Audi A6 Testbericht

Audi-a6
Abbildung beispielhaft
ab 32,93
Auf yopi.de gelistet seit 05/2004
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Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Platzangebot:  sehr großzügig
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Overknees

Schöne Kombis heissen Avant! (?)

4
  • Fahreigenschaften:  gut
  • Fahrkomfort:  durchschnittlich
  • Platzangebot:  durchschnittlich
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut
  • Besitzen Sie das Produkt?:  nein
  • Dauer des Besitzes & der Nutzung:  seit 1 Woche

Pro:

Qualität fühlbar gemacht

Kontra:

veralteter Motor

Empfehlung:

Ja

Hallo liebe Yopi-Leser und Fremdlinge, heute stelle ich Euch in einem Erfahrungsbericht den Audi A6 2.5 TDI Quattro als Avant vor. Ursprünglich hat der Bericht auch mal bei Ciao gestanden,hier gibt es ihn jetzt in überarbeiteter Version.

Und vorweg, für alle Schnellklicker und Leute, die davon überzeugt sind, über ein Auto dürfte man erst nach mindestens 5 Jahren Erfahrung und 100.000 km schreiben... bitte einmal abwerten und weiterklicken, Ihr seid hier falsch.
Ich habe das Fahrzeug letztes 2003 gut zwei Monate fahren können, in dieser Zeit lief er bei uns knapp 11.000 km, meiner Meinung nach eine ausreichende Strecke, um ein Auto fundiert beurteilen zu können.
Das Nachfolgemodell kommt gerade auf den Markt, beizeiten werde ich darüber auch berichten.

Für die, die keine Romane mögen, hier eine Kurzbewertung:
  • Karosserie:
    + großzügige Platzverhältnisse vorn wie hinten
    - vergleichsweise kleiner Kofferraum
    + durchdachte Details, jedoch
    - fehlende Kleinigkeiten (wie z.B. separat öffnende Heckscheibe)

  • Fahrkomfort:
    - mit Sportfahrwerk eingeschränkter Langsamfahrkomfort
    + verbessert sich bei hohem Tempo
    + geringes Geräuschniveau
    + bequeme Sitze

  • Antrieb:
    - unharmonisches Zusammenspiel von Motor und Automatik
    - verzögertes Ansprechen
    - stark eingeschränktes nutzbares Drehzahlband
    - Automatik nicht ruckfrei

  • Fahreigenschaften:
    + sehr sicheres Fahrverhalten
    - eingeschränkte Handlichkeit
    + sehr gute Wintertauglichkeit
    + gute Eignung als Zugfahrzeug

  • Sicherheit:
    + gute Sicherheitsausstattung
    + standfeste Bremsen mit wenig Fading
    + geringe Seitenwindempfindlichkeit

  • Umwelt:
    - vergleichsweise hoher Verbrauch
    - kein Partikelfilter
    - nur EU3 schadstoffarm

  • Kosten:
    - hoher Anschaffungspreis
    - hoher Wertverlust
    + moderate Werkstattkosten
    + geringer Reifenverschleiß

Nun denn, wie immer stelle ich Euch kurz die Ausstattung des Testfahrzeugs vor, dazu auch mein gewohntes Bewertungsschema der Sonderausstattungen ab Werk (++= ein MUSS, + = macht Sinn, - = nicht nötig, -- = rausgeworfenes Geld):

