Aufbesserung des Taschengeldes - Tipps & Tricks Testbericht

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Erfahrungsbericht von wuddel2

von der FH zur VHS

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Halli hallo,

eigentlich paßt die Kategorie nicht so ganz, denn hier geht es nicht mehr nur um ein Taschengeld, sondern um das Bestreiten des kompletten Lebensunterhalts, aber auch andere haben diese Kategorie schon für ähnliches genutzt und so wollte ich nicht extra etwas Neues aus dem Boden stampfen.
Soviel vorweg, jetzt zur eigentlichen Story:

*** *** ***

Dieses Jahr im Januar war es soweit.
Der Anspruch auf BäfoG war erloschen (Förderungshöchstdauer überschritten), das Studium aber noch nicht beendet.
Supi, da ich die letzten dreieinhalb Jahre von BaföG gelebt hatte, das Studium aber wie auch weitere 90% meines Semesters noch nicht fertig hatte, stand ich jetzt vor der Situation, von 0,00€ im Monat leben zu müssen.

Größere Rücklagen hatte ich keine, sonst hätte ich ja auch keinen BaföG-Anspruch gehabt. Und die Auszahlung der 2100,-€ aus dem Aktienfond, in den ich während meiner Lehr- und Gesellenzeit meine vermögenswirksamen Leistungen eingezahlt hatte, reichte gerade aus, um beim Onlinebanking den Kontostand mal wieder in schwarzen Zahlen angezeigt zu bekommen.
Diese hatten allerdings nur drei Ziffern vor dem Komma.
1000,-DM im Monat reichten nun einmal nicht und letztes Jahr war auf Grund intensiver Prüfungsvorbereitungen auch der sonst so lukrative Job während der Semesterferien weggefallen.

Jetzt hatte ich also stolze 400,-€ Kontoguthaben, monatliche Mietausgaben von 270€ und Krankenkassenkosten von 54€.
(Ab einem Alter von 25 Jahren ist man als Student nicht mehr familienversichert. Jungs die Zivi oder BW-Dienst geleistet haben und alle die z.B. ein freiwilliges ökologisches oder soziales Jahr geleistet haben, bekommen einen Aufschub um die entsprechende Zeit.)
Dann sind da ja auch noch die Semestergebühren, das Auto, auf das ich leider angewiesen bin (hier gibt es \"kaum\" öffentlichen Nahverkehr), und die private Haftpflichtversicherung, die ich als Student zwecks Laborarbeit haben muß, war auch mal wieder fällig.
War da noch was? Ach ja, ich glaube, das nennt sich Lebensunterhalt.

Kurzum, an dem Anblick der schwarzen Zahlen konnte ich mich nicht lange erfreuen.

Eine Anfrage beim Sozialamt ergab, daß ich auf Grund der zu \"hohen\" Einnahmen meines Freundes (wir leben in einer \"Lebensgemeinschaft\" und er ist momentan _arbeitslos!!!_ ) keine Ansprüche auf Leistungen hätte.
Nicht einmal Wohngeld würde ich bekommen, obwohl ich doch alle anderen Anforderungen wie z.B. Wohnungsnahme vor Studienbeginn erfüllte. Der zweite Haken wäre übrigens gewesen, daß man, um Anspruch auf Förderung zu haben, ein kommunal variierendes Mindesteinkommen nachweisen muß.
Schöner Scherz!

Notfalls kann man auch einen Bildungskredit der Deutschen Ausgleichsbank in Anspruch nehmen.
passender Link: http://www.bva.bund.de/aufgaben/bildungskredit/index.html
Die \"fördern\" das Fertigstudieren.
Aber ein Kredit ist ein Kredit, den muß man auch zurückzahlen und 10.000€ Bafög-Schulden habe ich schon.

Arbeiten möchte ich ja, aber studieren auch.
Da sind in meiner Region passende Jobs spärlich gesät.
Industriearbeit für Frauen Fehlanzeige (schon häufiger bei einer Anfrage gehört: \"Ja können Sie denn überhaupt tippen?\" *grumpfel*) und in meinem Lehrbetrieb (7-Mann Handwerksbetrieb) mangelt es zwar eigentlich nicht an Arbeit, dafür allerdings an der passenden Organisation, also auch Fehlanzeige.

Dann kam es wie es kommen mußte, wenn man gerade kurz vor der absoluten Verzweifelung steht.

Mein Schwager bekam eine Festanstellung für einen Vollzeitkurs bei der Volkshochschule, bei der er schon vorher doziert hatte. Da diese Anstellung recht kurzfristig kam, hatte er schon Kurse für das folgende Semester angenommen, die er jetzt dringend \"loswerden\" mußte.
\"Du Wuddel, du kennst dich doch auch etwas mit Computern aus, willst du das nicht machen?\"
Wer, wie, wo, was? Ich Kurse geben, vor Leuten sprechen, Ahnung haben?
\"Ja klar, kann ich ja mal versuchen.\" :-)

Gesagt, getan, also ab zum von Schwager vermittelten Bewerbungsgespräch und ohne Beweis irgendwelcher Fähigkeiten sofort eingestellt.
Ich habe zwar wenigstens den ECDL (Europäischer Computer-Führerschein), aber das wollte der Typ nicht mal wissen. \"Sie können vormittags dozieren, sie sind Student? Ja dann kennen Sie sich ja aus. Ich gebe ihnen dann zwei Seniorenkurse vormittags.\"

Aahhhh, was geschieht mir?

