Audi A4 Testbericht

Audi-a4
Abbildung beispielhaft
ab 49,07
Auf yopi.de gelistet seit 02/2010
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Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Platzangebot:  großzügig
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut

Erfahrungsbericht von zerni

Der Ölprinz

Pro:

Perfekte Verarbeitung bis ins Detail, verzinkte Karosserie, kräftiger und kultivierter Motor, sehr gute Fahrleistungen, Fahrwerk mit hohen Sicherheitsrerserven, günstiger Verbrauch, übersichtliche Karosserie, hohe Funktionalität

Kontra:

Frontantrieb mit dem hohen Drehmoment z. T. überfordert, hoher Preis

Empfehlung:

Ja

Wer kein Freund des Heckantriebs ist und wem der VW Passat zu profan ist, der landet – wenn´s denn ein deutsches Fabrikat sein soll – in der Premium-Mittelklasse zwangsläufig beim Audi A 4. Das von mir wiederholt als Mietwagen gefahrene Modell verfügte über eine 1,9 TDI Maschine mit 130 PS. Die gesamte Fahrleistung umfasste so ca. 5.000 Km im Großraum Luxemburg und Trier mit ca. 65% Autobahn, 25% Landstraße und 10% Stadtverkehr. Ich denke das sollte als Erfahrungsbasis reichen.

Kommen wir zu den Fakten:
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Exterieur:

Der Nachfolger des bis 2000 gebauten A 4 Modells überzeugt durch eine rundum gelungene Formgebung „wie aus einem Guss“. Die Frontpartie ist recht bullig und markant geraten, das Heck ist mit seinen hoch angesetzten, weit in die Kotflügel hereinreichenden Heckleuchten von weitem bereits auch ohne die vier Ringe auf dem Kofferaumdeckel als Audi zu erkennen.

Die Spaltmaße der Karosserie sind absolute Weltklasse, die gesamte Verarbeitungsqualität einschliesslich der Lackierung genügt höchsten Ansprüchen und vermittelt noch das altbekannte, mittlerweile oft verwässerte Gefühl von „made in Germany“.

Nicht ganz so handlich sind die Klapptürgriffe, da sind die Bügelgriffe der Mercedes C-Klasse oder des VW Passats eindeutig die überzeugendere Lösung. Der Kofferaum kann bequem unterhalb der Lichtleiste für das Armaturenbrett per leichtem Fingerdruck geöffnet werden. Bei Öffnung des Deckels tut sich ein wahrhaft fürstlich bemessener Kofferaum von guten 500 Litern auf. Das reicht für das ausgewachsene Reisegepäck von vier Personen. Zudem ist die Beladung dank niedriger Ladekante ein Kinderspiel.

Die Karosserie ist insgesamt sehr übersichtlich, dank des jeweils dritten Seitenfensters stört die C-Säule kaum bei Rückwärtsfahrten oder Einparkmanövern. Einzig der rechte Außenspiegel ist als Tribut an die ausgezeichnete Aerodynamik zu klein geraten.

Was den A4 gegenüber seinem großen Bruder A 6 zumindest in der Limousinenversion deutlich markanter und harmonischer erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass die Dachlinie beim A 4 nur in einem sehr leichte Bogen abfällt und nicht den Charakter einer Kuppel wie beim A 6er hat.

Die Karosserie ist selbstverständlich voll verzinkt. Soll heißen: Sofern nicht nach einem Unfall der Schaden unsachgemäß ausgebessert wurde, braucht mit Rost bei diesem Auto nicht gerechnet werden.
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Interieur:

Der A 4 bietet zwar nicht so viel Platz wie die Wolfsburger Konkurrenz in Form des Passats, aber alles in allem ist trotz der kompakten Abmessungen genügend Platz hinten und vorne vorhanden. Die Vordersitze gefallen durch eine sehr gute Konturierung und einen großen, fein abgestuften Verstellbereich. Selbst bei meiner Körpergröße von fast zwei Metern fand ich in dem Wagen jederzeit die perfekte Sitzposition. Sehr hilfreich war hier das axial und vertikal verstellbare, griffige Lederlenkrad.

Das Armaturenbrett ist in die Türverkleidungen quasi hereingezogen und wirkt deshalb sehr elegant und nicht wie „nachträglich reingehängt“. Die Anmutungsqualität der Materialien einschließlich Spaltmaßen ist Weltklasse und stellt alles anderen – 3er BMW, aktuelle C-Klasse (ein Trauerspiel von Innen !!) , Passat etc. – ohne weiteres in den Schatten. Die Armaturen sind hervorragend ablesbar, die Mittelkonsole überzeugt durch logische Anordnung der Bedienelemente für Klimaautomatik (sehr sinnvolles Extra !), Radio usw. Optional ist ein Bordrechner erhältlich, dessen Prüffunktionen über eine Tipptaste im Blinkerhebel abgerufen werden können; die Anzeige erfolgt in einem zentralen Display zwischen Tacho und Drehzahlmesser. Dieses zeigt auch den jeweils eingestellten Radiosender an; ein echtes Plus an Sicherheit.