  • A6 Avant 2.5 TDI quattro 132 kW tiptronic (5stufig) 41.940,00 Euro
  • Außenfarbe Delfingrau Metallic 0,00 Euro
  • Leder Buffalino Sitzbezüge schwarz, Armaturentafel
    schwarz-schwarz, Teppich schwarz, Himmel silber
  • Außenspiegel mit Memoryfunktion, aut. abblendbar, elektr.
    anklapp-, einstell- und beheizbar 325,00 Euro (++)
  • Mattschwarze Außenoptik 310,00 Euro (-)
  • Scheiben getönt (hintere Seitenscheiben) 385,00 Euro (--)
  • Schiebe-/Ausstelldach, Glasdach, elektrisch 980,00 Euro (++)
  • Acoustic Parking System vorn und hinten 300,00 Euro (++)
  • Diebstahlwarnanlage 400,00 Euro (--)
  • Sideguard inklusive Seitenairbags hinten 340,00 Euro (-)
  • Deaktivierungsschalter Beifahrerairbag 80,00 Euro (--)
  • Servotronic 240,00 Euro (++)
  • Lenkrad elektrisch in Höhe und Abstand einstellbar 390,00 Euro (+)
  • Navigationssystem plus mit MMI-Bedienlogik und Europa-DVD 750,00 Euro (++)
  • Lautsprecher mit BOSE Soundsystem 550,00 Euro (+)
  • CD-Wechsler 370,00 Euro (+)
  • Leder Buffalino 1.750,00 Euro (+)
  • Sportsitze vorn 280,00 Euro (++)
  • Vordersitze elektr. verstellbar mit Memoryfunktion 1.185,00 Euro (++)
  • Multifunktions-Lederlenkrad 4-Speichen-Design m. Schaltfunktion 555,00 Euro (+)
  • Dekoreinlagen Birkemaserholz Grau 20,00 Euro (--)
  • Innenspiegel, automatisch abblendend 145,00 Euro (++)
  • ProLine Style 1.250,00 Euro (++)
    bestehend aus:
    - Radioanlage concert mit Lautsprecher (aktiv)
    - Mittelarmlehne vorn
    - Sitzheizung für die Vordersitze
    - Acoustic Parking System
    - Metallic- oder Perleffektlackierung
  • ProLine Ambition 1.450,00 Euro (++)
    bestehend aus:
    - Sportfahrwerk
    - Xenon plus
    - Durchladeeinrichtung
    - Aluminium-Gußräder 7,5 J x 17 mit Reifen 235/45 R 17 Y
  • ProLine Business 1.450,00 Euro (++)
    bestehend aus:
    - Handyvorbereitung Dualband mit Freisprecheinrichtung
    - Navigationssystem (BNS 4.1)
    - Geschwindigkeitsregelanlage
    - elektrische Lendenwirbelstütze für die Vordersitze

Gesamtpreis ab Werk inklusive 16% MwSt. 55.845,00 Euro

Die Anschaffung

Durch die Pakete ergeben sich teilweise verringerte Aufpreise bei den Einzelausstattungen bzw. es werden nur noch die Differenzpreise zu den in den Paketen enthaltenen Ausstattungen aufgeführt. Die Pakete, die jedes für sich einen deutlichen Preisvorteil gegenüber der Einzelbestellung bedeuten, machen die Ausstattung und Aufpreisgestaltung leider etwas unübersichtlich.
Alles in allem bewegen wir uns mal wieder in einem Preisrahmen, der wohl zu 99% nur noch als Firmenfahrzeug realisierbar sein wird, Privatleute werden nicht allzu häufig umgerechnet mehr als 100.000 Mark für ein Auto der oberen Mittelklasse ausgeben.

Die Serienausstattung beim A6 verdient das Prädikat brauchbar, ob Klimaautomatik, elektrische Fensterheber rundum, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, das Nötigste ist dabei.
Um das Auto allerdings später auch wieder verkaufbar zu machen, muß man allerdings noch ein wenig tiefer in die Tasche greifen. Im Grunde unverzichtbar sind in der Klasse Metallic-Lack, Leder, ein Navigationssystem (Vorsicht bei der "kleinen" Audi-Navigation, die hat NUR in Verbindung mit dem teuersten Radio eine dynamische Routenführung per TMC und ist dann nur noch unwesentlich billiger als die "große" Navigation mit Bildschirm), die akustische Einparkhilfe und Xenonlicht. Wirklich SEHR zu empfehlen sind bei Audi auch die tatsächlich extrem guten Sportsitze, doch dazu später mehr.
Und nur der Vollständigkeit halber: einen Rußpartikelfilter, die gerade die schon etwas ältere Motorkonstruktion wirkungsvoll entgiften könnte, gibt es weder für Geld noch gute Worte. Die Franzosen machen es seit Jahren vor, für mich bleibt das Fehlen dieser einzig wirksamen Methode, einen Diesel sauber zu machen, ein Armutszeugnis deutscher Ingenieurskunst. Zu peinlich, daß dieser Satz in fast allen meiner Testberichte drin sein muß!

