sehr Hilfreich. <br/>kennst du das forum schon?? <br/>Schau doch mal rein und melde dich mict deinem Yopi Namen mit an: <br/>http://www.toolia3.de/sbb/sbb.cgi?b=yopiforum

  • animaldream

    05.11.2005, 08:36 Uhr von animaldream
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr schöner Bericht! LG animaldream

  • waltraud.d

    05.11.2005, 07:35 Uhr von waltraud.d
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • anonym

    04.11.2005, 23:12 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH - dann viel Glück mit dem Studium. LG