Ausstieg aus Atomenergie Testbericht

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Erfahrungsbericht von sfutterleib

Kernkraft - Ausstieg mit Hindernissen

Pro:

kostengünstig, emissionsfrei

Kontra:

Risiko eines Super-Gau

Empfehlung:

Nein

Hy,

ich bin sauer, ja richtig sauer, weil in einem Forum die Sprache auf Kernkraftwerke ( kurz: KKW`s ) gekommen ist und mir dort wieder einmal bewusst geworden ist, wie wenig informiert die Allgemeinheit doch ist - doch spontan sind viele Menschen erstmal dagegen um Umweltbewusstsein zu demonstrieren.

Ich möchte hier keine Überzeugungsarbeit leisten, niemanden umstimmen - sondern nur eine möglichst realistische Darstellung bieten und vielleicht den ein oder anderen zum Nachdenken anregen.


Erst einmal ein paar allgemeine Fakten in Bezug auf KKW`s und Bruttostromerzeugung:

Jährlich werden rund 162 TWh Strom durch den Einsatz von Kernenergie erzeugt, dass macht einen Anteil von ca. 35% bei der Stromversorgung Deutschlands aus. Etwa 55% liegen im Braun- und Steinkohlesektor, Gas liegt bei ca. 6% und nur ein kleiner Bruchteil von 4% wird von regenerativen Energien/Techniken erzeugt.

In Deutschland sind 19 KKW`s am Netz, an 15 verschiedenen Standorten. Pro Betriebsjahr eines KKW ( 1 GW ) fallen jährlich 15 Kubikmeter hochradioaktiver Abfall an:
*25 t abgebrannter Brennstoff
*13 t Hüllenmaterial

Nach der Wiederaufbereitung verbleiben nur noch 3 Kubikmeter hochradioaktives Material ( bezogen pro KKW (1 GW ) und Betriebsjahr ). Die Wiederaufbereitung muss von den deutschen Stromversorgern finanziert werden. Die Endlagerung der Brennstäbe ist in Deutschland noch nicht vollständig gesichert, jeder wird jedoch schon mal vom Salzstock Gorleben gehört haben, der auf seine Endlagertauglichkeit hin untersucht wird/werden sollte. Aufgrund des Kernenergiekonsens ( 14.6.2000 ) wurden die Erkundungsarbeiten in Gorleben für mindestens drei Jahre ( höchstens 10 ) unterbrochen.

Der Ausstieg aus der Kernenergie ist beschlossene Sache, doch wo liegen eigentlich die Vorteile der Kernenergie ?
Nukleare Brennstoffe haben eine sehr hohe Energiedichte, eine hohe Reichweite und sind zudem sehr kostengünstig. Nicht zu vergessen sind die positiven Aspekte für die Umwelt.
Ja, ihr habt schon richtig gelesen -positive Aspekte.
Kernenergie greift die Ressourcen und Reserven unseres Landes nicht an -> trägt somit zur Verringerung des Raubbaus bei, was sicherlich auch unsere Nachkommen freuen wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Emissionsfreiheit, da die CO-2 Belastung nicht gerade zum Wohle der Umwelt beiträgt leistet die Kernenergie einen wesentlichen Anteil, damit man diesem politischen Ziel näherkommt bzw. gerecht wird.

Fossile Brennstoffe schneiden in all diesen Kriterien weitaus schlechter ab.

Volkswirtschaftliche Folgen hat der Ausstieg natürlich auch. Als erstes möchte ich mal den Verlust von Arbeitsplätzen nennen. Etwa 150.000 Menschen werden ihren Job verlieren und auch nicht so schnell wieder einen neuen Job finden.
Man prognostiziert zudem noch Mehrkosten von 45 Mrd. € ( bis zum Jahr 2030 ) und der Ersatz von 160 TWh ( in der Bruttostromerzeugung ) muss zudem gewährleistet sein.