Sehen wir uns das Auto an!

Karosserie

Auf den ersten Blick haben wir einen typischen Vertreter der oberen Mittelklasse. Unmittelbare Mitbewerber in der Klasse sind z.B. BMW 5er Touring, Mercedes E-Klasse T-Modell und Volvo V70.
Der A6 trägt das seit Jahren typische Audi Gesicht, von Seite betrachtet fällt auf, daß der vordere Überhang recht lang ausgefallen ist. Das Heck zeigt, wieso der Audi-Werbespruch "schöne Kombis heißen Avant" klar Geltung hat, mir persönlich erscheint es viel harmonischer als das Heck der Limousine.
An der äußeren Fertigungsqualität läßt sich nichts aussetzen, auch aus der Nähe betrachtet ergibt sich ein sauberes Bild, kleine Spaltmaße und harmonische Übergänge lassen alles sehr hochwertig wirken.
Der Testwagen ist in dunkelgraumetallic lackiert, dazu gibt es eine mattschwarze Optik bei allen Zubehörteilen. Auf den ersten Blick wirkt das etwas halbstark, die meisten Käufer werden wohl den serienmäßigen Chromzierrat bevorzugen.
Unverständlich bleibt mir, daß derjenige, der das Fahrzeug bestellt hat, bei der leicht krawalligen Optik nicht konsequent war und gleich ein Sportpaket aus der S-Line dazu genommen hat, das wäre meine Empfehlung für den sportlich ambitionierten A6 Interessenten.

Der Innenraum

Schon nach dem Öffnen der Fahrertür wird deutlich, das Audi dem Anspruch der Klasse gerecht wird.
Die gewählten Materialien machen einen soliden Eindruck, auch Kleinigkeiten erscheinen sehr gut und solide ausgeführt.
Im Vergleich zu Mercedes E-Klasse T-Modell und zum neuen BMW 5er Touring ist der Audi zwar das "alte" Auto im Vergleich, im Innenraum ist dies jedoch eher Vor- denn Nachteil, dem Audi merkt man seine hohe Reife in jeder Ecke an.
Das Armaturenbrett gehorcht noch ganz einem klassischen Layout, hinter dem Vierspeichen-Multifunktionslenkrad (die Tasten steuern die Navigations-/Radioanlage) mit Schalttasten erblickt mein oft geschundenes Auge sehr klar gezeichnete Rundinstrumente, die sich wunderbar ablesen lassen.
Zentral zwischen den Instrumenten sitzt ein kleines Display, das über Daten des Bordcomputers informiert, dort wird aber auch die Pfeilsymbolik der Navigation eingeblendet, eine sehr gut gemachte Kleinigkeit.

Abgesehen von der Betätigungseinheit der Klimaautomatik, die mir erstens zu tief sitzt und die zweitens sehr kleine Displays und Tasten hat (das war bei Audi früher VIEL besser gelöst!), ist die Bedienung absolut vorbildlich.
Auch dem Laien erschließen sich alle Funktionen intuitiv, selbst die Bedienung des Navigationssystems gelingt ohne Studium der Bedienungsanleitung.

