Audi 80 Testbericht

Eigentlich wollte ich schon von Anfang an Audi fahren, 1997 war es soweit. Ich kaufte bei einem VW-Audi-Vertragshändler einen Audi 80, 1.8 Liter Hubraum mit 55KW/75PS und 106000km. Er war damals 10 Jahre alt und wies keinerlei Kratzer oder gar Dellen auf. Die Ausstattung war sehr dürftig, Nebelscheinwerfer und dunkle Colorverglasung (sah sehr gut am weißen Auto aus.)
Der Audi 80 Typ 89 war seiner Zeit weit voraus, das Design und die Vollverzinkung sind einmalig. Es gab unzählige Motorvarianten, angefangen vom 54PS-Diesel bis zu den 5Zylindern im Audi 90.
Mein 75 PSler war sehr sparsam, der Verbrauch lag bei 7 bis 7,5l Normalbenzin/100km, dank des Hubraumes ließ er sich recht schaltfaul fahren.

Motor/Fahrwerk:
Der Motor (MBK RU) war mit Vergaser und U-Kat ausgestattet, an das Losfahren mit Choke gewöhnt man sich schnell. Laufkultur und Zuverlässigkeit waren enorm. Die Wartungsfreundlichkeit für Selbstschrauber ist nicht zu überbieten, mit etwas Geschick lassen sich selbst Arbeiten wie der Zahnriemenwechsel recht einfach durchführen. Eine serienmäßige Motorraumabdeckung unten trägt wesentlich zur Aerodynamik und Schutz vor Dreck bei.
Ein Manko ist das Kühlsystem, die Schläuche sollten genau bei Kauf kontrolliert werden, außerdem ist oft der Wärmetauscher für die Heizung defekt.
Öl hat mein Audi keines verbraucht, er war quasi staubtrocken ;-)
Das Fahrwek ist gutmütig, man sollte es jedoch nicht
herausfordern, da besonders Lastwechselreaktionen recht ruppig erfolgen. Eine Servolenkung besaß mein Audi nicht, allerdings geht es auch ohne sehr gut.
Der Geradeauslauf ist top.

Karosserie/Innenraum:
Natürlich ist das große Plus der Karosse die Vollverzinkung, der Unterboden aus einem Stück, die Plastverkleidung in den Radhäusern, die Heißwachsflutung und der hochwertige Lack. Besser kann man ein Auto kaum vor Rost schützen, und so stehen auch 86er Audis meist noch gut da.
Die großflächigen Stoßfänger halten einiges aus.
Unfallschäden werden meist schlecht behoben, daher Augen auf beim Gebrauchtwagenkauf. Ein Problem ist das Wasser im Kofferraum, es dringt durch kaputte Dichtungen an der Luke sowie der Rückleuchten. Weiterhin bricht ab und zu das unglücklich verlegte Kabel zu den Leuchten im Kofferraumdeckel, auch hier kontrollieren. Der Kofferraum selbst ist sehr dürftig, durch die Konstruktion mit dem stehenden Tank ist es nicht möglich, die Rücksitzlehne umzuklappen (erst beim Nachfolgemodell B4). Das Ersatznotrad lag bis etwa 1988 noch unter der Abdeckung, danach stand es an der Seite.
Die massiven Türen lassen sich bis fast 90 Grad öffnen -auch heutzutage nicht selbstverständlich- und schließen satt.
Relativ eng geht es innen zu. Man bekommt ein richtiges Sicherheitsgefühl in dieser Burg. Die Sitze sind gut konturiert und wirklich langstreckentauglich. Das Amaturenbrett ist eine Wucht, ich finde das Design noch heute wegweisend. Alles hat seinen Platz und wirkt griffsympathisch. Auch alte Audis klappern dank der hochwertigen Verarbeitung nur wenig.
Die Beinfreiheit vorn und hinten bezeichne ich als großzügig.
Ein Minus ist das penetrante Hereinplatschen von Regenwasser, wenn die Tür geöffnet wird. Es tropft direkt auf den Sitz. (Die Seiten des Audi sind sehr gewölbt).
Ansonsten stimmt der Komfort, es zieht nicht zu den offenen Fenstern herein, die Fahrgeräusche sind niedrig. Der Winterbetrieb gestaltet sich problemlos, da die Heizung effizent arbeitet und der Wagen eine gute Gewichtsverteilung aufweist.

Zuverlässigkeit:
Der Audi 80 ist recht pannenresistent. Wie bereits erwähnt, ist das Kühlsystem eine Schwäche, ansonsten hatte ich keine nennenswerten Probleme.

Fazit:
Wer einen gutausehenden hochwertigen Gebrauchten sucht, ist mit dem Audi 80 auf der sicheren Seite. Die Preise für den Typ 89 sind mittlerweile niedrig, empfehlenswert sind die PM-Motoren (Zentraleinspritzer mit 90 PS), sie verbrauchen wenig und laufen gut. Schicker ist ein B4, jedoch haben sie noch ein hohes Preisniveau und so groß sind die Unterschiede nicht. Gerade für Schrauber ist der Audi optimal, die meisten Arbeiten lassen sich leicht ausführen.
Die Unterhaltskosten liegen etwa bei Golf2-Niveau, evtl. sogar darunter, da der Audi wesentlich robuster ist.
Die Note 2 erteile ich aufgrund der fehlenden Variabilität.