Doch wie sieht es denn mit geeigneten Alternativen aus ? Eher schlecht, meiner Meinung nach. Die Forschung und Entwicklung im Bereich regenerativer Energien geht zwar stetig voran, doch können diese Systeme nicht mit der Kernenergie konkurrieren. Ein wesentlicher Faktor ist die mangelnde Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen. Niemand betreibt ein Unternehmen was keinen Gewinn bringt und die meisten Menschen sind nicht bereit überhöhte Preise für ihren Strom zu zahlen ( verständlicherweise ).
Der Einsatz von regenerativen Energien ist zusätzlich noch standortabhängig, in Bayern wird ein Windpark ( zum Beispiel )keinen Sinn machen, auch Solaranlagen sind nur bedingt einsetzbar. Hat man erstmal einen guten Standort ausfindig gemacht muss man sich mit einem weiteren Problem auseinandersetzen. Wie kann ich Strom aus Überkapazitäten speichern ? Leider auch noch ein Gebiet das eine Herausforderung an die Ingenieure darstellt...

Der Staat bietet Marktanreizprogramme (z.B. 1000 Dächer Programm ) und hat Gesetze verabschiedet, die eine gezielte Förderung zum Ziel haben. Jedoch muss man auch bedenken, dass jede Art der Stromerzeugung bzw. allgemeiner neuer Techniken sich mit der Zeit allein tragen muss - eine dauerhafte Subventionierung ist ein Hinweis auf mangelnde Wirtschaftlichkeit.

GuD-Kraftwerke, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, Photovoltaik, Windenergieanlagen, Solarthermie, die Brennstoffzelle... alles birgt Potential - doch wir sind einfach noch nicht in der Lage dieses auszuschöpfen.

Ich sehe Kernkraftwerke als notwendiges Übel - aller Gefahren zum Trotz. Die Gefahr eines Super-Gaus ist siherlich nicht vollständig gebannt, man kann einfach nicht jedes Risiko ausschliessen ( aber das ist in allen Lebenslagen so ) und auch die Folgen einer Endlagerung sind nicht abzusehen. Was in 10.000 Jahren auf der Erde passiert wird leider nie jemand erfahren - aber man kann auch nicht pauschal sagen, dass die ganze Umwelt verseucht wird. Es gibt auch Studien die die Lagerung in einem Salzstock als sicher beschreiben...


Was ist, wenn man mal die Energiewirtschaft genauer betrachtet ? Auch nach dem Ausstiegs Deutschlands wird in Deutschland Atomstrom verkauft werden. Der liberalisierte Markt bietet alle Möglichkeiten "schmutzigen" Atomstrom aus unseren Nachbarländern zu importieren.
Ist es nicht irgendwie scheinheilig zu sagen "Wir sind ausgestiegen und ja so toll" und gleichzeitig weiter die Vorteile des Kernenergiestroms zu geniessen ? Wer ist denn bereit für Ökostrom höhere Preise zu bezahlen ?

Realistisch betrachtet sind wir einfach noch nicht in der Lage auf umweltfreundliche Alternativen umzusteigen. Die Versorgungssicherheit und den Schutz der fossilen Energieträger sehe ich gefährdet.


Alles in allem möchte ich meinen Bericht nun abschliessen. Ich könnte sicherlich noch weiter ausschweifen, denke aber das das Thema einfach zu komplex ist um hier alles umfassend darzustellen.

Ich hoffe, ich konnte euch einige Denkanstösse geben und möchte euch bitten mir ein Feedback zu geben. Wer sich für das Thema interessiert kann von mir auch einige Links/Literaturtips zum Thema bekommen.

20 Bewertungen, 3 Kommentare

  • IggyMetal

    09.07.2002, 17:38 Uhr von IggyMetal
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr guter Bericht. Auch ich bin der Meinung, dass der Ausstieg aus der Kernenergie ein Fehler ist. Man brauch sich nur einmal die Studentenzahlen an den Universitäten ansehen, die nahezu gegen Null tendiert. Langfristig wird das dazu führen,

  • Ritzilein

    24.05.2002, 21:46 Uhr von Ritzilein
    Bewertung: sehr hilfreich

    SUPER Bericht. Ich arbeite für eine Firma, die Wasserkraftwerke in Südeuropa betreibt und weiß, dass es gar nicht so einfach ist, geeignete Standorte und Möglichkeiten zu finden. Sicherlich bin auch ich gegen "Atom" an sich,

  • anonym

    12.05.2002, 19:55 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    das kernenergie positive aspekte für die umwelt hat, ist mir bis hierher neu gewesen