Platzverhältnisse

Im Innenraum merkt man den Klassenunterschied zum A4. Auf den Sitzen wird doch einiges mehr an "Luft" geboten, gerade auf der Rücksitzbank ist ein sehr deutlicher Unterschied feststellbar, die Beinfreiheit auch hinten ist wirklich üppig. Vier Personen werden auch längere Strecken entspannt zurücklegen.
Der Kofferraum ist im Grunde zuerst einmal eine Enttäuschung, das pure Volumen bleibt sehr deutlich auch hinter kleineren Kombis zurück, mit 455 Litern ist ohne Umklappen der Rücksitzbank kaum mehr geboten als im A4. Im Vergleich zu kleineren Autos wie dem Ford Mondeo oder Mitbewerbern wie dem T-Modell von Mercedes ist es jedenfalls herzlich wenig. Da helfen auch praktische Details wie ein sehr gut gelöster Umklappmechanismus nicht wirklich weiter. Der Klassenunterschied zum A4 macht sich erst bei umgeklappter Rücksitzbank bemerkbar, dann stehen 1.590 Liter zur Verfügung, doch deutlich mehr als die 1.125 Liter beim A4.

Die Sitze

Wie bei mir gewohnt, wollte ich einen Diesel mit Automatik und besonders wichtig, mit Sportsitzen.
Hier im A6 eine sehr gute Wahl. Die Sportsitze haben zwar nicht die Qualität wie im A8, sind aber absolut betrachtet fast frei jeder Kritik. Sie geben Halt, besitzen einen sehr großen Verstellbereich. Mir fehlt lediglich die von BMW geschätzte Möglichkeit, die Oberschenkelauflage zu verstellen.
Und Menschen, die lieber weich sitzen, werden sich auch nicht wohlfühlen, die Audi Polsterung ist sehr straff. Aber gerade das sorgt für eine sehr gute Unterstützung auch auf langen Strecken, selbst mir, der mir zwei Bandscheiben fehlen, fällt auch nach 800km am Stück das Urteil nicht schwer, die Sitze bekommen eine gute 2+.
Hinten sitzt es nicht ganz so gut aus, die Bank ist nicht sehr stark konturiert, für Kombi-Verhältnisse aber trotzdem sehr brauchbar gemacht, es ist keine Strafe, hinten Platz zu nehmen.

Material - Verarbeitungsqualität - Haptik

Hier schlägt die große Stunde des "alten" Modells. Im Umfeld der direkten Mitbewerber hinterläßt der A6 klar den besten Eindruck, an keiner Stelle wirkt hier irgendetwas billig oder schlecht verarbeitet.
Die verwendeten Kunststoffe fühlen sich gut an, die Schalter rasten satt, an keiner Stelle ergibt sich das Gefühl, zuviel Geld ausgegeben zu haben.
Die verwendeten Naturmaterialien setzen den Eindruck hoher Qualität fort, Leute, die Holz im Auto mögen haben bei Audi eine breite Auswahl, das im Testwagen verbaute dunkle Birkenmaserholz wirkt edel. Einen sehr angenehmen und natürlichen Eindruck macht auch das makellos verarbeitete Leder, ich mag zwar eigentlich nicht besonders gerne schwarzes Leder (wegen der Aufheizung in der Sonne), Audi wählt allerdings eine Ledersorte, die sich sehr angenehm anfaßt
und auch gut riecht, kein Vergleich zum billigen Eindruck, den das Leder in der Mercedes E-Klasse hinterläßt.
Im Testfahrzeug ist Leder einer "günstigen" Preisklasse, ich kenne die hochwertigen Sorten auch, diese sind jedoch unverhältnismäßig teuer.

Die Technik

Der Motor

Im A6 kommt noch ein relativ alter V6 Diesel zum Einsatz, im Testwagen mit 2.5 Litern Hubraum und 180 PS. Der Motorblock besteht noch aus Grauguß, dafür weißt der Zylinderkopf mit 4-Ventil-Technik moderne Baumerkmale auf. Der Turbolader ist auch auf dem Stand der Technik und verfügt über eine variable Geometrie der Laderschaufeln. Ergebnis ist zumindest auf dem Papier ein Drehmoment von 370 Nm, das von 1.500-2.500 U/min konstant sein soll. Wieso nur auf dem Papier, dazu später mehr beim Fahren.

