Aufbesserung des Taschengeldes - Tipps & Tricks Testbericht

Einfacher kann man eigentlich gar nicht zu Geld kommen: Wer es sich zutraut, sonntags etwas früher als „normale Menschen\" aufzustehen, wird dafür relativ reich belohnt. Morgens Zeitungen verkaufen rentiert sich, man mag es kaum glauben.

Seit ziemlich genau zwei Jahren jobbe ich nebenbei für den Axel-Springer-Verlag in Hamburg.
Aufmerksam geworden auf diesen Job bin ich durch eine Anzeige in der \"normalen\" täglichen Bild-Zeitung. Nachdem ein Anruf nicht den gewünschten Erfolg brachte, versuchte ich es mit einer schriftlichen Bewerbung. Kurze Zeit später erhielt ich einen Anruf von einem netten Herrn. Wie sich herausstellte, war er Vertriebsstellenleiter. Wir vereinbarten einen Besuchstermin seinerseits für 16 Uhr an einem Wochentag (ich ging damals noch zur Schule). In einem netten und ausführlichen Gespräch wurden mir alle Einzelheiten erklärt und Fragen kompetent beantwortet. Nach ca. 1 Stunde wurde mir das nötige Equipment ausgehändigt, sprich Werbematerial, Preislisten, Händlervertrag, Geldtasche, Jacke, Cappy, Rucksack und Satteltaschen.
Schon am nächsten Sonntag war es dann soweit:
Zuerst begann ich als Propagandist, d.h., ich war für die Werbung von Neulesern zuständig. Klingeln, warten, falls irgendwas passierte: „Guten Morgen, haben Sie Interesse an der Bild am Sonntag / Welt am Sonntag / Euro?\" Das Nein war die obligatorische Antwort. Das lag mir ehrlich gesagt gar nicht, was wohl u.a. an dem mickrigen Erfolg lag.

Seit Juni 1999 bin ich ganz „normaler\" Sonntagshändler. Ich habe ca. 20 Barzahler, alle jenseits von Gut und Böse (zwischen 70 und 90 Jahren alt), teilweise unfreundlich, teilweise nett, gepflegt und manche sogar schlagfertig. Denn auch reden kann man mit manchen Lesern sehr gut. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist das nicht einmal mehr aus Scheißfreundlichkeit, sondern ernst gemeint. Aber das ist wohl eher subjektiv, da brach wohl meine Zivi-in-spe-Seele durch, sorry. Aber nett zu sein, sollte schon leichtfallen.

Kommen wir zur Bezahlung: Ich würde sagen, daß bei ca. 90 % aller Leser ein gutes Trinkgeld selbstverständlich ist. Die Abgaben müssen natürlich sein, sind aber in einem angemessenen Rahmen. Ich verdiene jeden Sonntag zwischen 20 und 50 € netto. Das ganze bei einer Tourzeit von ca. zweieinhalb Stunden. Um 6 Uhr stehe ich auf, um die Zeitungen holen zu können. Um 7:30 Uhr beginne ich meine Tour, manchmal schon etwas früher. (Komfortabel haben es die Lieferanten an Verlagszahler: Sie müssen die Zeitung nur hinlegen oder in den Briefkasten stopfen, haben dafür allerdings weniger Aussicht auf Trinkgeld.) Um spätestens 10 Uhr bin ich fertig und kann mich noch für ein paar Stunden in die Heia packen.

Gerade zu Weihnachten oder zu Ostern boomt natürlich das Trinkgeldgeschäft. Vorletztes Jahr habe ich an einem Sonntag zur Weihnachtszeit ca. 190 (!) DM netto verdient, und es handelte sich um eine ganz normale Tour von ca. 25 Lesern!

Also los, sonntags früh aufstehen, über ein paar blöde Sprüche von den Lesern lachen, gut abkassieren und freuen. Der Samstag reicht eigentlich zum Ausschlafen...