Die verwendeten Polsterstoffe lassen das Fehlen einer Lederausstattung verschmerzen. Auch sie wirken wie auch die Bodenauskleidungen außerordentlich gediegen.

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Antrieb, Kraftübertragung:

Wer die Entwicklung auf dem Dieselsektor in den letzten 10 Jahren mit verfolgen konnte, der kann eigentlich vor lauter Staunen kaum noch den Mund zubekommen. Das im A 4 eingepflanzte Heizölkraftwerk ist derart gelungen, dass eigentlich nur bei einer strikten Dieselaversion der Weg zum Benzinmotor führt.

Die nominell angegebenen 130 PS legen sich knapp oberhalb der 1.000 U/min-Marke mit einer Vehemenz ins Zeug, dass selbst gestandene Dreiliter Benziner kaum mitkommen. Sie vermitteln eher den Eindruck eines 180 PS Aggregates.Ist die Kaltlaufphase erst einmal überwunden, tritt das harte Verbrennungsgeräusch des Pump-Düse-Aggregats dezent in den Hintergrund und ist im Teillastbereich allenfalls für geübte Ohren noch als Selbstzünder zu identifizieren. Trotz der vier Zylinder verfügt der Diesel über eine bemerkenswerte Laufkultur. Gepaart mit einem sehr exakt schaltbaren, leichtgängigen Fünfganggetriebe ist für Fahrspass reichlich gesorgt. Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit genügen auch höheren Ansprüchen vollauf.

Dass die ganze Sache mit bemerkenswerter Effizienz vonstatten geht, merkt man an der Zapfsäule. Mein Durchschnittsverbrauch bei keinesfalls gesitteter Fahrweise lag bei 6,3 Litern/100 Km, selbst lange Vollgaspassagen trieben den Verbrauch kaum über die 8 Liter-Grenze. Das nährt den Schluss, dass bei verhaltener Fahrweise im Bereich der Richtgeschwindigkeit Verbräuche z. T. unterhalb von 5 Litern/100 Km keine Utopie sind. Also auch hier Weltklasse am Start...

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Fahrwerk:

Ruhmesworte über das A 4 Fahrwerk zu verlieren hieße Maßkrüge nach München tragen. Dank Frontantrieb absolut gutmütig, in den Kurven weitgehend neutral bis sanft untersteuernd. Allenfalls bei erreichen des maximalen Drehmoments und harscher Beschleunigung geben die Vorderräder alsbald laut, dass es ihnen zuviel wird. Bei über 300 Nm kein Wunder. Hier stößt der Frontantrieb dann doch an seine Grenzen. Daran schließt sich die Frage an: Lohnt sich der Quattro ? Im normalen Fahrbetrieb eigentlich kaum. Wer allerdings öfters im Mittel- oder Hochgebirge unterwegs ist, für den zahlt sich der Vierradantrieb schon aus. Allerdings sorgt das zusätzliche Gewicht plus erhöhte Antriebsverluste für einen Mehrverbrauch von gut 1-1,5 Litern/100 Km.

Die Bremsen des A4 sind sehr gut zu dosieren und zeigen sich dem Gewicht von mittlerweile stattlichen 1,4 Tonnen jederzeit gewachsen.


FAZIT:
Auch wenn mein Herz für den Stern aus Stuttgart schlägt, so muss ich neidlos anerkennen, dass in der kompakten Mittelklasse zweifellos den Ingolstädtern die Krone des Fahrzeugbaus gebührt. Perfekte Verarbeitung, elegantes Design, sehr gute Fahrleistungen gepaart mit höchster Wirtschaftlichkeit...man muss lange suchen, um ein anderes derart überzeugendes Fahrzeug in dieser Klasse zu finden. Der Passat ist mit den Jahren auch gereift, verfügt aber innen nicht über die Gediegenheit eines Audis. Der 3er von BMW ist im Innenraum deutlich enger, ohne Aufgeld wirkt er von innen auch etwas trist. Die C-Klasse von Mercedes ist zwar – bitte, das ist mein persönlicher Geschmack – formell sehr gelungen, aber von Innen billigst und ärmlich anzusehen. So haben die drei genannten Konkurrenten in der Tat ihren Meister gefunden...zumindest, so lange ein Dieselherz unter der markanten Haube schlägt.

Billig ist der Spass nicht: mit ein paar Extras landet man schnell bei 30.000 Euro. Wem das zu viel ist, der muss dann halt doch den Passat, Mondeo, Vectra etc. nehmen.

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