Der Antriebsstrang

Angeflanscht an den Motor finden wir eine altbewährte 5-Stufen-Wandlerautomatik, das innovative Multitronicgetriebe bietet Audi in dieser Drehmomentklasse nicht mehr an.
Bedient wird die Automatik über einen konventionellen Wählhebel in der Mittelkonsole, dieser verfügt über eine zweite Schaltgasse, im dann aktiven Tiptronic-Modus lassen sich die Fahrstufen durch einfaches Antippen des Hebels nach vorn oder hinten wechseln. Im Testwagen kommt noch die Bedienmöglichkeit über Tasten in den Lenkradspeichen dazu.
Dem Namen "Quattro" gehorchend wird die Kraft auf alle vier Räder übertragen, manuell schaltbare Sperren wie früher bei Audi gewohnt, gibt es nicht mehr, diese Funktion übernehmen heute die Radbremsen, die per Elektronik-Steuerung im Zweifel einzelne Räder einbremsen.

Das Fahrwerk

Vorn findet sich eine McPherson Radaufhängung, die mit Dreieckslenker unten einem lange Jahre bewährten Standard gehorcht; bei den Mitbewerbern wird zwischenzeitlich allerdings deutlich mehr Aufwand getrieben.
Hinten kommt eine ebenso altbewährte Schräglenkerkonstruktion zum Einsatz, beim den Fahrwerkskomponenten merkt man dem A6 sein Alter am deutlichsten an, hier sind zwischenzeitlich (auch beim moderneren A4) meist aufwendige Mehrlenkerkonstruktionen bei den Mitbewerbern verbaut.
Die Bremsen mit vorne innenbelüfteten Scheiben, hinten Vollscheiben sind jedoch noch up-to-date, ABS und ESP sind obligatorisch.

Und wie fährt er sich?

Zündschlüssel gedreht und leicht zusammengezuckt.
Vorne dieselt es im kalten Zustand doch extrem, das ist man heute einfach nicht mehr gewöhnt. Kalt nimmt der Motor auf den ersten Metern auch nur unwillig Befehle des Gasfußes entgegen.
Einmal warmgefahren wird der Ton zwar verbindlicher, vom Antriebskomfort, wie ihn ein BMW Reihensechser-Diesel mit CommonRail Einspritzung bietet, bleibt der Audi aber meilenweit entfernt.
Absolut gewöhnungsbedürftig ist auch die Charakteristik des Motors.
Hat man auf dem Papier ein regelrechtes Drehmomentplateau, bleibt davon beim Fahren nichts über.
Unter 1.800 U/min ist der Diesel absolut schlapp, bei 2.000 U/min gibt es dafür dann einen gewaltigen Tritt ins Kreuz. Der pflaumenweiche Wandler der Automatik kaschiert zwar ein wenig dieses Verhalten (die Festbremsdrehzahl fällt mit dem Drehmomentmaximum zusammen), aber von Antriebsharmonie ist das ganze weit weit weg.
Das nutzbare Drehzahlband des Motors ist extrem begrenzt, im Grunde ist nur zwischen 2.000 und 4.000 U/min eine Fahrbarkeit gegeben, eine sechste Fahrstufe der Automatik wird schmerzlich vermißt. Dazu verhaspelt sich die Automatik öfter mal, dann gibt es deutliche Schaltrucke. Sehr unharmonisch.
Nun gut, sehen wir uns den Alltag an. Für große als Fronttriebler konzipierte Autos typisch, hat man einen recht großen Wendekreis, 12m dürften es sein.

