Au-Pair Testbericht

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Erfahrungsbericht von sigrun

manchmal ein TRaum oft ein Albtraum

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

1989 erfüllte ich mir einen Traum, der fasst als Alptraum und Desaster endete. Ich ging für ein Jahr nach Amerika, um dort als au pair zu arbeiten.

Ich bewarb mich bei der G.I J.K in Bonn, die den Aufenthalt für mich organisierten und eine Familie für mich fanden. Dafür bezahlte ich eine Pauschale von DM 150,00, Kautions-Kosten von DM 1.000,00, mein Flug nach New York zum Einführungsseminar mit Hotelkosten und den Weiterflug zur Gastfamilie wurde von der Gastfamilie übernommen, als Taschengeld bekam ich $ 100 und $10 Telefonkosten. Dafür mußte ich 45h wöchentlich auf die Kinder der Familie aufpassen, so hießen die Konditionen. Außerdem übernahm die Gastfamilie $200 für Schulungskosten, egal, welche Schule oder Angebot man annehmen wollte.

Hört sich alles Klasse an, oder?

Von wegen, Klein-Sigruna, fast 21 J. stolz, mit Abi in der Tasche brauchte alleine von Frankfurt nach New York über London 48h und das mit einem RIESEN-Gepäckaufwand, weil der liebe Gott ihr damit zeigen wollte, daß sie dieses Jahr nicht antreten soll. Sigruna aber hörte nicht auf die Zeichen und flog irgendwann einmal los. Fakt war, daß die Maschine erst nicht in London landen konnte, da dort so viel Nebel war, das man erst einmal nicht losflog. Als man dann endlich losflog, konnte man in London nicht landen, weil immer noch Nebel in London war, also landeten wir in Cardiff Wales, und fuhren mit dem Bus weiter und irgendwann, nach 12 h Übernachtung auf dem Londoner Flughafen, kam ich dann auch in New York an. Wenn Ihr nun denkt, daß wäre chaotisch, so muß ich sagen, nein, dies war noch harmlos gegen den Rest des gesamten Jahres.

Ich wohnte in einem Jahr bei 4 Familien und zwischendurch bei 2 Wochen lang bei einer Freundin. Meine erste Familie, die Familie Nie-zu-Haus, hatte 3 Monate Geduld mit mir und tauschte mich dann aus. Grund war die Eifersucht meiner Gastmutter, die es nicht ertrug, daß ich ihren Mann öfter sah als sie und das ich die ersten Schritte ich
res Sohnes sah. Noch dazu war sie erneut schwanger, was man mir allerdings erst bei meiner Ankunft in Boxford , Massachussettes eröffnete. Die Eifersucht war natürlich nicht der offizielle Grund, daß sie mich rauswarfen, sie behaupteten, ich könnte nicht mit dem Kid umgehen, dabei liebte Wesley mich über alles. Gastmutter Nr. 1 jedenfalls verbot mir, mit ihrem Cousin Ski fahren zu gehen, reagierte sehr aggressiv und eifersüchtig, als sie feststellte, daß ich mich mit ihrer kompletten Familie sehr gut verstand und machte mich psychisch so fertig, daß ich sehr oft bei unserer wöchentlichen Diskussion weinend am Küchentisch saß. Für mich persönlich kam noch dazu, daß es ca. 35 Grad Minus waren und Boxford irgendwo in den Wäldern lag und meine Altersklasse irgendwo
auf dem College war, nur nicht in Boxford....

Nun gut, es kam Familie Nr. 2. Er arbeitet bei einer Bank, und sie war in der Rehabilitationsklinik (nur tagsüber), da sie eine schwere Schwangerschaftsvergiftung hatte. Er verlor seinen Job, sie war rehabilitiert und ich konnte nach 4 Monaten gehen. Das war in Salem, New Hamsphire.

Ich mußte kurzfristig zu einer Freundin ziehen, deren Familie nichts dagegen hatte, solange ich nicht mehr Arbeit oder Kosten verursachte. Ich hielt mich vom Familienleben fern, um ihnen nicht so sehr auf die Nerven zu fallen und war froh, endlich eine neue Familie gefunden zu haben.

Dann kam ich zu einer Familie, die zwei kleine Kinder hatten, aber bei unserem Vorstellungsgespräch wurden ganz andere Dinge ausgemacht, als an dem Wochenende, als ich dann einzog. Auf einmal hatte ich kein Recht mehr auf das Auto, die Erhöhung der Wochenstunden blieb bestehen, aber ich sollte nicht mehr Geld dafür bekommen, obwohl es so vereinbart war, folglich wollt eich da wieder weg. außerdem konnte ich die Geschichte nicht glauben, daß die kleine Tochter ein blaues Auge hatte, da sie die Treppe heruntergefallen war. Ich traute dem Vater zu, daß er sie geschlagen hat u
und sagte dies meinem Betreuer. Also suchte man eine neue Familie.