Erst mal nach Hause fahren und Sekt trinken.
Warum Sekt? Die Aussage des \"Einstellers\" ging folgendermaßen weiter:
\"Bei mir erhalten alle das gleiche. 20,50€ je Unterrichtseinheit à 45 Minuten. Jeder Kurs hat 24 UE verteilt auf 12 Termine. Fahrtgeld erhalten sie extra.\"

Zwei Kurse à 24UE macht 984€ zuzüglich Fahrtgeld, da ist eine Flasche Söhnlein ausnahmsweise schon mal drin.
Das ganze ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber immerhin ein Tropfen.

Dann stand der erste Termin an: \"Excel-Grundlagen für Senioren\".
Ich hatte mich mit Hilfe der von der VHS kostenlos gestellten Unterlagen vorbereitet, war aber trotzdem nervös.

Was soll ich sagen, als der erste Unterricht zuende war fuhr ich nach Hause und hatte dabei das dickste Grinsen seit langem im Gesicht. Alles war gut gelaufen, \"meine\" Senioren \"liebten\" mich und schon in der ersten Stunde waren Lernfortschritte zu erkennen. Der gesamte Kurs verlief reibungslos und auch beim Kurs \"Internet für Senioren\" erhielt ich ähnliche Resonanz.
Ein Zwischengespräch mit dem Zuständigen des Fachbereichs ergab, daß er mir für das nächste Semester vier Kurse zuteilen wolle. Diese wollte er so legen, das ich einen Vormittag pro Woche unterrichten müßte, also zwei Kurse am Vormittag, und die beiden anderen Kurse dann im Anschluß.
In Folge dieser Aussage wurde übrigens noch eine Flasche Söhnlein geköpft.

Dann kam der Tag, an dem ich erstmals nach den Sommerferien wieder dozierte (der Internet-Kurs konnte auf Grund diverser terminlicher Schwierigkeiten nicht vor den Ferien abgeschlossen werden).
Bei meiner Ankunft in der VHS sah ich die neuen Programmhefte ausliegen.
Über eines der Exemplare gebeugt saß einer \"meiner\" Senioren.
Leicht irritiert, da ich dachte, die Hefte würden erst Ende September herausgegeben, und ob der Tatsache, daß ich noch keinen neuen Lehrauftrag zugeschickt bekommen hatte, begrüßte ich meinen Schüler.
\"Frau Meier, schön daß sie jetzt schon da sind. Ich suche nach Ihren Kursen, kann sie aber leider nicht finden.\"
\"Äähhh, ich kenne das neue Programm auch noch nicht, ich werde mal ein Exemplar mitnehmen und es studieren.\"
Schon wieder gesagt, getan.
Die Zeit bis zum Beginn des Kurses nutzte ich, um im Heft nach meinen neuen Kursen zu suchen, es kam mir ja schon komisch vor, daß ich noch nicht benachrichtigt worden war.

Kein Eintrag.
Die hinzugezogene Internetrecherche auf der VHS-Seite ergab selbiges.
Komisch.
Aber erst war jetzt der Kurs dran.
\"Grundlagen zu E-Mail und Outlook-Express\" Sehr schönes Thema. Wenn man es passend anstellt, verstehen die Senioren sogar, warum man ab und an über Microsoft(tm) herzieht. :-)

Nach Ende des Kurses bin ich dann gleich in die Verwaltung gestürmt.
Und siehe da, mein Ansprechpartner war tatsächlich anwesend (die letzten fünf mal war es nicht so gewesen, Telefon njiet und O-Ton: \"Oh ja, sie haben recht, wir sollten unser E-Mail-Konto vielleicht wirklich häufiger mal checken.\" *grumpfel2*
Ich habe mich dann brav auf den von ihm angewiesenen Stuhl gesetzt und gewartet, bis er sein Telefongespräch beendet hatte.