Ohne Einparkhilfe macht einem die Größe und schlechte Übersichtlichkeit der Karosserie sicher das Leben schwer, dank Einparkhilfe vorn und hinten läßt sich der A6 Avant aber doch noch sauber auf engem Raum bewegen.
Im Stadtverkehr ergibt sich ob der Motorcharakteristik ein unharmonisches Fahren... entweder rollt man träge von der Ampel an oder schießt bei entsprechender Drehzahl mit viel zuviel Druck los, einzig die manuelle Schaltmöglichkeit mit Blockierung einer der unteren Fahrstufen rettet einem das Auto halbwegs, ohne das Mitfahrer der Vermutung anheim fallen, das Wesen auf dem Fahrersitz habe seine Fahrerlaubnis einem Versandhauskatalog zu verdanken.
Auf der Landstraße fühlt sich das ganze nicht viel besser an, auch hier herrscht entweder üppiger Druck, wenn die Drehzahlmessernadel einmal über 2.000U/min steht... oder eben absolute Schlaffheit darunter. Von den Autos, die ich in den letzten Jahren mit Automatik bewegt habe, war der A6 Avant jedenfalls derjenige, bei dem ich den manuellen Eingriff in die Automatik auch wirklich dauernd nutzen mußte.
Auf der Autobahn verwöhnt der A6 dann aber. Wie an der Schnur geradeaus gezogen, unempfindlich gegen Seitenwind und Spurrillen, zieht er seine Bahn. Mein Wohlfühltempo stellt sich bei Tacho 200 ein, da hat man noch ein bißchen Reserve und ist trotzdem schon ganz gut unterwegs.

Straßenlage

Der A6 Avant kämpft mit einem schweren Motor, der noch vor der Vorderachse montiert ist. Ergebnis dieser Kopflastigkeit ist ein trotz Allradantrieb stark untersteuerndes Fahrverhalten, im Falle des Testwagens noch durch die montierte Conti-Bereifung verstärkt.
Das Auto schiebt im Grenzbereich recht gnadenlos über die Vorderräder, das serienmäßige ESP bemüht sich allerdings sehr früh, dem wilden Treiben Einhalt zu gebieten.
Das hier verbaute Sportfahrwerk verhindert zwar aufschaukeln in Wechselkurven und sorgt ganz allgemein für ein Gefühl guter Beherrschbarkeit, aber auch so abgestimmt wird aus dem A6 kein Sportwagen, das Handling ist dazu einfach zu träge.
Versöhnlicher stimmt da die Lenkung, sauberes Lenkgefühl, gute Rückmeldung. Nicht ein Präzisionswerkzeug wie bei BMW, aber doch sehr ordentlich gemacht.

Bremsen

Sehr guter Druckpunkt, straffes Pedalgefühl, gute Dosierbarkeit; lediglich sehr engagiert über Seealpenpässe getrieben stößt die Bremse an ihre Leistungsgrenze, erweckt aber doch großes Vertrauen.

Fahrleistungen

Audi gibt 9.7s für den Standardsprint von 0 auf 100km/h an, ein glaubhafter Wert. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 217 km/h angegeben, auf dem Tacho ist bei etwa 225 das Ende der Fahnenstange erreicht.
Durch die unharmonische Motorcharakteristik wird beim Kapitel Elastizität aber viel verspielt, souverän wirkt der Audi im Grunde nur dann, wenn man sehr oft manuell ins Schaltgeschehen eingreift.
Die Mitbewerber schaffen es jedenfalls, einen deutlichen Vorsprung rauszufahren, einem engagiert, aber nicht voll, gefahrenen 530d Touring E39 kann der A6 als 2.5 TDI jedenfalls nur unter Aufbietung aller manuellen Schalttricks über eine Landstraßenpassage folgen.