Ach ja die Betreuer...auch so ein Thema. Es gibt pro Bezirk eine Betreuerin, die sich um die Au pairs kümmert, wenn diese Probleme haben, man organisiert Reisen und Kurztrips und trifft sich einmal im Monat, damit die Mädles sich treffen können. Ich wollte nach all diesem Desaster weg von Neu-England, weg von der Region Boston und wollte irgendwie nur noch weit weg.. Weiter als New York jedenfalls, was ja verständlich ist, ich wollte nocheinmal neu anfangen, aber irgendwie schaffte es die Organisation nicht. Ich verlor meinen Anspruch auf Studiengeld und für die Zeit, die ich nicht arbeite, bekam ich natürlich auch kein Taschengeld..........!
Aber sie fanden doch tatsächlich eine Familie in Cambridge, Massassuchettes, mit zwei Kindern, 2 Jahre & 5 Jahre, bei denen ich dann das letzte halbe Jahr blieb. Eigentlich war es schon zu spät für mich , meine innere Einstellung hatte sich schon total verändert, ich wollte die Zeit nur noch hinter mich bringen, mein Traum war ein Alptraum.
Für mich hatte die Organisation jämmerlich versagt, mich alleine zu einer psychisch kranken und labilen Frau zu schicken, war eine Zumutung, dort gehörte eine Krankenschwester hin, aber kein junges Mädel von Anfang 20.

Natürlich habe ich auch schöne Sachen erlebt. Ich habe ganz tolle Freundinnen kennengelernt, ich habe die Ostküste bereist und viel Spaß gehabt. Es war nicht alles schlimm, aber im Endeffekt habe ich vor lauter Frust ca. 25 Kilo zugenommen und habe trotz al der stärke und Selbstbewußtsein, die ich in Amerika erlernt habe, auch viel Misstrauen Menschen gegenüber mitgebracht.

Wenn man als Au pair nach Amerika gehen möchte, dann sollte man sich bewußt sein, daß man dort den ganzen Tag auf Kinderniveau arbeitet, das man mehr oder weniger der Familie und der Organisation ausgeliefert ist und man sehr viel Eigeninitiative zeigen muß, aus sich herausgehen muß, um Menschen kennenzulernen
und um etwas zu erleben.

Mein Tip ist, im Frühjahr oder Sommer in ein Land zu gehen, denn dann fängt das Leben wieder an, im Herbst oder Winter, so wie es bei mir war, ziehen sich die Menschen zurück und man hat Schwierigkeiten, neue Kontakte zu knüpfen.
Man sollte einen Englischkurs besuchen, oder auch eine \"VHS-KURS\" um Leute kennenzulernen und/oder die Feinheiten der Sprache zu erlernen.
Geht auf Leute zu, informiert Euch über Veranstaltungen in eurer Nachbarschaft und sprecht Mütter auf Kinderspielsplätzen an, organisiert selbst Treffen mit Müttern oder anderen Au pairs. Laßt Euch nicht von Euren Gasteltern einschüchtern, ihr müßt von den Kindern geliebt werden und nicht von den Eltern. Aber wenn ihr tatsächlich nicht mehr durchhalten könnt, fliegt nach Hause und macht nicht den Fehler, durch halten zu können, so wie ich. Ich hatte viele Schwierigkeiten, nach all den Problemen, die ich hatte, wieder Vertrauen in meine Freunde und Familie zu bekommen, ich war ziemlich lange ein Einzelkämpfer, was daraus beruhte, daß ich ja ständig meinen Freundeskreis ändern mußte und irgendwann keine Lust mehr darauf hatte. Aber ich habe sehr viel Stärke aus den Staaten mitgebracht, weil ich weiß, daß ich so einen Alptraum durchgehalten habe und dagegen ist Krach mit dem Chef Kinderkram.

Ich würde es trotzdem immer wieder tun, aber aus meinen eigenen Fehlern lernen und ganz anders meinen Gastfamilien und Betreuern gegenüber treten und mir nicht alles gefallen lassen.

Meine letzte Familie war übrigens ein Traum. Ich hatte nur die zweijährige zu betreuen, aber das hat soviel Spaß gemacht, da wir immer Kompromisse machten, mal einkaufen für mich, am nächsten Tag Spielplatz für sie.... diese 6 Monate haben mich fast wider für die ersten sechs Monate Höllentrip entschädigt, da ich aber schon einen Knacks weg hatte, jedoch nur fast.

2 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Susique84

    10.06.2007, 06:20 Uhr von Susique84
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr lieb von dir, dass du Menschen die andere Seite der Goldmedaille eroeffnest. Ich bin auch gerade ein Au Pair in den Staaten. Hier her zu kommen war die schlimmste entscheidung die ich je getroffen habe...