Anschließend folgte dieses Gespräch:
Er: \"Ach Frau Meier, schön daß ich sie mal wieder treffe.\"
(Sternchen stehen für \"in Gedanken\")
Ich: *an mir lag´s nicht!*
E:\" Sie stehen ja schon seit 6 Wochen ganz oben auf meiner Telefonliste.\"
I: *schön, und was mache ich da so?*
E: \"Sie sind bestimmt wegen des neuen Programms hier.\"
I: *Yes, Sir!* \"Ja, da haben Sie recht.\"
E: \"Dann haben sie ja bestimmt auch schon bemerkt, daß ich sie nicht wieder eingeteilt habe.\"
I: \"Also habe ich mich doch nicht nur übersehen?\"
E: \"Nein, also wissen sie,...
I: *Nein*
E: \"...daß ist so. Bei mir hat sich eine ehemalige Mitarbeiterin gemeldet, die wieder anfangen möchte.\"
I: *Schön für sie.*
E: \"Sie kommt hier aus dem Ort und hat jetzt ihre Babypause beendet.\"
I: *Aha, schön daß ich das jetzt erfahre.*
E:\" Wir haben von ganz oben die Anweisung bekommen, Leute, die weniger Kilometergeld kosten zu bevorzugen.\"
I: *Glaub ich nicht... zeigen... aahhh nein, ich bin ja doch zu feige, danach zu fragen.*
E: \"Dementsprechend habe ich also diese Frau eingesetzt.\"
I: \"Sie hatten mir aber doch vier Kurse zugesagt.\"
E: \"Ja, aber sie wissen doch wie das ist, mit den Anweisungen.\"
I: *nööö, aber immer noch zu feige zu fragen.*
E: \"Falls ich natürlich Not am Mann haben sollte, stehen sie ganz oben auf meiner Liste.\"
I: *soweit oben wie auf der Telefonliste?*

Das Gespräch dauerte noch ein Weilchen, mit dem Ergebnis, daß ich erst einmal keine neuen Kurse bekomme und mit dem netten Tipp, ich könne mich doch auch noch bei anderen VHS bewerben.
Danke fein, die hatten Ihre Programme da auch schon fertig, hätte ich das ganze schon sechs Wochen vorher gewußt (da stand ich ja schon oben auf der Telefonliste), hätte ich wahrscheinlich bessere Chancen gehabt.


******************************

Fazit

Arbeiten bei einer VHS ist eigentlich sehr nett.
Gerade Seniorenkurse bringen enorm positive Resonanz.
Im EDV-Bereich scheint alleine der Studentenstatus schon als Einstellungskriterium auszureichen.
Und einen Vormittag vorlesungs- und seminarfrei sollte man ja wohl irgendwie hinbekommen ;-).

Unterrichten als Honorarkraft gilt als freiberufliche Tätigkeit.
Es reicht also eine Meldung beim Finanzamt, eine Gewerbeanmeldung ist nicht notwendig.

Der Studentenstatus bei der Krankenversicherung bleibt gewährleistet, solange man ein bestimmtes Stundenpensum nicht überschreitet (nagelt mich jetzt nicht auf Zahlen fest, irgend etwas zwischen 14 und 20 Stunden/Woche, fragt besser mal bei Eurer Kasse nach).

Außerdem _dürfen_ VHS nicht mal Mehrwertsteuer ausweisen, da Ihr die Einkommensgrenze zur MWSt-_Pflicht_ wohl kaum überschreiten dürftet, müßt Ihr Euch auch damit nicht plagen (passender Ansprechpartner für dieses Thema ist Euer Finanzamt, und keine Angst, die sind gar nicht so schlimm, wie man sich das immer vorstellt).

Gerade im EDV-Bereich sind Lehrkräfte sehr gesucht, und so hoch sind die Anforderungen gar nicht, in meinem Excel-Kurs konnten die Jungs nach dem zweiten Termin + - * / , und damit hatte ich das Kursziel für diesen Zeitpunkt schon übererfüllt.

20.50€ je 3/4 Stunde (mein Erfahrungswert) sind für einen ausschließlich Selbständigen zwar eindeutig zu wenig, aber für einen günstig versicherten Studenten (der wohl kaum Einkommenssteuer zahlen muß, sich aber bezüglich der Rentenversicherung durchaus mal mit seiner Krankenkasse in Verbindung setzen sollte) schon ein fairer Kurs.

Verlaßt Euch allerdings nicht zu sehr auf die Auskünfte Eurer Auftraggeber.
Laut Aussage meines Schwagers (der schon für sieben VHS gearbeitet hat) sind alle Volkshochschulen sehr chaotisch und außerdem verwaltungslastig organisiert.
Einen Versuch wäre es trotzdem allemal wert.

Auf meinem Konto grüßen mich immer noch die roten Zahlen, aber bei einem Blick in das VHS-Programm meiner Stadt habe ich festgestellt, daß fast alle EDV-Kurse n.N. angeboten wurden (keine Ahnung, was der Ausdruck genau meint, bedeutet aber so viel wie: Wir haben zwar noch keinen Dozenten, bieten den Kurs aber trotzdem mal an).
Meine Bewerbung dorthin habe ich schon vor Wochen losgeschickt, leider ohne jegliche Reaktion. So wie ich die Organisation von VHS inzwischen einschätze kann ich mir aber durchaus vorstellen, daß ich im nächsten Programm plötzlich als Dozent drinstehe und eine Woche vor Beginn des Kurses informiert werde, so ist es meinem Schwager schon häufiger geschehen.

Ich gebe also die Hoffnung nicht auf!

wuddel2