Komfort

Würde das Sportfahrwerk nicht ab und zu zu unziemlicher Härte tendieren und hätte der Motor so etwas wie Laufkultur, herrschte in diesem Kapitel eitel Sonnenschein.
Von absoluter Fahrwerkshärte wie beim S-Line Sportfahrwerk (das macht die Marke der Zigarettenkippe, die man überrollt hat, noch deutlich spürbar) bleiben die Passagiere zwar verschont, aber gerade bei langsamen Geschwindigkeiten bewegt sich der A6 Avant doch sehr steifbeinig. Zwar gibt es keine Fahrwerksgeräusche, aber Kanaldeckel und ähnliche Unbilden werden recht ungefiltert an die Insassen weitergereicht. Der Komfortverlust im Vergleich zum Serienfahrwerk läßt sich aber verschmerzen, zeigt der Tacho mehr als 60 km/h, ergibt sich eine angenehme Abstimmung. Lediglich Passagiere auf der
Rücksitzbank bekommen auch kurze Stöße (z.b. Brückenfugen) auf der Autobahn deutlich weitergereicht, es gibt allerdings keinerlei Nachschwingneigung, die schlägt den Leuten eher auf den Magen als ab und zu ein trockener Stoß.
Abgesehen vom Geräusch vibriert der Motor auch noch nicht zu knapp, alles im allem nicht mehr klassengerecht.
Die absolute Lautheit im Innenraum gibt dagegen keinen Anlaß zur Klage, Abroll- und Windgeräusche glänzen auch bei hohem Tempo weitgehend durch Abwesenheit, für lange Strecken wird eine ruhige Atmosphäre geboten, ab 120 km/h treten auch die kernigen Äußerungen des V6 TDI in den Hintergrund.
Positives gibt es auch über die Klimatisierung zu berichten, die eingestellte Temperatur wird zuverlässig gehalten, selbst die Sitzheizung erfreut durch schnelles Ansprechen und gute Dosierbarkeit. Dem Klassenstandard gehorchend lassen sich für Fahrer und Beifahrer getrennt die Temperaturen vorwählen, so daß auch Menschen mit unterschiedlichem Temperaturempfinden jeder für sich ein Wohlfühlklima schaffen können.

Licht & Sicht

Der A6 im hier vorgestellten Modell muß noch ohne Goodies wie Abbiegelicht auskommen. Dennoch ist das ein Kapitel, in dem der Audi voll überzeugen kann.
Das Abblendlicht ist sehr gut abgestimmt, sehr homogen ausgeleuchtet mit deutlicher Betonung des rechten Fahrbahnrands und mit extrem wenig Streulicht versehen (Streulich=Licht, das nach oben strahlt, im Nebel z.B. sehr lästig, lediglich nützlich bei unbeleuchteten über der Autobahn montierten Schildertafeln).
Das Fernlicht ist auch in Xenon-Technik ausgeführt, die Reichweite und Richtwirkung ist hervorragend.
Selbst die sonst oft vernachlässigten Nebelscheinwerfer überzeugen, durch die tiefe Montageposition wird Nebel meist unterleuchtet und schafft einem so einen deutlichen Lichtkorridor mit klarer Erkennung der Fahrbahnbegrenzungen.
Auch die Scheibenwischer in konventioneller Technik halten das hohe Niveau, Sprühregen wird auch bei deutlich mehr als 200 km/h noch ohne Probleme erfaßt und streifenfrei entfernt.

Die Kosten

Bedingt durch aufwendige Allradtechnik ergibt sich ein Leergewicht von 1.765kg, rechnet man die üppige (und teilweise schwere, wie z.B. elektrische Sitzverstellung, Schiebedach usw.) Sonderausstattung des Testwagens hinzu, dürften eher 1.900kg Leergewicht bewegt werden.
Zusammen mit dem hohen Wandlerschlupf des Automatikgetriebes ergibt sich dadurch ein vergleichsweise hoher Verbrauch. Ruhig mit maximal Tacho 150 durch Frankreich gerollt braucht der A6 rund 7.5 Liter, im Stadtverkehr schnellt der Verbrauch sehr leicht auf über 13l/100km, nächtliche Vollgasetappen auf der Autobahn lassen gut 14l/100km Diesel durch die PumpeDüse Elemente fließen. Über alle Kilometer gemittelt komme ich auf einen Testverbrauch von 11.5l/100km, mit dem 70 Liter Tank ergeben sich damit durchschnittliche Reichweiten von rund 600km, nicht gerade üppig für einen Reisewagen dieses Formats.
Nur so zum Vergleich: in den 90ziger Jahren habe ich zwei der Vorgänger mit Fünfzylinderdiesel besessen, beide auch Automatik, allerdings Fronttriebler, die 115 PS Variante brauchte selten mehr als 8.5l, die 140 PS Version war auch scharf gefahren nicht zu viel mehr als 9 Liter Diesel auf 100km zu überreden.

Fortschritt? Hm.
Auch die sonstigen Kosten bewegen sich nicht gerade auf Kleinwagenniveau. Die Versicherungseinstufungen machen mit Typklasse 20 für die Haftpflicht, Teilkasko alt/neu 40/32 Vollkasko alt/neu 27/29 sehr deutlich, das der A6 Avant als 2.5 TDI Quattro nicht immer sehr dezent bewegt wird und auch bei Dieben ein beliebtes Auto ist. Ohne Rußpartikelfilter bleibt es auch bei Euro 3 Einstufung bei der Steuer, daraus resultieren dann 386 Euro jährlich.
Der Wertverlust beim A6 Avant wird deutlich spürbar sein, gerade die besser motorisierten Varianten verlieren recht schnell an Wert; daß in 2005 der Nachfolger erwartet wird, wird den Verlust noch vergrößern.
Dafür halten sich die Werkstattkosten im Rahmen, eine kleine Inspektion stellt der Audi Händler im Schnitt mit rund 150 Euro in Rechnung, die große wird meist rund 320 Euro kosten.
Quattrotypisch niedrig fällt der Reifenverschleiß aus, lediglich wildes Heizen in Autobahnabfahrten wird ob des hohen Gewichts auf der Vorderachse den vorderen linken Reifen früher morden (mea maxima culpa!).
Zusammengerechnet kann man das Auto im Unterhalt sicher nicht als günstig bezeichnen, allerdings kommen die Mitbewerber auch nicht auf deutlich geringere Kosten.

Mängel am Testwagen

Das Fahrzeug war mit dem heute normal ab Werk lieferbaren Navigationssystem Plus in der Vorserienvariante ausgestattet (der Grund, weswegen wir das Auto hatten), da gab es natürlich die ein oder andere Unstimmigkeit, heute, im Serieneinsatz, ist das System allerdings ausgereift und eine 100% Empfehlung wert.

Ansonsten absolut keine besonderen Vorkommnisse, alles bestens.

Mein Fazit

Wem soll man das Fahrzeug empfehlen?

Spontan fällt mir der Besitzer eines bis 2.100kg schweren Anhängers ein (Auflastung geht auch noch), der wird dank Allradantrieb mit dem Auto wirklich glücklich werden.
Für Menschen, denen Qualität wichtiger ist als die letzte technische Innovation, kann ich den A6 Avant in der jetzigen "alten" Bauform auch nur sehr empfehlen.
Leute, denen Nutzwert bei einem Kombi über alles geht, die sollten sich nach etwas anderem umsehen, der A6 Avant ist mehr schön denn wirklich Lastesel.

Und die Sterne?

Gehen wir von fünf aus.

Einen verliert er sofort wegen seines Triebstrangs. Unkultiviert, unharmonisch, hilflose Automatik, zu hoher Verbrauch.
Einen würde ich auch noch abziehen, weil das Fahrverhalten mir viel zu sehr auf Untersteuern ausgelegt ist. Andererseits fährt sich das Auto buchstäblich narrensicher, die typische Zielgruppe ist sicher nicht auf Rundenrekorde aus, also lassen wir den Stern stehen.

Es bleibt also bei vier Sternen.



Und wie immer an dieser Stelle sind mir Kommentare, Kritik und Wünsche, was Ihr im Bericht vermißt, sehr willkommen!

Den kompletten Bericht inklusive Bilder und technischen Daten gibt es auf meiner privaten Page: http://www.autotestnet.de/audi_a6_ava_2_5_tdi.php

50 Bewertungen, 2 Kommentare

  • plötzlichpapa

    18.05.2005, 11:44 Uhr von plötzlichpapa
    Bewertung: sehr hilfreich

    der Wagen (zumindest neu) zu teuer. Wenn ich mir vorstelle, dass ich mir für das Geld eine kleine Wohnung kaufen könnte und die vermieten könnte...

  • musca

    20.04.2005, 20:56 Uhr von musca
    Bewertung: sehr hilfreich

    wieder einmal ein TOP-Bericht deinerseits. Doch ich persönlich finde A6 Avant irgendwie zu bullig! Schöne Grüße sascha!